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1998–2000: 4 Bühnen mit 100 Bands

1998

Dieses Jahr soll zum vielleicht wichtigsten in der Wacken-Geschichte avancieren. Nicht alleine deswegen, weil die Stone Castle Promotion GmbH vor allem dank des Pleite-Partners vom Rendsburger Super Crash Festivals in die Insolvenz hineingezogen wird und sich die Jungs in Wacken in geschäftlicher Hinsicht zum zweiten Mal neu organisieren müssen, wobei ihnen Sheree Hesse als neue Dritte im Bunde unschätzbare Dienste erweist. Sondern vielmehr deswegen, weil auf der Basis der Organisation des Vorjahres jetzt weiter an der Festigung und Entwicklung von Strukturen gearbeitet wird, wie wir sie im Wesentlichen noch heute kennen. Bestes Beispiel: die zweite Hauptbühne. Zusammen mit der Party- und der W.E.T. Stage gibt es ab sofort vier Bühnen, auf denen sich 1998 um die 70, in den Folgejahren bis zu 100 Acts tummeln.

Derweil ist Bauer Trede damit beschäftigt, den angrenzenden Landwirten weitere Ackerflächen aus dem Kreuz zu leiern, damit die über 18.000 Metalheads ausreichende Campinggelegenheiten vorfinden. Dieser Quantensprung der Besucherzahlen – immerhin fast eine Verdopplung im Vergleich zu Vorjahr – resultiert unter anderem daraus, dass sich die Qualitäten des W:O:A im Vergleich zu internationalen Konkurrenzveranstaltungen langsam in der Metal-Szene herumsprechen: gemütliche, familiäre Party-Atmosphäre, Fan-freundlich Preise, tolle Acts, die das gesamte Spektrum des Genres bedienen. Alleine vom Billing in diesem Jahr werden noch eine Dekade später die Augenzeugen schwärmen: Blind Guardian, Savatage, Iced Earth, Virgin Steele, Gamma Ray, Nevermore, Edguy und Doro auf einer Bühne – hier bin ich Metalhead, hier darf ich’s sein!

1999

Nach der Trennung vom defizitären Rendsburger Partner arbeiten Holger und Thomas zusammen mit Sheree verstärkt an der Organisation der Unternehmensstruktur: So entsteht in Dörpstedt ein neues Hauptquartier, das bis in die heutigen Tage als Schalt- und Verwaltungszentrale dient. Darüber hinaus wird MetalTix als eigenständiges Ticketvorverkaufssystem gegründet – eine Firma, die zunehmend auch den Kartenvorverkauf von selbst veranstalteten Tourneen übernimmt. Über die ebenfalls neu gegründete Konzertveranstalter- und Management-Firma ICS hingegen werden über das Jahr hinweg kontinuierlich eigenverantwortlich Gastspielreisen mit nationalen und internationalen Metal-Bands organisiert.

Sheree wiederum übernimmt neben dem Catering-Management während des Festivals die Betreuung der internationalen Presse. Und da hat sie alle Hände voll zu tun: Denn gerade zu der Zeit boomt das WorldWideWeb mit all seinen Internet-Magazinen. Dementsprechend sieht sich die stets auf beste Kontakte zu den Journalisten bedachte Wackener Presse-Abteilung einer regelrechten Schwemme von Akkreditierungswünschen ausgesetzt. Dabei erweist sich weniger der Bereich der Print-Magazine als problematisch – hier gibt es in den letzten zwei Dekaden gewachsene und etablierte Fanzine- und Magazin-Publikationen mit übersichtlichen Dimensionen. Vielmehr avancieren die Online-Redaktionen zu den Sorgenkindern: Oft lassen sich zu Jahresbeginn Mitarbeiter von Internet-Journalen akkreditieren, die im Sommer bereits wieder ihre Dienste eingestellt haben. Dank der kontinuierlichen Pressebetreuung seitens Sheree über das Jahr hindurch lässt sich da die Spreu vom Weizen – die kurzlebigen Eintagsfliegen von den seriösen, langlebigen Publikationen – trennen.

Darüber hinaus veröffentlichen die W:O:A-Organisatoren in Zusammenarbeit mit der Hannoveraner Plattenfirma SPV ihren ersten Wacken-Sampler mit Live-Mitschnitten von Bands, die beim Festival auftraten – hier entsteht ebenfalls eine wegweisende Kooperation, die den Metal-Fans auch in Zukunft mit so manch tollem audiovisuellen Rückblick auf das jeweilige Event beglücken soll.

