Читать книгу Gliss. Tödliche Weite - Andreas Eschbach - Страница 9

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In den folgenden Tagen schwankte ich zwischen Glückseligkeit und Panik. Ich würde nach Captainsruh fahren! In manchen Momenten hätte ich am liebsten gejauchzt – dann wieder konnte ich kaum atmen bei der Vorstellung.

Ich schlief schlecht. Schon in der ersten Nacht stand ich auf, knöpfte den Nachtvorhang weg und schaute lange hinaus auf das still daliegende Gemeindehaus und die verhängten Fenster im Obergeschoss, wo Phil und seine Familie wohnten. Mir fiel wieder ein, was Großmutter über die Erde erzählt hatte: dass es dort jede Nacht so dunkel wurde wie in einer Flutnacht. Dunkler sogar, denn die Sonne ging ja ganz unter. Es blieb nicht einmal der rote Saum am Horizont.

Das konnte ich mir nur schwer vorstellen. Hell, dunkel, hell, dunkel – mussten die Leute das nicht schrecklich unruhig finden?

Aber vielleicht kam mir das nur so vor, weil ich selbst unruhig war. Alles war im Umbruch! Die Prüfung, mein anstehendes Sechshunderterfest, und dann würde ich nach Hope aufbrechen, an die Universität. Ich würde als erwachsen gelten, obwohl ich mich noch kein bisschen so fühlte.

Das ging alles so schnell! Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten. Um eine Gnadenfrist gebeten. Ja, meine Noten reichten, um die Prüfung abzulegen, aber war ich denn wirklich vorbereitet?

Ich schlich hinab, um ein Glas Wasser zu trinken. Der Nachtvorhang in unserer Küche hat seit Ewigkeiten einen Riss, durch den stets ein dünner Lichtstrahl ins Zimmer fällt. Ich hielt das Glas davor, ließ das Wasser darin leuchten. Dachte daran, wie Majalas Vater die Pumpe repariert hatte, die es aus dem Wasserloch holte.

Majala. Nun, da die Noten feststanden, hatten wir darüber geredet, was wir eigentlich vorhatten. Ich war verblüfft gewesen zu erfahren, dass Majala jünger war als ich. Sie konnte sich erst in der nächsten Periode für die Universität bewerben. Aber das würde sie nicht tun, hatte sie erklärt. Sie würde nicht studieren.

»Wieso denn nicht?«, hatte ich gefragt. »Du willst doch Technikerin werden?«

»Das hat Gründe«, sagte sie nur, verriet aber nicht, welche.

Phil dagegen hatte keine Lust auf noch mehr Schule. Seine Noten waren so lala, und er hatte sich gar nicht für die Prüfung beworben. Er wollte kochen lernen und den Verwaltungskram und später den Posten des Dorfmeisters von seinem Vater übernehmen.

Das hatte mich verblüfft. Ich wusste zwar noch nicht, was ich später machen wollte, nicht mal, was ich studieren würde – Physik wahrscheinlich –, aber dass ich nicht dasselbe arbeiten wollte wie mein Vater, war mir schon mein Leben lang klar.

So durchlitt ich vier Nächte, und dann ging es endlich los nach Captainsruh.

Es begann früh am Morgen. Ein großer Glisser kam, den drei Männer mit langen Stangen über den Pfad dirigierten. Einer von ihnen hatte eine Liste dabei und fragte: »Ajit Chaudari?«

Worauf ich sagte: »Hier!«

Ich war der Einzige an der Anlegestelle, begleitet nur von meinen Eltern. Der Ort war still, die Fenster noch verhängt. Ein paar Silbermücken und Braunkäfer schwirrten umher. Vater nickte mir zu, Mutter gab mir einen Kuss, dann bestieg ich den Glisser.

Im letzten Augenblick riss Phil oben am Gemeindehaus sein Fenster auf, winkte und rief etwas, das ich aber nicht mehr verstand, denn es ging schon los.

Wir fuhren nach Captainsruh! Ich war so gespannt. Es galt als der schönste Ort der Welt und war – natürlich! – nach Captain Hordack benannt, der dort seinen Lebensabend verbracht hatte und dort auch begraben lag.

