Читать книгу Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket - Alfred Bekker - Страница 63

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“ Sauerstoffgehalt sinkt weiter”, stellte Seku Delan fest. “Nicht mehr lange und wir sind auf dem Niveau des Mount Everest-Gipfels.”

“ Ehe wir ohnmächtig werden, schließen wir besser die Helme”, sagte Sunfrost.

Die Helme der Druckanzüge bestanden aus einem transparenten Glasfaser-Kunststoff, der ähnliche Eigenschaften besaß wie die Sichtfenster der DEFIANT-29. Ein integrierter Chip stellte sich auf die Lichtverhältnisse ein. Außerdem war das hauchdünne Material variabel formbar. Man faltete den Helm einfach aus dem Kragen des Druckanzugs heraus, sodass er anschließend den Kopf wie eine Käseglocke überwölbte.

“ Tja, wenn uns jetzt hier drinnen zu stickig wird, können wir ja vor die Tür gehen", meinte Brent Tahano.

Eine Bemerkung, die wohl die etwas angespannte Stimmung über den absoluten Nullpunkt der Weltraumkälte hinaus anheben sollte.

Aber diese Bemühungen gingen ganz offensichtlich ins Leere.

Crewwoman Gao verdrehte die Augen, bevor sie den Helm schloss. Ihre Stimme klang danach ziemlich dumpf, da sie aus Energieersparnisgründen nicht den Helmfunk oder den Außenlautsprecher eingeschaltet hatte. War ja auch nicht nötig, schließlich umgab sie kein Vakuum, sondern nur eine Atmosphäre mit irdischen Druckverhältnissen, die allerdings inzwischen einen so hohen Kohlendioxidgehalt hatte, dass man kaum noch eine Kerze hatte anzünden können. Schlimmer war, dass man früher oder später davon ohnmächtig wurde.

"Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn wir weniger reden”, meinte Gao. "Das spart auch Sauerstoff."

"Klar", gab Brent Tahano zurück. "Und am Besten, wir verzichten auch gleich noch auf das Ausatmen. Das ist die allerbeste Vermeidung einer Kohlendioxid-Kontamination unserer Atemluft. Und wenn wir das irgendwie geschafft haben, dann lassen wir uns das patentieren und schlagen es in Zukunft als Standardvorgehensweise auf allen Einheiten des Space Army Corps vor. Das wird die Mitglieder des Humanen Rates freuen, weil man dann nämlich auf allen Schiffen die Lebenserhaltungssysteme einsparen kann. Ein Kostenpotenzial steckt da drin, sage ich euch..."

"Du redest mal einen Quatsch, Brent", sagte Gao auf eine Weise, die gleichzeitig herablassend und vertraut wirkte.

Vielleicht auch auf eine Weise herablassend, wie sie nur unter einander sehr vertrauten Menschen vorkam.

Sunfrost fiel das gleich auf.

Genau wie der Umstand, dass Gao Fähnrich Tahano zum ersten Mal beim Vornamen angeredet hatte.

Langsam begreife ich, wie hier die Fronten verlaufen, ging es Sunfrost durch den Kopf. Wer hätte gedacht, dass selbst eine so kleine Crew ein derart kompliziertes Sozialleben birgt?

––––––––


Nach Sunfrosts subjektivem Empfinden dauerte es unendlich lange, bis endlich der erlösende Funkspruch der PLUTO eintraf. Es war eine reine Audiobotschaft.

Offenbar hatte Kommandant Van Doren bedacht, dass Energie auf der DEFIAN-29 vermutlich im Moment sehr knapp war und man besser nichts davon für die optische Darstellung eines Commanders auf irgendeinem Display verschwendete.

"Hier Van Doren", meldete sich eine tiefe, Gelassenheit ausstrahlende Stimme. “Wir werden in Kürze Ihre Position erreichen. Geben Sie uns einen detaillierten Schadensbericht, damit wir entsprechende Vorkehrungen treffen können."

Die PLUTO war offenbar inzwischen nahe genug herangekommen, um bereits auch über Unterlichtfunk zu kommunizieren.

“ Hier Lieutenant Sunfrost. Es freut mich, dass Sie uns holen kommen. Alle Schiffssysteme sind ausgefallen, Ersatzenergie für die Kommunikation reicht noch für ein paar Stunden. Die Sauerstoffpatrone meines Druckanzugs ist so gut wie leer, was bei den anderen vier Besatzungsmitgliedern ebenfalls der Fall sein dürfte, da wir die Anzüge ungefähr zur selben Zeit angelegt und aktiviert haben. Allerdings haben wir noch die Ersatzpatronen der Schlafsärge.”

“ Schlafsärge?”, echote Commander Van Doren. “Es ist lange her, dass ich während meiner Ausbildung auf der Akademie ein Raumboot dieser Art geflogen habe und in Dracula’s Home lag. Ich wusste gar nicht, dass die Dinger überhaupt noch in Gebrauch sind...”

“ Manches ändert sich eben nicht so schnell, Sir.”

“ Scheint so. Wir haben Ihretwegen einen Zwischenraumflug innerhalb des Kuiper-Gürtel durchführen müssen und sind gerade ins Normaluniversum zurückgefallen. Unsere Austrittsgeschwindigkeit ist noch sehr hoch. In ca. 8-10 Stunden können wir bei Ihnen sein.”

