Читать книгу Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 95

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Es klingelte an der Tür und Frau Simon rieb die Hände aneinander, bevor sie sich aufmachte, um zu öffnen. Es ging alles wie am Schnürchen...

"Schön, dass Sie schnell gekommen sind", sagte sie mit einem kühlen Lächeln um die Lippen.

"Ist doch selbstverständlich", meinte Stefanie.

Frau Simon schloss die Tür.

"Kommen Sie."

"Wo ist Peter?"

"Kommen Sie ins Wohnzimmer."

Etwas irritiert folgte Stefanie, blieb dann plötzlich stehen.

"Ist Peter oben in seinem Zimmer?" Stefanie wandte sich in Richtung Treppe.

"Warten Sie!", forderte Frau Simon.

"Ich dachte, ich soll ihn ins Krankenhaus bringen!" Mit ein paar schnellen Schritten hatte Stefanie die Treppe erreicht und lief leichtfüßig hinauf. Frau Simon blieb unten und wartete.

"Peter?", rief Stefanie indessen und suchte ein Zimmer nach dem anderen ab.

Dann kam sie schließlich zurück.

"Oben ist er nicht", stellte Stefanie kühl fest, während sie die letzten Stufen hinter sich ließ und dann stehenblieb. "Was wird hier eigentlich gespielt, Frau Simon?", fragte sie dann kühl. "Peter ist überhaupt nicht im Haus."

"Ach, ja? Und das sagen Sie mir - einfach so!"

Stefanies Augen wurden schmaler. Sie begann zu spüren, dass hier etwas nicht stimmte.

"Ach ja? Und das sagen Sie mir - einfach so!"

"Natürlich..."

"Sagen Sie mir vielleicht mal, was dieses ganze Theater eigentlich soll!"

Frau Simon hob die Augenbrauen.

"Theater?", echote sie.

"Was wollen Sie von mir?", flüsterte Stefanie. Sie war wütend und langsam aber sicher gewann dieses Gefühl jetzt Oberhand über ihre Fassungslosigkeit. Was bildete diese Frau sich eigentlich ein!

Als sie dann in die eisgrauen Augen der anderen blickte, überkam sie unwillkürlich ein Frösteln.

"Mein Sohn ist alles, was habe, verstehen Sie, Stefanie?"

"Sicher."

"Ich möchte nur das Beste für ihn?"

"Welche Mutter will das nicht!"

"Ja, sehr richtig, Stefanie!"

"Aber Peter ist ein erwachsener Mann und nicht Ihr Schoßhund. Haben Sie darüber schonmal nachgedacht!"

Sie blieb ganz ruhig.

Keine Regung in ihrem Gesicht.

Nur ihre Augen funkelten auf eine Art und Weise, dass Stefanie fast glaubte, die Giftspritzer förmlich auf ihrer Haut spüren zu können.

Okay, dachte die junge Frau. Dann also alles auf den Tisch, was anliegt. Vielleicht war das nötig. Und vielleicht würde es besser mit ihnen beiden gehen, wenn es einmal richtig zur Explosion gekommen war.

Stefanie verschränkte die Arme vor der Brust.

"Weshalb haben Sie mich hergelockt? Das Ganze war doch nur ein Vorwand!"

"So?"

"Was haben Sie gegen mich? Was habe ich Ihnen getan, dass Sie derart miese Scherze mit mir treiben?"

"Wissen Sie das wirklich nicht?"

Frau Simons Stimme hatte jetzt einen fast drohenden Unterton, als sie sagte: "Peter ist ein guter Junge. Ein sehr guter Junge..."

Stefanie verdrehte die Augen.

"Sicher ist er das." Was sollte das nur werden? dachte sie. Ein beklemmendes Gefühl machte sich mehr und mehr in ihr breit.

Indessen hob Frau Simon ein wenig ihr Kinn. Es war jetzt hoch genug, um so etwas wie Überheblichkeit zu signalisieren. Vielleicht sogar mehr. Hass.

"Ich werde nicht zulassen, dass Sie ihn mit ihren Tricks einfangen und..."

"Und was?"

"Und ihn unglücklich machen."

"Ihn Ihnen wegnehmen. Meinen Sie das?"

Stefanie seufzte. Genau das war es.

Sie sah es an dem verkrampften Zug, der sich plötzlich um die Mundwinkel ihres Gegenübers gebildet hatte. "Okay", sagte Stefanie dann, "Sie wollen das ausdiskutieren. Können wir machen."

Während Stefanie noch sprach, hatte Frau Simon sich umgedreht und war ins Wohnzimmer gegangen.

