Читать книгу Die Zeit, in der die Welt aussetzte - Andreas M. Riegler - Страница 16
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Nachdem uns die Bäuerin, in Begleitung der kleinen Viola, unser gemeinsames, kleines Bettchen und unsere Arbeit gezeigt hat, die wir in Zukunft zu verrichten haben, gehe ich mit meinem Mädchen ins Freie. Der Fuß hat aufgehört zu schmerzen.
Als wir im friedlich kühlen Wind mit zusammengeschlossenen Händen stehen, beschließen wir uns mit den Pferden anzufreunden. Hand in Hand blicken wir zu dem mächtigen Vieh und versuchen, uns ein Bild des Hofes zu machen. Drei Pferde haben sie und viele Katzen. Mächtige Tiere sind es, die Pferde. Die Alte hat mir klar gemacht, dass ich mich um das große Vieh zu kümmern habe.
Plötzlich wird meine Hand fest zusammengedrückt und Luna zeigt zu einem Heuhaufen. Auf diesem liegt ein kleines Kätzchen und putzt sich seine Pfoten. Sie lässt meine Hand los und hastet zu dem kleinen Tier. Sie hebt es hoch und setzt sich auf den Heuhaufen. Ich setze mich neben sie und beobachte ihr Entzücken. Sie streichelt vorsichtig das Fell und ist gerührt vom Anblick dieses kleinen Geschöpfes.
Ich weiß noch, als ich das letzte Mal auf solch einem Heuhaufen saß und mit meinen Kameraden gesungen habe, als ihre Herzen noch schlugen. Wie ich überlegt habe, ob ich an ihrer Türe klopfen sollte. Damals war alles noch anders. Ich war damals ein anderer Mensch. Doch nun sitzt sie neben mir, glücklich und verliebt, wir beide hier im Frieden. Wie sie das Kätzchen hegt. Wie eine Mutter ihr Kind. Vielleicht wird sie auch einmal ihr Kind in den Händen halten, wenn Gott es uns gewehrt.
Ich möchte, dass wir auf ewig zusammenbleiben. Hast du gehört, mein Herrgott, auf ewig!
Ihr schönes Lachen ist nicht zu übersehen. Wie dankbar sie ist, dass ich sie unter dem Bett hervorgeholt habe, in jener Nacht.
Nun sitzen wir beide hier und warten auf den Frieden. Meine Liebe, wir werden ihn beide abwarten, wir beide zusammen. Das Wichtigste ist, wir haben uns! Das ist alles was zählt.
Die Werte des Lebens haben sich geändert. Und nun weiß ich, warum ich immer überlebt habe und Gott es so gewollt hat. Ein Blick in dein Gesicht genügt und ich weiß es. Unser Leben beginnt von neu, nehmen wir doch an diese Gabe.
Die Alte hat eine gute Seele, uns bei sich aufzunehmen. Sie muss wissen, was wir hinter uns haben, sie muss es verstehen.
Da kommt das Mädchen angelaufen. Es kommt, um uns zu holen. Mit ängstlichem und schüchternem Blick sieht sie mich immer an. Ich glaube, sie hat Angst vor mir. Sie klammert sich an das blauweiße Kleid meiner Liebsten fest und sieht zu mir hoch. Ich glaube, es ist die Uniform. Zusammen gehen wir ins Haus, wo der Tisch gedeckt ist mit Kartoffeln. Sie dampfen und die Alte bittet uns zu Tisch. Wir halten uns an den Händen und sprechen ein Tischgebet. Sie alle sprechen es andächtig. Ich verstehe kein Wort. Doch er hat mir geschenkt all das, ich danke dir dafür!
Langsam fängt in mir die Wut an zu kochen. Ich würde mich doch auch allzu gerne ausdrücken und gegenüber meiner Geliebten meine Liebe in Worte fassen. Werde ich mich jemals mit ihr unterhalten und ihr meine liebende Seele offenbaren können?
An diesem Abend noch sitze ich mit meinem Mädchen am Heuboden der Scheune. Sie hat heute schon ihre Arbeit verrichtet, doch ich habe mich geschont. Viel zu müde war ich von der Reise. Wir sitzen an der Luke und blicken hinaus ins Freie. In die Ferne der weiten Welt. In das Gräuel und den Tod.
Der Anblick, wie die rote Sonne sich langsam senkt, ist wunderschön. Wir blicken zu den Rehen, die auf der Wiese weiden und zu den Pferden, wie sie langsam und bedächtig im Kreise gehen. Ihr Kopf liegt auf meiner Schulter und mein Arm hat ihren Rücken umschlungen. Gemeinsam sehen wir in die Welt und überlegen, was alles falsch läuft dort draußen. Wenn man auf die friedlichen, mit Gras bewachsenen Felder blickt, kommt einem der Krieg so unwirklich vor, so fern jeder Wirklichkeit. Als würde das alles nicht passieren. Als wäre es ein böser Traum, der diese Welt in Atem hält.
