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Es war ein Morgen wie viele andere auch.

Ich holte meinen Kollegen Francois an diesem Morgen wie üblich ab.

Ich war spät dran. Francois’ mahnender Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk sagte schon alles.

„Ja, ich weiß“ sagte ich.

„Was ist los? Ärger mit dem Wagen?“

„Nein, der läuft wie geschmiert.“

“Das hört man gerne.”

“Stimmt.”

“Was ist dann los?”

“Ach, egal!”

“Nun sag schon.”

“Ich sagte doch: Es ist egal.”

“Wenn jemand das sagt, meint er, dass es keineswegs egal ist, Pierre.”

“Und wenn jemand sagt, dass es nicht egal ist, meint er dann auch das Gegenteil von dem, was er gesagt hat, Francois?”

“Das kommt drauf an, Pierre.”

“Worauf kommt es denn an?”

“Jetzt weichst du aus, Pierre.”

“Nein, komm schon, dass sollten wir mal klären, Francois. Läuft es darauf hinaus, dass am Ende immer nur du zutreffend beurteilen kannst, was tatsächlich gemeint ist? Ist das so, ja?”

Francois zuckte mit den Schultern.

“Warum fragst du noch, wenn du doch die Wahrheit schon kennst, Pierre?”

“Francois, ich lass mich nicht so gerne verarschen. Auch nicht von dir.”

“Du verarschst dich gerade selber, Pierre. Du machst dir etwas vor. Und ich dachte, du willst vielleicht darüber reden.”

“Lass es, Francois.”

“Wie du willst.”

“Ich will es so.”

“Na, gut.”

Dann war erstmal Ruhe.

Zum Glück, dachte ich. Francois ist mein Dienstpartner. Und er ist außerdem wirklich ein guter Freund. Aber es kommt vor, dass er einfach zu viel quatscht und nicht versteht, dass man manchmal einfach die Klappe halten muss.

In so einem Fall muss man meinem Verständnis nach dann durch ein paar mehr oder weniger deutliche Worte nachhelfen, bis er es kapiert.

Manchmal ist er dann beleidigt.

Aber nie lange.

Das ist das Gute an Francois.

Wenn er beleidigt ist, dann nie lange.

Das Wochenende in >Le Trou< saß mir irgendwie noch in den Knochen. Warum fuhr ich überhaupt dorthin?, fragte ich mich nicht zum ersten Mal.

Aus Verpflichtung?

Vielleicht.

Jedenfalls tat ich es.

Und bekam immer wieder dasselbe zu hören. Nur die Geschichte von Emile und dem Bären und dem Gasdruckmesser - die war neu gewesen. Und neu war für mich auch, dass es unfair war, einen Bären mit einem Gasdruckmesser abzustechen, aber durchaus ehrenwert, einen Algerier mit mit einem normalen Kampfmesser aufzuschlitzen.

Ist vielleicht eine Generationenfrage.

Ich trat auf das Gaspedal, um noch die Grünphase der nächsten Ampel zu erwischen.

Aber die Sache mit meinen Eltern in >Le Trou< war nicht das Einzige, was mir in den Knochen saß.

Damit war das missglückte Wochenende für mich nämlich noch nicht zu Ende gewesen.

„Ich war gestern Abend noch in einer Snack Bar, um etwas zu essen“, berichtete ich. „Eigentlich dachte ich daran, in fünf Minuten einen Hot Dog herunterzuwürgen und mich dann in meine Wohnung zum Schlafen zurückzuziehen.“ Ich versuchte vergeblich ein Gähnen zu unterdrücken.

Ja, auch wenn manche Leute das kaum glauben können: Entgegen allen Klischees gibt es auch Franzosen, die Fast Food zu sich nehmen und Hot Dogs oder Hamburger essen. Und ich wette, neunzig Prozent dieser kulinarisch unpatriotischen Franzosen sind bei der Polizei angestellt. Der Schichtdienst und die knappe Zeit führt dazu, dass man sich so etwas angewöhnt.

Leider.

Francois hob die Augenbrauen.

„Und? Wieso hat das nicht geklappt? Wenn du bis zum Morgengrauen auf deinen Hot Dog warten musstest, würde ich da nicht mehr hingehen!“

“Ja, ja....”

“Und um ehrlich zu sein Pierre: An einem Wochenende würde ich da sowieso nicht hingehen.”

“Geschenkt, Francois.”

“Zumindest nicht an einem freien Wochenende, was es ja Gott sei Dank ab und zu noch gibt.”

„Ich bin in eine Drogenrazzia der Polizei von Marseille geraten“, sagte ich.

“Die Kollegen also...”

„Es ging um ein paar Jugendliche. Kleine Dealer, die sich ausgerechnet diese Snack Bar ausgesucht hatten, um ihre Lieferung in Empfang zu nehmen.“

„Und auf diesen Schweinehund, der halbe Kinder als Drogendealer losschickt, hatten es die Kollegen wahrscheinlich abgesehen“, vermutete Francois.

„Richtig. Walid Abdulmajid hat ein entsprechendes Vorstrafenregister und die Kollegen haben ihn wohl schon länger im Visier gehabt. Nach der Aktion gestern wird er wohl einige Jahre im Knast abbrummen müssen.“

„Gut so.“

„Aber das hat sich eben hingezogen, die Befragungen, das Protokoll und so weiter. Und diesmal war ich Zeuge, nicht untersuchender Beamter. Also konnte ich auch nichts tun, um die Sache irgendwie zu beschleunigen. Und mal ehrlich, ich hoffe, dass alle Aussagen und Beweise so wasserdicht sind, dass dieser Abdulmajid nicht durch die Maschen des Gesetzes schlüpft!“

„Na, da hast du ja richtig ein gutes Werk getan, Pierre!“

„Jedenfalls bin ich heute hundemüde.“

Ich hatte sowieso ein Schlafdefizit, weil wir in letzter Zeit eine Reihe von nächtlichen Observationen im Umkreis des organisierten Verbrechens durchzuführen gehabt hatten. Eine Weile kann man sich daran gewöhnen, aber heute schien bei mir der Punkt erreicht gewesen zu sein, wo sich mein Körper einfach geweigert hatte aufzustehen.

Trotz Wecker.

Ich hatte ihn schlicht und ergreifend überhört.

Naja, kann passieren, oder?

Ich hatte allerdings einigen Anlass zu der Annahme, dass Monsieur Marteau - mein Vorgesetzter - kein Drama draus machen würde.

Krimi Trio 3306 - Drei Top Thriller

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