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Aldous Huxleys »Schöne neue Welt« … ist längst Wirklichkeit

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»Natürlich muss der neue Totalitarismus nicht unbedingt dem alten gleichen. Das Regieren mit Knüppeln und Exekutionskommandos, mit künstlichen Hungersnöten, Massenverhaftungen und -deportationen ist nicht nur inhuman (das kümmert ja keinen mehr sonderlich), sondern erwiesenermaßen ineffizient – und im Zeitalter der Hochtechnologie ist Ineffizienz Sünde wider den Heiligen Geist. Der wahrhaft effiziente totalitäre Staat wäre der, in dem eine allmächtige Exekutive von Politbossen und ihr Heer von Managern eine Bevölkerung aus Sklaven kontrolliert, die man zu nichts zwingen muss, weil sie ihr Sklavendasein liebt. Sie dazu zu bringen, es zu lieben, ist in den heutigen totalitären Staaten die Aufgabe von Propagandaministerien, Zeitungsredakteuren und Lehrern.«1

»Im Großen und Ganzen scheint uns Utopia also viel näher, als es irgendwer vor nur 15 Jahren sich hätte denken können. Damals habe ich mein Utopia 600 Jahre voraus in der Zukunft angesiedelt, heute könnte man meinen, der Horror holt uns womöglich bereits innerhalb der nächsten 100 Jahre ein. Vorausgesetzt natürlich, wir können es uns in der Zwischenzeit verkneifen, uns mitsamt unserem Planeten zu pulverisieren. Faktisch bleiben uns, wenn wir uns nicht zur Dezentralisierung und dazu durchringen können, die angewandten Wissenschaften nicht als Zweck und uns selbst als ihr Mittel zu betrachten, sondern umgekehrt erstere als Mittel, die dem Zweck dienen, eine Menschheit freier Individuen zu schaffen, nur zwei Möglichkeiten: entweder eine Reihe nationalistischer, militarisierter totalitärer Regime, deren Fundament der Terror der Atombombe und Folge der Vernichtung der Zivilisation wäre (beziehungsweise bei begrenzten Konflikten, die Perpetuierung des Militarismus), oder ein totalitäres, aus dem rasanten technologischen Fortschritt im Allgemeinen und der Atomrevolution im Besonderen erwachsenes supranationales Gebilde, das um der erforderlichen Effizienz und Stabilität willen die Gestalt der Wohlfahrts-Tyrannei von Utopia annähme.«2

»Heute ist die Kunst des Gedankenbeherrschens auf dem besten Weg, eine Wissenschaft zu werden. Die Praktiker dieser Wissenschaft wissen, was sie tun und warum sie es tun. Sie werden bei ihrer Arbeit von Theorien und Hypothesen geleitet, welche fest auf einer soliden Grundlage experimentellen Materials ruhen. Dank der neuen Einsichten und der durch diese ermöglichten Verfahren wird der Albtraum, der ›in Hitlers autoritärem System nahezu verwirklicht‹ wurde, bald völlig realisierbar sein.«3

1 Aldous Huxley, Schöne neue Welt. Ein Roman der Zukunft, 4. Aufl., Frankfurt 2020; Englische Originalausgabe: »Brave New World«, London 1932, S. 351f

2 Ebd., S. 355f

3 Aldous Huxley, Wiedersehen mit der Schönen neuen Welt, Essay, München 2017, Englische Originalausgabe: »Brave New World Revisited«, London 1959, S. 42f

Schöne Neue Welt 2030

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