Und ausgehend von den Erfahrungswerten des Vorjahres gewinnen die Struktur der Bühnenanordnungen auf dem Festivalgelände sowie der Campingplätze – von ständigen Nachjustierungen (Bühnenanordnungen) und notwendigen Erweiterungen (Campingareal) abgesehen – das im Prinzip bis heute gültige Aussehen.

Um die 22.000 Metalheads – also etwas mehr als im Vorjahr – schütteln dann auch begeistert ihre Mähnen zu den Vorstellungen solcher Acts wie U.D.O., Saxon, Metal Churchs, HammerFall, Destruction, In Extremo, Subway To Sally und weiteren 80 Combos (mehr zu den Bands ab Seite 137). Traditionsgemäß beendet Tom Angelripper in der Nacht vom 7. auf den 8. August eine überaus gelungene Jubiläumsveranstaltung, die unter der Überschrift „10 Years Louder Than Hell“ steht. Doch dieses Jubiläum ist für Holger, Thomas, Sheree und ihr Team kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen – auch wenn das Wacken:Open:Air inzwischen den Ruf genießt, weltweit zu den ersten Adressen in Sachen Heavy Metal-Open-Airs zu zählen …

2000

Erstmals treibt sich Frank Mangelsen heuer nicht als „normaler“ Besucher auf dem Festivalgelände herum: Seit diesem Jahr betreut er den offiziellen Wacken-Fanclub – eines Fanclubs, dessen Gründung ihm schon seit drei Jahren vorschwebte. Mit dieser Idee rennt Mangelsen bei Holger, Thomas und Sheree offene Scheunentore ein – bis zu 400 Mitglieder zählt der Fanclub in den folgenden Jahren, die sich fortan über eine kontinuierliche wie exklusive Betreuung freuen.

Zudem warten Holger, Thomas und Sheree mit einer konzeptionellen Neuerung auf: Erstmals findet am Wacken-Vorabend, dem Donnerstag, eine Warm-up-Party auf der Hauptbühne statt. Molly Hatchet, Krokus und The Company Of Snakes laden zum gepflegten Rocken – der Motto-Abend „A Night To Remember“ ist seitdem fester Bestandteil des W:O:A.

Um die 25.000 Headbanger wollen im letzten Jahr des Millenniums in Wacken Party feiern. Mit ihnen feiern Twisted-Sister-Frontmann Dee Snider, die australischen Riff-Rocker Rose Tattoo, die Black-Metal-Urgesteine Venom sowie die New-Wave-of-British-Heavy Metal-Veteranen Grim Reaper, Demon und Praying Mantis ihr Comeback. Ob Iced Earth, Stratovarius, Morbid Angel, Doro, Gamma Ray, Nightwish, Testament, Rhapsody, Overkill oder Annhihilator – auf den vier Bühnen von Wacken gibt sich einmal mehr die Creme de la Creme der Metal-Szene ein Stelldichein.

Zwar können Holger, Thomas und Sheree bilanzieren, dass sich die „im Vorjahr geschaffenen Strukturen bewährt haben“. Doch das gilt in erster Linie für das Geschehen auf dem Festivalgelände. Verkehrstechnisch erreicht die Infrastruktur des Großraums Itzehoe/Wacken langsam das Maximum ihrer Belastbarkeit – die ersten kilometerlangen Staus bei der An- und Abreise sind ein beredtes Indiz dafür.

Zudem trudeln immer mehr Headbanger immer früher zu ihren „Metal-Holidays“ in Wacken ein, obwohl die offiziellen Campingplätze frühestens Mittwochnachmittag geöffnet werden. Oft strotzen die Feld- und Waldwege in und um Wacken bereits zehn Tage vor Festivalbeginn nur so vor wild parkenden Campingwagen und Wildcampern. Dieser Problematik stehen die Einwohner von Wacken – inzwischen selbst immer mehr vom „Wacken-Metal-Virus“ infiziert – mit einem Lächeln auf den Lippen gegenüber. Ärgerlicher hingegen ist ein anderes, zunehmend problematischeres Phänomen: der Klau der Ortseingangsschilder. Obwohl das W:O:A-Team Nachbildungen dieses gefragten Souvenirs in das Merchandise-Angebot aufnimmt – für die Problematik der dennoch immer wieder entwendeten Originale findet Bürgermeister Axel Kunkel erst acht Jahre später eine zufrieden stellende Lösung …


Holger Hübner Backstage 1998. © Powertrip, Jürgen Both


Das W:O:A 1999. © Rita Mitzkatis


Sheree, Thomas und Holger.

Wacken Roll

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