Читать книгу Deutsche Außenpolitik des Wilhelminischen Kaiserreich 1890–1918 - Andreas Rose - Страница 13
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ОглавлениеBernhard von Bülow (1849–1929), war preußisch-deutscher Diplomat und Politiker. Zunächst Freiwilliger im deutsch-französischen Krieg, trat er 1874 in den diplomatischen Dienst und diente zunächst in den Botschaften Rom, St. Petersburg, Wien und Athen. 1878 war er Sekretär beim Berliner Kongress, danach folgten weitere Stationen in Paris, Bukarest, erneut Rom und Berlin. 1897 wurde er zum Staatssekretär des Äußeren und 1900 zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten berufen. Bülow verfolgte einen Kurs der deutschen Selbstbehauptung in der Welt und stimmte nicht nur der Kolonialpolitik, sondern auch dem deutschen Flottenbau zu. Er unterschätzte indes die Möglichkeit einer außenpolitischen Annäherung zwischen Frankreich, Russland und England. Durch Konzentration auf die Verbündeten des Dreibundes erreichte er lediglich eine verstärkte außenpolitische Isolation. Er zeigte sich unfähig, die Herausforderungen der Krisen in Marokko oder auf dem Balkan zu lösen. 1909 trat er zurück und kehrte in den diplomatischen Dienst zurück.
Mit jahrelanger diplomatischer Erfahrung besaß Bülow genaue Kenntnis der deutschen Lage im Staatensystem wie auch Erfahrungen im Umgang insbesondere mit Russland, Frankreich und Österreich-Ungarn. England hingegen blieb ihm Zeit seines Lebens ein Rätsel, was sich besonders nachteilig auf die deutsche Englandpolitik auswirken sollte. Darüber hinaus stand Bülow in dem Ruf, nicht nur besonders eitel und ehrgeizig zu sein, sondern sich auch die Gunst des Kaisers durch permanentes Einschmeicheln zu sichern.
Nach Bülows Entlassung 1909 zog mit Theobald von Bethmann Hollweg wieder ein Nicht-Diplomat in das Reichskanzlerpalais ein. Aber auch charakterlich bedeutete die Wahl ein wahres Kontrastprogramm zu Bülow. Bethmann begegnete seiner Umgebung schweigsam, zurückhaltend, pflichtbewusst und ernsthaft – ein typischer preußischer Beamter, wenn man so will. Außenpolitisch war er ebenso unbedarft wie vormals Caprivi. Aber nach der langen Kanzlerschaft Bülows, die gerade auf internationalem Gebiet immer wieder zu Spannungen geführt hatte, musste das kein Nachteil sein.