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Peter fuhr den Wagen in die erleuchtete Einfahrt eines mittelgroßen Bungalows, stoppte und drehte dann den Motor ab.

"Da wären wir", meinte er.

"Hübsch wohnst du hier", meinte Stefanie ehrlich beeindruckt.

"Ja, nicht?"

"Ziemlich feine Gegend."

"Es geht!"

"Na, wer wohnt denn hier! Ärzte, Rechtsanwälte und solche Leute, oder? Leute wie die, bei denen meine Ma früher geputzt hat."

Sie stiegen aus.

Peter schloss ab und die Zentralverriegelung ließ alle vier Knöpfe heruntergehen. Stefanie streckte sich indessen und sog genussvoll die kühle Nachtluft ein.

"Wem gehört das Haus?", erkundigte sie sich dann, nachdem ihr Blick ein wenig umhergekreist war.

Peter hob die Augenbrauen.

"Wie meinst du das?"

"Na, dir oder deiner Mutter?"

Er atmete tief durch, wie jemand, der eine schwere Last zu tragen hat.

"Meiner Mutter", sagte er dann.

Sie nickte leicht.

"Dachte ich mir fast."

Es klang nicht triumphierend, nicht ein bisschen, sondern eher wie ein Vorwurf.

"Na und?", verteidigte er sich. "Wir verstehen uns gut, meine Mutter und ich."

"Ja, sicher", beschwichtigte sie.

Stefanie machte einen Schritt zur Seite und hatte dann auf einmal etwas Weiches unter dem Fuß.

"Vorsicht!"

"Was ist denn?"

"Die Geranien...

"Oh..."

Eine Sekunde später war Peter bei ihr und fasste sie am Arm. "Ist ja noch mal gut gegangen", meinte er. "Du wärst fast in das Beet getrampelt."

Sie schaute kurz zu Boden auf das Geranienbeet. Als sie dann den Kopf wieder hob, schien ihr Blick so etwas zu sagen wie: Muss man deshalb denn so einen Aufstand machen?

"Tut mir leid, aber du hast den Wagen auch so abgestellt, dass..."

"Ist ja nichts passiert", murmelte Peter nach einem prüfenden Blick. "Es ist nur so..."

Stefanie konnte sich an zwei Fingern ausrechnen, was jetzt kam. Und es machte sie fast ein bisschen ärgerlich.

"Deine Mutter hat sie angepflanzt, oder?" Als sie das sagte, stemmte sie unwillkürlich die schlanken, aber kräftigen Arme in die geschwungenen Hüften.

"Ja", nickte Peter.

Sie verzog das Gesicht und schnitt eine Grimasse.

"Spießig."

"Was?"

"Geranien. Ich finde Geranien spießig."

"Ist doch Geschmackssache, oder?"

"Sicher..."

"Komm, gehen wir rein."

"Es ist ziemlich kalt geworden."

Sie gingen zur Haustür. An der Laterne mit der gusseisernen Verzierung sammelten sich die Motten. Stefanie fasste plötzlich unter Peters Jacke und schlang den Arm um seine Hüfte.

"Mutter schläft wahrscheinlich schon", meinte Peter in merklich gedämpftem Tonfall, während er den Haustürschlüssel herumdrehte.

"Ich mach' schon keinen Krach", gab Stefanie zurück.

Die Tür ging auf und sie traten ein. Stefanie ließ den Blick durch die geräumige Diele schweifen. Es herrschte Halbdunkel.

Aus dem Hintergrund waren Stimmen zu hören.

Ein Fernseher lief.

Jetzt kam eine schemenhafte Gestalt durch die halboffene Tür zum Nachbarraum. Zunächst war nur ein Umriss zu sehen, dann trat die Gestalt so ins Licht, das Gesicht beleuchtet wurde. Es war eine Frau in den Fünfzigern. Das Haar war grau und nach hinten gebunden, die Gesichtszüge überaus fein.

Vielleicht war sie etwas vor ihrer Zeit gealtert, aber vor zwanzig Jahren war sie mit Sicherheit eine sehr hübsche Frau gewesen.

Sie kam noch ein paar Schritte heran und blieb dann mit vor der Brust verschränkten Armen stehen.

Jetzt hatte sie etwas an sich, das an eine ägyptische Mumie erinnerte. Etwas Kaltes, Totes. Nur in ihren Augen flackerte etwas.

"Peter?"

In ihrer Stimme klang kaum Wärme mit.

Sie hatte etwas eigenartig Blechernes an sich, das Stefanie nicht mochte.

"Mutter, du bist noch auf?", fragte Peter erstaunt.

"Ja."

Peter deutete auf Stefanie, die mit Erschrecken festgestellt hatte, wie unsicher er auf einmal geworden war. Peter musste tief Luftholen, um herauszubringen, was er sagen wollte. "Dies ist... Stefanie", stammelte er. "Stefanie Dörner."

Eine Hand wurde Stefanie entgegengestreckt. Sie fühlte sich eiskalt an.

"Guten Tag."

Es klang abweisend.

"Guten Tag, Frau Simon", erwiderte Stefanie höflich.

Frau Simon wandte sich unterdessen an ihren Sohn und sah ihn tadelnd an.

"Ich dachte, du wolltest heute über Nacht wegbleiben..."

"Ich habe es mir anders überlegt."

"Naja..."

Frau Simon brach ab. Es gefiel ihr nicht, was sie sah.

