Читать книгу So bleibt mein Kind natürlich gesund - Angelika Dietrich - Страница 34
ОглавлениеBettnässen
Dass kleine Kinder nachts ins Bett pieseln, ist normal. Das Gehirn muss erst lernen, das Signal „Blase voll“ zu erkennen und zu verarbeiten. Stutzig werden sollten Eltern, wenn ihr Kind mit 5 Jahren immer noch einnässt (primäre Enuresis) oder wieder damit anfängt, nachdem es bereits mindestens ein halbes Jahr trocken war (sekundäre Enuresis). Das Problem ist gar nicht so selten: 15 Prozent der 5-Jährigen und sogar 1–2 Prozent der 10-Jährigen nässen nachts noch ein.
Für eine primäre Enuresis gibt es verschiedene Ursachen: Meist sind die kontrollierenden Nervenleitungen zwischen Blase und Gehirn noch nicht ausgereift. Die Kinder schlafen so tief und fest, dass sie weder den Druck der Blase noch die Entleerung oder das nasse Bett wahrnehmen. Häufig ist dies vererbt. Manchmal ist auch ein Mangel eines für den Wasserhaushalt wichtigen Hormons (ADH) fürs Einnässen verantwortlich: Dadurch wird mehr Urin produziert, als die Blase halten kann.
War das Kind schon einmal trocken und nässt dann wieder ein, sind meist seelische Probleme der Grund dafür, etwa Schwierigkeiten in Schule oder im Kindergarten, die Geburt eines Geschwisterchens oder Ängste. Selten stecken Erkrankungen der Harnwege dahinter.
Nässt Ihr Kind auch am Tag ein oder hat immer wieder feuchte Unterhosen, kann das daran liegen, dass es den Urin absichtlich zurückhält, weil es zum Beispiel lieber weiterspielen will. Auch organische Störungen wie eine zu kleine Blase oder eine Koordinationsstörung von Blase und Blasenmuskel können dahinterstecken.
Symptome
•Nächtliches Einnässen mehr als 2 x pro Monat bei Kindern über 5 Jahren
•Meist sehr tiefer Schlaf, Kind ist schwer aufzuwecken
•Manchmal verbunden mit Einnässen am Tag
•Manchmal zusammen auftretend mit Verstopfung (hier)
Hausmittel
Kürbiskerne
Eine Handvoll (geschrotete) Kürbiskerne – am besten aus der Apotheke oder dem Naturkostladen – in den Joghurt oder ins Müsli geben oder pur essen.
Wie oft? Wie viel? 1 x täglich 1–2 TL.
Warum? Kräftigt die Blase und den Blasenschließmuskel.
Ansteigendes Fußbad
Füllen Sie einen Eimer oder eine Plastikwanne mit warmem Wasser (36–37 °C). Das Kind stellt seine Füße hinein, dann gießen Sie langsam mit einer Gießkanne oder dem Duschkopf heißes Wasser dazu, bis die Temperatur auf maximal 39–41 °C angestiegen ist. Ihr Kind sollte die Temperatur als angenehm empfinden. Es darf die Füße anschließend noch bis zu 10 Minuten im warmen Wasser lassen. Falls es das Fußbad als unangenehm empfindet oder Schweißausbrüche bekommt, beenden Sie es früher. Füße gründlich abtrocknen, dicke Socken anziehen und noch kurz ausruhen.
Wie oft? Wie viel? 1 x täglich vor dem Zubettgehen.
Warum? Die Durchblutung und Erwärmung der Füße führt über Leitungsbahnen im Körper auch zu einer besseren Durchblutung der Harnwege.
Tipp: Bei Kindern ab 6 Jahren können Sie stattdessen auch ein Senfmehlfußbad machen (hier).
Eukalyptusblasenauflage
6 Tropfen pures Eukalyptusöl mit 1 EL Oliven- oder Mandelöl mischen. Eine angewärmte Kompresse damit tränken. Auf die Blasenregion auflegen, Unterhose und Schlafanzughose darüber ziehen.
Welches Alter? Ab 6 Jahren.
Wie oft? Wie lange? 1 x täglich, kann über Nacht liegen bleiben.
Warum? Durchwärmend, entzündungshemmend, reguliert die Blasenfunktion.
Kühle Massage
Massieren Sie die Steißbeingegend mit einem kühlen, feuchten Waschlappen.
Wie oft? Wie lange? Täglich am Abend vor dem Zubettgehen, etwa 1 Minute.
Warum? Reflexzonen am unteren Rücken und der Kältereiz kräftigen den Beckenboden und die Blasenmuskulatur.
Johanniskrautöl
Innenseiten der Oberschenkel mit Johanniskrautöl (Rotöl) einreiben.
Wie oft? 1 x täglich.
Warum? Wärmt, stärkt die Blasen- und Beckenbodenmuskulatur.
Pflanzliche Mittel & Tees
Melissentee
1 TL (Zitronen-)Melissenblätter mit 1 Tasse (200 ml) heißem Wasser übergießen, dann 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und abseihen. Alternativ können Sie auch eine Teemischung mit Johanniskraut und Schafgarbe aus der Apotheke verwenden.
Wie viel? 1 Tasse, 30 Minuten vor dem Zubettgehen.
Warum? Melisse stärkt die Nerven und hat eine beruhigende Wirkung. Sie hilft daher vor allem, wenn möglicherweise psychische Belastung ein Grund dafür sein könnte, dass Ihr Kind nachts einnässt.
