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- KAPITEL 11 -

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Antakya (Türkei), März 2005

Aysel lachte und brachte alle anderen, bis auf Emin, zum Mitlachen. Sie fanden das Geschrei und vor allem die Worte von dem Kleinen lustig. Sobald sie anfingen zu lachen, hörte Ali auf zu weinen und lachte auch mit. Er schaute in die Runde und freute sich darüber, die Erwachsenen zum Lachen gebracht zu haben. Emin beobachtete diese ungewöhnliche Szene mit einem besorgten Gesicht. Er konnte sich keinen Reim daraus machen. Ein schlechtes Gefühl seinem Urneffen gegenüber überkam ihn. Er hätte nicht gedacht, dass seine Nichte wegen eines umgestürzten Weinglases ihn dermaßen beschimpfen würde. Hätte er keinen Wein getrunken, so wäre das Malheur nicht passiert. Eine Sache beunruhigte ihn allerdings besonders. Wie kam seine Nichte dazu, ihrem erst drei Jahre alten Sohn mit Messer und mit Umbringen zu drohen? Was bildete sie sich eigentlich ein? Alleine aufgrund dieser Reaktion verlor sie viel an Sympathie bei ihm.

„Ich finde es überhaupt nicht lustig“, monierte er. Auf seiner Stirn wurden tiefe Falten deutlich sichtbar. Alle hörten schlagartig zu lachen auf.

„Was findest du nicht lustig?“, wollte Aysel wissen.

„Wie du mit deinem Kind umgehst.“

„Ich mache doch nur Spaß.“ Aysel errötete und versuchte sich zu rechtfertigen. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug und auf ihrer Brust ein Gewicht lastete.

„Mit Umbringen? Und vor allem einem Kind gegenüber macht man keinen Spaß mit einem Messer. Entschuldige, wenn ich dich darauf hinweise; aber man erzieht so kein Kind.“

Die Gesichter der Anderen erstarrten. Emins Wörter entwickelte bei ihnen ein schlechtes Gewissen, so dass sie still dasaßen und auf die halb leeren Teller stierten. Ali ließ seine neugierigen Blicke über ihre Gesichter wandern. Er verstand die plötzliche Stille nicht. Wie einem Instinkt folgend, hatte er den Drang, an den Tisch wieder etwas Leben zu bringen. „Ich habe noch Hunger“, jammerte er.

„Ja, mein Schatz, du kriegst gleich was“, beschwichtigte ihn seine Großmutter Hanife. Sie deckte den dritten Topf auf und holte eine Köfte heraus, die sie dann auf Alis Teller legte.

Köfte ist eine Spezialität im Süden der Türkei, deren Ursprung aus der syrischen Küche kommt. Es besteht aus geschrotetem Weizen, Hackfleisch, Zwiebeln und Pinienkernen und hat die Form einer Bombe oder eines Ufos.

Hanife legte unaufgefordert zwei Stück Köfte auf Emins Teller. „Fang an!“, befahl sie ihrem Bruder und warf ihm tadelnde Blicke.

„Ich habe keinen Hunger mehr“, sagte er und kam sich wie ein Kind vor, das aufgrund eines abgewiesenen Wunsches den Beleidigten spielte.

„Wenn du uns den Tag verderben möchtest, dann lass bitte alles stehen und wir brechen auf und fahren nach Iskenderun zurück“, schimpfte sie. Ihre Stimme erinnerte an das Brüllen eines Löwen.

Emin ließ die ganze Szene kurz durch den Kopf laufen und musste sich gestehen, dass seine Schwester Recht hatte. Er entschuldigte sich und griff nach einer Köfte, die er genussvoll in wenigen Bissen in den Magen förderte. „Und, wo bleibt mein Wein?“ fragte er fröhlich. Er hob dabei sein leeres Glas demonstrativ hoch und wackelte damit.