“ Verstanden, Sir. Wir haben Sie allerdings noch nicht auf dem Schirm.”

“ Wir Sie auch nicht, Lieutenant. Das liegt vermutlich daran, dass wir relativ zueinander im Ortungsschatten liegen. Allerdings kann mein Kommunikationsoffizier Ihr schwaches Peilsignal empfangen und zusammen mit Ihren Positionsdaten, die Sie an Raumfort Matthews geschickt haben, werden wir nicht an Ihnen vorbeifliegen...”

“ Es ist sehr dunkel hier. Wir befinden uns noch immer im Schatten des Tempels.”

“ Den kann niemand verfehlen, Lieutenant. Seien Sie trotzdem geizig mit Ihrer Restenergie und dem Sauerstoff. Sie wissen ja, wie das ist. Wenn wir auf den letzten Metern nicht die passende Abbremsgeschwindigkeit erreicht haben oder zwischenzeitlich einem der zahllosen Objekte ausweichen müssen, die hier so herumfliegen, dann kann sich der von mir angegebene Zeitraum noch etwas verlängern.”

“ Aye, aye, Sir.”

“ Gibt es unter Ihren Leuten irgendwelche medizinischen Probleme?”

“ Negativ, Commander.”

“ Dann sehen wir uns in ein paar Stunden.”

“ Commander?”

“ Sie haben noch eine Frage?”

“ Haben Sie in Ihren Ortungsdaten irgend einen Hinweis auf den Verbleib des Qriid-Schiffs, das uns begegnet ist?”

“ Negativ, Lieutenant.”

“ Es war ein kleines Raumfahrzeug und daher ist es wahrscheinlich nur ein Beiboot gewesen. Es könnte also sein, dass sich in der Nähe noch das Mutterschiff befindet.”

“ Seien Sie versichert, dass alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet sind, Lieutenant. Wir suchen mit Argusaugen nach dem Eindringling.”

“ Ja, Sir, natürlich.”

“ Van Doren, Ende.”

“ Könnte sein, dass die Zeit des Friedens vorbei ist”, sagte Fu Davis mitten in die Stille hinein. Er klang sehr dumpf unter seinem Helm.

“ Es war nie ein Frieden”, sagte Sunfrost. “Nur ein Rückzug der Qriid. Ich bin die Entscheidungsschlacht im Tridor-System Dutzende von Malen taktisch durchgegangen. Die Qriid hätten sie gewinnen können und haben diesen Vorteil aus einem wichtigen Grund aufgegeben. Mutmaßlich, weil ihr Aarriid verstarb und ein Nachfolger eingesetzt werden musste. Aber nicht mal das wissen wir mit letzter Sicherheit. Genauso wenig wissen wir etwas drüber, unter welchen Bedingungen ihre Religion diesen Glaubenskriegern vorschreibt, wieder gegen die Menschheit in den Krieg zu ziehen. Das kann von heute auf Morgen geschehen, und das, was wir erlebt haben, war vielleicht der Anfang davon...”

“ Vielleicht sollten Sie einen Job als Dozentin für die Geschichte des Space Army Corps auf der Akademie anstreben”, meldete sich Seku Delan zu Wort.

Ein vergiftetes Kompliment, dachte Sunfrost. Man hat zwei Möglichkeiten: Es zu ignorieren oder in die Falle hineinzutappen.

Und es gibt eine Dritte.

Etwas Unerwartetes tun.

“ Ich glaube, auf der Space Army Corps Akademie gibt es eher Bedarf an guten Praktikern, die mit Ihrer Erfahrung helfen könnten, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und eingetretene Pfade zu verlassen”, sagte Sunfrost.

“ Da sprechen Sie dann aber nicht von sich selbst, oder?”

“ In diesem Zusammenhang spreche ich eher von Leuten wie Ihnen, Crewman Delan. Oder würden Sie sich das nicht zutrauen?”

Seku Delan schwieg.

Und Sunfrost auch.

––––––––


Die Stunden bis zum Eintreffen der PLUTO krochen dahin, zumal die Ortung schließlich vollkommen ihren Geist aufgab. Die Restenergie verwendete Delan für das Peilsignal. Schließlich war es wichtiger, dass Commander Van Doren und seine Crew die DEFIANT-29 orten konnte als umgekehrt. Und so bemerkten die Crewmitglieder die Rettungsmission erst, als die PLUTO auf dem Sichtfenster auftauchte. Sie war ein vom Sternenlicht beschienenes, sich bewegendes Objekt. Ein Wanderstern, so wirkte sie aus der Ferne, ehe sie in der Dunkelheit des Tempelschattens verschwand.

Erst als sie dann die DEFIANT-29 beinahe erreicht hatte, war der Leichte Kreuzer von Commander Van Doren wieder zu sehen - diesmal als dunkles, schattenhaftes Gebilde, lediglich erhellt durch ein paar Lichtquellen an der Außenhülle des Schiffs der Scout-Klasse. Sternenkrieger nannte man diese Klasse auch, obwohl das nicht der offizielle Name dieser Klasse von wenigen Kriegsschiffen war. Die Prototypen dieses Schiffstyps waren die STERNENKRIEGER und die JUPITER gewesen. Letztere war ziemlich bald nach Fertigstellung zerstört worden.

Vielleicht lag es daran, dass man die STERNENKRIEGER nun mit der ganzen Klasse Leichten Kreuzer gleichsetzte.

Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket

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