Читать книгу Stationen einer Liebe - Anna-Sophie Wagner - Страница 10
Kapitel 7
ОглавлениеStefan, Susannes Bruder hatte das Gefühl er müsse Susanne jetzt anrufen.
„Weber“, ertönte es auf der anderen Leitung. „Hier auch Weber“, sagte Stefan. „Stefan! Ist alles in Ordnung bei euch? Ist bei Mia alles gut?“, fragte Susanne euphorisch. „Susanne, bei Mia und mir ist alles okay! - du hattest Besuch!“, entgegnete er. „So? Wer war denn da?“ „Ein junger, sehr gut aussehender Mann. Er schien ein wenig durch den Wind“ „Andreas?“ „Er hat seinen Namen nicht genannt aber Mia hat ihn Doc gerufen. Er ist ziemlich erschrocken als er mich gesehen hat. Außerdem meinte er, er wollte dir nur etwas sagen. Aber dafür wäre es jetzt zu spät.“ „Andreas“, bestätigte sich Susanne jetzt ihre Vermutung. „Hast du ihm nicht gesagt, dass ich übermorgen wieder hier bin?“ „Doch natürlich – aber er sagte nur, da wäre er, nicht mehr da. Und dass es wahrscheinlich besser so ist!“
Susanne fühlte aufgrund Andreas Besuchs wieder Hoffnung in sich aufkeimen und sie sagte deshalb: „Stefan?“ „Ja?“ „Tust du mir einen Gefallen?“ „Sicher“ „Bitte geh runter in die Bar und sieh nach, ob er da irgendwo sitzt.“ Stefan rannte die paar Stufen runter zur Bar. „Nein, hier ist er nicht.“ „Siehst du einen blonden mit Locken und einer Brille?“ „Keine Ahnung – da sitzen so viele.“ „Gib Bernd das Telefon bitte“ „Was?“ „Machs einfach!“ „Okay!“ – „Bernd, Susanne möchte mit dir sprechen – dringend!“ „Hallo Sanne, na wie is es?“ „Bernd, war Andreas da heute?“ „Der von den Medizinern?“ „Ja“ „Japp, der war da, ist aber schon weg.“ „Sind seine Freunde noch da?“ „Ja, die sind noch da”, erwiderte Bernd. „Bitte schick Stefan zu Martin”, forderte Susanne Bernd auf. „Stefan, du sollst rüber zu den Jungs am Tisch fünf und nach Martin fragen“, sagte Bernd. „Geht klar!“, sagte Stefan und lief zum gezeigten Tisch „Hey heißt einer von euch Martin?“ „Ja ich, warum?“ Wortlos reichte Stefan Martin das Telefon. „Martin?“ „Ja?“, antwortete dieser verständnislos. „Hier ist Susanne. Wollte Andreas zu mir?“ „Ja, er wollte mit dir reden!“ „Worüber denn? Und warum ist er übermorgen nicht mehr da? Martin, was ist los mit ihm?“, bohrte sie weiter nach. „Wo steckst du?“ fragte Martin sie. „Ich bin in Rosenheim und habe dort meine mündliche Prüfung!“ „Verdammt“, rutschte es Martin heraus. „Hör zu Susanne, er ist nicht mehr hier. Und das was er dir sagen wollte, kann ich dir nicht sagen, dass muss er persönlich tun!“ „Gut, dann gib mir seine Telefonnummer!“, entgegnete Susanne genervt. „Okay, aber die hast du doch eigentlich“, sagte Martin irritiert. „Ja, aber nicht hier in Rosenheim!“ Daraufhin gab er ihr die Nummer.
Susanne rief sofort auf der Handynummer an. „Falk“, meldete sich Andreas Stimme am anderen Ende. „Andreas?“ „Ja“, antwortete er ungläubig. „Hier ist Susanne! Was wolltest du mir sagen Andreas?“ Susanne hörte tiefes durchatmen auf der anderen Seite. „Nichts von Bedeutung – hat sich erledigt!“, stammelte er. „Andreas! Sag mir die Wahrheit!“, drängte sie ihn. „Ich kann nicht!“, schoss es aus ihm heraus. „Willst du, oder kannst du nicht?“, entgegnete Susanne nun wütend. „Es ist zu spät!“, versuchte er es nun. „Was soll das heißen zu spät? Wofür?“, fragte sie. „Es ist einfach zu spät!“ „Wo bist du Andreas?“ „Warum?“ „Bist du zu Hause?“ „Ja“ „Gut“, damit legte sie auf. Dann fiel ihr ein, dass sie seine Adresse ja gar nicht kannte und rief nochmal im Luna´s an.
