Читать книгу Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik - Andreas Suchanek - Страница 83
3. Alles, was vom Leben blieb
ОглавлениеEine weitere Kiste schwebte in den Gang. Sie würde den Weg alleine finden; zu den anderen, die darauf warteten, an seine Familie geschickt zu werden. Clara schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter.
Gryffs Eltern und Geschwister waren Nimags. Sie stammten aus Irland. Offiziell hatte er eine Stelle bei Europol innegehabt und europaweit Kriminelle gejagt. So weit von der Wahrheit lag das gar nicht entfernt.
Im Sommer hätte sie ihn nach Hause begleitet, um seine Familie kennenzulernen. Kurz vor der Ermordung durch den Wechselbalg hatten sie zaghaft erste Pläne geschmiedet. Doch es war anders gekommen. Niemals würde sie das Bild vergessen: Johanna, die sich über Gryff beugte. Der leblose Körper, der in einer Blutlache lag.
Tränen rannen heiß Claras Wangen hinab. Fahrig wischte sie sie beiseite. Das Mantra ihrer Mutter entstieg den Tiefen ihrer Erinnerung: »Für Schwäche ist kein Platz in dieser Welt.«
Ausnahmsweise gab sie ihr recht. Zu viel geschah. Clara musste Stärke beweisen, jetzt mehr denn je. Dass der Wechselbalg wochenlang Max ersetzt und Kevin nichts davon bemerkt hatte, hatte den Freund völlig aus der Bahn geworfen. Max, auf der anderen Seite, lag noch immer im Heilschlaf.
Sie griff nach den letzten Büchern, verstaute sie im verbliebenen Pappkarton und ließ auch diesen hinausschweben. Das Zimmer war leer. Nichts war von Gryff geblieben. Einzig ein paar Kartons. Nur der Abdruck, den er in ihrer Erinnerung hinterlassen hatte, würde überdauern.
Einen letzten Blick in die Runde werfend, verließ sie den Raum und wandte sich dem Turmzimmer zu. Kurz überlegte Clara, einen Umweg über den Krankenflügel zu machen, doch nach heute Morgen ließ sie das besser. Kevin würde sowieso nicht von Max’ Bett weichen, egal, was sie sagte. Ihre Schritte führten sie automatisch hin zur Küche. Von Weitem schon konnte sie Tildas Kichern hören.