Читать книгу Häuptling Schlappschritt - Andreas Safft - Страница 6
ОглавлениеStartschuss
Wie ich aus Versehen erst ein Jogger und dann ganz schnell ein Läufer wurde.
Irgendwann im Spätsommer 2006 ging ich in ein Lüneburger Sportfachgeschäft, um mich für das Fitness-Studio einzukleiden. Ich kaufte Shirts, Shorts, Turnschuhe und in einem Akt der spontanen Leidensbereitschaft ein Paar Laufschuhe. Das Fitness-Studio blieb Episode. Die Lauferei nicht.
„Du joggst jetzt auch?“, durfte ich mich sehr bald von meiner Liebsten, Freunden und Kollegen fragen lassen. Meine Liebste gab dem neuen Hobby höchstens ein paar Wochen. Ich selbst frage mich noch heute, wieso ich mich nach meiner ersten Runde über 5,5 qualvolle Kilometer überhaupt zu einer zweiten aufraffen konnte. Der Leidensdruck beim Blick auf die Waage oder auf mein über die Jahre etwas rundlich gewordenes Profil muss gewaltig gewesen sein. Ja, ich joggte jetzt auch.
Ich ließ mich nicht von den ersten Herbststürmen bremsen, hatte Glück, dass der Winter 2006/2007 in der norddeutschen Tiefebene nicht allzu hart ausfiel. Wenn das Wetter mal nicht anfängergerecht war, stieg ich im Studio aufs Laufband und war zufrieden. Doch mein Leben als Jogger endete abrupt: mit meinem ersten Volkslauf am 18. März 2007, einem ebenso regnerischen wie stürmischen Sonntag, in Scharnebeck.
Rentner und kleine Mädchen hängten mich zwar ab, aber ich hatte Blut geleckt. Vor allem wollte ich nun nicht mehr als Jogger tituliert werden. „Jogger?“, entgegnete ich entrüstet allen Leuten, die mich in die Schublade der planlosen Herumrenner einsortieren wollten. „Nein, ich bin kein Jogger. Ich laufe!“