„Luna´s!“ „Bernd?“ „Jaa!“ „Ist Martin noch da?“ „Ja!“ „Gib ihn mir bitte.“ „Was wird das jetzt? Bin ich deine Telefonzentrale?“ „Ein letztes Mal Bernd, bitte“, sagte Susanne. „Okay“, sagte Bernd und gab das Telefon wortlos Martin. „Ja hier ist Martin. Was gibt’s Susanne?“
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Andreas hatte sich aufs Bett gelegt. Es war seine letzte Nacht in der Zivilisation. Die Lichter waren aus, so dass der Raum dunkel war und er nach draußen sehen konnte.
Er hatte eine Scheiß-Angst. Und er war nicht der Typ für so was – war nicht zum Soldaten geboren. Wie konnte es nur soweit kommen? Warum nur hatte er damals nicht einfach seinen Zivildienst abgeleistet? Aber nein – als adeliger Grafensohn und noch dazu mit einem Vater im Bundesverteidigungsministerium, war das unmöglich gewesen. Er wälzte sich von einer Seite auf die andere. Der Versuch noch ein wenig zu schlafen, scheiterte kläglich, er fand einfach keine Ruhe – also stand er wieder auf und lief Richtung Kühlschrank um etwas zu trinken. Dann öffnete er das Fenster, atmete tief ein und sah nach oben in den Nachthimmel. Wenigstens der würde überall gleich aussehen. Er seufzte.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Wer konnte das jetzt noch sein? Eigentlich wäre er jetzt lieber in seinem Leid allein. Dennoch ging er um zu öffnen. Und da stand SIE – direkt vor ihm, in seiner Wohnung. Sie sah ihm in die Augen, so wie er es gemacht hatte in der Bar. Sah ihn so an als wüsste sie, was sie nicht wissen konnte.
Eigentlich wollte sie eine Erklärung von ihm. Aber als sie ihn sah, mit diesem sorgenvollen Blick in seinen Augen, wurde ihr bewusst, dass es hier um mehr ging. Sie stand mit dem Rücken zur geöffneten Tür, den Blick immer noch auf ihn gerichtet, die Lippen leicht geöffnet. Er war ihr direkt gegenüber und machte langsam einen Schritt auf sie zu, so dass er genau vor ihr stand.
Sein Herz fing an schneller zu schlagen, seine Atmung ging aufgeregt stoßweise und er blickte ihr tief in die Augen. Langsam, wie von Geisterhand ferngesteuert senkte er den Kopf, immer noch in ihre Augen schauend.
Sie hob ihren Kopf weiter in seine Richtung und dann - küssten sie sich. Worte waren nicht nötig.
Er legte seinen Arm an ihren Hinterkopf und den anderen auf ihren Rücken um sie so näher zu sich heranzuziehen.
Auch ihre Atmung, ging jetzt schnell und stoßweise, und sie drückte ihren Körper näher an seinen.
Langsam schob er sie zur Seite und schloss die Tür, ohne dabei aufzuhören sie zu küssen. Immer und immer wieder küsste er sie. Erst ganz zart und liebevoll. Mit jedem Kuss steigerte sich sein Verlangen und er küsste sie fordernder. Er berührte ihren Oberkörper, fuhr mit seiner Hand ihren Rücken über die Seite hoch zu ihren Wangen, die er dann mit beiden Händen hielt. Nur schwer, löste er sich von ihr, immer noch ihren Kopf mit beiden Händen haltend, und sah sie an.
Beide atmeten sie tief. Das Glitzern in ihren Augen – ohne es auszusprechen wussten sie beide, dass das Liebe war. Eben in diesem Moment begriffen sie, dass es diese Liebe schon lange zwischen ihnen gab, dass diese bisher nur gefangen und unausgesprochen war.
Sein Verstand sagte ihm, dass das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war. Das konnte und durfte er ihr nicht antun. Bei diesen Gedanken, ging wieder dieser schmerzhafte Stich durch seinen ganzen Körper und seine Augen wurden nass.
Sie drückte sich an ihn – versuchte ihn zu küssen.
Zärtlich schob er sie weg, drehte sich um und lief durch den Raum, währenddessen er sich mit beiden Händen, tief seufzend und aufgewühlt, durch die Haare fuhr.
Sie verstand seine Reaktion nicht „Andreas - was ist denn?“, fragte sie leise.