Der Tag war gerettet und alle gewannen ihre fröhliche Stimmung wieder. Nach dem Essen kochte Aysel türkischen Mokka für die Erwachsenen. Damit sich Ali nicht benachteiligt fühlte, brachte sie ihm Kakao ebenfalls in einer kleinen Mokka-Tasse. Er freute sich und war fest davon überzeugt, dass er dasselbe trank, wie die Erwachsenen. Nach dem Kaffee hatten sie ursprünglich vor, im Stadtpark einen Verdauungsspaziergang zu machen. Da es aber anfing zu nieseln, brachen sie auf und fuhren nach Iskenderun zurück.


Emins Schwager Mahmut war ein leidenschaftlicher Backgammon-Spieler. Wenn man ihm die Möglichkeit gäbe, würde er es Tag und Nacht spielen. Es ging bei ihm nicht unbedingt ums Gewinnen, das behauptete er zumindest, sondern um den Spielgeist. Er hatte die Maxime, dass sich ein wahrer Gentleman eher am Spieltisch zeigen würde, als irgendwo anders. Und da er sich selbst zu den Gentlemen zählte, wirkte er nach einem verlorenen Spiel recht gelassen und neutral.

„O. K. Das erste Spiel hast du 5 zu 2 gewonnen“, sagte Mahmut zu Emin und gratulierte ihm mit einem Händedruck. „Das kann man aber nicht so lassen. Bei jedem Spiel gibt es immer eine Revanche“, fügte er hinzu, wobei er das Wort immer betonte, damit sein Gegenüber es nicht überhören konnte.

Emin kam wieder nicht zu seinem geplanten Stadtbummel mit dem Besuch der Palmen umsäumten Strandpromenade. Er erklärte sich zu einem neuen Spiel bereit, obwohl seine Begeisterung für dieses Spiel nicht allzu groß war. Für ihn handelte es sich nicht um ein reines strategisches, sondern um ein Glücksspiel. Wenn die Würfel nicht mitmachten, nützten auch die besten Strategien nichts. Daher bevorzugte er das Schachspiel. Gleich bei der Eröffnungspartie der Revanche führte Emin wieder ein zu null.

„Sei mir bitte nicht böse, Schwager. Aber ich glaube, heute bringen mir die roten Steine kein Glück“, jammerte Mahmut und hoffte insgeheim, dass sein Schwager von sich aus ihm vorschlagen würde, die Steine auszutauschen.

„Von mir aus können wir die Steine austauschen. Mir macht es nichts aus, ob ich mit den roten oder gelben spiele“, antwortete Emin daraufhin.

Mahmuts Augen glänzten und die Steine wurden ausgetauscht, so dass Emin diesmal mit den roten und Mahmut mit den gelben Steinen spielte. Die zweite Partie sah anfangs für Mahmut gut aus. Er strahlte zufrieden und neckte an Emin, dass er beim ersten Spiel dank der gelben Steine Glück gehabt hatte. Die Würfel erklärten Mahmut allerdings auf einmal den Krieg, so dass er die unmöglichsten Zahlenkombinationen bekam. Da er es nicht einmal geschaffte hatte, alle Steine ins eigene Feld zu bringen, erhielt Emin gleich zwei Punkte und führte nun drei zu null. Und just in diesem Moment kam Mahmuts Rettung. Die Klingel zwitscherte wie ein Kanarienvogel für eine längere Zeit.

„Ach, das ist Aysel“, kündigte Mahmut an. „Ich glaube, wir hören lieber auf und spielen ein andermal weiter.“ Er stand abrupt auf und rannte nach unten, um ihrer Tochter zu helfen.

Wieder die übliche Begrüßungszeremonie, wieder dieselben obligatorischen Fragen nach dem Befinden und nach der Gesundheit, wieder das kräftige Händeschütteln und wieder die schmatzenden Küsse.

