Читать книгу Wacken Roll - Andreas Schöwe - Страница 13
Оглавление2009–2012: Das größte Metal-Festival der Welt
2009
Erneut ist das Wacken:Open:Air ausverkauft. Heuer allerdings schon zur Jahreswende: Am 31. Dezember 2008 muss der Kartenvorverkauf eingestellt werden. Dabei steht zu diesem Zeitpunkt kaum eine Band im Billing fest – erst im Frühjahr 2009 werden Acts wie Heaven & Hell (im Prinzip die Black-Sabbath-Mark-II-Reunion mit Ronnie James Dio), HammerFall, Motörhead, Testament, In Extremo, Machine Head, Axel Rudi Pell oder die australischen Senkrechtstarter Airbourne bestätigt. Zudem lädt Käpt’n Rock’n’Rolf mit seinem Piraten-Flaggschiff Running Wild zur Farewell-Show (ein Abschied, der – wie wir heute wissen – allerdings nur knapp zweieinhalb Jahre von Bestand ist). Ansonsten findet sich mit DragonForce, Doro, Korpiklanii, Bullet For My Vallentine, Borknagar, Enslaved, Heaven Shall Burn, Pain, Napalm Death, Amon Amarth, Ex-Onkel Der W. oder Volbeat die Creme de la Creme der rockenden und schwermetallisch auf den Putz hauenden Zunft aller Sparten ein.
Mit diesem 20. Wacken:Open:Air halten gleichzeitig zwei „Tagesordnungspunkte“ im Programm Einzug, die ab sofort zu den guten Traditionen in Wacken und beim Festival zählen sollen: Die aus Anlass dieses Jubiläums reunierten Skyline – jener Band, mit der die Wacken-Story begann – werden künftig, verstärkt um renommierte Gastmusiker, den offiziellen Auftakt am Donnerstag auf dem In-Field vornehmen. Und – zweitens – die offizielle Wacken-Hymne des Jahres vorstellen, in diesem Jahr das von Deutschlands Metal-Queen Doro Pesch interpretierte ‚We Are The Metal Heads‘ (Siehe hierzu auch das Kapitel „Die Wacken-Hymne“).
Zudem wird die Jubiläumsausgabe der Veranstaltung um zwei Außenbereiche erweitert: den Wackinger Markt, der der zunehmend erstarkenden Mittelalter- und Folk-Rock-Szene Rechnung trägt. Und das Bullhead City Tent, das in erster Linie sportliche Unterhaltung – sprich: Wrestling-Showkämpfe – bietet, aber auch diese oder jene Einlage aus dem Comedy-Bereich bis hin zu Programmpunkten mit erotischem Appeal. Entgegen allen Unkenrufen nimmt das Publikum diese neuen Institutionen grandios an – und sind fortan aus dem Wacken-Orkus nicht mehr wegzudenken.
Allerdings schreibt das Wacken:Open:Air auch – diesmal ungewollt und vor allem in trauriger Weise – in einer anderen Beziehung Geschichte: Selbst am Abend des 30. Juli ahnt niemand, dass dies die letzte Gelegenheit ist, noch einmal den legendären Ronnie James Dio, den kleinen Mann mit der großen Götter-Stimme, live auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu erleben. Im Herbst wird bei dem Ausnahme-Frontmann Magenkrebs diagnostiziert – sämtliche Hoffnungen, dass die Rock-Legende die tückische Krankheit besiegt, zerschlagen sich am 16. Mai 2010, dem Todestag Dios, auf das Brutalste. Wenigstens werden diese magischen Momente des letzten Auftritts des unvergesslichen Sängers hier in Wacken in Form der DVD Heaven & Hell – Live In Wacken für die Nachwelt festgehalten.
2010
Die Eisernen Jungfrauen locken – die Wacken-Community folgt ihrem Ruf. Zwar stellen Iron Maiden ihr erst neun Tage später, am 13. August erscheinendes Album The Final Frontier nur mit einem Song – ‚El Dorado‘ – vor. Doch die beeindruckende futuristische Bühnenkulisse und ein mehr denn je agiles Band-Maskottchen vermitteln bereits einen tollen Eindruck von der kommenden Welttournee, die die umfangreichste von Steve Harris, Bruce Dickinson & Co. seit 15 Jahren werden wird. Aber auch die erstmals in Wacken auftretenden Glam-Rocker von Mötley Crüe zünden eine beeindruckende Feuerwerk nicht nur ihrer größten Hits, sondern auch hinsichtlich ihrer Pyros: Es raucht im Karton an allen Ecken und Enden.