Plötzlich hatte er das Gefühl, dass seine Beine ihn nicht mehr länger tragen würden. Er spürte Verzweiflung in sich aufsteigen. Er setzte sich aufs Bett und ließ mit einem tiefen Seufzer sein Gesicht in seine Hände gleiten.
Sie stand wie angewurzelt da. „Andreas, bitte rede mit mir!“, bat sie.
Sie hörte ihn tief, ein- und ausatmen und es kam ihr wie eine Ewigkeit vor bis er antwortete:
„Ich weiß nicht wie ich anfangen soll. Weiß nicht wie ich es dir sagen soll!“, sagte er hilflos. „Was? Was, willst du mir denn sagen?“, so langsam bekam sie Angst! In eben diesem Moment, hatte sie noch ihre Liebe gespürt. Was war jetzt nur los? Er hob den Kopf und sah sie mit feuchten Augen an „Es darf nicht sein! Nicht jetzt! Ich darf und ich kann dir das nicht antun Susanne! Kann das nicht von dir verlangen!“ „Was? Was, willst du mir nicht antun? Verdammt, sprich mit mir!!“, erwiderte sie jetzt verzweifelt, ja fast schon hysterisch und angstvoll ihn wieder zu verlieren. „Du hast eine Tochter – du musst jeden Tag voll einsatzbereit sein – du kannst dich nicht auf mich einlassen – nicht jetzt!“, sagte er. Und wieder ging ein stechender Schmerz wie ein Blitz durch seinen Körper. Jetzt löste sich aus ihrer Kehle ein unterdrücktes, hilfloses Schluchzen. „Ich verstehe das nicht Andreas – bitte sag mir was los ist!“ „Nein!“, antwortete er aufbrausend in seiner Verzweiflung. „Ich kann nicht. Es ist besser, wenn du jetzt gehst!“
Sie war geschockt über seine Impulsivität. Aber irgendetwas in ihr wehrte sich gegen seinen Wunsch. „NEIN! Das werde ich nicht tun, nicht bevor du mir alles gesagt hast! Das bist du mir schuldig Andreas!“, antwortete sie nun aufgebracht und wütend. Dann nahm sie eine nicht enden wollende Stille wahr. Irgendwann konnte sie ihn wieder tief einatmen hören.
Er stand vom Bett auf und ging in ihre Richtung. „Setz dich!“, forderte er sie auf. Sie setzte sich auf den nächstbesten Stuhl. Er nahm den anderen ihr gegenüber, während er sich mit der flachen Hand, schwer einatmend und seufzend über den Mund in Richtung Kinn fuhr. „Susanne! In nur sechs Stunden bin ich weg. Weg, für vielleicht, vier ganze Jahre, ich weiß nicht ob ich dazwischen zurückkommen kann, weiß nicht, ob ich überhaupt jemals zurückkehren werde!“ Andreas war es als wäre die Zeit stehen geblieben. Er fühlte, wie er die Luft angehalten hatte. Er hatte das Gefühl zu ersticken und atmete tief ein. Susanne saß eine Zeit lang ganz still da, bevor sie sprach „Andreas, ich verstehe das nicht.“, brachte sie nur kleinlaut über die Lippen. Er atmete schwer, ehe er weiter sprach „Ich wurde verpflichtet“, konnte er nur sagen. „Was soll das heißen, verpflichtet? Von wem? Wofür?“, fragte sie und sah ihn verzweifelt und den Tränen nahe an. „Vor zwei Monaten tauchte in der Uniklinik ein Generaloberstabsarzt der Bundeswehr auf. Er war wegen mir dort“, antwortete er. Weiter erklärte er ihr: „Europa befindet sich kurz vor einem Krieg mit den islamischen Ländern. Deutschland, als Mitglied der europäischen Union, muss seinen Teil zur Verteidigung und Eindämmung beitragen. Aber unsere Bundeswehr ist zu klein um das stemmen zu können. Die derzeit freiwillig bei der Bundeswehr beschäftigten Soldaten, sind zu wenige. Aber da gibt es noch die, die früher ganz normal den Grundwehrdienst abgeleistet haben. Zu denen gehöre auch ich. Deswegen hat er mich einberufen. Für vier Jahre!“ Andreas schaute auf – Susanne saß mit glasigen Augen da. „Nein!“, flüsterte sie. „Warum? Wieso gerade du?“, fragte sie. Andreas fuhr fort: „Ein für die Bundeswehr sehr wichtiges Kriterium, ist mein Beruf als Arzt. Ärzte fehlen in den Stützpunkten völlig. Und weil ich mich ziemlich reingehängt habe die letzten Jahre, wurde obendrein, wie du weißt, auch noch meine Spezialisierungszeit um zweieinhalb Jahre verkürzt. Wäre sie das nicht, hätten sie mich noch nicht einberufen dürfen.