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Zweite Szene.
ОглавлениеCANDAULES: Ja, Candaules sagt es. Ja, die Königin Nyssia wird an diesem Abend das Fest schmücken. – Ein köstlicher Abend … die Schönheit dieses Tages wuchs bis zu dieser Stunde, wie eine Freudenhymne, die bis zum höchsten Klingen stieg, daß sie die Sinne kaum mehr noch vernehmen. Nun ruhigt alles und verklingt … doch draußen da, auf der kleinen Terrasse, kaum eine Stunde ists her, da war's ein Schwelgen, Wollust … Ihr hättet mit uns kommen sollen, süßer Philebos. Der Lorbeer unten steht in Blüten und ist im Schatten ein Duft davon …
SYPHAX, NICOMEDES und PHARNACES: … köstlich.
CANDAULES (immer zu Philebos, der sich noch zu Phedros und Simmias hält): Ihr geniert Phedros und Simmias.
SIMMIAS (lächelnd): Oh … nicht …
CANDAULES: Die Beiden – ja, von denen verlange ich nicht, daß sie mit mir kommen. Ihre Freundschaft sucht die Einsamkeit und füllt sie aus. Ich bin eifersüchtig auf Deine Freundschaft, schöner Simmias. Sie ist kostbarer als all mein Gut, und ich will, daß all mein Gut sie schütze. Sebas, für Dich ließ ich von weit her weiße Feigen pflücken, ich mag es gern, daß Dein guter Geschmack sie den andern vorzieht – Du findest sie wie ich süßer und duftender. Pharnaces, Dein Witz hat mich unterhalten, morgen mußt Du mir die Geschichte weitererzählen. Die Verse, die Du mir lasest, lieber Syphax, sind hübsch, ich werde sie in Musik setzen lassen. – Armer Archelaos, diesen Abend gibt es keine Flötenspielerinnen … die Königin wird da sein … Siehst Du sie wieder an wie gestern, wird ihre Scham es ungern merken. Werte Herren, – verzeiht, ich schäme mich des Verlangens: daß Ihr bedacht in Euren Reden seid: die Königin wird hier sein. Gleich komme ich mit ihr. (Er entfernt sich, kommt indes ein Weniges zurück.) Was für ein köstlicher Abend!… Wir hatten, süßer Philebos, auf der Terrasse, die süßesten Sorbetts, die Du träumen kannst … – O Fülle meines Glückes! Wie hätte ich an meinen Sinnen allein genug, es zu erschöpfen! So sei Euch, Ihr Herren, Dank dafür, daß Ihr mir helft, das Ende dieses Tages auszupressen, wie den Saft der Traube, alles, was der Tag an Trunkenheit und Glück enthält. Eine Freude, mit Euch geteilt, ist zwiefach. – Und morgen wiederholen wir diesen schönen Tag … (Er geht.)
SYPHAX: Candaules ist doch wundervoll!
ARCHELAOS: Er ist schön.
SEBAS: Er ist groß.
NICOMEDES: Seine Art, uns zu empfangen, ist einfach glänzend.
PHARNACES: Ja, wahrhaftig, das ist sie.
SYPHAX: Wie müssen dann gleich auf das Glück des Candaules trinken.
PHARNACES: Das ist gefährlich, Syphax.
SYPHAX: Für wen? – Für mich?
PHARNACES: Für ihn.
SYPHAX: Ah! Woher könnte ihm das Unglück kommen?
NICOMEDES: Vielleicht von seiner Frau.
PHEDROS: Es gibt keine, die treuer wäre.
PHILEBOS: Oder … von ihm selbst …
SIMMIAS: Still! Schweig – da sind sie.