Der Glisser hielt unterwegs an fast jedem Ort, um weitere Prüflinge aufzunehmen. In Dreibuchen stiegen zwei Mädchen zu, bei denen es mich wunderte, dass sie zu den Prüfungen fuhren: Habiba hatte ich für viel älter gehalten als mich und Iris für jünger. In Knick setzte sich ein Junge zu mir, von dem ich nur wusste, dass er Piotr hieß. Er brummte: »Ich geh bloß, weil meine Eltern das wollen. Hoffentlich fall ich durch!«

In Sonnenblick stiegen drei Mädchen zu, die ich nicht kannte, dann ging es hinaus auf die Keep. Das war aufregend! Der Glisspfad wurde immer breiter und breiter, bis man das Land kaum noch sah. Über dem weiten, flachen Horizont glühte die Sonne, sodass wir lange Schatten auf das Gliss warfen. So glitten wir dahin, schweigend. Die Glisseure hatten ihre Stangen aufgestellt und schauten angespannt geradeaus. Vielleicht war ihnen auch unheimlich zumute.

Aber alles ging gut. Vor uns tauchten hohe Felsen auf und schließlich Steil. So weit war ich noch nie von zu Hause fort gewesen!

In Steil hielten wir ausnahmsweise nicht. Die Glisseure hoben ihre Stangen und korrigierten unseren Kurs, sobald das Land wieder in Reichweite war. Dann ging es durch ein tiefes Tal, das in ewigem Schatten lag.

Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis wir endlich Felsschlag erreichten, das winzig war, verglichen mit dem Steinbruch, der dahinter lag und aussah, als habe man den halben Berg abgegraben. Hier stiegen ein Junge und ein Mädchen zu, die sich flüsternd über irgendeine geschichtliche Frage unterhielten. »Geschichte ist wichtig!«, hörte ich das Mädchen sagen.

An der Anlegestelle stellten ein paar Männer gerade ein Lieferbrett auf, das in die Richtung zielte, aus der wir kamen. Vermutlich wurde der Pfad gleich hinter uns gesperrt, damit sie die Steine losschicken konnten, die aufgestapelt neben ihnen lagen.

Schließlich erreichten wir Captainsruh. Was für ein Anblick! Endlos viele bunt bemalte und aufwendig verzierte Häuser. Entlang der Straßen wuchsen prächtige Bäume, Wasser floss durch flache Kanäle. Es kam mir vor wie das Paradies. Ich konnte es kaum fassen, dass wir anlegten und ich einfach aussteigen durfte.

Aber man ließ uns nicht herumlaufen und den Ort bewundern, dazu waren wir nicht hier. Eine Frau in einer Robe erwartete uns, klatschte in die Hände und rief: »Prüflinge! Mir nach!«

Wir marschierten alle hinter ihr her, eine elegante Straße entlang, die ins Zentrum von Captainsruh führte. Links und rechts streckten Leute die Köpfe aus ihren Fenstern und starrten uns an.

In meinem Bauch flatterte es, als habe sich ein Schwarm Silbermücken hineinverirrt. Das hier war wichtig – und ich war so schrecklich nervös!

Als wir endlich vor einem besonders glanzvollen Gebäude ankamen, standen da noch mehr Prüflinge! Wo kamen die alle her? Konnte die Universität denn so viele aufnehmen? Es gab bestimmt Grenzen. Mir schwante, dass es nicht damit getan war, die Aufnahmeprüfung zu bestehen, ich musste auch besser sein als andere, um zum Studium zugelassen zu werden.

Die Silbermücken in meinem Bauch drehten durch.

Eine Frau mit turmartig hochgesteckten Haaren, die ebenfalls eine Robe trug, begrüßte uns. Dies, erklärte sie, war der Captainssaal, dem Andenken an den Ersten Captain gewidmet. Vor dem Eingang stand seine Statue, und als wir in die Vorhalle kamen, sahen wir auf gewaltigen Wandgemälden, wie er das Große Schiff kommandierte, wie er die Meuterei niederzuringen versuchte und wie er mit gezogener Waffe schützend vor seinen Getreuen stand, um sie zu den Shuttles zu führen. Auf dem letzten Bild entschwand das Große Schiff taumelnd ins Verderben.

