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Ein Abend im Frühsommer am großen Stein

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Die Sonnenstrahlen färbten die Berge rotorange. Es war fast eine Stunde vor Mitternacht. Draußen am großen Stein versammelten sich die Jugendlichen. Henry hatte eine kleine diatonische Harmonika, einen kleinen flotten Einreiher, bekommen. Einer seiner älteren Kameraden besaß auch eine. Sie spielten vom Licht des Sonnenuntergangs hinter dem Villingadalsfjall. Die spröden, melodischen Töne inspirierten die Jugendlichen zu Versen und färöischen Liedern. Es herrschte Leben rund um den großen Stein. Es hieß, dass der Stein Zauber enthielte. Ein Mann kam schwankend den Pfad hoch. Er sang fröhlich und schwang lustig eine Flasche. Er kniete sich neben den großen Stein, und während die Jugendlichen zusahen, legte er die Hand auf den Stein und forderte: „Öffne dich, öffne dich.“ Die Worte waren auf Dänisch mit starkem färöischem Akzent. „Denn huldufólk, Trolle, müssen auf Dänisch angesprochen werden“, sagte er. Nichts geschah und die Jugendlichen sangen und spielten weiter.


Skizze des Hauses, das Jóanis baute. Das Elternhaus der sieben Geschwister.

Auf dem Gipfel des Malinsfjalls lagen immer noch Schneewehen, und die letzten Strahlen der Abendsonne ließen den Schnee leuchtend rotorange gegen den dunklen, roten Hintergrund des Berges scheinen. Ein roter Widerschein der untergehenden Sonne.

Der Villingadalsfjall stand im Schatten wie eine dunkle scharfe Silhouette gegen den helleren Himmel.

Vogelgezwitscher erklang die ganze helle Nacht. Der Regenbrachvogel, der Goldregenpfeifer und die Bekassine (spógvi, lógv, mýrisnípa) waren einige der charakteristischsten Vögel.

Der Wind hatte sich gelegt, man spürte nicht die eiskalte Luft. Es biss ein wenig in der Nase, und der Atem wurde zu weißem Dampf. Die Erwachsenen genossen die Abendstimmung und die Farben, sie besuchten sich gegenseitig, es wurde Tee und Selbstgebackenes serviert. Man plauderte und erzählte sich Geschichten.

Die Kinder wollten nicht ins Bett und niemand zwang sie. Das Leben war einfach nur schön.

Dies war der echte, färöische Sommer. Das Dorf lag im Schatten, die Sonne ging nordnordwestlich im Atlantik unter, um in wenigen Stunden wieder nordnordöstlich am Horizont aufzusteigen, nördlich von Fugloy. Der Himmel blieb hell und sternenlos. Es war die Zeit der hellen Nächte. Die Jahreszeit ohne Petroleumlampen.

Dieser wunderschöne Sommer, wo die Natur Schönheit und Frieden atmete.

Eine färöische Kindheit

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