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Aristarch von Samos

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Derjenige, der die der Wirklichkeit am nächsten kommende Lösung dieses Problems hatte, war Aristarch von Samos (310–230 v. Chr.). Er ging – wie so viele gute Gelehrte – nach Alexandria, um dort weiterzuforschen. Aristarch war in der Lage, die seltsame Rückläufigkeit der Planeten auf das Einfachste zu erklären, ohne 55 Sphären anzunehmen, die auf komplizierte Art miteinander verschachtelt waren. Aber der Preis war nicht gering: Er behauptete, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Kosmos stehe. Stattdessen soll sich die Erde – wie die übrigen fünf Planeten auch – um die Sonne bewegen, auf Kreisen natürlich. Die Erde sollte dabei die dritte Position annehmen, weiter innen wäre der Platz von Venus und Merkur, weiter außen dann sollten Mars, Jupiter und Saturn ihre Kreise drehen.

Damit war er dann in der Lage, elegant die Rückläufigkeit der Planeten zu erklären: Da die Erde sich schneller um die Sonne bewegte als die äußeren Planeten, würden diese durch jene immer wieder überholt, wie Abb. 8 zeigt: Hier ist die Sonne im Mittelpunkt des Sonnensystems gezeichnet, die Erdbahn ist der dann folgende Kreis (Merkur und Venus sind ausgelassen), es folgt die Bahn des Mars, oben ist die scheinbare Bewegung des Mars am Firmament eingezeichnet. Die Erde benötigt für einen Umlauf ein Jahr, der Mars ungefähr zwei. Die Positionen von Erde und Mars zu sieben verschiedenen Zeiten sind eingezeichnet, beginnend bei 1. Der Mars wird zwischen den Positionen 1 und 5 scheinbar langsamer, die Erde fängt an, ihn einzuholen, zwischen den Zeitpunkten 5 und 7 wird der Mars überholt. In dieser Zeit läuft der Mars am Firmament zurück, bis die Erde ungefähr in Position 7 ist, dann wird der Mars wieder in seine ursprüngliche Richtung weiterlaufen.


Abb. 8: Erklärung der Schleife imheliozentrischen System

Mit diesem Modell konnte Aristarch auch erklären, warum der Mars ausgerechnet bei seinen Rückläufigkeiten heller ist als bei seiner normalen Bewegung, denn gerade beim Überholen ist der Mars der Erde ja am nächsten.

Natürlich behauptete Aristarch auch die Eigendrehung der Erde, die gigantische Sphäre der Fixsterne brauchte sich nun nicht mehr zu drehen. Es war viel einfacher, die kleine Erde um sich drehen zu lassen als den riesigen Himmel. Es gab allerdings ein großes Argument gegen seine Lehre, und dieses konnte Aristarch nicht so ohne Weiteres entkräften: Bei einer so extrem weitläufigen Bewegung wie der der Erde um die Sonne müssten sich doch auch die Sterne gegeneinander verschieben, die näheren Sterne müssten sich gegenüber den ferneren verschieben, so wie sich die nahen Bäume bei einer Zugfahrt gegenüber den fernen Bergen bewegen. Natürlich erklärte Aristarch das völlig richtig damit, dass alle Fixsterne sehr weit entfernt sind, sehr weit im Verhältnis zum Erdbahn-Durchmesser, aber richtig überzeugend war das für die damalige Zeit nicht.

Aristarch ist bis weit zu den Grenzen des Wissens vorgedrungen, weiter als jeder vor ihm. Das Erbe von Aristarch wurde nicht mehr weitergegeben, die Wissenschaft blieb letztlich in ihrer Gesamtheit viele Jahrhunderte lang auf der Stufe des aristotelischen Weltbildes stehen.

Nur sehr wenig Material ist uns von Aristarch erhalten, meist sind es nur Zitate anderer, späterer Autoren. Die Überlieferung des Wissens war in der Antike (und im Mittelalter) eine mühsame Angelegenheit. Zunächst gab es die mündliche Überlieferung des Lehrers an seine Schüler, ansonsten mussten die Texte abgeschrieben werden. Dies wurde – wegen des enormen zeitlichen und finanziellen Aufwandes – natürlich nur mit den Texten gemacht, die als wichtig und richtig empfunden wurden. Texte von Außenseitern wie Aristarch waren da eher nicht mit gemeint. Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet eine frühe Schrift des Aristarch überliefert wurde, in der er noch eine geozentrische Sichtweise vertritt, die späteren Schriften dagegen allesamt verloren gingen, bis eben auf Zitate bei „wichtigeren“ Autoren.

Während Aristarch die erste kosmische Vermessung durchführte, bestimmte der Leiter der Bibliothek von Alexandria, Eratosthenes von Kyrene (273–192 v. Chr.), den Umfang der Erde. Er kam auf etwa 40000 km. Und genau das ist auch der heute akzeptierte Wert!

Von Pythagoras zur Quantenphysik

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