In trockenen Betten
Wenn über 5-Jährige ins Bett oder in die Hose machen, ist ihnen das in der Regel selbst sehr peinlich – sie machen es ja nicht absichtlich. Schimpfen Sie also nicht – auch wenn das zuweilen schwerfällt. Dadurch wird es oft nur noch schlimmer, weil das Kind dann Angst vor möglichen Strafen hat. Am wirksamsten ist es, das Problem erst einmal entspannt anzugehen und das Trockenwerden nicht zu forcieren, sondern durch sorgsame und liebevolle Begleitung zu unterstützen.
Hier ein paar bewährte Tipps, wie Sie das hinbekommen können:
•Lassen Sie sich von Ihrem Kind helfen. Dies soll keine Strafe sein, aber es ist wichtig, dass es mitbekommt, was für einen Aufwand es bedeutet, das Bett neu zu beziehen und die Wäsche zu waschen.
•Erklären Sie Ihrem Kind, was in seinem Körper abläuft: dass das Gehirn der Blase über Nervenleitungen Befehle gibt und so mit ihr „spricht“. Oft verbessert dies allein schon die Blasenfunktion.
•Belohnen Sie Ihr Kind: In einen Kalender darf es eine Sonne zeichnen, wenn die Nacht trocken war – oder eine Wolke, wenn das Bettzeug nass war. Bei vier Sonnen pro Woche bekommt es dann zum Beispiel einen Sticker. So werden Erfolge sichtbar.
•Manchmal helfen sogenannte Klingelhosen: Wird die Hose nass, ertönt ein Alarm. Dieser soll das Kind wecken, damit es zur Toilette geht. Das klappt aber nur dann, wenn das Kind selbst motiviert ist, trocken zu werden. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Kinderarzt. Er kann dies verordnen.
Akupressur
Die folgenden vier Akupressurpunkte sollten Sie jeweils 1 x täglich anwenden, bevor das Kind zu Bett geht – und zwar in der angegebenen Reihenfolge:
Konzeptionsgefäß 3 (KG 3)
Wo? 4 Daumenbreiten unterhalb des Nabels bzw. 1 Daumenbreite von der Schambeinfuge entfernt auf der Mittellinie.
Wie? Sanft drücken und kreisen.
Wie lange? Bei Kindern unter 6 Jahren 30 Sekunden, bei Kindern über 6 Jahre 1 Minute.
Warum? Reguliert die Blasenfunktion.
Milz 6 (Mi 6)
Wo? 4 Querfinger über der höchsten Erhebung des Innenknöchels, an der hinteren Schienbeinkante.
Wie? Kräftig drücken und kreisen.
Wie lange? Bei Kindern unter 6 Jahren 30 Sekunden, bei Kindern über 6 Jahre 1 Minute.
Warum? Stärkt die Nieren, reguliert das Wasserlassen.
Niere 3 (Ni 3)
Wo? In der Mitte zwischen Innenknöchel und Achillessehne.
Wie? Sanft drücken und kreisen.
Wie lange? Bei Kindern unter 6 Jahren 30 Sekunden, bei Kindern über 6 Jahre 1 Minute.
Warum? Steuert die Nierenenergie, wirkt beruhigend, auch bei unspezifischen Ängsten, kalten Füßen.
Kleinfingermassage
Wo? Unterseite des kleinen Fingers.
Wie? Von der Spitze zur Wurzel mit dem Daumen kreisförmig massieren.
Wie lange? Bei Kindern unter 6 Jahren 30 Sekunden, bei Kindern über 6 Jahre 1 Minute.
Warum? Stärkt die Nieren.
So können Sie vorbeugen
•Achten Sie darauf, dass Ihr Kind abends nicht übermäßig viel trinkt. Eine volle Blase ist kontraproduktiv.
•Schicken Sie Ihr Kind, kurz bevor es schlafen geht, immer noch einmal auf die Toilette.
•Falls Sie Ihrem Kind wegen des Einnässens Windeln anziehen: Benutzen Sie Höschenwindeln und lassen Sie den Weg zum WC leicht beleuchtet – so kann Ihr Kind nachts einfacher auf die Toilette gehen, ohne dass es stürzen könnte.
Hilfreiche Urotherapie
Immer mehr Urologen und Kliniken bieten für Kinder und ihre Eltern sogenannte Urotherapien an. Dabei kommen verschiedene verhaltenstherapeutische Methoden zum Einsatz. Die Kinder lernen mithilfe einfacher Bilder oder Modelle die Anatomie und die Abläufe des eigenen Körpers kennen – etwa durch einen Luftballon als Modell der Harnblase. Und sie erfahren, was die Ursache der Probleme sein könnte. Die Wahrnehmung des eigenen Körpers und seiner Signale wird geschult. Betroffene Kinder und ihre Eltern bekommen Tipps zur optimalen Blasenentleerung sowie zu Trink- und Ernährungsverhalten. Urotherapeuten finden Sie bei der Deutschen Kontinenz Gesellschaft sowie in vielen urologischen Abteilungen von Kliniken. Weitere Tipps und Informationen finden Sie unter www.initiative-trockene-nacht.de.
Homöopathie
Es können keine spezifischen Mittel zur Selbstanwendung empfohlen werden, eine unterstützende konstitutionelle Therapie ist möglich.
Wann zum Arzt?
+Wenn Ihr Kind mit 5 Jahren immer noch regelmäßig einnässt, spätestens vor dem Schulbeginn.
+Wenn ältere Kinder wieder mit dem Einnässen beginnen.
+Wenn Ihr Kind auch am Tag einnässt.
+Wenn Symptome wie häufiges Wasserlassen, Brennen oder Schmerzen auftreten.