Aber im Moment schien sie nicht zu wissen, wie sie daran etwas ändern konnte. Also machte sie gute Miene zum bösen Spiel.

"Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Abend."

"Hatten wir, Mutter."

"Das freut mich."

Ihr Lächeln war säuerlich und es wurde Stefanie spätestens jetzt klar, dass sie hier eine unerbittliche Kämpferin gegen sich hatte - auch wenn der Showdown fürs Erste aufgeschoben war.

Nun gut, dachte Stefanie.

Der Fehdehandschuh war geworfen und sie würde den Kampf aufnehmen.

Frau Simon hob die Augenbrauen.

"Es tut mir leid, Fräulein Dörner..."

"Nennen Sie mich doch einfach Stefanie!"

"...aber ich fürchte, dass ich Ihnen heute Abend nichts mehr anbieten kann."

"Das macht nichts."

"Wenn ich das gewusst hätte, dann..."

"Es macht wirklich nichts, Frau Simon!"

Frau Simon zuckte die Achseln. Ihr Blick blieb kühl und unterzog Stefanie einer unangenehmen Musterung.

"Wie Sie meinen", murmelte Frau Simon, während sie kurz zu ihrem Sohn blickte.

Peter wich ihr aus.

Und Stefanie spürte plötzlich einen Kloß im Hals.

Eine Pause entstand. Und jetzt merkte sogar Peter, was in der Luft lag.

Er machte eine unbestimmte, etwas verlegen wirkende Geste und wandte sich dann an Stefanie. "Komm, gehen wir hinauf zu mir, Stefanie."

Sie nickte erleichtert.

"Gute Nacht, Peter", drang indessen Frau Simons kühle Stimme durch den Raum.

Peter sah seine Mutter kurz an.

"Gute Nacht", murmelte er dann.

Peter und Stefanie gingen gemeinsam die Treppe hinauf. Die Schritte klangen dumpf da sie durch den dicken Teppichboden abgedämpft wurden. Peter nahm ihre Hand und fühlte, dass sie schweißnass war.

Er sah sie an, versuchte zu lächeln. Sie versuchte es ebenfalls.

"Stefanie..."

Er flüsterte fast, während ihre grüngrauen Augen seine Gedanken zu lesen versuchten.

"Ja?"

"Nichts."

Dann öffnete er eine Tür und führte Stefanie in sein Zimmer.

Stefanie ließ den Blick über die Einrichtung gleiten.

Alles gediegen und konservativ. Und vielleicht ein bisschen verspielt. Aber immerhin einigermaßen geschmackvoll. Die Möbel waren aus hellem Holz.

Kiefer, so schätzte sie.

Auf einem der Regale sah sie einige Modelle von Oldtimern.

In diesem Raum lag alles an seinem Platz. Jede Kleinigkeit.

Stefanie fragte sich, ob er sein Zimmer selbst so in Ordnung hielt, oder ob seine Mutter das machte. Sie tippte auf das Zweite.

"Schön hast du es hier", meinte sie und hob die Arme dabei. Ihr Lächeln wirkte jetzt etwas entspannter. Sie drehte sich herum.

Peter zuckte die Achseln.

"Ich habe die ganze obere Etage."

"Ja, sehr schön... Und ein prima Bett!"

Sie machte zwei schnelle Schritte und ließ sich auf das breite, robuste Kiefernbett fallen, so dass die Federn hörbar knarrten.

"Soll ich dir noch irgend etwas zu trinken machen?", fragte Peter.

"Danke, nein."

"Kann ich sonst noch was für dich tun? Soll ich ein bisschen Musik anmachen?"

Stefanie wirkte nachdenklich und schien ihm nur halb zuzuhören. Schließlich fragte sie unvermittelt: "Warum mag sie mich eigentlich nicht?"

"Wer?"

"Na, deine Mutter!"

"Aber Stefanie! Das ist doch Unfug!" Er sah sie ziemlich entgeistert an.

"Unfug?" Sie schüttelte den Kopf und schien sich ihrer Sache sehr sicher zu sein. "Das war doch wohl überdeutlich", meinte sie. "Ich bin ja weiß Gott kein Gedankenleser, aber das Gesicht, das sprach doch Bände!" Ihre Arme verschränkten sich vor der Brust.

Er hob die Hände und machte eine unbestimmte Geste.

"Du täuschst dich."

"Das glaube ich nicht."

Peter sah sie an und hob dann die Augenbrauen.

"Und ich glaube, es wäre besser gewesen, wenn wir zu dir gegangen wären."

"Ach!"

"Ja!"

Sie verdrehte die Augen. Irgendwie spürte sie, dass er sie nicht verstehen würde, nicht in diesem Punkt. Da konnte sie noch stundenlang auf ihn einreden. Es hatte keinen Sinn, aber sie versuchte es dennoch.

"Und wie lange hätte das so weiter gehen sollen?", fragte sie.

"Ich weiß nicht..."

Stefanie nickte und fühlte sich bestätigt.

"Eben! Das ist es ja."

"Ich verstehe nicht."

"Du brauchst jemanden, der die Entscheidungen für dich trifft."

Peter lachte jetzt. Es klang jedoch ein wenig verkrampft.

"Ich glaub', du spinnst!", meinte er.

Stefanie lachte jetzt auch.

Dann meinte sie: "Nein, mir ist das ganz ernst."

Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis

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