“ Er sah sie verzweifelt an, hatte Angst vor ihrer Reaktion. Susanne schaute auf und ungewollt liefen ihr die Tränen über die Wangen. Schluchzend fragte sie: „Weißt du wohin du musst?“, sie machte sich nicht die Mühe ihre Tränen abzuwischen. „Ja! Ich werde direkt in ein Krisengebiet geschickt! Wohin darf ich dir nicht sagen“, endete Andreas. - Stille. Er sah sie an. Mit gesenktem Kopf saß sie da. „Bitte sag was Susanne!“
Susanne war es, als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Andreas im Krieg! Ihr Andreas! Alles in ihr krümmte sich zusammen. Das konnte doch alles nur ein böser Traum sein. Und plötzlich wurde ihr klar, dass sie ihn schon immer geliebt hatte. Dass sie immer gehofft hatte, ihn wiederzusehen, bei ihm zu sein, ihn in den Armen zu halten – zu küssen. Und jetzt war das alles zum Greifen nahe – Nein! Das konnte nicht wahr sein. Sie weigerte sich, das zu glauben. Wie sollte sie ihn jetzt gehen lassen?
Wie durch einen Vorhang, der sich langsam öffnete, erkannte sie, dass sie zusammen gehörten. Wie Seelenverwandte. Sie wussten es beide – ohne auch nur ein Wort sagen zu müssen. Es war zwischen ihnen. Es war dagewesen an dem Abend in der Bar als er ihr am Tisch in die Augen gesehen hatte. Es war auch dagewesen als sie sich an der Theke unterhalten und angesehen hatten. Und es war dagewesen als er bei Mia am Bett saß. Und im Krankenhaus als er ihre Hand gehalten hatte. Auch in der Tram hatte sie es gefühlt. Sie beide waren so dumm gewesen! Warum hatten sie es nicht schon früher zugelassen? Warum so viel Zeit verschenkt! Und jetzt? Jetzt wusste sie nicht, ob sie ihn jemals wieder in die Arme nehmen konnte, wusste nicht ob, oder wie, er zurückkehren würde. Er, der so gar nicht dorthin passte.
Und heute Nacht?
Er wollte sie schützen – sie vor ihren eigenen Gefühlen schützen. Wollte nicht, dass sie sich heute von ihm trennen musste, für vier lange Jahre, wollte nicht, dass sie sich Sorgen um ihn machte oder in Ungewissheit auf ihn wartete. Er wollte alles gleich im Keim ersticken – bevor sie sich noch näher kamen und die Gefühle noch tiefer wurden.
NEIN! - Wenigstens diese eine Nacht wollte sie mit ihm verbringen. Wollte ihm etwas mit auf den Weg geben, an das er sich erinnern, wovon er zehren konnte. Und auch sie wollte zehren.
„Susanne?“, seine Stimme war eher nur noch ein Flüstern.
Da stand sie auf und ging zu ihm, setzte sich auf seinen Schoß und begann ihn zu küssen. Sie legte alles in diesen einen Kuss. Er küsste sie zurück, so als wäre es sein letzter Strohhalm. Er berührte sie im Nacken ganz sanft, dann küsste er ihren Hals erst langsam, dann fordernd. Er bemerkte ihren stockenden, erregten Atem. Er begehrte sie – er liebte sie. Und sie hatten nur diese Nacht. Andreas küsste wieder und wieder ihren Hals. Langsam, zog er ihr den Pulli aus und schaute ihr tief in die verweinten Augen, die jetzt, wie ein Bergsee, so dunkel, vor Verlangen waren. Er legte einen Arm unter ihre Beine, den anderen auf ihren Rücken und stand auf. Sie hatte die Arme um seinen Hals geschlungen und den Kopf an seine Schulter gelehnt. So trug er sie zum Bett und legte sie auf den Rücken. Währenddessen zog er ihr die Hose, und sich das T-Shirt aus. Dann schob er sie ein Stück weiter auf das Bett, bevor er über ihr kniend die gleiche Position einnahm. Er beugte sich zu ihr, um sie zu küssen. Erst ihren Mund, dann über den Hals zum Dekolleté und weiter zu ihren Brüsten. Langsam, voller Verlangen, küsste er mit halb geöffneten Lippen, Stück für Stück ihres Körpers. Manche Stellen streifte er nur.
