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Kapitel 1: Die Insel
ОглавлениеInaara war eine einzigartige Insel mit rätselhaften Phänomenen. Im Zentrum der Insel war das fantastische Hotel ‚Dimension’ in Form einer großen, silbernen Kugel erbaut worden. Die Insel bestand aus fünf unterschiedlichen Teilen, war ungefähr 3000 km² groß und lag im südlichen indischen Ozean in der Nähe der Inselgruppe der Maskarenen.
Die genaue Lage kannten jedoch nur wenige und wurde möglichst geheim gehalten. Die verschiedenen Abschnitte der Insel hatten jeweils ein ganz anderes Klima, mit entsprechend unterschiedlicher Tier- und Pflanzenwelt.
So bot jede Landschaft ihre eigenen Attraktionen und Abenteuer. Man konnte auf Inaara mit nur einem Schritt in einer komplett anderen Welt sein.Das verblüffte Neuankömmlinge am meisten. Viele der Bewohner auf Inaara ärgerte es manchmal, die Erklärungen für die unglaublichen Phänomene nicht zu kennen. Die Angestellten des Hotels diskutierten untereinander oft die verschiedensten Theorien, die sie entwickelt hatten.
Das ‚Dimension’ stand unter der Leitung des sehr autoritären Hoteldirektors, Frederick Saarinen. Er war auch Mitbesitzer der außergewöhnlichen Insel und es wurde von vielen vermutet, dass er die Antworten auf die geheimnisvollen Gegebenheiten der Insel kannte. Diese hatte er jedoch noch nie jemandem verraten. Seit einigen Jahren war Frederick Saarinen Witwer. Er hatte seine Frau und seinen zweitältesten Sohn bei einem Unfall verloren. Seine anderen beiden Söhne und seine Tochter lebten und arbeiteten auf der Urlaubsinsel. Sie hatten zu ihrem Vater ein sehr distanziertes Verhältnis. Die meisten Angestellten respektierten den strengen Chef, jedoch kaum einer mochte ihn wirklich. Manche fürchteten ihn. Vielleicht kostete ihm das das Leben.
Einige kamen mit Frederick Saarinen aber relativ gut aus und nahmen seinen autoritären Führungsstil in Kauf, da Inaara ein wunderbarer Platz zum Leben war. Kendra Ressler lebte und arbeitete gerne auf der wunderbaren Insel. Sie hatte als einfacher Sicherheitsposten begonnen und war bald Leiterin der Sicherheitsabteilung geworden. Anfangs nur als Übergangslösung gedacht, hatte sich das ‚Dimension’ als angenehmer Arbeitsplatz herausgestellt. Ihre Ausbildung als Kriminalpsychologin war hauptsächlich theoretisch geblieben. Sie hatte in nur wenigen Fällen bei Interpol mitgearbeitet. Der letzte Fall endete in einem Desaster und Kendra hatte erkannt, diesem Job eigentlich nicht gewachsen zu sein.
Als sie das Gefühl hatte beruflich versagt zu haben, schlug ihr Freund Kimi vor, gemeinsam nach Inaara zu gehen. Er war bereits früher als Zoologe auf der geheimnisvollen Insel tätig gewesen und wusste, dass es Kendra dort gefallen würde. Er hoffte, dass ein ruhiger Posten in dem Hotel das Richtige für sie wäre, um wieder innere Ruhe zu finden. Vor einem Jahr waren Kimi und Kendra samt Haustieren auf die Insel gezogen. Kimi sollte recht behalten, Kendra fühlte sich schnell wohl. Sie und ihre Kollegen in der Sicherheitsabteilung kümmerten sich um vermeintlich gestohlene Gegenstände, sowie die Einhaltung der allgemeinen Vorschriften, die das Inselleben regelten. Auf die Frage welches Gesetz eigentlich auf Inaara gültig sei, beziehungsweise welchem Staat die Insel angehörte, hatte sie von ihrem Chef nie eine Antwort erhalten. Entgegen ihrer neugierigen Natur, beließ sie es dabei und fragte irgendwann nicht weiter nach.
Zu ihren Routineaufgaben zählte es unter anderem, einen wöchentlichen Sicherheitsbericht bei Frederick abzuliefern. Das Dossier unterschied sich von Woche zu Woche kaum und enthielt meist harmlose Zwischenfälle. Am Weg in das Büro ihres Chefs überflog Kendra den aktuellen Bericht noch einmal:
Ein betrunkener und laut gewordener Hotelgast verbrachte eine Nacht in der Ausnüchterungszelle. Eine Schifahrerin war abseits der markierten Piste gestürzt und hatte sich ein Bein gebrochen. Ein Schnorchler war mit einer Qualle kollidiert. Eine Wölfin hatte eine Touristin angeknurrt, die ihren Welpen zu nahe gekommen war.
Solche Ereignisse wollte der Hoteldirektor im sogenannten Sicherheitsbericht zusammengefasst vorgelegt bekommen. Hätte die Erwähnung der Wölfin Konsequenzen für diese gehabt, hätte Kendra diesen Vorfall ausgelassen. Aber sie wusste, dass höchstens im entsprechenden Inselabschnitt mehr Warnschilder aufgestellt werden würden. Die zuständige zoologische Abteilung war im wesentlichen ihr Freund Kimi. Sein Anliegen war eher die Wölfe und anderen Tiere vor allzu neugierigen Touristen zu schützen und nicht umgekehrt. Kendra war mit ihrem Bericht zufrieden und stieg im siebten Stock aus.
Das Büro von Frederick Saarinen war, wie auch sein Appartement, in der obersten Etage des Hotels, in der sich außerdem die Suiten befanden. Sie klopfte an seine Bürotür und trat wie üblich – ohne ein ‚Herein’ abzuwarten – ein. Der Vorraum, wo eigentlich die Sekretärin sitzen sollte, war leer und die Tür zu seinem Büro offen. Ein seltsam verbrannter Gestank kam aus dem Büro des Direktors. Sie ging hinein und wollte ein fragendes „Hallo?“ von sich geben.
Der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie erstarren und es dauerte ein, zwei Sekunden bis sie realisieren konnte was sie sah.