Die Begrüßungsansprache rauschte an mir vorbei. Es ging um die Bedeutung dieses Ortes, die Bedeutung der Bildung für die Zukunft der Menschen auf diesem Planeten und die Bedeutung, die dieser Tag für unser Leben hatte. Daran hätte sie mich nicht zu erinnern brauchen. Ich war auch so schon nervös genug!

Außerdem sprach sie von Verantwortung und von ihrem Auftrag, die Besten zur Universität zu bringen, und zwar nur die Besten. »Es ist keine Schande, die heutige Prüfung nicht zu bestehen«, rief sie. »Sollte euch das widerfahren, nehmt es als Hinweis, dass ihr an einem anderen Platz im Leben besser aufgehoben seid!«

Endlich ließ man uns in den eigentlichen Saal. Mit seinen vergoldeten Säulen und den gewaltigen Vorhängen war er noch prachtvoller als die Eingangshalle. Tische standen in weiten Abständen, auf jedem lag ein Namensschild. Ein großes Suchen begann. Ich fand meinen Platz vorne links in der Mitte der zweiten Reihe, setzte mich mit trockenem Mund und schwitzenden Fingern und wartete, dass es endlich losging.

Doch zuerst betrat ein Mann die Bühne, der ebenfalls eine Robe trug und der noch einmal alles erklärte. Oder fast alles. Was zu tun war, wenn man aufs Klo musste, wenn der Stift versagte oder der Platz auf den Prüfungsbögen nicht reichte. Und so weiter.

Dann verteilte er die Blätter, legte sie mit der Schrift nach unten auf die Tische, sodass wir die Aufgaben noch nicht sehen konnten. Wir durften das Blatt erst berühren, wenn er den Gong schlug.

Endlich hieß es: »Prüflinge! Stift zur Hand!«

Ein Rascheln ging durch den Saal. Ich holte meinen Stift aus der Mappe, war angespannt und hellwach. Jetzt galt es!

»Auf mein Zeichen …« Er schlug den Gong. »Blätter umdrehen! Die Prüfung hat begonnen!«

Ich drehte das Blatt blitzartig um, las die Fragen – und war erst einmal wie gelähmt.

Die Fragen waren nicht einfach, aber auch nicht schrecklich schwierig. Es waren Rechenaufgaben, Aufgaben aus der Geometrie, Verständnisfragen aus der Tier- und Pflanzenkunde, Chemie, Bürgerkunde, Mechanik, Optik und so weiter. Ich wusste die meisten Antworten oder zumindest, wie ich sie finden würde – aber gerade das ließ mich zögern.

Ich schaute mich um. Die anderen schrieben schon, rechneten oder kauten an ihren Stiften.

So simpel konnte es doch nicht sein!

Dann fiel mein Blick auf die letzte Frage: »Wer war deiner Meinung nach der bedeutendste Mensch der Geschichte? Begründe!«

Das war der Moment, in dem ich einen verhängnisvollen Fehler machte.

Mir war klar, dass man von uns erwartete, hier über Captain Hordack zu schreiben und darüber, dass wir ohne ihn alle nicht hier wären. Und eigentlich hätte ich mir denken können, dass sich die Prüfer nicht wirklich für meine Meinung interessierten, sondern dafür, ob ich klug genug war zu verstehen, was von mir erwartet wurde. Doch in diesem Moment, angespannt bis in die Haarspitzen, sah ich in dieser Frage nur die ersehnte Chance, mich von den anderen abzuheben. Und zwar dank des alten Physikbuchs meiner Großmutter, in dem ich Dinge gelesen hatte, die sicher kein anderer wusste.

Also beugte ich mich über das Blatt und schrieb nicht über Captain Hordack, sondern … über Isaac Newton.