Und sonst? Helloween, Edguy, Kamelot, Stratovarius und W.A.S.P. bedienen das Klientel der Traditionalisten vorbildlich – Candlemass das der Doomer. Zudem können wir ein Wiedersehen mit VoiVod feiern – Unleashed, Cannibal Corpse und Slayer sind zweifellos die Hauptattraktion für die „Extremisten“ unter den Metalheads.
Einen riesigen Leckerbissen gilt es Freitagnacht auf der Black Stage zu bewundern: Die Berliner Mittelalter-Rocker Corvus Corax zelebrieren unter der Flagge von Cantus Buranus die Carmina Burana, die wohl bekannteste Liedersammlung aus dem Mittelalter. Großes Kino! Oder besser gesagt: Großes Theater! Denn was die Hauptstädter hier zusammen mit dem Passionata Chor aus Berlin und dem Bohamian Symphony Orchestra Prague an opernreifer Inszenierung aufführen, hat die Wacken-Welt noch nicht gesehen – selbst vor Ritterkämpfen mit brennenden Schilden wird nicht zurückgescheut!
Auch der Nachwuchs macht von sich Reden: Der finnische Sechser Battle Beast, der diesjährige Gewinner des heuer aus 26 Ländern der Welt stammenden Teilnehmerfelds der Finalrunde des „Wacken Metal Battle“, werden als erste Gewinner dieses Wettbewerbs in die Wacken-Annalen eingehen, die noch vor der Siegerehrung im Flieger gen Heimat sitzen.
Der „German Tank“ und seine Mannen von U.D.O. legen schließlich Samstagnacht einen souveränen Headliner-Auftritt hin – und werden trotz einsetzendem Regen bis zum Schlussakkord des diesjährigen Festivals abgefeiert, als gäb’s kein Morgen und als könne man das W:O:A auf diese Weise noch mindestens um ein paar Wochen künstlich in die Länge ziehen.
2011
Rekord! Heuer liegt die Besucheranzahl bei knapp 86.000 – davon 75.000 zahlende Besucher sowie 10.780 weitere Teilnehmer. Damit löst das Wacken:Open:Air im direkten jährlichen Vergleich erstmals das renommierte „Rock am Ring“-Festival nicht nur hinsichtlich der Anzahl der bei dem Event auftretenden Bands, sondern auch bezüglich der Anzahl der Besucher als Nummer eins ab.
Organisatorisch wurde wieder einmal geklotzt und nicht gekleckert: Das Bullhead City Tent präsentiert sich ebenso aufgerüstet beziehungsweise verfeinert wie der Wackinger Markt – von den über das Jahr vorgenommenen zahlreichen Investitionen in die Infrastruktur des Geländes, die für den Außenstehenden meist unsichtbar bleiben, ganz zu schweigen …
Programm-technisch wird – Wie könnt’ es auch anders sein? – das Allerfeinste vom Feinsten geboten: Die Traditionsmetaller kommen bereits am Donnerstag mit der deutschen Prog/Speed-Elite in Form von Helloween und Blind Guardian auf ihre Kosten – außerdem bietet der in Wacken debütierende Madman Ozzy Osbourne einen hervorragenden Querschnitt seiner Karriere und stellt mit dem griechischen Wunderknaben Gus G. einen neuen Axe-Hero neuen Typus und Hoffnungsträger der Saitenfront vor. Am folgenden Tag feiert Wacken eine weitere Premiere: Erstmals geben sich der Metal-God Rob Halford und die NWoBHM-Veteranen Judas Priest in Wacken die Ehre, überzeugen mit einem souveränen, mehr als zweistündigen Set und avancieren zu einem der weiteren Höhepunkte nicht nur des diesjährigen Jahrgangs, sondern der Wacken-Annalen generell. Auch am Samstag ist die True Metal Stage edelst besetzt: Die Glam-Rocker Crashdiet, die japanischen Protagonisten der Visual-Kei-Bewegung Dir En Grey, die US-Power-Metaller Iced Earth sowie Avantasia und Motörhead sorgen Nonstop für beste Stimmung im In-Field.
Was schon bei anderen Events dieser Größenordnung vorzüglich funktionierte, nehmen auch die Schwermetaller in Wacken sehr gut an: Jim Breuer, Comedy-Star aus den USA, stellt eine wohltuende Auflockerung im W:O:A-Programm dar – folgerichtig wird der gute Mann gleich fürs nächste Jahr verpflichtet.