Stefanie glaubte jetzt, die Lage langsam unter Kontrolle zu bekommen.

Sie wollte ihrer Gegnerin folgen, da tauchte diese wieder auf. Sie stand plötzlich in der Tür zum Wohnzimmer. Ihr Gesicht war maskenhaft verzerrt.

Und in der Rechten hielt sie so etwas wie eine Waffe.

Einen Metallspieß.

Stefanie schluckte.

"Was wollen Sie mit dem Kaminbesteck?", fragte sie dann.

"Ich weiß, dass Sie eine willensstarke Frau sind, Stefanie...", zischte Frau Simon, während sie sich einen Schritt näherte.

Stefanie wich etwas zurück und schüttelte fassungslos den Kopf.

"Sagen Sie mal, tickt's bei Ihnen noch richtig?"

"Sie würden niemals aufgeben. Nicht bevor Sie nicht gekriegt haben, was Sie wollen!"

Plötzlich kam der Metallspieß vorgeschnellt. Stefanie wollte ausweichen, schaffte es aber nicht mehr ganz. Der Spieß hatte sie an der Taille erwischt. Das T-Shirt verfärbte sich rot.

Sie krümmte sich vor Schmerz.

"Nehmen Sie das verdammte Ding weg!", stöhnte sie. "Sie tun mir weh!"

Ihr Gegenüber zeigte nicht die geringste Regung, sondern blieb kalt und reptilienhaft wie eine Schlange, die kurz davor steht, ihr Opfer zu töten.

"Und Sie? Glauben Sie, Sie tun mir nicht auch weh?", zischte Frau Simon.

Stefanie versuchte verzweifelt, bis zur Tür zu gelangen und riss dabei eine Vase zu Boden.

Sie war nicht schnell genug.

Der Metallspieß bohrte sich in ihren Bauch. Stefanie blickte auf und starrte verständnislos in das mumienhafte Gesicht ihrer Mörderin, das bewegungslos zusah, wie sie starb.

Frau Simon saß eine ganze Weile lang im Sessel und versuchte, wieder einigermaßen ruhig zu werden. Den Metallspieß hielt sie noch immer fest umklammert.

Es war Notwehr!, sagte sie sich. Jedenfalls in gewissem Sinn...

Kein Gericht der Welt wird dieser Argumentation folgen, ging es ihr durch den Kopf. Ihr Puls hämmerte. Ganz ruhig! Jetzt nur nicht die Nerven verlieren! Sie versuchte ruhig zu atmen.

Erleichterung. Ist es nicht genau das, was du spürst? Als ob ein gewaltiger Mühlstein von dir genommen wäre...

Sie wusste, dass sie jetzt schnell etwas unternehmen musste, wenn die ganze Sache gut ausgehen sollte. Aber sie scheute sich davor, aufzustehen und durch den Flur zur Tür zu gehen. Stefanies Leiche lag dort.

Sie war war selbst Schuld!, durchzuckte es sie. Diese Närrin! Sie hat es herausgefordert.

Die Leiche musste weg.

Und der Wagen auch.

Sie schaute auf die Uhr. Fast Mitternacht. Draußen war es dunkel. Eigentlich ideale Voraussetzungen.

Nur kühlen Kopf bewahren!, wies sie sich selber an.

Zunächst ging sie in die Küche, wo sie ihre Medikamente aufbewahrte und nahm etwas zur Beruhigung. Dabei musste sie durch den Flur und bemühte sich, nicht zu Stefanie hinzuschauen.

Aber dann ließ es sich nicht vermeiden, als sie sich schließlich an die Arbeit machte. Je schneller, um so besser, dachte sie. Am Ende kam Peter tatsächlich auf einen Sprung nach Hause, weil er irgend etwas Wichtiges vergessen hatte.

Einen schnellen Wagen hatte er ja...

Zuerst machte sie sich daran, die Tote auszuziehen, was ziemlich unappetitlich war, weil noch immer Blut aus der Wunde sickerte.

Schließlich hatte sie es geschafft und legte die Kleider auf einen Haufen. Sie bemerkte erst jetzt, dass sie Blut an den Händen hatte, ging kurz in die Küche und spülte es mit Wasser ab.

Dann kehrte sie in Flur zurück und versuchte, Stefanies Körper mit Hilfe von Plastiksäcken und Packpapier fein säuberlich einzuwickeln.