Sie hielt die Augen immer wieder geschlossen und spürte bei jeder seiner Berührungen, tiefe Erregung und Verlangen. Ihr ganzer Körper war wie unter Strom. Ihren Atem konnte sie kaum noch unter Kontrolle halten. Ein leichter Seufzer kam über ihre Lippen.
Wie schön sie ist, stellte er bei sich fest. Er sah sie an. Sah ihre dunklen halblangen Haare, die jetzt ausgebreitet auf dem Kissen lagen und ihre kristallblauen Augen, die ihn voller Verlangen anblickten. Er wollte sie, er wollte sie ganz und gar. Nur schwer konnte er seine Erregung zurück halten. Langsam zog er seine Hose aus, bevor er ihr den BH öffnete und auszog. Unter Küssen zog er ihr auch den Slip aus. Jetzt waren sie beide nackt. Es fühlte sich an als wären sie eins. Er sah ihr tief in die Augen „Bist du sicher, dass du das wirklich willst?“, fragte er sie. „Ja ich bin sicher!“, flüsterte sie. „Ich will dich! Bitte küss mich!“, bat sie ihn. Er tat worum sie ihn gebeten hatte. Ganz sanft, während er sie küsste, schob er sich in sie. Er fühlte sich, als würde er mitten in ihren Körper eintauchen. Er konnte spüren, wie langsam ihrer beider Verlangen immer größer wurde – sie bewegten sich im gleichen Rhythmus. Erst ganz langsam und zärtlich, dann immer schneller und leidenschaftlicher.
Kurze Zeit später lag er neben ihr und strich liebevoll eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Es war jetzt zehn Uhr. Um drei musste er in Frankfurt sein. Sie hatten nur noch wenig Zeit. Er fing an, sie wieder und wieder zu küssen, was sie erwiderte. Verlangend drückte sie ihren Körper an seinen. Sie begann seinen ganzen Körper zu berühren und küssen bis hinunter zu seiner empfindlichsten Stelle. Er war ein sehr starker und ausdauernder Liebhaber gewesen. Sie wollte ihn noch einmal in sich spüren. Mit einem Ruck drehte er sie auf den Rücken und legte sich auf sie. Diesmal drang er weniger zärtlich in sie ein. Sie konnte bei jeder seiner Bewegungen seine Kraft spüren. Eine Woge der Lust durchzog sie. Sie presste sich noch fester an ihn. Was er mit einem tiefen Seufzen zur Kenntnis nahm. Dann glitt er aus ihr und drehte sie um, um sie von hinten zu nehmen. Kurz bevor er kam, hörte er auf, um das Ende noch ein wenig hinauszuzögern. Er legte sie wieder auf den Rücken und konnte sehen wie sie vor Lust fast verging. Mit einem harten Stoß war er wieder in ihr. Beide kamen, wie schon zuvor, in den gleichen Rhythmus ehe er sie endlich erlöste.
Eine Weile später hielt Andreas Susanne zärtlich im Arm und knabberte an ihrem Ohr. Mit seinen Lippen glitt er über ihren Hals zu ihrem Mund. Dann nahm er sie ganz fest in beide Arme und küsste sie zärtlich und verlangend. Plötzlich mit einem Mal nahm er eine festere Haltung an. Nein! Dachte sie nur instinktiv. „Es ist Zeit!“, hörte sie ihn sagen. „Ich muss gehen!“, mit diesen Worten stand er auf. Alles in Susanne brach zusammen. Nein – noch nicht jetzt, nicht so schnell! Er durfte nicht gehen, sie jetzt nicht alleine lassen!
Es brach ihm das Herz sie jetzt alleine lassen zu müssen. Jetzt, wo sein größter Traum in Erfüllung gegangen war und seine Gefühle erwidert wurden. Gerade jetzt, musste er den schlimmsten Gang seines Lebens antreten. Ohne sie. Allein. Er spürte wieder diesen Schmerz der seinen Körper gefangen nahm.
