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8. Wieder zu Hause

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Erst im allerletzten Augenblick gelingt es Kupido, beiseitezuspringen; er wirft sich seitwärts in ein Dornengebüsch. Aus ein paar Gewehren wird gefeuert. Leute schreien. Die Elefanten trompeten.

Auch der Baas springt. Aber nicht schnell genug und nicht weit genug. Der Elefantenbulle packt ihn mit seinem riesigen Rüssel und schleudert ihn in die Luft wie ein altes Fell. Als er wie ein schwerer fallender Ast auf dem Boden auftrifft, macht das ein Geräusch, dass sich einem der Magen umdreht. Unmittelbar darauf schwenkt der Elefant unglaublich schnell für so ein Riesentier herum und beginnt, mit seinen Füßen so groß wie Baumstümpfe auf dem Körper, der nur noch aus zerbrochenen Knochen besteht, herumzutrampeln.

Erst jetzt erinnert Kupido sich an die Flinte. Er packt sie mit beiden Händen, reißt sie an die Schulter, zielt nach oben – der Elefant ragt drohend über ihm auf wie ein Berg – und feuert. Auf eine Stelle hinter dem linken Ohr. Der Rückstoß schleudert Kupido ein, zwei Meter nach hinten, ehe er flach auf dem Rücken landet. Doch er lässt den Bullen nicht aus den Augen. Eine Weile sieht es so aus, als würde nichts weiter geschehen, als würde das Tier die Kugel wie eine Bremse abschütteln. Doch dann, gerade als es den schlaffen, blutenden, staubigen Körper aufheben will, um ihn erneut in die Luft zu schleudern, höher als die Bäume ringsum, geben die großen Beine unter ihm nach. Und jetzt geschieht alles in Zeitlupe. Der Elefant schwankt, taumelt, und dann sackt das riesige Tier in sich zusammen. Direkt auf dem Jäger. Der zum Glück nicht mehr am Leben ist. Jeder einzelne Knochen in seinem Leib ist zerschmettert.

Es ist das erste Mal, dass sie wirklich und wahrhaftig miterlebt haben, wie Kupido einen Schuss abfeuert. Noch dazu einen perfekten Treffer. Das bestätigt nur das Bild, das sie sich schon immer von ihm gemacht haben. Nur dass es diesmal wirklich zu spät war.

Sie hacken die Stoßzähne heraus, um sie mit nach Hause zu nehmen. Sechzig Pfund das Stück, die Waage wird es zeigen. Den Baas legen die Männer in seinem Wagen auf den Haufen Häute von all den Tieren, die sie bis jetzt geschossen haben. Dann kehren sie um, weg vom Gariep, machen sich auf den langen Heimweg.

Nach drei Tagen müssen sie den Mann beerdigen, da der Gestank unerträglich geworden ist. Das Grab ist ziemlich flach, an einer Stelle, wo der Boden nicht so steinhart ist wie anderswo. Dann schichten sie Zweige und Steine auf das Grab, um die Schakale und Hyänen fernzuhalten. Ein Stapel, der von weitem den Steinhaufen, die im Lauf der Jahrhunderte zu Gedenkmalen an die Leben und Tode Heitsi-Eibibs geworden sind, ziemlich ähnlich sieht.

Das ist der Gipfel- und Endpunkt von Kupidos Leben als Jäger. Doch in seinem Beginn, und das weiß er, war auch schon sein Ende inbegriffen. Nie mehr wieder wird er Heitsi-Eibib vertrauen können.

Ein erstes Zeichen dafür, dass der Gott ihm seine Gunst entzogen hat (obwohl man natürlich nie ganz sicher sein kann), ist, als sie nach dem ausgedehnten Beutezug wieder auf der Farm im Koup eintreffen und er entdeckt, dass seine Mutter aus ihrer schäbigen Hütte verschwunden ist. Keiner hat auch nur die leiseste Ahnung, was mit ihr geschehen sein könnte. Doch nach all den Jahren, in denen sie unablässig davon gesprochen hat wegzugehen, ist es eigentlich keine Überraschung.

Auf der Farm herrscht nach dem Tod des Baas solche Bestürzung, dass keiner auch nur auf die Idee kommt, sie zu suchen. Das heißt, falls sie weggelaufen ist wie in den Jahren zuvor. Wer kann das schon sagen? Vielleicht hat einfach ein Wirbelwind sie mitgenommen. Mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass sie weg ist. Und Kupidos Einsamkeit jenseits aller Worte.

Kupidos Chronik

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