Читать книгу Drei sehr spezielle Privatdetektive: Krimi Paket 3 Romane - Alfred Bekker - Страница 27
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"Ich habe das Gefühl, dass dein Talent als Hochstapler auch schon einmal besser ausgeprägt war", meinte June später. "Sie hat dich angesehen, als ob sie Anfang an genau wusste, wer du bist!"
"Wir sind uns nie begegnet", behauptete Bount.
June grinste. "Bist du dir sicher? Oder kannst du dich nur nicht mehr erinnern? Bei den vielen Frauen, die dir über den Weg gelaufen sind, wäre das ja auch kein Wunder!"
"Sehr witzig!"
Die nächste Adresse, bei der Bount und June versuchten, Lafitte zu erreichen, war die luxuriöse Villa, in der er zu Hause war. Das Anwesen war abgezäunt.
Bount stoppte den Mercedes vor einem massiven, gusseisernen Tor.
Der Privatdetektiv ließ das Seitenfenster des Mercedes hinabgleiten und betätigte das Sprechgerät.
Eine Frauenstimme meldete sich, aber es war nur das Hausmädchen.
"Ich möchte zu Mister Lafitte", sagte Bount.
"In welcher Angelegenheit?", kam es professionell säuselnd zurück.
"Tut mir leid, das ist eine Sache unter vier Augen!"
Eine ganze Weile lang herrschte Schweigen am Lautsprecher. Dann war eine andere, tiefere Frauenstimme zu hören.
"Hier ist Mrs. Lafitte. Mein Mann ist nicht zu Hause. Kann ich ihm etwas ausrichten?"
"Ich glaube, der Name Steve Tierney ist Ihnen nicht unbekannt, Mrs. Lafitte."
"Sind Sie deswegen hier?"
"Ja. Mein Name ist Reiniger und versuche herauszufinden, wer Tierney umgebracht hat!"
"Und wie kommen Sie da auf mich?"
"Sie waren eine Klientin. Das können Sie nicht ernsthaft bestreiten. Es gibt Belege dafür. Vielleicht reden sie auch lieber mit der Polizei, aber ich dachte, sie wären vielleicht an Diskretion in dieser Angelegenheit interessiert!"
Das saß. Und es erfüllte seinen Zweck, denn es dauerte nur ein oder zwei Sekunden, da ging das gusseiserne Tor automatisch auseinander. Bount fuhr den Mercedes bei dem imposanten Haus vor, das die Lafittes bewohnten.
"Eins steht fest", meinte June. "Diese Klientin lag vom Einkommen her sicher weit über dem Durchschnitt, wenn man sich Tierneys Kundschaft so ansieht!"
Sie stiegen aus.
Das Hausmädchen empfing sie an der Tür und führte Bount und June in ein sehr modern eingerichtetes und von A bis Z durchgestyltes Wohnzimmer. Eine Frau saß auf einem schwarzen Ledersofa. Das musste Jennifer Lafitte sein, eine brünette Frau in den mittleren Jahren. Sie wirkte sportlich, hielt sich offenbar durch hartes Training fit. Der Typ dazu war sie jedenfalls, nicht nur ihres Körperbaus wegen. Sie hatte auch den passenden Gesichtsausdruck. Willensstark und entschlossen.
"Guten Tag, Mister Reiniger." Sie warf einen misstrauischen Blick zu June hinüber, in dem ein stiller, kurzer Vergleich lag. "Und wer sind Sie?"
"Das ist Miss March, meine Mitarbeiterin."
"Nehmen Sie Platz!"
"Meine Mitarbeiterin ist übrigens ein Fan Ihres Mannes, Mrs. Lafitte", meinte Bount.
"Was Sie nicht sagen", erwiderte Jennifer Lafitte sehr sarkastisch.
"Ja", bestätigte June. "Seit ich selbst etwas in Aktien angelegt habe, versuche ich, keine seiner Sendungen zu verpassen!"
Jennifer Lafitte lachte herzhaft und fast etwas erleichtert.
"Soll ich Ihnen was sagen, Miss March? Das Ganze heißt zwar Chartanalyse und klingt sehr, sehr wissenschaftlich, aber ich halte es letztlich für nicht viel genauer als Kaffeesatzleserei. Man versucht mit Hilfe statistischer Methoden Börsentrends zu ermitteln und dann vorherzusagen, wie sie sich in Zukunft entwickeln werden." Sie zuckte die Achseln, setzte einen Gesichtsausdruck auf, der deutliche Geringschätzung ausdrückte und wandte sich dann direkt an June: "Man muss daran glauben, verstehen Sie? Aber man bezahlt Greg viel dafür, dass er vor laufender Kamera einige Grafiken und Schaubilder mit etwas Börsenchinesisch kommentiert."
