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Ihr erstes Zusammentreffen verlief ziemlich ungünstig. Es war auf dem Parkplatz des Supermarkts, als er seine Gedanken wohl im Wagen gelassen hatte und sie einfach umrannte. Er hatte sie schlichtweg nicht gesehen.

Dafür sah er sie sich dann, als es passiert war, gleich ein zweites Mal an.

Sie war hübsch, fand er.

Braunes, schulterlanges Haar, grüngraue Augen und ein feingeschnittenes Gesicht.

"Tut mir wirklich leid", meinte er, während er zusah, wie sie die Sachen wieder einsammelte, die ihr aus der Tüte gefallen waren. Einer der Joghurtbecher würde wohl nicht mehr zu retten sein. "Tut mir wirklich leid."

"Ja, ist ja schon gut."

Ein paar schnelle Handgriffe und sie hatte ihre Sachen wieder eingesammelt.

Den Joghurt nahm sie auch - jedenfalls das, was sich davon mit zwei Fingern festhalten ließ. Sie verzog das Gesicht, als sie ihn in einen nahen Papierkorb feuerte.

Dann atmete sie tief durch und er stand ziemlich hilflos da und hatte keine Ahnung, was man in einer solchen Situation tun oder sagen konnte.

"Den Joghurt werde ich Ihnen natürlich ersetzen", hörte er sich selbst sagen und kam sich sehr dämlich dabei vor.

Sie verdrehte die Augen.

"Sparen Sie das Geld besser, damit Sie sich bei Gelegenheit mal 'ne stärkere Brille leisten können!"

"Eine noch stärkere?"

Er fand das witzig und konnte sein Grinsen einfach nicht unterdrücken.

Sie sah ihn ziemlich zornig an und musste dann aber selber Lachen. Sie lachten schließlich beide und eine Viertelstunde später saßen sie zusammen in einem Straßencafé und tranken zusammen einen Cappuccino, den natürlich er bezahlte.

"Zwei Stück Zucker?", fragte sie erstaunt, als er die kleinen Papierbeutel aufriss und den Inhalt in die Tasse schüttete.

Er blickte auf.

"Ja, warum?"

"Ist das nicht zu süß?"

"Nee."

"Naja..."

Sie verzog das Gesicht und er plemperte beim Umrühren.

Es fing zwar etwas schleppend an, aber schließlich bekamen sie sogar so etwas wie Unterhaltung zu Stande. Er hörte ihre Stimme und seine und fühlte sich, als würde er daneben stehen und zuhören. Seine Lippen bewegten sich wie automatisch, was ihn überraschte, denn in der Rolle des extrovertierten Unterhalters war er alles andere als geübt.

Aber im Grunde kam es gar nicht darauf an, was er sagte oder was sie sagte.

Er sah sie an und dachte: Sie erinnert mich an... Aber er weigerte sich, es zu Ende zu denken. Nein, sagte er sich. Das ist jetzt nicht wichtig. Nur das Hier und Jetzt zählte.

Sie schenkte ihm unterdessen ein bezauberndes Lächeln.

"Tut mir leid, dass ich gerade ein bisschen heftig reagiert habe", meinte sie und zeigte dabei eine charmante Art von Verlegenheit.

"Macht nichts", meinte er, lehnte sich dabei etwas zurück und schlug die Beine übereinander.

Aber sie widersprach ihm.

"Doch, doch, man sollte sich eigentlich besser unter Kontrolle haben!" Sie zuckte die Achseln.

"Wirklich?", fragte er schmunzelnd und hob dabei leicht die Augenbrauen.

Sie nickte.

"Ich finde ja", meinte sie dann auf ihre sehr entschiedene Art, die ihm irgendwie sympathisch war.

Seine Linke ging zur Seite, fand schließlich das Ohrläppchen und zupfte etwas daran.

"Also, ich weiß nicht...", murmelte er.

Sie hob die Hände, nahm dann ihre Tasse und nippte zaghaft am Cappuccino.

"Ich bin nun mal ziemlich impulsiv", meinte sie dann lächelnd. "Ich schätze, da ist auch wohl nicht mehr viel zu ändern."

Warum auch?, dachte er.

Er fand es sympathisch.

Es schien ihm so, als hätte sie einen Überfluss an Energie.

Und obwohl er fast einen halben Meter von ihr entfernt saß, schien noch einiges davon zu ihm herüberzustrahlen. Jedenfalls fühlte er in ihrer Gegenwart ein seltsam anregendes Prickeln, das ihn von oben bis unten zu durchfluten schien.

Er hatte so etwas lange nicht gespürt. Sehr lange nicht..

Seit damals.

Er erinnerte sich.

Es war dasselbe Gefühl. Jedenfalls fast.

"Was machst du eigentlich beruflich?", fragte sie und musterte ihn so, als könnte sie es ihm von der Nasenspitze absehen.

"Ich..."

Ihre Stimme schien ihn zu elektrisieren.

Er saugte gerade geräuschvoll die Sahne von seinem Cappuccino herunter.

"Lass mich raten!", forderte sie.

Er zuckte die Achseln.

"Meinetwegen!"

"Du bist Beamter!"

Er lächelte.

"Falsch!"

"Wirklich?"

"Ja."

"Ich hätte drauf schwören können."

"Warum?"

Sie verdrehte die Augen. Das machte sie hinreißend. "Du siehst eben so aus", meinte sie.

"Womit mal wieder bewiesen ist, wie sehr der äußere Anschein täuschen kann", lachte er.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

"Na, sag schon! Was machst du wirklich?"

"Ich bin Kaufmann. Verlagskaufmann."

"Dann hast du mit Büchern zu tun?"

Er schüttelte den Kopf.

"Nein, der Verlag, in dem ich arbeite stellt ein paar Anzeigenblätter und eine Gratis-Zeitschrift für Apothekenkunden her."

"Ach, so."

Es klang fast ein bisschen enttäuscht.

"Und du?", fragte er.

"Was schätzt du?"

"Friseuse."

"Wie kommst du denn darauf?"

"Na, schließlich bist du gut frisiert."

Sie lachten.

"Nein", meinte sie dann lächelnd. "Du liegst leider auch falsch!"

"So?"

"Ich arbeite in einem Brillengeschäft."

"Obwohl du gar keine Brille trägst?"

"So ist es."

"Ist das nicht geschäftsschädigend?"

Sie tranken noch einen zweiten und einen dritten Cappuccino. Schließlich meinte sie, sie müsste nun gehen.

"Sieht man sich mal wieder?", fragte sie.

"Sicher."

Er war viel zu überrascht, um etwas anderes zu sagen.

Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis

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