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Bauer Uwe Trede

Er ist an der Seite von Holger Hübner und Thomas Jensen zu der Wacken-Kultfigur schlechthin avanciert: der drei Schachteln Zigaretten pro Tag rauchende und – wegen seiner Potenz – weißen Thunfisch bevorzugende Bauer Uwe Trede in seinem Trabant-Cabrio. Ihm obliegt das „Feld-Management“: Er akquiriert von den benachbarten Bauern Ackerflächen für das Festivalgelände und die Campingplätze, managt auch nach dem Event die Reinigung des Areals. Obwohl Uwe Trede altersmäßig schon an der Siebziger-Marke kratzt, fühlt er sich noch lange nicht zu alt für Heavy Metal – höchstens „dreißig Jahre zu früh geboren“. Und überhaupt: „Die Metaller sind ja auch nicht anders als wir – die sehen nur fünfzig Jahre anders aus “

Uwe Trede: „In den ersten drei Jahren habe ich mir das ja in Ruhe und aus der Ferne angesehen: Da feierten die Jungs dort in der Kuhle ihre Party – und gut war. Doch in dem Moment, als sie noch weitere Flächen für den Camping- und Parkplatz benötigten, kam ich ins Spiel. Mir gehört ja der Acker direkt gegenüber der Kuhle auf der anderen Straßenseite – dort, wo heute die Hauptbühnen stehen. Also engagierte ich mich ab 1994 verstärkt, betätigte mich als Ordner, wies den Leuten Camping- und Parkplätze zu, schaute generell nach dem Rechten.

Dann wuchsen die Besucherzahlen des Festivals rasant an, und es existierte ein immer größerer Flächenbedarf. Und da ich ja fast jeden hier im Dorf persönlich kenne, kümmerte ich mich dann darum, dass uns die benachbarten Kollegen ihre Äcker für die Festivaltage zur Verfügung stellen, sie uns diese verpachten. Dabei kam ich natürlich auch mit denjenigen Herrschaften in Berührung, die das Festival mit Argwohn betrachteten. Sie wollten einfach nur ihre Ruhe haben, fühlten sich durch die laute Musik gestört. Einer von ihnen hat sich regelrecht quergestellt – sein Herz verkraftet angeblich nicht den Radau. Also drückte ich ihm vierhundert Mark in die Hand, damit er über das fragliche Wochenende wegfahren und sich irgendwo einen Ruhigen machen kann. Im Jahr darauf feilschte er schon herum, wollten unter fünfhundert, sechshundert Mark nicht einwilligen. Dann nahm er das Geld – und blieb trotzdem zuhause. Angeblich sind seine Herzprobleme verschwunden gewesen. Dem habe ich aber Beine gemacht: „Entweder, du fährst jetzt weg – oder du gibst mir das Geld zurück!“ Da ist er dann doch gefahren …

Heute pachten wir für die „fünfte Jahreszeit“, wie wir das Festival nennen, Ackerflächen dazu. Insgesamt kommen wir mittlerweile auf 187 Hektar Flächenausdehnung – das sind ungefähr zweihundert Fußballplätze. Während des Festivals betreiben wir einen eigenen Stand, schenken Bier aus, verkaufen belegte Brote und Brötchen. Natürlich gehe ich Patrouille, schaue, ob es irgendwo Probleme gibt. Meistens komme ich nicht weit: Ich muss Autogramme geben. Irgendwann wurde mir das zuviel. Deswegen sagte ich: „Ab jetzt nur noch Mädchen – und nur auf die Titten!“ Ich kam dann trotzdem nicht viel schneller voran. Weil ich da nämlich dann mit meinem ganzen Namen signierte …

Unmittelbar nach dem Festival, gleich am Montag, beginnen wir unter meiner Leitung mit der Platzreinigung. Da gibt es schon regelrechte Organisationen, die die freiwilligen Helfer zu uns rankarren und ihnen den Job vermitteln. Denn wir zahlen nicht nur 25 Euro für die drei Stunden Reinigung plus Getränke plus ein halbes Hähnchen – viele bringen auch die Pfanddosen und –Flaschen weg und kommen so noch einmal auf bis zu 300 Euro Verdienst. Auch sonst bietet das Zurückgelassene noch einen schönen Nebenverdienst. Die Schrothändler zum Beispiel, die die zurückgelassenen Grillgerätschaften einsammeln. Oder auch die Dorfbevölkerung, die dann die Zelte abbaut – für die Kinder, die damit noch problemlos in die Ferien fahren können. Eine unserer Nachbarinnen hatte sich da schon auf ein besonders schönes, großes Zelt gefreut. Auch als sie sich das Zelt aus der Nähe anschaute, konnte sie keinen Schaden erkennen, freute sich umso mehr auf den nächsten großen Campingurlaub. Doch als sie in das Zelt reinschaute, war sie restlos bedient: Da hatten die Jungs eine Grube ausgehoben und diese bis zum Eichstrich zugeschissen. So wurde es dann doch nichts mit dem schönen, neuen Gratis-Zelt.

Nachdem wir mit unseren Freiwilligentrupps die Grobreinigung vorgenommen haben, rückt eine Spezialfirma an, die die Flächen selbst vom kleinsten Glassplitter befreit, schließlich handelt es sich bei dem Gelände größtenteils um Weideflächen, und die Tiere sollen ja nichts von dem Zeugs verschlucken, geschweige denn sich daran verletzen. Dieser Spaß kostet natürlichen ein Heidengeld – was viele Außenstehende weder sehen noch sehen wollen. Ebenso wenig wie die Investitionen in das Gelände: Auf dem Hauptplatz vor den Bühnen wurden Dränagen im Wert von 700.000 Euro verlegt, um so bei starken Regenfällen wie zuletzt 2007 einen schnelleren Abfluss der Wassermassen zu erreichen. Außerdem wurden die wichtigsten Wege mit Panzerplatten befestigt. Jedenfalls wollen wir auch in Zukunft gut gerüstet sein, um den Langhaarigen weiterhin eine tolle Party zu bieten und vielleicht in fünf Jahren das nächste Jubiläum zu feiern: ein Vierteljahrhundert Wacken:Open:Air!!!“


Bauer Uwe Trede wurde durch W:O:A selbst zur Kultfigur.


Ein Blick auf Weide und Acker von Uwe Trede.

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