Читать книгу Deutsche Außenpolitik des Wilhelminischen Kaiserreich 1890–1918 - Andreas Rose - Страница 18
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ОглавлениеDer Deutsche Kolonialverein wurde 1882 gegründet und 1892 in „Deutsche Kolonialgesellschaft“ umbenannt. Obgleich die Mitgliederzahl von 15000 im Gründungsjahr und lediglich 42000 1914 relativ gering war, gehörte er über die zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten unter seinen Mitgliedern zu den einflussreichsten, außenpolitisch orientierten Lobbygruppen im Kaiserreich. Der Kolonialverein arbeitete dabei eng mit dem Allgemeinen Deutschen Verein zusammen, der ab 1894 in Alldeutscher Verband (1891–1939) umgetauft wurde. Dieser Verband wurde aus Protest gegen den Helgoland-Sansibar-Vertrag gegründet und zählte bereits ein Jahr später 21.000 Mitglieder, um danach jedoch wieder abzunehmen. Der Verband propagierte über die wöchentlich erscheinenden „Alldeutschen Blätter“ die „Pflege und Unterstützung deutschnationaler Bestrebungen in allen Ländern, wo Angehörige unseres Volks um die Behauptung ihrer Eigenart zu kämpfen haben, und [die] Zusammenfassung aller deutschen Elemente auf der Erde“. Er propagierte chauvinistische, rassistische, sozialdarwinistische und antisemitische Vorstellungen und forderte eine aggressive Außen-, Flotten- und Kolonialpolitik. Im Ersten Weltkrieg forderten die Alldeutschen weit gespannte Annexionsziele. Zu den bekanntesten Mitgliedern zählten Carl Peters (1856–1918) und Heinrich Claß (1868–1953).
Die Öffentlichkeit gab dabei wie in anderen Ländern immer wieder gewisse Zielkorridore für die deutsche Außenpolitik vor, die die politischen Entscheider immer weniger ignorieren konnten. Allerdings wurde das daraus resultierende Spannungsverhältnis zumeist dadurch gemildert, dass in der öffentlichen bzw. veröffentlichten Meinung vielfach ähnliche Motive und Triebkräfte wirkten wie in der Wilhelmstraße.