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2.4 Bildung in Zahlen
ОглавлениеBildungsstatistik
Eine der Planungs- und Entscheidungsgrundlagen staatlicher Bildungspolitik ist die Bildungsstatistik. Sie gibt Auskunft über den Zustand des Bildungssystems (z. B.: 98 % der Schulen der Sekundarstufe I und II waren 2002 mit Computern ausgestattet, so dass die Zahl der Schüler pro Computer 17 beträgt; vgl. AVENARIUS U. A. 2003, S. 119), über seine Ergebnisse (z. B.: 257 702 Jugendliche [27,6 %] haben in 2000 die allgemeine Hochschulreife erworben; vgl. ebd., S. 316) wie über die Entwicklung des Bildungssystems (z. B.: betrug 1960 der Mädchenanteil in der gymnasialen Oberstufe 36 %, so stieg er bis zum Jahr 2000 auf 56 %; vgl. CORTINA U.A. 2003, S. 96f.). Die Bildungsstatistik informiert über die Anzahl, Art und regionale Verteilung von Schulen und Ausbildungseinrichtungen aller Gattungen, über Lehrer- und Schülerzahlen, die Dauer des Schulbesuches und die Zahl der Bildungsabschlüsse usw. Sie benennt – auch im internationalen Vergleich – die Bildungsausgaben, den personellen, sachlichen und zeitlichen Aufwand und hält den Ertrag fest, den Bildungsstand und die Bildungsbeteiligung der Bevölkerung (vgl. BMBF 2004).
Bildungsabschlüsse
Elementar zur Beschreibung der Leistung eines Bildungssystems – und zwar vor einem jeden Vergleich mit den Bildungssystemen anderer Länder oder anderer Epochen oder auch der eigenen Vergangenheit – sind die von einer Schülerschaft erworbenen schulischen Abschlüsse. In den ihnen verliehenen Zertifikaten wird der erreichte Bildungsstand dokumentiert. Die statistischen Daten informieren über die Verteilung der Abschlüsse und die Unterschiede zwischen den Bundesländern.
Als wichtigste Ergebnisse lassen sich festhalten (zu berücksichtigen ist, dass die einzelnen Absolventengruppen unterschiedlichen Jahrgängen entstammen [vgl. Tabelle auf S. 29 und AVENARIUSU. A. 2003, S. 170ff.]):
– Knapp die Hälfte eines Altersjahrganges verlässt das Schulsystem mit einem mittleren Bildungsabschluss,
– deutlich über einem Drittel (im Jahr 2000 37 %) liegt der Anteil der Absolventen, die eine Hochschulreife (Fachhochschulreife [10,5 %] und Allgemeine Hochschulreife [2000: 27,5 %]) erworben haben;
– weniger als ein Drittel eines Altersjahrgangs verlässt die Schule mit einem Hauptschulabschluss, fast jeder Zehnte ohne einen solchen Abschluss.
Auf diese Gruppe entfällt also nicht mehr der größte Anteil der Heranwachsenden.
– Im Ländervergleich zeigen sich große Unterschiede: bei der allgemeinen Hochschulreife z. B. zwischen Bayern (19,6 %) und Berlin (32,3 %), bei dem Hauptschulabschluss zwischen Schleswig-Holstein (43,5 %) und Sachsen (15,5 %) und bei Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss zwischen Sachsen-Anhalt (14,5 %) und NRW (7,1 %).
Angesichts dieser Zahlen stellt sichdie Frage, ob sich die Spannweiten durch die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler, durch unterschiedliche Anforderungen der Schulsysteme oder durch unterschiedliche Förderungs- und Leistungsfähigkeiten der Schulen erklären lassen.
Risikoschüler
Interessant ist der Vergleich der Daten der amtlichen Bildungsstatistik (über die Bildungsabschlüsse) mit Ergebnissen der empirischen Bildungsforschung (über erworbene Kompetenzen), die die Autoren des Bildungsberichts auch für die Situationsanalyse des deutschen Bildungswesens herangezogen haben. Sie kontrastieren die Absolventenquote mit dem Anteil der 15-Jährigen, die nach der PISA-Studie (vgl. Kap. 11.1) die unterste Kompetenzstufe im Lesen, nämlich elementare Lesefähigkeiten, ausreichend für ein „oberflächliches Verständnis einfacher Texte“ (vgl. ARTELT U. A. 2004, S. 144), nicht erreichen und verweisen darauf, dass die Quote der Absolventen ohne Schulabschluss nicht über, sondern oft unter den Werten der PISA-Studie bleibt.
Tabelle 1: Absolventen aus allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen (2001) nach Schulabschluss und Ländern in % der gleichaltrigen Wohnbevölkerung
1 Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.): PISA 2000 – Die Länder der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich. Opladen: 2002, S. 72.
2 Für Berlin und Hamburg wurden keine Werte ausgewiesen.
3 In diesen beiden Ländern ist die Quote 2001 in Folge der Umstellung von 12 auf 13 Schuljahre drastisch gesunken; ersatzweise wird daher die Quote des Jahres 2000 mitgeteilt. Durchschnittswerte für Deutschland werden hier aus diesem Grund nicht ausgewiesen.
Quelle: Berechnungen nach KMK: Schüler, Klassen, Lehrer und Absolventen der Schulen 1992 bis 2001. Bonn: 2002 und Statistisches Bundesamt (Bevölkerung zum 31. 12. 2000) (zitiert aus: AVENARIUS U. A. 2003, S. 316)
„Diese Diskrepanz zwischen der Größe der Gruppe derer, die keinen Schulabschluss erreicht, und der Gruppe derer, die in den unterschiedlichen Bereichen der PISA-Tests allenfalls auf die Kompetenzstufe I (die für eine gelingende Ausbildung nicht anspruchsvoll genug ist) gelangt, ist für die Analyse der vergleichsweise hohen Abbrecher- und Durchfallzahlen in der beruflichen Ausbildung im Rahmen des dualen Systems bedeutsam.“ (AVENARIUS U. A. 2003, S. 171)
Es gehört zu den alarmierenden Befunden der PISA-Untersuchung, dass knapp ein Viertel der 15-Jährigen zu den „Risikoschülern“ zählen, die den „Minimalstandard“ an mathematischer bzw. Lesekompetenz nicht erreichen, der die Bedingung einer erfolgreichen beruflichen Ausbildung ist (vgl. ebd., S. 193).