Gerade diese Küsse hasste der kleine Bub Ali. Dieses feuchte Gefühl an der Wange fand er ekelhaft. Nach jedem Kuss wischte er die Stelle demonstrativ mehrmals, um seine Abneigung zu zeigen. Seine Oma Hanife ärgerte ihn jedoch immer wieder, indem sie ihm noch einen Kuss gab. Einmal hatte er die Nase dermaßen voll, dass es ihm sogar gelang, eine ordentliche Portion auf das kürzlich erstandene Sofa zu brechen. Das rettete ihn dann für immer vor seiner Oma.

Hanife servierte allen Erwachsenen zur Begrüßung einen türkischen Mokka in kleinen Porzellantässchen. Ali bekam natürlich wie immer ebenfalls im gleichen Tässchen Kakao. Nachdem Emin seinen Kaffee ausgetrunken hatte, bat Hanife ihn, seine Tasse mit der Untertasse zu bedecken, dreimal von rechts nach links und von vorne zum Körper hin zu schwenken und sie dann umzudrehen. Beim Erklären führte Hanife die Bewegung selber vor, damit nichts schief gehen konnte.

Er wusste, was auf ihn zukam; nämlich eine Prophezeiung der Zukunft aus dem Kaffeesatz. Er glaubte an solchen Humbug nicht und bezeichnete es als Altweibergequatsche. Er ärgerte sich über seine Schwester, dass sie es immer wieder versuchte und, was noch schlimmer war, sogar daran glaubte. Mit Missmut und völlig ohne Elan schwenkte er, wie ihm vorgeführt wurde, die Tasse drei Mal und kippte sie dann um. Dabei verdrehte er seine Augen, als würde er den Beleidigten spielen, dem man etwas Unrechtes angetan hatte.

Hanife entfernte die Untertasse und betrachtete eine Zeitlang die Spuren des Kaffeesatzes. Ihre Gesichtszüge erstarrten plötzlich, als wäre sie von einem bösen Geist überrascht. Die Falte zwischen ihren Augenbrauen vertiefte sich. Die Pupillen waren nichts Anderes als zwei winzig kleine Punkte.

Aufgrund dieses ungewöhnlichen Gesichtsausdruckes seiner Schwester begann Emin zu lachen. „Na, siehst du wieder neue Weiber, die vor meiner Tür Schlange stehen und nimm mich, nimm mich schreien?“, fragte er ironisch und schaute dabei seine Nichte Aysel an. Mit dem rechten Auge blinzelte er, um diesen Humbug in eine lächerliche Schiene zu leiten.

„Hör auf mit deinen dummen Kommentaren“, erwiderte Hanife in einem harschen Ton. „Wann wirst du überhaupt erwachsen. Wir reden hier nicht von der Vergangenheit, sondern von der Zukunft. Also, schweig und hör einfach zu!“

Da sie älter als er war, konnte sie sich solche Worte und so einen Ton leisten. Denn sie wusste, dass er Achtung vor ihr hatte.

„Was ist denn los?“, fragte Emin, diesmal ernst.

„Ich sehe etwas Beunruhigendes.“

„Willst Du es uns nicht erzählen, was du siehst? Oder willst du uns auf die Folter spannen?“, mischte sich ihr Mann Mahmut ein.

„Ja, genau. Ich möchte es auch erfahren“, bemerkte Nurettin, der Schwiegersohn.

„Ich auch… Ich auch…“, jubelte Ali und hüpfte auf dem Sessel.

„Vor dir sehe ich eine Reise“, begann Hanife.

„Na, klar“, unterbrach er sie. „Ich fliege doch bald nach Deutschland zurück.“

„Du bekommst eine gute Nachricht, über die du dich sehr freuen wirst. Und erst nach dieser guten Nachricht, trittst du die Reise an.“

„Schön! Kannst du mir bitte verraten, wohin die Reise geht?“

„Halt endlich den Mund und hör zu, du eingebildeter Alman Doktoru!“, befahl sie und schickte ihm eiskalte Blicke zu. „Ich sehe dann schlechte Nachrichten. Feuer. Ja, Feuer. Große, lodernde Flammen. Und danach Ärger. Sehr viel Ärger.“