„Bitte geh nicht Andreas“, bettelte sie, obwohl sie wusste, dass es keinen Ausweg gab. „Was ist, wenn du nicht gehst, was wenn du bleibst?“, wollte sie wissen. „Dann muss ich ins Gefängnis. Ich habe keine Wahl!“, entgegnete er traurig. Langsam zog er seine Kleider wieder an. Sie tat es ihm, wenn auch widerwillig, nach. Er schaute traurig auf das Bett, dann sah er sie an und machte einen Schritt auf sie zu um sie noch einmal zu küssen. Tränen rannen ihr übers Gesicht. Sie konnte sie jetzt nicht mehr zurückhalten. Er legte seinen Daumen auf eine ihrer Wangen, blickte ihr tief in die Augen und wischte die Tränen weg. Dann küsste er sie mit all der Liebe die er für sie empfand. Einen Augenblick später gab er sie wieder frei. Es schnürte ihm die Kehle zu. Er rang um Fassung. Tränen stiegen in ihm hoch. „Bitte leg den Wohnungsschlüssel, für Martin, in die kleine Schale vor der Tür – er regelt den Rest für mich“, bat er sie. Mit einer Hand berührte er ihre tränennasse Wange und suchte noch einmal kurz ihren Mund.
„Ich liebe dich!“, flüsterte sie ihm zu. „Ich liebe dich auch!“, antwortete er stockend. Auf einmal wollte sie ihn festhalten und nicht mehr loslassen. So schlang sie fest ihre Arme um ihn. Er atmete schwer. Dann löste er sich aus der Umarmung. Sie war wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Genau in diesem Augenblick hatte sie das Bedürfnis, ihm etwas mit auf den Weg zu geben. „Warte!“, flüsterte sie deshalb. „Ich habe noch etwas für dich!“, sie zog ihr Portemonnaie aus ihrer Tasche. Irgendwo war doch noch ein Passfoto von ihr. Ah hier! Dann suchte sie einen Stift in ihrer Handtasche. Sie drehte das Foto um und schrieb:
„Das soll dich beschützen und an schöne, glückliche Momente erinnern! Pass auf dich auf! ILD!“
Andreas wartete schon voll bepackt an der Tür, als sie ihm das Foto gab. Er hatte Mühe sich zusammenzureißen. Sie nahm ihn noch ein letztes Mal in die Arme – er tat es ihr nach, drückte sein Gesicht ganz fest auf ihre Schulter und sie konnte spüren, wie seine Tränen, ihre Bluse durchnässten. Dann hob er seinen Kopf an, schaute ihr ein letztes Mal in die Augen und verschwand schnell aus der Tür.
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Susanne blieb allein zurück. Und sie fühlte sich unendlich leer. Nun, hatte sie, das Gefühl sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können. Deshalb setze sie sich auf das Bett und fing an bitterlich zu weinen.
Sie wusste nicht wie lange sie so dagesessen hatte, als ihr Handy klingelte. Wer konnte dass um diese Uhrzeit noch sein? „Susanne?“, sagte eine wohlbekannte weibliche Stimme. „Eva?“, fragte Susanne ungläubig mit tränenerstickter Stimme. „Ja, ich bin es. Ich bin plötzlich aufgewacht und hatte so ein Gefühl, dich unbedingt anrufen zu müssen. Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte Eva und sie hörte Susanne am anderen Ende der Leitung schluchzen. „Oh Süße. Was ist passiert? Nervenflattern? Prüfungsangst?“ Die Prüfungen! Daran hatte Susanne gar nicht mehr gedacht. Morgen – eigentlich schon heute um neun war die letzte Prüfung. Sie musste sich jetzt zusammenreißen. Wenigstens für diesen einen Tag. Sie konnte nicht mit total verquollenen Augen, vor dem Prüfungsausschuss erscheinen. „Mäuschen, du warst doch bisher so gut – mach dir keine Sorgen – du schaffst das heute!“, sagte Eva am anderen Ende. Susanne atmete tief durch: „Das ist es nicht Eva. Es ist etwas anderes. Ich kann jetzt aber nicht darüber sprechen. Ich bin gerade in München und muss zusehen, dass ich schnellstmöglich zurück nach Rosenheim komme.“ Eva war am anderen Ende der Leitung total perplex. „Was um Himmels Willen machst du denn in München?“ „Das ist eine längere Geschichte!“ „Kann ich irgendetwas tun für dich Mäuschen?“ „Nein, du tust schon so viel – mehr als genug. Ich muss da alleine durch! Aber Danke!“, sagte Susanne, dann legte sie auf.
Sie nahm ihre Jacke und sah sich noch einmal um – versuchte sich alles einzuprägen. Dann verließ auch sie die Wohnung.
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