Читать книгу Schauspieler - Andrea Rottloff - Страница 6
ОглавлениеEinführung
Stellen Sie sich vor, Sie werden gefragt: „Wer ist Ihr Lieblingsschauspieler? Ihre Lieblingsschauspielerin?“ Wie lautet Ihre Antwort? Höchstwahrscheinlich werden Sie eine Persönlichkeit nennen, die zurzeit gerade von sich reden macht, oder aber ein Idol einer nur wenig früheren Generation. Einen Schauspieler vergangener Jahrhunderte zu nennen, wird dagegen kaum jemandem einfallen, es sei denn, der- oder diejenige ist Theaterhistoriker/in. Dabei hat es seit der Antike Schauspieler in beinahe ununterbrochener Reihe gegeben, und seit gut 2500 Jahren werden sie als eigener Berufsstand bezeichnet.
Eine historische Einführung in das Theaterwesen ist daher vor allem bei den älteren Epochen Antike und Mittelalter unverzichtbar, da aus diesen Zeiten zu wenige ausführliche Biografien überliefert sind. Vieles wird nur in einem Nebensatz gestreift, und zu ihrer Zeit berühmte Darsteller finden nur noch in einer einzigen Quelle Erwähnung. Doch auch diese winzigen Splitter, diese Informationsschnipsel, tragen ihren Teil zum facettenreichen Mosaik eines Berufsbildes bei, das die Menschen seit jeher fasziniert hat wie kaum ein anderes. Erst ab der Zeit William Shakespeares im 16. Jh. sprudeln die Quellen reichlicher, so dass die Personenporträts einen breiteren Raum einnehmen können.
Doch was zeichnet eigentlich einen Schauspieler aus? Er versucht, seinem Publikum durch sein Spiel glaubhaft Emotionen zu vermitteln, und erwartet als „Gegenleistung“ von diesem, dass es sich auf das „Wagnis Theater“ einlässt. Dabei wird in der Regel eine von jemand anderem erdachte Rolle dargeboten – sieht man einmal von „Entertainern“ wie Spielleuten oder Akrobaten ab, die viel eher „Selbstdarsteller“ waren und ihre eigenen Fähigkeiten zur Schau stellten. Trotzdem gibt es natürlich Überschneidungen, und gerade für die älteren Epochen ist es nötig, auch letztere mit zu betrachten, da es den uns geläufigen, klassischen Schauspieler damals noch nicht gab – auch wenn damit die Kritik im Sinne von: „Aber der war doch gar kein Schauspieler!“ vorgezeichnet erscheint.
Für die weiter zurückliegenden Epochen zeigt sich darüber hinaus das Problem, dass es zwar durchaus Informationen über die Spielpraxis, kaum aber über einzelne Individuen gibt. In der Antike muss man schon froh sein, wenn man etwas mehr über einen Schauspieler oder eine Schauspielerin erfährt als nur den Namen und das Lebensjahrhundert. Bei anderen gibt es wiederum eine Fülle von Informationen, nur eben nicht zu diesem speziellen Aspekt (z. B. Mnester und Shakespeare). Daher verbleiben im angestrebten Mosaikbild allzu oft Lücken, die aus heutiger Sicht nicht mehr zu füllen sind. Dies bitte ich den Leser im Gedächtnis zu behalten.
Folgen Sie mir nun auf eine Reise in die Vergangenheit, ins nicht immer einfache Leben früherer Schauspielerinnen und Schauspieler.