Читать книгу Johann Albrecht von Reiswitz (1899–1962) - Andreas Roth - Страница 8
Quellen
ОглавлениеDer private Nachlass – im Folgenden schlicht „Nachlass“ – von Johann Albrecht von Reiswitz, der dem Verfasser durch die Familie des 1962 Verstorbenen zu Studienzwecken übergeben wurde, ist zwar fragmentarisch und ungeordnet, doch umfasst er eine reichhaltige Überlieferung an sowohl privatem als auch dienstlichem Schrifttum, das erstmalig zu Forschungszwecken herangezogen werden konnte und die Quellenbasis der Arbeit bildet. Dokumente aus dem Nachlass werden dergestalt zitiert, dass sie im Fußnotenapparat eindeutig identifizierbar bleiben. Bei Briefen werden z.B. das Datum und die Namen von Absender und Empfänger genannt, ohne allerdings in jedem Einzelfall den Nachlass als Quelle anzugeben.74 Alle Archivalien hingegen, die nicht aus dem Nachlass stammen, werden gemäß der üblichen wissenschaftlichen Verfahrensweise zitiert.
Reiswitz hatte die Gewohnheit, auch von seiner Privatkorrespondenz Durchschläge zurückzubehalten. Mehrere hundert Kopien von Briefen an seine Frau konnten in dieser Form ausgewertet werden. Seine Briefe aus Belgrad in den Jahren 1941–44 beinhalten sowohl private wie dienstliche Komponenten.75 Da die Originale wohl verloren gegangen sind, kann nicht zweifelsfrei festgestellt werden, ob und inwieweit die Briefe an seine Frau und an eine geringere Zahl weiterer privater Empfänger, wie seine Mutter oder eine enge Freundin, der Militärzensur unterlagen. Auffällig ist, dass er durchaus, wenn auch in der Regel nicht zu detailliert und oft in Anspielungen, Kritik an der deutschen Besatzungpolitik bzw. einzelnen Vertretern der Militäradministration übte. Die Briefe an seine Frau Erna Böcks (1906–1988) dienen in dieser Studie weniger einer psychologischen Evaluation von Reiswitz, wozu sie durchaus herangezogen werden könnten, da er in ihnen häufig auf seine Sorgen und Nöte als Besatzer einging. Sie bieten vielmehr eine ausgezeichnete Grundlage dafür, persönliche Schwerpunkte, die er seiner Arbeit als Kunstschützer setzte, zu ermitteln. Sie können damit als Korrektiv zur dienstlichen Korrespondenz dienen. Generell kann von einem hohen Glaubwürdigkeitsgrad der Briefe von Reiswitz an seine Frau ausgegangen werden, die ihm ebenfalls regelmäßig an seine Feldpostadresse schrieb. Die Briefe von Erna von Reiswitz, „Böckschen“, wurden hier aber nicht ausgewertet, da sie inhaltlich fast ausschließlich um rein private Themen kreisten. Von einer Analyse der Beziehung der Eheleute zueinander oder der von Reiswitz zu seinen Kindern ist angesichts der Fragestellungen dieser Arbeit ebenfalls abgesehen worden. Aus der Ehe mit Erna Böcks ging der Sohn Stefan (geb. 1931) hervor. Die Ehe wurde 1948 geschieden. Ein Jahr später heiratete Reiswitz Elisabeth Reichel (1918–1995). Aus dieser zweiten Ehe stammen der Sohn Christoph (geb. 1950) und die Tochter Bettina (geb. 1956).
Hinzu kommen aus dem privaten Nachlass Durchschläge von Briefen an diverse Einzelpersonen, die einerseits häufig aus dem Bereich der Wissenschaft stammen, andererseits aber auch romantische billets doux umfassen. Zum Teil ergänzen sich Reiswitz’ Durchschläge mit den Originalbriefen seiner Korrespondenzpartner, so dass streckenweise ein vollständiger Briefwechsel erhalten geblieben ist. Für die Rekonstruktion der Genese von Reiswitz’ Interesse an Serbien war insbesondere die Auswertung von Reiswitz’ Korrespondenz mit Vida Davidović, einer jungen Serbin aus dem heutigen Zrenjanin, von Bedeutung.
Neben Briefen finden sich im Nachlass auch tagebuchartige Aufzeichnungen. Diese reichen von unvollständig erhaltenen Dienst- und Taschenkalendern hin zu längeren, teilweise sehr intimen Tagebuchnotizen. Den Aussagen seiner Kinder zufolge führte Reiswitz regelmäßig privat Tagebuch, doch sind nur gewisse Jahrgänge und auch diese nicht immer vollständig erhalten.76
Im Laufe der vorliegenden Arbeit wird ganz bewusst aus vielen Primärquellen Reiswitz’scher Provenienz ausführlich zitiert, so dass der Leser ein besseres Gespür dafür entwickelt, der Gedankenwelt und dem „Duktus“77 des Protagonisten zu folgen. Ein vielleicht aus platzökonomischer Sicht zu rechtfertigender Verzicht auf solche längeren Passagen oder ihre Kürzung bzw. Paraphrasierung würden dem gewählten methodischen Zugriff nicht gerecht. Dabei gilt es klar zu konstatieren, dass bei aller Würdigung der Quellen diese damit nicht den argumentativen Diskurs der Arbeit beherrschen. Ein weiteres Argument für die Einbindung längerer Zitate ist dem besonderen Umstand schuldig, dass derzeit die im Privatnachlass befindlichen Quellen der Forschung nur schwer zugänglich sind.
