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Das erste Method-Acting

Polos

Name: Polos

Lebensdaten: 2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr.

Tätigkeit: Tragödienschauspieler

Besonderheit: nutzte sein persönliches Schicksal, um auf der Bühne zu überzeugen

Der griechische Schauspieler Polos hat als einer der ersten erkannt, dass man persönliche Emotionen für die Darstellung von Bühnenfiguren nutzen kann. Zuvor hatte ein Schauspieler immer völlig hinter der von ihm interpretierten Figur zurückzutreten und durfte in seiner eigenen Persönlichkeit nie sichtbar werden.

Wer war das?

Polos muss einer der großen Bühnenschauspieler des 4. Jhs. v. Chr. gewesen sein, denn er wird dafür gerühmt, über seine Kollegen hinausgeragt zu haben.

Was hat ihn berühmt gemacht?

Als er einmal die Elektra des Sophokles spielte, nutzte er sein eigenes trauriges Schicksal für seine Interpretation: Kurz zuvor war sein Sohn verstorben, und er nahm, um die Trauer der Elektra möglichst realistisch darstellen zu können, die Urne mit dessen Asche mit auf die Bühne und beweinte sie statt eines leeren Requisits. Das Publikum wusste diese Leistung, mit der er keine „Standardperformance“ abgab, sondern wirklich die Trauer personifizierte, zu würdigen.

Wie ist das alles überliefert worden?

Aulus Gellius berichtet darüber folgendermaßen: „Es gab in Griechenland einen berühmten Schauspieler, der aus den übrigen wegen seiner Vornehmheit und der Schönheit seiner Stimme herausragte. Sie sagen, sein Name war Polos, er spielte die Tragödien der großen Dichter mit Können und Leidenschaft. Dieser Polos verlor einen Sohn, den er besonders geliebt hatte, an den Tod. Als Polos meinte, er habe genug getrauert, nahm er seinen Beruf wieder auf. Er spielte in Athen in der Elektra des Sophokles, und er musste eine Urne für die Asche des Orest bei sich tragen. Die Handlung des Stückes sieht vor, dass Elektra die angeblichen Überreste ihres Bruders herumträgt, während sie seinen angenommenen Tod beklagt und beweint. Angeblich zog Polos die Trauerkleider der Elektra an und trug die Asche und die Urne seines Sohnes aus dem Grab bei sich. Er umarmte sie, als wäre sie die des Orestes, er flutete das Theater nicht mit Ähnlichkeit und Imitation, sondern mit wahrer und lebendiger Trauer. So wurde, obwohl scheinbar ein Schauspiel aufgeführt wurde, reale Trauer dargestellt“ (Aul. Gell. Noct. Att. 6.5.1–8).

Was bleibt?

Vieles, was als moderne Entwicklung gilt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als so neu nicht – selbst das hoch gerühmte (und ohne Zweifel revolutionäre) Method-Acting hat seine Vorläufer in der Antike.

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