Es war schwieriger, als sie erwartet hatte und nach ein paar missglückten Versuchen ging sie schließlich entnervt in die Garage, um ein paar der großen Torfsäcke zu holen, die sie immer sehr sorgfältig aufbewahrte, nachdem der Torf verbraucht war.

Fast eine Stunde brauchte sie, dann hatte sie eine Art Plastikmumie im Flur liegen. Sie schleifte die gut verpackte Stefanie schließlich durchs Wohnzimmer und die Balkontür hinaus den Garten.

Es war eine bewölkte Nacht. Kaum Mondlicht, nur sehr wenige Sterne. Der Rasen war ziemlich nass und glitschig, da es fast den ganzen Tag geregnet hatte.

Zu den Nachbargrundstücken hin wurde der Garten durch Hecken begrenzt und war von dort kaum einsehbar. Das kam ihr jetzt sehr entgegen.Was die Straße anging, musste sie etwas aufpassen, obwohl um diese Zeit wohl kaum noch jemand unterwegs war.

Aber man konnte nie wissen. Eine Wette darauf abschließen wollte sie jedenfalls nicht.

Sie wählte eine Stelle, bei der das Haus den Blick von der Straße verdeckte. Sie ging auf Nummer Sicher und stellte sich extra auf den Bürgersteig, um das auszutesten.

Alles in Ordnung.

Dann holte sie einen Spaten und begann, den Rasen umzugraben.

Ein Blumenbeet, dachte sie. An dieser Stelle wäre ein Blumenbeet nicht schlecht. Und vielleicht hätte ich dort ohnehin irgendwann eines angelegt...

Sie lächelte.

Tote soll man anständig begraben, dachte sie.

Später nahm sie dann die Sachen der Toten an sich, packte sie in eine Plastiktüte und legte diese dann in den Kofferraum von Stefanies Wagen. Der Wagen musste weg. Eigentlich schade, dachte Frau Simon. Es war ein Golf. Und noch sehr gut in Schuss.

Den Schlüssel hatte sie zuvor mühsam aus Stefanies Jeans herausgefummelt. Jetzt steckte sie ihn ins Zündschloss und drehte ihn herum.

Es gab ein seltsames, röchelndes Geräusch. Dann war es still und es geschah weiter gar nichts.

Sie fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht.

Es war schon ziemlich lange her, seit sie das letzte mal ein Auto bewegt hatte.

Sie war völlig außer Übung.

Auf ein neues!, sagte sie sich.

Der zweite Startversuch ging glatt, das Einlegen des Rückwärtsgangs machte allerdings ein paar Probleme und das Anfahren war eine reine Katastrophe.

An sich war das nicht so schlimm, denn schließlich saß ja kein Fahrlehrer mit argwöhnischem Blick neben ihr, dem man die nackte Furcht um seinen Wagen überdeutlich ansehen konnte.

Aber es machte ziemlich viel Krach. Der Motor heulte laut auf und ging dann wieder aus.

Die Nachbarn würden sich fragen, was um diese Zeit hier noch los war. Frau Simon atmete tief durch und strich sich nervös durch die Haare.

Nur ruhig bleiben!, befahl sie sich selbst - fast schon ein wenig verzweifelt.

Schließlich schaffte sie es doch doch, den Wagen auf die Straße zu bringen. Und dann den Vorwärtsgang rein und los.

Jetzt nur nicht in eine Routinekontrolle der Polizei!, hämmerte es in ihr.

Sie war gerade im zweiten Gang, da sah sie im Scheinwerferlicht einen Mann im Trainingsanzug, der einen Schäferhund an der Leine führte und zu ihr hinschaute.

Ärgerlich schlug sie mit dem Handballen auf das Lenkrad.

Sie kannte den Mann. Er hieß Steinhorst und wohnte drei Häuser weiter.

Was der um diese Zeit wohl noch mit seinem Hund auf der Straße zu suchen hat!, schimpfte sie stumm.

Aber egal.

Es war nicht mehr zu ändern.

Frau Simon konnte nur hoffen, dass Steinhorst sie nicht erkannt hatte.

Die Straßenlaternen waren ziemlich hell...

Ach was!, sagte sie sich. Mach dich doch nicht selbst verrückt!

Sie versuchte, sich etwas zu beruhigen.

Auch wenn Steinhorst sie tatsächlich gesehen hatte, würde das vermutlich halb so schlimm sein... Ein Risikofaktor, gewiss. Aber nicht mehr.

Außerdem gab es jetzt ohnehin kein Zurück mehr. Die Sache musste zu Ende gebracht werden. Und es fehlte nur noch das Tüpfelchen auf dem i.

Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis

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