Äußerst ertragreich waren die im Nachlass gefundenen Aktenbestände des Kunstschutzes in Serbien, die Reiswitz im September 1944 nach Deutschland transportieren ließ. In den Folgejahren kam es zu unfreiwilligen und freiwilligen Teilabgaben dieser Bestände an verschiedene Archive. Reiswitz übergab auf Befehl der amerikanischen Besatzungsmacht einen Teil der Akten dem Munich Collecting Point, von wo aus diese viele Jahre später ins Bundesarchiv – Militärarchiv gelangten und vom Verfasser erstmalig ausgewertet werden konnten.78 Ein weiterer Teilbestand gelangte nach seinem Tod auf Umwegen in die Bayerische Staatsbibliothek und wurde dort erstmalig von Kott teilinventarisiert und ausgewertet. Ferner beherbergt der Nachlass Reiswitz im Archiv der Universität München mehr als ein Dutzend Kisten, von denen der Verfasser allerdings nur fünf einsehen durfte. Diese beinhalten ebenfalls dienstliche Vorgänge aus der Kunstschutzzeit in Serbien. Detaillierten Packlisten zufolge, die im Bundesarchiv – Militärarchiv überliefert sind, konnte aber dennoch nicht das gesamte Kunstschutz-Aktenmaterial ausfindig gemacht werden, das Reiswitz 1944 nach Deutschland bringen ließ. Ein Teil ist vielleicht auf dem Weg von Serbien nach Deutschland den Kriegswirren zum Opfer gefallen, oder nach dem Tode von Reiswitz vernichtet worden. Gut möglich ist es auch, dass ein Teil des Materials in Serbien verblieb, da Reiswitz auf eine Fortsetzung seiner Arbeit durch den serbischen Denkmalschutz hoffte. Oder aber die fehlenden Bestände befinden sich in den nicht zugänglichen Kisten des Archivs der Münchener Universität. Es wäre wünschenswert und entspricht auch dem Willen der Nachkommen, wenn der private Nachlass, der sich momentan noch beim Verfasser befindet, und die Nachlässe in der Staatsbibliothek bzw. im Universitätsarchiv zusammengeführt werden könnten.
In Serbien wurde das Archiv der Stadt Belgrad konsultiert, wo Spuren von Reiswitz auszumachen waren, ferner das Archiv Serbiens mit seinen Beständen über die Arbeit des serbischen Unterrichtsministeriums79 in Verbindung mit dem Kunstschutz, der Fond Marambo im Archiv Jugoslawiens, wo sich Dokumente über den Archivschutz finden, das Archiv des Museums in Zrenjanin, wo die Fundstücke der vom Kunstschutz organisierten Grabung von Crna Bara liegen. Das Archiv der Matica Srpska in Novi Sad beherbergt die Kriegstagebücher des Reiswitz-Freundes und Staatsarchivdirektors Milan Jovanović Stojimirović und die Außenstelle des Archivs der Serbischen Akademie der Wissenschaften in Sremski Karlovci den Nachlass des Archäologen Miodrag Grbić.
Ferner wurden diverse Archivalien aus Deutschland ausgewertet. Am reichhaltigsten sind sicherlich die Bestände des Bundesarchivs in Berlin bzw. des Bundesarchivs – Militärarchivs in Freiburg. Ersteres beinhaltet den „Ahnenerbe“-Bestand über die Grabungen in Serbien während des Zweiten Weltkrieges und die Ahnenerbe-Akten der wichtigsten daran beteiligten Wissenschaftler, aber auch die Akten der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu den Reiswitz gewährten Stipendien. In Freiburg ruht die militärische Personalakte von Reiswitz ebenso wie ein Teil seiner Lageberichte und der Kunstschutzakten. Aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes wurde Material zur Auseinandersetzung zwischen Reiswitz und Fritz Valjavec herangezogen und die überschaubaren Bestände zum Kunstschutz in Serbien durchgesehen.
Das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München führt die Personalakte von Reiswitz, die schon Fuhrmeister heranzog. Im Archiv der Humboldt-Universität liegen die Bestände von Reiswitz’ Promotions- und Habilitationsverfahren, seine Personalakte und seine Dozentenschaftsakte. In der Bibliothek der Humboldt-Universität fand sich auch Reiswitz’ ungedruckte Dissertationsschrift. Das Archiv des Museums für Vor- und Frühgeschichte bewahrt Akten über Reiswitz’ Ohridausgrabung auf, ebenso das Archiv des Deutschen Archäologischen Instituts, dass auch Akten über die schon vor Kriegsbeginn mit Jugoslawien 1941 geplanten Ausgrabungen am Kalemegdan, ebenso wie auf die Biographica-Mappe des Kunstschutz-Mitarbeiters Friedrich Holste enthält. Um die Ohridgrabung geht es auch in der Korrespondenz von Wilhelm Unverzagt, die im Archiv der Römisch-Germanischen Kommission in Frankurt am Main aufbewahrt wird. Im Berliner Geheimen Staatsarchiv ist das Reiswitz vom preußischen Kultusminister über Jahre hinweg gewährte Stipendium dokumentiert.
Hinzu kommen Archivalien aus dem Archiv des Peabody Museum for Archaeology and Ethnology in Cambridge, USA, über die Reise des Reiswitz-Konkurrenten Fewkes in Mazedonien und ein Hinweis zu Fewkes aus dem Archiv der University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology. Schließlich wurden die Direktionsakten des Österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien konsultiert, welche Auskunft über die Arbeit des Archivschutzes in Belgrad geben.
Über den Privatnachlass Reiswitz und die archivalischen Quellen hinaus wurde für die vorliegenden Studie eine Vielzahl von zeitgenössischen, vornehmlich jugoslawischen Zeitungsartikeln ausgewertet, die in der Bibliographie nicht im Einzelnen nachgewiesen, aber in den Fußnoten dokumentiert sind. Zitate in serbokroatischer Sprache wurden vom Verfasser in der Regel ins Deutsche übertragen.