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2.4.1 Befunde der Lernerforschung
ОглавлениеDabei kommt wieder die im vorangegangenen Teil erprobte Vorgehensweise zum Einsatz. Zunächst werden die von Johnson/Johnson (2015, 2003, 1994) umfassend zusammengetragenen Befunde referiert und dann aus aktuellen Studien ergänzt. Deren Metastudie (Johnson/Johnson 1994) und eigene Untersuchungen haben die Wirkungen von KL in vier Bereichen eindrucksvoll belegt: Herstellung einer sozial interdependenten Interaktionsstruktur, sowie positive Beeinflussung des fachlichen Lernens, der zwischenmenschlichen Beziehungen und der psychischen Gesundheit. Betrachtet man die einzelnen Bereiche genauer, so zeigt sich, dass der Grad ihrer empirischen Belegtheit sehr unterschiedlich ist. Demgemäß lassen sich die Wirkungen von KL in drei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe ist durch Metaanalysen, einer Vielzahl von Einzelstudien (z.T. im dreistelligen Bereich), abgesichert. Als gesichert kann man demnach betrachten, dass KL …
… zu mehr Vertrauen in der Interaktionssituation selbst führt.
… zu erhöhter Lernzeit und höheren fachlichen Leistungen führt.
… zu erhöhter sozialer Unterstützung führt.
… zu einem verbesserten fähigkeitsbezogenen und allgemeinen Selbstkonzept führt.
Die zweite Gruppe von Wirkungen ist durch jeweils einzelne Untersuchungen belegt. Es könnte daher sein, dass KL unter bestimmten Bedingungen …
… den Informationsaustausch unter den Schüler*innen intensiviert.
… höhere Denkoperationen und das Auftreten bedeutungsvoller Interaktion fördert.
… Lernmotivation, positive Einstellung zum Fach und Unterrichtszufriedenheit steigert.
… die Fähigkeit zu Perspektivübernahme und soziales Lernen allgemein fördert.
Die übrigen Aussagen zu möglichen Wirkungen werden entweder rein argumentativ begründet oder nur durch jeweils eine Referenz belegt. Sie werden daher an dieser Stelle nicht weiter thematisiert.
Erzeugte Wirkung | Metaanalyse: Seite | Empirische Belegtheit |
Interaktionsstruktur | ||
Verstärkte gegenseitige Hilfe und Unterstützung | A: 49 | Eigenverweis |
Erhöhter Informationsaustausch und kognitive Reorganisation | A: 49/50 B: 110 | Mehrere Studien |
Verminderte Sprechangst | A: 50 | Eine Studie |
Erhöhte Herausforderung und Disput | A: 51 | Kein Beleg |
Public Advocacy and Commitment | A: 51 | Kein Beleg |
Erhöhte positive gegenseitige Beeinflussung | A: 52 | Kein Beleg |
Erhöhte Leistungsmotivation | A: 52/53 | Argumentative Begründung |
Erhöhtes gegenseitiges Vertrauen in der Situation vorhanden | A: 53/54 | Zahlreiche Studien |
Verminderung von Angst | A: 54 | Kein Beleg |
Effekte des Unterrichts | ||
Gegenüber Frontalunterricht erhöhte fachliche Leistung (nicht GA als solches, sondern Basiselemente wirken; Leistungsschwache haben höchste Zugewinne) | A: 56, B: 107, 108 | 378 Studien |
Erhöhte Anwesenheit von höheren kognitiven Operationen, kritischem und konzeptualem Denken | A: 57 | Mehrere Studien |
Verstärktes Auftreten von bedeutungsvoller Interaktion | A: 57 | Mehrere Studien |
Erhöhte positive Einstellung zum Fach, Lernmotivation und Unterrichtszufriedenheit | A: 58, B: 109 | Mehrere Studien |
Erhöhung der Lernzeit (time on task) | A: 58 | Über 30 Studien |
Zwischenmenschliche Beziehungen | ||
Erhöhung sozialer Unterstützung | A: 62 | 106 Studien |
Durchhaltevermögen oder Schulverbleib (student retention) | A: 62/63 | Zwei Studien |
Erwerb von Perspektivübernahme und sozialen Normen | A: 63–65 | Argumentative Begründung |
KL fördert soziale Entwicklung | A: 65 | Zwei Studien |
Psychische Gesundheit (psychological health) | ||
Förderung von Perspektivübernahme | A: 66 | Mehrere Studien |
Erhöhtes positives Selbstkonzept | A: 67 | Über 80 Studien |
Erhöhte Sozialkompetenz | A: 69 | Mehrere Studien |
Gegenseitige positive Beeinflussung der drei Bereiche | Wenige Studien |
Tab. 2.1:
Metaanalytische Befunde zu schülerseitigen Effekten von KL über verschiedene Domänen hinweg. Der Grad der empirischen Fundierung ist in der rechten Spalte benannt (A=Johnson/Johnson 1994; B=Shachar 2003).