Читать книгу Todestag - Anna-Lina Köhler - Страница 7

Hoffnungslos

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Er lag in der Mitte auf dem kalten Boden der Höhle, betrachtet von drei Augenpaaren. Sie fixierten ihn, musterten die finstere Oberfläche, die Kerben, die das Wort Surah bildeten. Sie saßen um ihn herum, keiner sagte ein Wort. Es war schwierig zu sagen, was sie bewegte. Sie wussten es ja selber nicht genau. Was sie wussten war, dass sie bei dem Anblick des Artefakts alle mehr oder weniger das Gleiche empfanden: Angst, Trauer, Unwissen … Hass. Wie lange sie schon einfach nur so da saßen und ihn betrachteten, wusste keiner mehr so genau. Zeit hatten sie im Überfluss und doch war es auch die Zeit, die ihnen das Leben kosten konnte. Ein anfänglicher Sieg, eine kurze gewonnene Schlacht und dennoch eine bloße Illusion. Es war ein Trugbild gewesen, das Böse hatte sie verspottet. Alles schien nicht mehr richtig, alles schien anders. War es das Böse, das sie aufzuhalten versuchten oder war es selbst schon ein Teil von ihnen? War es ihre Aufgabe, der sie aus freien Stücken nachgingen oder doch einfach nur ein bloßer Schatten, dem sie nachjagten. Der Gedanke zauberte ein grimmiges Lächeln auf das Gesicht der Todes Tochter. Allein schon darüber nach zu denken, schien absurd. Sie versuchten einen Schatten zu vernichten. Ein Schatten, der ihnen längst bewiesen hatte, dass ein einfacher Stein kein ausreichendes Gefängnis für ihn bot. Ihn auf ewig gefangen zu halten schien unfassbar schwierig, ihn zu zerstören unmöglich. Es ging eine Kälte von dem Stein aus, die sie nicht zu beschreiben vermochten, etwas unheimliches, etwas unheimlich Böses. Es war fast, als ob die Höllenkreatur selbst ganz genau wüsste, dass die drei Gefährten da saßen und ihn beobachteten, dass sie verbissen darüber nachdachten, wie man ihn auf ewig bannen könnte. Die letzten Wochen waren nicht mehr als eine blasse Erinnerung in ihren Köpfen. Sie schienen so sinnlos, waren verschwendete Zeit. Es war fast, als ob ihre Siege bedeutungslos waren. Was war zu tun? Wie oft hatten sie sich diese Frage schon gestellt und wie oft waren sie bei der Lösung ihres Problems gescheitert. Sie wandte die blutig roten Augen keine Sekunde lang ab, so als wollte sie ihn alleine mit ihrem bloßen Blick vernichten. Ihr Innerstes war taub, eine leere Hülle, in der eine vollkommen vergiftete Seele Zuflucht gefunden hatte. Alle dies hatte als ein Abenteuer begonnen. Ein Abenteuer, das sie nun schon mehrere Male bitter bereut hatte. Sie alle hatten für diesen ersten Schritt, die Entscheidung diesen einen Pfad des Schicksals zu betreten, bezahlen müssen. Sie waren Gefährten, die kurz vor dem Ziel versagt hatte und nun einem trostlosen Ende entgegen blickten. Selbst die Miene des Orakels war finster. Die haselnussbraunen Augen glitzerten traurig in ihren Höhlen. Auf dem ehemals strahlend weißen Kleid hatten sich große rote Flecken gebildet. Sie alle hatten bereits in dem Blut ihrer Gefährten gebadet, es an den Händen kleben gehabt. Drei Todesritter hatten für ihren Kampf ihr Leben gelassen und einer war zurückgekehrt. Und obwohl noch vier Gefährten am Leben waren, saßen doch nur drei von ihnen auf dem Boden der Orbis-Höhle. Drei Gefährten, drei Krieger, die in der Hoffnungslosigkeit ertranken.



Todestag

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