Ich schrieb alles hin, woran ich mich erinnerte. Dass er im England des 17. Jahrhunderts geboren worden war, auch wenn mir nicht klar war, was genau das bedeutete. Ich schrieb, dass er der Begründer der modernen Naturwissenschaften war und eine größere Wirkung auf seine Nachwelt gehabt hatte als sonst jemand. Dass er die Natur des Lichts erforscht und dadurch die Entwicklung von Spiegelteleskopen ermöglicht hatte, mit deren Hilfe später unsere Welt entdeckt wurde. Dass er mathematische Verfahren entwickelt hatte, die noch heute zur Anwendung kamen. Und dass er vor allem erstmals die damaligen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einer einheitlichen Theorie zusammengefasst hatte. Dass die Bewegungsgesetze der Mechanik als sein wichtigster Beitrag galten und dass unter anderem die Raumfahrt auf diesen Gesetzen beruhte: Ohne Newtons Formeln hätte die Große Reise niemals stattfinden können.

Ich schrieb und schrieb, hob die Hand, als mir der Platz ausging, worauf einer der Helfer kam und mir ein Zusatzblatt hinlegte, auf dem ich in fiebrigem Eifer weiterschrieb.

Bis ich plötzlich hochschreckte und auf die Uhr über der Bühne blickte. Die Zeit war fast vorbei!

Dürre!

Jetzt befiel mich richtige Panik. Hektisch nahm ich mir die übrigen Aufgaben vor, schrieb hastig hin, was ich aus dem Stand wusste, begann mit den Rechenaufgaben, brach ab, wenn ich nicht weiterkam, beantwortete andere Fragen, kehrte zu den Rechnungen zurück, fand Fehler, korrigierte sie, fing neu an …

Und dann, viel zu früh, hieß es: »Achtung! Auf den Gongschlag die Blätter an den vorderen Rand des Tisches legen!«

Ich hätte noch so viel schreiben können! Ich hätte noch so viel gewusst, fast alles. Wenn man mir nur mehr Zeit gelassen hätte …

Der Gong erklang, und es war vorbei.

Danach hieß es, auf die Ergebnisse warten.

Wir mussten den Saal verlassen. Wir durften uns in der Vorhalle aufhalten oder draußen. Man würde uns hereinrufen, sobald die Prüfungsergebnisse feststanden.

Die meisten gingen raus, ich auch. Ich suchte mir einen Platz abseits von all denen, die schnatternd die Köpfe zusammensteckten, und ließ mich auf eine steinerne Bank am Rand des Vorplatzes plumpsen.

Ein Mann mit einer Kiste vor dem Bauch tauchte auf. Er hatte gefülltes Gebäck zu verkaufen und war innerhalb von Sekunden umlagert; ich hörte die Eisentaler klappern.

Mich interessierte das nicht. Ich hatte etwas zu essen dabei: gesalztes Blasenbrot und Linsensalat, den meine Mutter besser zubereitete als sonst irgendjemand.

Das aß ich, ohne zu schmecken, was ich da kaute. Mit dem Gefühl, nur zu träumen, starrte ich vor mich hin, als plötzlich ein Schatten auf mich fiel. Ich sah blinzelnd hoch … und erblickte meinen Cousin Nagendra!

»Na, so ein Zufall«, sagte er grinsend. »Hier hab ich damals auch gesessen und gebibbert.« Er ließ sich breitbeinig neben mir nieder. »Tut mir leid, dass ich erst jetzt auftauche. Ich wusste nicht, dass du an der Prüfung teilnimmst, sonst wäre ich schon heute Morgen gekommen, um dir moralischen Beistand zu leisten. Mutter hat angerufen, mich aber erst vorhin erreicht.«

Ich blinzelte. Das Gefühl zu träumen, war immer noch nicht ganz verschwunden. »Du hast nicht gewusst, dass ich zu den Prüfungen angemeldet war? Dein Vater ist unser Lehrer!«

Er nickte. »Schon. Aber er ist diskreter als ein Schatzmeister. Ich glaube, ich habe ihn noch nie im Leben ein Wort über die Noten von irgendjemand anderem sagen hören.« Er hüstelte. »Über meine Noten hat er dagegen andauernd geredet. Die waren sozusagen ständiges Thema zu Hause.« Er wackelte mit dem Kopf, als wolle er die Erinnerungen daran abschütteln, sah mich dann an und fragte munter: »Und? Sag schon. Wie ist es gelaufen?«

»Schlecht«, platzte es aus mir heraus, ehe ich es verhindern konnte.