"Es überrascht mich, dass Sie darüber so negativ denken", meinte June.
"Ach, ja?", lachte sie. "Ich bin nur nüchtern genug, es als das zu sehen, was es ist! Ich lasse mir nämlich nicht gerne etwas vormachen, verstehen Sie?"
"Nur zu gut", raunte Bount. "Haben Sie deshalb auch Mister Tierney engagiert?"
"Das geht Sie nichts an!"
"Tierney sollte Ihren Mann beschatten. Weshalb?"
"Können Sie sich das wirklich nicht selbst zusammenreimen?
"Wie wär's, wenn Sie mir ein bisschen auf die Sprünge helfen würden, Mrs. Lafitte?"
Sie seufzte. Es war ihr anzusehen, dass sie nicht gerne darüber sprach. Nach kurzer Pause sagte sie dann in gedämpften Tonfall: "Ich glaubte, dass er etwas mit einer anderen hätte."
Bount hob die Augenbrauen.
"Und - hatte er?"
"Kein Kommentar."
"Wo ist Ihr Mann jetzt?", erkundigte sich der Privatdetektiv.
"In seinem Büro, nehme ich an. Oder auf irgendeinem Geschäftsessen. Wo auch immer."
"In seinem Büro hat er sich für ein paar Tage krank gemeldet. Ich habe mich erkundigt!"
Jennifer Lafitte verlor jetzt einen guten Teil ihrer frischen Gesichtsfarbe. "Warum fragen Sie mich nach Dingen, die Sie doch offenbar schon wissen, Mister Reiniger?"
Bount lächelte dünn. "Und warum lügen Sie mich an, Mrs. Lafitte?"
"Was soll das?"
"Ihr Mann will eine Verletzung auskurieren, nicht wahr? Eine Schussverletzung?"
"Woher wissen Sie das?"
Der Detektiv zuckte die Schultern.
"Ich habe einfach mal geraten. Jetzt weiß ich es."
"Er ist leidenschaftlicher Sportschütze und ballert gerne im Garten herum. Leider ist ihm gestern Nachmittag ein Unglück passiert. Ein Schuss hat sich gelöst und ist ihm ins Bein gegangen. Nichts Schlimmes, aber es muss ja nicht unbedingt an die Öffentlichkeit, oder?"
Bount verstand. Lafitte war jetzt sicher bei einem Arzt seines Vertrauens unter dem Messer, der ihm die Unfall-Story ohne Weiteres glaubte. Das Projektil war vermutlich schon im Abfall. Warum sollte er es auch aufbewahren? Und der Rest fiel unter die ärztliche Schweigepflicht.
Es würde jedenfalls sehr schwer sein, eine solche Story zu widerlegen. Bount hatte schon seine Zweifel, ob er überhaupt auf dem richtigen Weg war.
Dann kam das Hausmädchen und brachte das drahtlose Telefon herbei.
"Sie entschuldigen mich bitte. Ich denke, es gibt nichts mehr zu sagen", nutzte Jennifer Lafitte die Gelegenheit, ihre Gäste wieder loszuwerden.
Das ganze Zusammentreffen war ein Spiel gewesen, bei dem es darum gegangen war, soviel wie möglich von der anderen Seite zu erfahren, ohne selbst dafür allzu viel preisgeben zu müssen.
Bount und June erhoben sich und wandten sich zum Gehen, während Mrs. Lafitte den Hörer ans Ohr nahm.
Sekunden später war sie bleich wie die Wand.
"Wann ist das geschehen?", fragte sie mit plötzlich brüchig gewordener Stimme. Dann flüsterte sie: "Mein Gott..." Sie legte den Hörer auf und saß wie erstarrt da.
Bount und June waren an der Tür stehen geblieben und hatten sich noch einmal herumgedreht.
"Was ist geschehen?", fragte Bount.
Jennifer Lafitte blickte auf und im ersten Moment schien es, als würde sie durch Bount hindurchblicken. Sie biss sich auf die Lippe und rang um ihre Fassung. Dann flüsterte sie: "Das war der Fahrer meines Mannes... Er sollte ihn von seinem Arzt abholen und für ein paar Tage zu unserem Landhaus in Vermont bringen." Sie stockte und es dauerte etwas, bis sie weitersprechen konnte. Etwas Furchtbares musste geschehen sein. "Mein Mann ist tot!", sagte sie dann. "Auf offener Straße erschossen!" Sie schlug die Hände vor das Gesicht und begann zu schluchzen.