Langsam schiebt sich die Sonne hinter die Bäume und das Blau des Himmels wird immer dunkler. Wir blicken so lange in die Ferne, bis uns die Gänsehaut auffährt und wir nur mehr die Umrisse von allem sehen.
Als der kalte Wind schon meine Ohren kaltwerden lässt, lasse ich mich zurückfallen und krieche auf allen vieren den heubedeckten Dachboden entlang. Gespannt folgt sie mir. Da fängt sie an, Heubüschen nach mir zu werfen. Lachend greife ich auch nach einem und werfe ihn zu ihr. Laut ertönt ihr Lachen in der Stille der Nacht und es kommt zu einer Heuschlacht. Wie nett sie doch aussieht mit dem Heu im Haar. Ihr Lachen ist so glücklich und zufrieden wie noch nie zuvor. Das Licht des Abendrots fällt über die große Öffnung des Eingangs auf uns. Ich beobachte ihre Umrisse, die sie im Licht der einbrechenden Nacht so unwirklich erscheinen lassen. Ich laufe zu ihr und stürze mich auf sie, sodass wir beide in einen großen Haufen Stroh fallen. Ich liege über ihr.
So liegen wir nun da im Heu. Unser Lachen wird immer leiser und unser Blick immer aufmerksamer. Schon bald ist vom Lachen nichts mehr zu hören und ich spüre ihre weichen, feuchten Lippen an meinen. Nur mehr das Geräusch unseres Kusses ist zu hören. Der Kuss ist so intensiv und voller Freude. Er ist so voller Hoffnung und lässt uns alles andere vergessen. Als würde es nur mehr uns zwei auf dieser Erde geben. Als würde sich alles nur mehr um uns drehen. Lass uns alles andere vergessen! Ich habe dich und sonst nichts. Doch das reicht mir schon. Du bist mein Leben und mein ganzer Besitz. Was würde ich ohne dich? Versprich mir, dass du mich niemals alleine lässt!
Der Kuss ist so versprechend. Wie erregt wir doch beide sind. Doch soll ich es erneut wagen? Ich warte noch einen Moment ab, doch ich spüre es. Sie ist nun bereit. Unsere Liebe ist so stark.
Langsam fahre ich mit meiner Hand ihren Oberkörper hinab und taste sie ab. Sie weiß Bescheid und küsst mich mit Leidenschaft.
Meine Hand sucht den Weg wieder zu ihrer Hüfte, während die andere sich am Boden abstützt. Ich taste ihre Brust ab und löse die Träger, die auf ihren Schultern sitzen und sie mir verhüllen. Zuerst der eine, dann der zweite. Nun helfe ich ihr noch beim Ausziehen und geschickt windet sie sich aus ihrer Hülle. Sie ist nun bereit für mich und ich für sie. Es ist die Liebe, die uns zusammengebracht hat und die das nun mit uns macht. Ich bin wie ein hungriges Tier, so voller Lust nach dir. Langsam und vorsichtig fahre ich mit meinen Fingern ihre Arme herab und streiche über ihre zarte Haut. So schön liegt sie unter mir. Sie vertraut sich mir an und blickt mich mit so großer Lust an. Sie ist so gespannt und räkelt sich am Rücken. So offenbarend, ohne ihrem Kleid, liegt sie unter mir, voller Vertrauen. Sie verspricht mir, alles anzunehmen, was auch immer kommen wird. Ihre Finger fahren über die Uniform, während sie mich ansieht und mir die ersten Knöpfe des Hemdes öffnet. Mit einem Ruck setze ich mich auf und ziehe mir die Sachen aus. Ich werfe sie in das Heu und blicke auf sie herab. Jetzt kenne ich sie. Jetzt kenne ich ihr Geheimnis. Jetzt habe ich die Ehre, ihre ganze Schönheit in voller Pracht, mit meinen eigenen Augen zu sehen und mit meinen eigenen Fingern zu fühlen. Ihrer reinen Haut fahre ich herab mit dem Mund, er küsst sie ab. Sie gehört nun mir. Ich werde dir zeigen, wie tief unsere Verbundenheit ist. Sie legt sich angespannt ins Heu, ihre Augen sehen empor, um die Gefühle auszudrücken und ihre Stirn hat sich in Falten gelegt. Sie atmet tief und wartet ab, was wohl passieren wird.