Die brachialer veranlagte Fraktion hingegen kommt an den beiden Haupttagen mit solchen Acts wie Morbid Angel, As I Lay Dying, Cradle Of Filth, den finnischen Cello-Metallern Apocalyptica, den brasilianischen Ethno-Thrashern Sepultura, den deutschen Thrash-Leuchtfiguren Kreator und den finnischen Schwermetallern Children Of Bodrum voll auf ihre Kosten. Selbst die Party-Stage ist hervorragend besetzt: Primal Fear, Rhapsody Of Fire, die A-capella-Rocker Van Canto, die Berliner Blödel-Barden Knorkartor und der kanadische Rocker Danko Jones avancieren hier zu den Higlights. Nicht zu vergessen Saltatio Mortis: Die badisch-hessischen Mittelalter-Rocker sorgen beinahe für einen Eklat, weil sie vermeintlich über den Zapfenstreich zur Nachtruhe um drei Uhr hinaus auf der Bühne Party feiern und aus dem Produktionsbüro die Order ergeht, ihnen den Strom abzudrehen. Doch Barde Alea der Bescheidene und seinen Mannen haben pflichtgemäß die Sperrzeit eingehalten – es sind die Fans, die noch derart laut Party feiern und die Saltatio-Weisen durch die Nacht schmettern …
So können Holger und Thomas nach ihrem rituellen Dank an die Fans am Samstag um 1:45 Uhr und dem musikalischen Schlussakkord von Subway To Sally erneut auf ein hervorragend gelungenes Festival zurückblicken. Doch wie heißt es so schön? Nach Wacken ist vor Wacken – nach kurzem Luftholen geht’s an die Organisation des genau in 361 Tagen offiziell zu eröffnenden 23. Wacken:Open:Airs … Und an die weitere Verfeinerung des Festival-Areals (Siehe hierzu auch im Kapitel „Die Macher“ die Ausführungen von Marc Loewe, Assistent der Produktionsleitung!) …
2012
Rekord! Bereits am 30. November – also ganze acht Monate, bevor die Wacken Fire Fighters zum rituellen Sturm auf das In-Field blasen – ist das Wacken:Open:Air ausverkauft! Damit steht bereits bei Drucklegung dieses Buchs fest: Das Wacken:Open:Air steuert einem weiteren vorläufigen Höhepunkt entgegen – ein Ende der Erfolgsstory ist jedenfalls nicht abzusehen. Warum auch? Denn in Wacken bemühen sich die vielleicht besten Veranstalter der Welt um die vielleicht besten Fans der Welt, um mit ihnen „Heavy Metal zu leben und zu feiern“. Daran hat sich seit dem Sommer 1990 nichts geändert, und daran wird sich so schnell auch nichts ändern – was mit der zweiten Auflage dieses Buchs einmal mehr unterstrichen sein dürfte. Denn mit fast denselben Worten endete die Chronologie des Wacken:Open:Airs vor fast genau drei Jahre, 2009 …
Der Chronistenpflicht sei abschließend damit genügt, dass das Programm des Wacken:Open:Airs 2012 bereits im April zu gut 95 Prozent feststeht: So werden Traditions-Acts à la Saxon, HammerFall, Kamelot und Axel Rudi Pell die eher klassisch veranlagten Schwermetaller in ihren Bann ziehen – U.D.O. bietet gar einige „Special Guests“ auf, während die Scorpions im Rahmen ihrer Abschiedstournee die wohl letzte Open:Air:Show auf deutschem Boden absolvieren. Weiterhin ein Leckerbissen: die renommierten Melodic-Prog-Metaller Sanctuary aus Seattle. Oder Dimmu Borgir, die sich um ein Orchester verstärken wollen. Oder Acts wie Machine Head und In Flames, die auf brachialere Weise das W:O:A rocken werden. Und: Mit den Spoken-Words-Performances von Henry Rollins und Danko Jones wird ein weiterer Testballon gestartet und der mehr lyrischen Seite im Metier der harten Klänge gefrönt. Überhaupt wird das Rahmenprogramm noch üppiger ausfallen – eine weitere Umstrukturierung und Vergrößerung des Geländes macht’s möglich (an dieser Stelle sei erneut auf die Ausführungen von Marc Loewe verwiesen) …
Unterm Strich bleibt schon jetzt das Resümee: In der „Wacken-Festwoche“ ist für jeden Metalhead jeglicher Couleur die sprichwörtliche „Vollbedienung“ garantiert. Also – was bleibt uns an dieser Stelle anderes übrig, als einmal mehr zu skandieren:
See you in Wacken – Rain or Shine!
Thomas Jensen und Holger Hübner vor dem Wacken-Ortseingangsschild.