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Bildungsreise im 18. Jahrhundert

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Die bürgerliche Bildungsreise ist dagegen eine Erscheinung des 18. Jahrhunderts und eng mit der Aufklärung als geistiger Grundströmung dieser Zeitspanne verknüpft. Seit ca. 1750 entfaltet sich eine Schicht von Gebildeten, die aus fürstlichen und kommunalen Beamten, aus Geistlichen, Professoren, Ärzten, Privaterziehern und schließlich auch aus Privatgelehrten und freien Schriftstellern besteht. Ihr sozialer und politischer Standort, ihre Kulturvorstellungen und Leseinteressen bieten den Produktions- und Wirkungsraum für die empfindsamen, die sozialkritisch-politischen, die technologischen oder die künstlerischen Reiseberichte der Epoche. Nur am Rande dienen diese Reisen noch reinen Ausbildungszwecken. Vielmehr steht einerseits die umfassende, humanistisch geprägte Bildung im Mittelpunkt, die an den Lern- und Erinnerungsorten der europäischen Kulturgeschichte (z.B. bei Italien- und Frankreichfahrten) erfahrbar wird – hier werden Elemente der Kavaliersreise adaptiert; andererseits ist der neue Reisetyp aber für aktuelle, auf technische oder wissenschaftliche Innovationen gerichtete Erkenntnisse offen (etwa bei England- und Hollandreisen) – diese Gegenstandsbereiche verweisen auf Traditionen der Gelehrtenreise. Mit guten Gründen können die Auslandsfahrten dieser sozialen Gruppe auch als „Gebildetenreise[n]“ (Siebers 1999, 184) bezeichnet werden, die auf die internationale Vernetzung der deutschen Aufklärungsgesellschaft ausgerichtet waren. Nicht zuletzt steht hier auch ein Modell bereit für das bürgerliche Reisen im 19. Jahrhundert.

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