Читать книгу Das Naturwiesland der Schweiz und Mitteleuropas - Andreas Bosshard - Страница 9
Vorwort und Dank
ОглавлениеAnstoss zu diesem Buch gab eine Untersuchung über die Entwicklung der Fromentalwiesen in der Schweiz. Fromentalwiesen werden die Fettwiesen der Tallagen genannt. Sie stellten bis in die 1950er Jahre den am intensivsten genutzten Wiesentyp dar, der grosse Teile des Wieslandes einnahm und das Rückgrat der Futterproduktion bildete. Die Resultate des Projektes waren für alle Beteiligten überraschend. Der damalige Fettwiesentyp ist praktisch verschwunden. Er würde heute zu den artenreichen Wiesen zählen. Selbst Ökowiesen erreichen hinsichtlich der Artenvielfalt grossenteils nicht mehr das Niveau, welches in den Fettwiesen noch um 1950 alltäglich war. Offenbar ist es im «Alltagswies-land» während den vergangenen fünf bis sechs Jahrzehnten zumindest in den tieferen Lagen der Schweiz zu einem eigentlichen Zusammenbruch der Biodiversität gekommen, der viel weiter geht als bisher angenommen, und der bis heute lediglich ganz punktuell untersucht und dokumentiert ist.
Die Recherchen machten auch die Diskrepanz deutlich zwischen der umfangreichen Literatur zum extensiven, heute prioritär im Hinblick auf Naturschutzaspekte bewirtschafteten Wiesland und der ökologisch sehr geringen Beachtung, welche das gedüngte Spektrum des Wieslandes seit den 1950er Jahren erfahren hat. Insbesondere botanisch und pflanzensoziologisch wurde der gedüngte Bereich kaum bearbeitet. Das agronomische Interesse war dagegen seit den 1950er Jahren ganz auf den intensiv genutzten Bereich gerichtet und ermöglichte eine wesentliche Steigerung der Erträge und der Nutzungsintensität.
Die polarisierte Interessenlage hatte zur Folge, dass die mittelintensiv und wenig intensiv genutzten Wiesen quasi durch die Maschen der Aufmerksamkeit fielen. Diese Lücke sollte das Fromentalwiesenprojekt füllen, und hier setzt das vorliegende Buch entsprechend einen Schwerpunkt. Denn gerade diese Wiesentypen spielen flächenmässig und vom Produktionspotenzial her eine wichtige Rolle für die standortgemässe, effiziente Wieslandnutzung, aber auch für die Biodiversität in der offenen Kulturlandschaft.
Wie das Wiesland genutzt wurde und in Zukunft genutzt wird, ist letztlich immer die Folge von individuellen Entscheidungen auf dem einzelnen Landwirtschaftsbetrieb. Diese Entscheide lassen sich nur verstehen aus einer gesamtbetrieblichen Perspektive. Produktion, Wirtschaftlichkeit, Artenvielfalt, persönliche Interessen der Bauernfamilie, die auf dem Hof gehaltenen Raufutterverzehrer, äussere Rahmenbedingungen und viele weitere Aspekte gehören auf dem Hof auf’s Engste zusammen. Das komplexe Zusammenspiel macht die ganz bestimmte Bewirtschaftung des Wieslandes letztlich im Konkreten erst nachvollziehbar. Das Verständnis, wie das Wiesland und der Futterbau in den Gesamtbetrieb eingebettet ist, ist damit die Voraussetzung für eine erfolgsversprechende Suche nach Lösungen im Sinne eines nachhaltigen, standortgemässen Futterbaus. Die betriebliche Perspektive, vor allem auch die enge Verbindung des Wieslandes mit der Milch- und Fleischproduktion, nehmen deshalb im Buch einen wichtigen Stellenwert ein. Die langjährige Beschäftigung in der landwirtschaftlichen Beratung und in der ökologisch-futterbaulichen Planung und Forschung kamen dem Vorhaben eines umfassenderen Überblicks eines ganzheitlich orientierten Futterbaus entgegen.
Ein solches Vorhaben ist anspruchsvoll. Zweifellos sind viele Ausführungen ergänzungsbedürftig. In diesem Sinne soll das Buch Anregungen geben, diesen Ergänzungsbedarf in Forschung, Beratung und Praxis aufzugreifen und so der Nachhaltigkeit im Futterbau wieder vermehrt Gewicht zu geben.
Das Fromentalwiesenprojekt wurde in grosszügiger Weise durch die Bristol-Stiftung, Pro Natura und die Temperatio-Stiftung unterstützt. Diesen Institutionen gilt mein besonderer Dank. Die Bristol-Stiftung regte die Ausarbeitung der Resultate in Buchform an und finanzierte den Druck.
Herzlichen Dank schulde ich den verschiedenen Fachexperten, die zu einzelnen Kapiteln wesentliche Hinweise beisteuerten, insbesondere Peter Thomet, Hans Ulrich Gujer, Jodok Guntern, Frank Klötzli, Georg Grabherr, Alois Kapfer, Peter Moser und Thomas Walter. Besonders danke ich Mario Broggi und Ruth Landolt von der Bristol-Stiftung für das konstruktive und sorgfältige Lektorat des Buches, ebenso Jacqueline Annen für die Gestaltung der zahlreichen neuen Grafiken und des Layouts. Bei den Feldarbeiten und deren Auswertungen halfen verschiedene Mitarbeiter von Ö+L GmbH mit. Erwähnen möchte ich namentlich Isabelle Nussbeck-Stähli, die viele der Vegetationsaufnahmen durchgeführt hat, und Lina Kamleiter, die mit ihrer Diplomarbeit wichtige Resultate zum Projekt beisteuerte.
Nicht zuletzt danke ich meiner Familie für den Freiraum, den sie mir gewährte, um das Buch fertig zu stellen.
Andreas Bosshard