Nagendra furchte die Brauen. »Ich glaube, das Gefühl hat man immer.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab’s verhauen.«

»Du doch nicht«, widersprach er entschieden. »Du bist der schlauste Kerl, den ich kenne! Außer mir selber, versteht sich«, fügte er hinzu und grinste. Das war so typisch für ihn, dass ich fast lachen musste.

»Wie ist denn die Skala?«, wollte er wissen.

»Maximal möglich sind 95 Punkte, 40 braucht man mindestens«, sagte ich, selbst überrascht, dass ich mir das gemerkt hatte.

Er nickte sinnend. »So ähnlich war’s bei uns damals auch, 90 und 38. Entspann dich, Cousin! Das hast du geschafft, glaub mir. Locker!« Er stieß mich mit dem Ellbogen an. »Hey, das wird toll! Wenn du nach Hope kommst, zeig ich dir alles. Man kann in der Hauptstadt nicht bloß studieren, man kann auch eine Menge Spaß haben. Du wirst sehen.«

»Meinst du?«, fragte ich skeptisch.

»Und was deine Bude angeht«, fuhr er aufgekratzt fort, »geh bloß nicht zur Universitätsverwaltung! Dort werden die letzten Löcher angeboten. Ich helf dir, ein richtig tolles Zimmer zu finden. Ich hab da mittlerweile Verbindungen.«

Ich musterte ihn verdutzt. So begeistert hatte ich ihn noch nie zuvor erlebt. Es war beinahe ansteckend.

»Klingt gut«, sagte ich vorsichtig.

Und so freundlich war er mir gegenüber auch noch nie gewesen. Vielleicht hatte er sich verändert, seit er studierte. Oder ich hatte ihn doch falsch eingeschätzt.

»Hast du dir schon überlegt, was du studieren wirst?«, fragte Nagendra.

Ich holte tief Luft. »Also, ehrlich gesagt –«

Ein metallisches Bimmeln unterbrach mich. Die Frau mit den hochgesteckten Haaren schwang eine Handglocke und rief: »Prüflinge in den Saal!«

»Der große Moment«, sagte Nagendra und stand auf. »Ich komm natürlich mit.«

Im Saal hatte man die Tische weggeräumt; wir mussten stehen. Die Anspannung war mit Händen zu greifen. Ich sah blasse Gesichter, Mädchen, die einander umarmten, und Jungs, die heftig auf ihren Unterlippen kauten.

Ich selber sah bestimmt genauso schrecklich aus.

Der Mann in der Robe trat auf die Bühne, eine Liste in der Hand.

»Habiba Ahmad?«, begann er.

Ich sah Habiba zusammenzucken, Luft holen, die Hand recken. »Hier!«, rief sie mit zittriger Stimme.

»63 Punkte«, verkündete der Mann. »Bestanden!«

Sie schlug die Hände vor den Mund, die Mädchen um sie herum jubelten und fielen ihr um den Hals – die Frau mit den hochgesteckten Haaren kam kaum zu ihr durch, um ihr die Urkunde zu überreichen.

»Ruby Chambers«, rief der Mann den nächsten Namen aus.

Das war eines der Mädchen aus Sonnenblick. »Hier!«, piepste sie.

»89 Punkte. Bestanden!«

Ihr genügte es, erleichtert auszuatmen. Dann trat sie vor und nahm die Urkunde entgegen.

»Ajit Chaudari!«

Obwohl ich es gewöhnt war, früh dranzukommen, wenn Namen alphabetisch aufgerufen wurden, zuckte ich zusammen. »Hier!«, rief ich und hatte wieder diese aufgeregten Silbermücken im Bauch.

Bitte, bitte, bitte, dachte ich. Lass es reichen. Einfach nur reichen.

»Sechs Punkte«, sagte der Mann. »Nicht bestanden.«

Gliss. Tödliche Weite

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