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Von der Theaterbühne in die Politik

Aischines

Name: Aischines

Lebensdaten: ca. 390–314 v. Chr.

Tätigkeit: Redner

Besonderheit: fing als mittelmäßiger Schauspieler an

Nicht nur den Römern war bewusst, wie nahe der Beruf des Schauspielers dem des Redners kommt: Während Schauspieler so gut sein wollten wie die besten Redner, wollten diese jedoch unter keinen Umständen mit Schauspielern verglichen werden. Wie untrennbar beides aber schon im klassisch-hellenistischen Athen verzahnt war, zeigt der Fall des Aischines.

Wer war das?

Angeblich hat der später als Redner berühmt gewordene Aischines sich in seiner Jugend als Schreiber und Schauspieler versucht. Dabei hatte er jedoch nur mittelmäßigen Erfolg, denn ihm fehlte auf der Bühne die für einen Schauspieler nötige Gewandtheit. Allerdings sah er gut aus und hatte eine schöne Stimme, womit er es aber nur bis zum Tritagonisten (3. Schauspieler) brachte und nie die Hauptrolle spielen durfte.

Was hat ihn berühmt gemacht?

Als junger Mann war Aischines der Theatertruppe des Sikylus und Sokrates beigetreten, für die er die Nebenrollen übernahm. Laut Demosthenes soll er in dieser Zeit besser von dem Obst, das unzufriedene Zuschauer nach ihm warfen, als von der Schauspielerei selbst gelebt haben. Als er einmal bei einer Verfolgungsjagd auf der Bühne stürzte, war seine Karriere vorbei – jemand, den man von der Bühne aufheben musste, erntete nur Hohn und Spott. Im Nachhinein erwies sich der durch dieses Missgeschick erzwungene Berufswechsel als Glücksfall, denn als Redner und Politiker wurde Aischines über Athen hinaus berühmt. So war er zusammen mit seinem Rednerkollegen Demosthenes Mitglied der Delegation, die Athen an Philipp II. von Makedonien schickte, um Frieden zu schließen.


Römische Kopie einer Marmorstatue des griechischen Redners – und abgebrochenen Schauspielers – Aischines, Original 4. Jh. v. Chr.

Eben dieser Demosthenes sollte später sein ärgster Feind werden, als sie sich als Ankläger und Verteidiger vor Gericht gegenüberstanden. Demosthenes verspottete seinen Gegner als schlechten Schauspieler und versuchte ihn durch Seitenhiebe und persönliche Angriffe auf ihn selbst und seine Familie zu diskreditieren. Er benutzte dazu schon damals gängige negative Schauspieler-Klischees wie Unehrlichkeit, fragwürdige Herkunft und Erziehung. Zudem behauptete er, Aischines würde seine Zuhörer durch Theatertechniken manipulieren – also genau das tun, was er selbst in diesem Moment tat. Damit schaffte Demosthenes es im letzten Verfahren tatsächlich, die Zuhörer auf seine Seite zu ziehen und dafür zu sorgen, dass Aischines Athen verlassen und sich in der Provinz als Rhetoriklehrer durchschlagen musste. Fazit: Man unterschätze niemals die Macht der Theatersprache, besonders wenn Politiker sie verwenden!

Was bleibt?

Auch wer heutigen Politikern zuhört, tut gut daran, sich ab und an daran zu erinnern, dass sie wie Schauspieler rhetorische und theatralische Mittel verwenden, um die Zuhörer von ihrer Wahrheit und ihrer Sicht auf die Dinge zu überzeugen. Wehret den Anfängen!

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