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Gerald Wilkes, Continental Concerts

Gerald Wilkes vertritt über seine Management- und Konzertagentur Continental Concerts solch international renommierte Acts wie Amon Amarth, Children Of Bodom, Nevermore, Sonata Arctica, Axel Rudi Pell, Stratovarius sowie Sodom und Onkel Tom – und hat vor gut 15 Jahren sein Rocker-Herz in Wacken verloren: Seit Mitte der Neunziger unterstützt er das W:O:A-Team tatkräftig auf dem Sektor der Künstlerbetreuung. Diese langjährige Tätigkeit bahnte sich aber eher zufällig an …

Gerald Wilkes: „Mein erster Job im Rock-Business ist der des Merchandiser für das 1987 durch unsere Landen tingelnde Gespann Kreator/Voivod gewesen. Bereits ein Jahr später absolvierte ich meine erste Gastspielreise als Tourleiter – für Sodom und Whiplash. Zu der Zeit zunehmend im Metier des Tour-Managenemts involviert, suchten wir natürlich für die von uns betreuten Künstler ständig Clubs, Hallen und Festivals, in die wir die Musiker für Auftritte hineinbuchen konnten. Was sich für den In-doors-Sektor noch einigermaßen vergnüglich gestaltete, nahm damals für den Open-Air-Bereich den Charakter einer „Mission: Impossible“ an. Denn Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger gab es schlichtweg kaum Festivals, die in ihrem Billing die Prioritäten beim Heavy Metal setzten, geschweige denn sich gewillt zeigten, Metal-Bands zu verpflichten.

Umso erfreuter waren wir, als wir hörten, dass da oben nördlich von Hamburg ein paar Fans Initiative zeigten und hartnäckig versuchten, ein Metal-Event förmlich aus dem Acker zu stampfen. Zwar verschlug es uns selbst anfangs noch nicht vor Ort nach Wacken. Dennoch halfen wir den Jungs, Bands zu buchen, und vermittelten ihnen diesen oder jenen Act: zum Beispiel 1993 die schweizer Industrial-Metaller Samael, 1994 dann Skyclad und Gamma Ray sowie 1995 Tom Angelripper, die deutschen Schwermetaller Depressive Age und die schwedischen Düster-Metaller Tiamat als Headliner. Und erst in diesem Jahr, 1995, führten mich meine Wege direkt nach Wacken – in erster Linie als Betreuer von Tom Angelripper.

Dabei lernte ich Holger und Thomas endlich persönlich kennen – und verstand mich auf Anhieb mit ihnen: Ich spürte, dass sie direkt aus der Metal-Szene kamen, ihr sehr verbunden sind – und begriff sehr gut ihre Vision, als Metal-Fans Ihresgleichen eine tolle Party bieten zu wollen. Gleichzeitig lernte ich Holgers Frau Heike kennen: Sie übte die Funktion des Ansprechpartners für die so genannten „Artist Production“ – also die Künstlerbetreuung – aus. Und wurde in ihrem kleinen Kabüffchen förmlich überrannt: Der eine Herr brauchte unbedingt Handtücher für seine Band, der nächste ein Taxi zurück ins Hotel – und ständig nervte jemand wegen Bier und Zigaretten. Der alltägliche Wahnsinn eben, wenn man solch einen Kindergarten wie gestandene Rockmusiker betreut. Nur mit dem Unterschied, dass ich das von Berufswegen her kannte, Heike aber nur einmal im Jahr – und dann massiv – mit solchen Verhältnissen konfrontiert wurde.

Also setzte ich mich zu Heike, unterstützte sie und nahm ihr jede Menge Arbeit ab – und verhinderte wohl so auch ihren sonst wohl unweigerlichen Nervenzusammenbruch. Für das nächste Jahr, also 1996, bot ich Holger und Thomas an, mich gleich von Anfang an mit meinem erfahrenen Team um die „Artist Production“ zu kümmern, zunächst für ein Jahr – sozusagen auf Probe. Das funktionierte derart gut, dass sich diese Zusammenarbeit bis in die heutigen Tage fortsetzte.

Natürlich erlebte ich so die Entwicklung des Open Airs von einer etwas anarchistischen Metal-Party hin zu einem professionell durchorganisierten Metal-Festival, der Welt größtem noch dazu, hautnah mit. Damals reisten wir erst unmittelbar einen Tag vorher an, ließen es uns gut gehen, feierten manchmal sogar mit den Bands und Fans. Inzwischen können wir uns solche Annehmlichkeiten restlos abschminken, denn der Organisationsaufwand stieg ins Immense. Mein Kollege Jörg Michael zum Beispiel reist heutzutage knapp zwei Wochen vorher in Wacken an, richtet in einem Container unser Büro ein, nimmt an den jeden Tag stattfindenden Meetings und Lagebesprechungen mit der Festival-Leitung teil. Denn mittlerweile reisen die Fans ja schon eine Woche vor dem eigentlichen Festival an, verbringen dort bis zu 14 Tage Urlaub. Und auch viele Musiker reisen schon Tage früher an – sei es über den Hamburger Airport oder per Fähre aus Skandinavien. Und die wollen alle irgendeinen Ansprechpartner vor Ort haben, der ihnen Shuttles, Pässe, et cetera organisiert – also uns!

Und während wir früher noch um spätestens drei Uhr bis zum nächsten Morgen acht Uhr unser Büro dicht gemacht haben und uns schlafen legten, schieben wir heute bis zu 20-stündigen Schichtdienst und sind rund um die Uhr für die Sorgen, Nöte und Wehwehchen der Künstler ansprechbar. Vom Bühnengeschehen selbst bekommen wir so gut wie gar nichts mit – wir sind froh, dass wir die eine Band einigermaßen pünktlich auf die Bühne schubsen, während die andere schon nervt, ob man irgendwo noch einen Kasten Bier oder etwas Lungenbrot auftreiben könnte.

Warum aus meiner Sicht das Wacken:Open:Air diese rasante Entwicklung nahm? Das ist nach wie vor schwer erklärbar. Wahrscheinlich hängt das entscheidend damit zusammen, dass Anfang der Neunziger ein riesiger Bedarf an einem solchen Event bestand und Holger und Thomas sich zu den ersten Organisatoren aufschwangen, die diesen Bedarf auch befriedigten – und das einigermaßen konkurrenzlos. Hinzu kommt die Authentizität der Beiden: Sie sind Metal-Fans – und die Metal-Fans wissen, dass Holger und Thomas „welche von ihnen“ sind. Idealere Voraussetzungen, mit der gewissen Portion Durchhaltevermögen und der Unterstützung der Dorfbevölkerung ein Festival wie das Wacken:Open:Air auf die Beine zu stellen, gibt es kaum! Kompliment!“


Gerald Wilkes in seinem Büro.


Wacken Roll

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