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Am Anfang: Eine Welt voll von Göttern

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Als vor hunderttausenden von Jahren das Bewusstsein in den frühen Menschen erwachte, müssen sich in diesen Menschen schon Fragen über Fragen aufgetürmt haben, allen voran sicher: Wo sind wir? Wer oder was sind wir? Woher kommen und wohin gehen wir? Und diese Fragen verlangten nach Antworten. Jede der sich entwickelnden Kulturen gab dabei ihre eigenen Antworten auf alle Fragen, die sich beim Blick in die Weite der Natur stellten. Die Kulturen der Menschheit bauten sich ihre Vorstellungen von der Natur und den Menschen in ihr zusammen, sie konstruierten ein Weltbild. Und so sehr sich die Antworten der verschiedenen frühen Kulturen auch unterscheiden, einige wesentliche Eigenheiten sind in allen Kulturen gleich: Die Wirklichkeit um uns herum besteht aus mehr als nur aus dem, was wir sehen können. Über oder neben dieser sichtbaren Wirklichkeit gibt es noch eine weit größere geistige bzw. göttliche Wirklichkeit, die letztlich als Grundlage allen menschlichen Lebens aufgefasst wird. Die Art dieser Vorstellungen fasst Thales von Milet, der große griechische Philosoph des 6. Jhs. v. Chr., von dem noch in einem gänzlich anderen Zusammenhang die Rede sein wird, sehr schön in folgendem Spruch zusammen: „Alles ist voll von Göttern.“

Da wir hier nicht alle frühen Weltbilder betrachten können, sei hier als Beispiel das der Mesopotamier kurz vorgestellt. In Mesopotamien, dem Land zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, entstand die erste der frühen großen Kulturen. Abb. 1 soll einen Eindruck des mesopotamischen Weltbildes vermitteln.

Die Erde stellten sich die Mesopotamier als Scheibe mit einem zentralen Berg vor. Diese Scheibe war vom Weltmeer umgeben. Unter der Erdscheibe war ein gewaltiges Reservoir an Süßwasser, das die Flüsse und Seen speiste, noch weiter unten kam das „Reich ohne Wiederkehr“, die Unterwelt bzw. die Welt der Toten. Die Babylonier stellten sich das Totenreich als einen wirklichen Ort unter der Erde vor, in dem die Seelen der Verstorbenen als „Schatten“ weiterexistierten, und das ohne Hoffnung, je wieder die Sonne zu sehen. Über der Erdscheibe dehnte sich das Reich des Himmels aus, wobei dieser selbst eingeteilt war in einen unteren Bereich, den Himmel der Sterne, in dem sich die Himmelskörper befanden und bewegten, und einen über diesem gelegenen Himmel der Götter. Diese ganze Welt war eingebettet in den riesigen, vielleicht sogar unendlichen Salzwasser-Ozean des Himmels, der mit dem Weltmeer in Verbindung stand.

Die Mesopotamier hatten Überlegungen zum Anfang der Welt. Es gab bei ihnen keine Schöpfung aus dem Nichts. Es war schon immer etwas vorhanden, das Urchaos, denn alles, Himmel, Erde und die Ozeane, war ein großes Gemisch, ohne Ordnung und System. Ordnung wurde erst durch die oberste Gottheit in dieses Chaos gelegt, sie trennte die wesentlichen Bestandteile des Kosmos voneinander und ordnete dadurch die Welt, stellte sie gewissermaßen zusammen. Die übrigen Götter wurden während dieser Schöpfungsphasen ins Leben gerufen, die Menschen erst viel später, um letztlich den Göttern zu dienen.


Abbildung 1: Weltbild der Mesopotamier

Es gab bei den Mesopotamiern aber noch mehr: Da die Himmelskörper den Göttern sehr nahe waren, glaubten die Menschen, dass der Gang dieser Körper über die Götter und deren Willen etwas sagen konnte – es war die Geburt der Astrologie. Tatsächlich galt das Interesse der mesopotamischen Gelehrten nicht den Bewegungen der Gestirne, um eine Theorie dieser Bewegung zu ermitteln, sondern um damit den Willen der Götter herauszufinden. Deshalb waren die Beobachtungen, die man anstellte, sehr genau, sodass die späteren, mehr naturwissenschaftlich ausgerichteten Gelehrten anderer Völker diese Beobachtungen nutzen konnten.

Von Pythagoras zur Quantenphysik

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