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Reka seyð – die Schafe werden zusammengetrieben

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Hochsommer, Juli, die Lämmer waren groß. Jetzt sollten sie markiert werden, damit die Bauern wussten, welches ihre Schafe waren. Männer und Jünglinge aus dem Dorf gingen geschlossen in die Außenmark. Sie mussten alle Schafe und Lämmer in den Bergen finden. Unter lautem Rufen und mit Hilfe ausgebildeter, bellender färöischer Hütehunde wurden die Schafe die Berghänge hinuntergetrieben, hinein in den rætt. Ein rætt ist ein Schafspferch, umgeben von einer hohen Steinmauer mit einem Eingang.

Man hörte deutlich, wo sich die Schafe in den Bergen befanden und wie die Geräusche nach unten drangen. Es war ein Blöken, Hundegebell und die lauten Rufe der Männer. Kein Schaf entkam, selbst wenn es versuchte zu fliehen. Am rætt trafen Schafe und Männer auf lärmende Kinder und Frauen des Dorfes, die gekommen waren, um dem Geschehen beizuwohnen. Es wurde laut geschwatzt, man zeigte, wies und diskutierte, welches Schaf wem gehörte. Es herrschte eine besondere Stimmung, es brodelte vor Aktivität. Zwei Männer halfen sich jeweils, viele Männer waren gleichzeitig zu Gange. Schaf für Schaf, Lamm für Lamm, wurde sortiert, die vier Beine zusammengebunden, damit sie nicht treten oder weglaufen konnten. Die Lämmer wurden mit einer oder mehreren speziellen Kerben im Ohr markiert, eingeschnitten mit einem frisch geschliffenen, scharfen Messer, damit man sie wiedererkannte. Es blutete. Die erwachsenen Schafe wurden geschoren, die Wolle mit einem scharfen Messer an der Wurzel abgeschnitten, was leicht ging. Während des Fellwechsels saß die Wolle lose. Einige Schafe sahen sehr zerzaust aus, da sie bereits große Wollbüschel in der Außenmark verloren hatten, und den Rest wie eine lose Schleppe hinter sich her schleiften. Man half sich gegenseitig, und jeder nahm die Wolle seiner eigenen Schafe mit nach Hause. Jetzt wurde auch beschlossen, welche Schafe und Lämmer später in diesem Jahr geschlachtet werden sollten. Einige Schafe hatten ausgedient, hatten ihre Pflicht getan, sie hatten viele Lämmer zur Welt gebracht. Erwachsene, gesunde Lämmer würden ihren Platz einnehmen und die guten Gene der Familie weiterführen. Die Jungwidder sollten geschlachtet werden. Sie waren besonders lecker als skerpikjøt, da sie größere Muskeln als Schafe hatten. Am selben Tag wurden alle Schafe und Lämmer wieder hinaus in die Außenmark getrieben. Die zum Tode Verdammten durften den Spätsommer in Ruhe und Frieden erleben.

Man konnte hin und wieder in der Außenmark auf erwachsene Schafe mit einem Beutel unter dem Hintern stoßen. Der Beutel war ein Stück Sackleinen, der fest in die Wolle genäht war. Das war Verhütung, die gegen unerwünschte Schwangerschaft schützen sollte. Es konnte geschehen, dass das Schaf ohne Wissen des Bauern bereits schwanger geworden war. Einige seltene Male wurde ein Lamm in dieses Leinenstück hineingeboren, und ihm musste umgehend geholfen werden. Doch in der Regel entdeckte es der Bauer, bevor es so weit kam.

Eine färöische Kindheit

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