Alle im Raum erstarrten und neigten die Köpfe auf den Boden. Auch Emin tat das gleiche. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Das, was seine Schwester erzählte, glich reinem Unsinn. Er wurde unsicher. Was nun, wenn sie Recht hatte? Könnte doch noch etwas Reelles dahinterstecken? Glauben oder nicht glauben? Das war eben die eigentliche Frage. Plötzlich schossen ihm unzählige Fragen durch den Kopf. Was sollte er nun tun? Könnte ihm irgendjemand helfen? Wie hoch war der Wahrheitsgehalt dieser Prophezeiung? Der Kaffeesatz und die Zukunft… Bei gewissen Sternkonstellationen gab es bestimmte Ereignisse. Das konnte er sich noch einigermaßen zusammenreimen. Denn die Sterne übten auf die Lebewesen immerhin einen gewissen Einfluss. Aber der Kaffeesatz? Was für einen Einfluss könnte der Kaffeesatz überhaupt auf die Menschen ausüben?

Er merkte, dass eine Schmerzattacke vom Nacken über den Hinterkopf einsetzte und in die Schläfen wanderte. Er massierte sie mit beiden Händen und hoffte, die Schmerzen doch noch in Griff zu bekommen, bevor sie ihr Maximum erreichten.

Das laute Knattern eines Mopeds draußen störte die Stille in der Wohnung.

„Nun haben wir den Salat“, schimpfte Mahmut in Richtung seiner Frau.

„Was habe ich denn getan?“, antwortete sie leise. Ihre Stimme war voller Reue und Gewissensbisse.

„Was du getan hast? Du hast uns den Tag verdorben. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du mit diesem Blödsinn aufhören sollst!“

„Ich habe nicht gedacht, dass es so schlimm wird“, verteidigte sie sich kleinlaut.

„Wie willst es nun wiedergutmachen?“

„Macht euch doch keine Gedanken“, entgegnete Emin, als wäre er eben aus dem Schlaf aufgewacht. „An so etwas glaube ich ohnehin nicht.“

Man soll frühstücken wie ein König, Mittag essen wie ein Bauer und Abend essen wie ein Bettler. Diese Weisheit oder ähnliche Formulierungen benutzten fast alle Völker schon seit eh und jäh. Wie viel Prozent der Industrienationen hielten sich aber daran, obwohl sie bestens über diese Weisheit informiert waren. Ist es nicht in den meisten Fällen sogar genau umgekehrt? Die Leute frühstückten kaum, stopften dafür am Abend wie ein gieriger Wolf alles Schwerverdauliche in den Mund.

Hanifes Abendtisch mit vielen liebevoll zubereiteten Speisen missachtete diese international anerkannte Weisheit radikal. Ob Bohnensuppe, Lahmacun, mit Hackfleisch belegtes Pizza-Brot, mit Reis und Hackfleisch gefüllte Auberginen, gegrillte Lammfleischbällchen…

Betrachtete man die Vielfalt und vor allem die Menge der Speisen, die den Tisch zierten, müsste man sofort an den Empfang eines hohen Staatsmannes in einem Schloss denken. Am Tisch, an dem Emin mit seinen Verwandten saß, fehlten nur noch die uniformierten Bediensteten. Er betrachtete all die Speisen und fühlte einen Druck in der Magengegend. Er war bereits vom Hinsehen satt. Womit sollte er anfangen? Vielleicht mit der Bohnensuppe? Oder Lahmacun? Oder Auberginen?

Seine Schwester nahm ihm die Entscheidung ab. Sie legte zwei Stück Lahmacun auf seinen Teller, träufelte darauf Zitronensaft und rollte sie dann mit reichlich frischer Petersilie zusammen und drückte es ihm in die Hand. „Ich wünsche euch allen einen guten Appetit“, sagte sie.

So gierig, wie sie nach den verschiedenen Speisen zugriffen, und mit welcher Geschwindigkeit sie die Bissen in den Magen förderten, hätte Hanifes Wunsch anders lauten müssen; wie zum Beispiel: „Auf die Plätze, fertig, los!“, oder „greift zu!“, oder „zeigt, was ihr könnt!

Einem allgemeinen Guten-Appetit-Gemurmel folgten Klappern des Bestecks und das laute Schmatzen. Gabeln, Messer, Löffel, sich im Akkord bewegende Arme… es sah regelrecht wie eine Kriegsszene aus. Ein Krieg, bei dem es nur darum ging, in kürzester Zeit möglichst viele Speisen zu erobern und in den Magen zu befördern. Den Gewinner erwartete eine Überraschung: Bauchschmerzen und eine schreckliche Nacht.

„Ich will Baklava mit Eis“, schrie der kleine Ali, einem plötzlichen Einfall folgend.

„Jetzt nicht“, bekam er von seiner Mutter Aysel zu hören.

„Ich will aber jetzt Baklava mit Eis“, insistierte er.

„Jetzt nicht, habe ich gesagt!“ Aysel erduldete keine Widerrede vonseiten ihres Sohnes. Ihre Stimme klang laut und resolut. Ali ließ aber nicht locker und haute diesmal mit der rechten Faust auf den Tisch, um seinem Wunsch Nachdruck zu verleihen. Er wiederholte immer wieder seine Sätze, wie eine Platte, die hing und ohne Pause dieselbe Strophe sang. Aysel fuchtelte mit dem Messer, das sie gerade in der Hand hielt, und schimpfte mit dem Kleinen. „Wenn ich nein sage, dann ist es ein Nein.“ Dabei schaute sie ihren Onkel Emin an und gab sich Mühe, nicht das Wort Umbringen zu benutzen.

Ali fing sofort an, laut zu weinen. „Ih… operasyon… Ih operasyon…tot…tot!” Brüllte er dabei, woraufhin alle, wieder bis auf Emin, anfingen zu lachen. Der Gesichtsausdruck des Kleinen änderte sich, genau wie das letzte Mal, schlagartig und er lachte mit.

„Der spinnt immer wieder“, bemerkte Aysel, ohne mit dem Lachen aufzuhören.

Emin beobachtete den Kleinen eine Zeitlang. Er hatte für dieses merkwürdige Verhalten seines Großneffen keine Erklärung. Er kratzte unbewusst am Kopf, was er normalerweise bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gemacht hatte. Das Ganze bereitete ihm ein Rätsel; ein Rätsel, das sein Denkzentrum durcheinanderbrachte. Wieder spielten zahlreiche Fragen in seinem Hirn verrückt. Wieso sprach Ali immer wieder diese komischen Sätze? Was bedeutete dieses Gefasel? Was steckte dahinter? Aysel sprach vorhin nicht von Umbringen oder Töten. Und trotzdem weinte er. Was bewegte ihn zu dieser merkwürdigen Reaktion? Was? Was?

„Das Messer“, schrie Emin auf einmal, als wäre ihm ein Licht aufgegangen und erschreckte alle, die am Tisch saßen.

Irgendwo lief ein Radio mit klassischer Musik. Es handelte sich ohne jeden Zweifel um Mozarts eine kleine Nachtmusik.

„Was soll denn das, Mensch?“, schrie Hanife, der die Gabel mit dem Lammfleischbällchen aus der Hand fiel und auf dem Boden landete.

„Was ist mit dem Messer“, wollte Mahmut wissen.

„Was für ein Messer denn?“, bemerkte Nurettin, der wortkarg war und am liebsten nur zuhörte, anstatt selber zu reden. In der Schule musste er ja oft genug reden. Und das reichte ihm.

„Das ist das Messer, das den Kleinen zum Weinen bringt“, erklärte Emin und nahm das Messer in die Hand. Er wedelte damit in Alis Richtung, verzog seine Augenbrauen und tat so, als würde er mit ihm schimpfen, sagte aber gar nichts. Ali zeigte dieselbe Reaktion, wie vorhin. Er schrie laut und weinte: „Ih… operasyon… Ih operasyon… tot… tot!”

Schatten der Wahrheit

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