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Kapitel 3
ОглавлениеMontagmorgen der darauffolgenden Woche
„Oh – jetzt schon!“ Es war gerade 5:30 Uhr als Andreas Wecker unerbittlich klingelte. Sein erster Arbeitstag. Er schaute aus dem Fenster. Was er da sah war auch nicht besser. Regen, windig. Na wenigstens würde er draußen heute nichts verpassen. Pünktlich um 6:30 Uhr war er in der Klinik.
Die Klinikleitung hatte ihn als Jahrgangsbesten sehr gerne eingestellt. Sein Klinik-Pate Oberarzt Miller wartete bereits auf ihn. Für die ersten zwei Monate hatten sie ihn in der Notaufnahme eingeteilt. Morgen sollte er gleich eine 3-Tage-Schicht zusammen mit Dr. Friedrichs übernehmen.
Angekommen in der Notaufnahme wurde er ins kalte Wasser geschmissen. Dr. Friedrichs hatte angerufen und mitteilen lassen, dass er eine Stunde später käme. Meinte aber, er wisse ja, dass Andreas durchaus auch alleine klar komme. Super, dachte Andreas. Friedrichs war Gastdozent an der Uni gewesen und hatte sich dort schon ein Bild von Andreas Können gemacht. Aber dass er so überzeugt von ihm war, hatte er nicht erwartet. Andreas erster Patient war ein älterer Herr mit Verdacht auf Herzinfarkt. Er ordnete gleich alle nötigen Untersuchungen an und ging zur nächsten Patientin. Eine 14-jährige die sich eine Überdosis Heroin gespritzt hatte. Er ließ sie zur Entgiftung auf die Intensivstation verlegen. Dann kam der erste Handwerker. Das war schon eher nach seinem Geschmack. Der Mann hatte sich den Finger der linken Hand mit der Motorsäge fast vollständig abgetrennt. Aber durch eine Operation konnte dieser möglicherweise noch gerettet werden. Also reservierte er gleich einen Operationssaal und stabilisierte die Wunde für die Operation. So verhielt es sich den ganzen Tag über. Ihm wurde nicht langweilig. Um 21 Uhr konnte er endlich seine Ablösung alleine lassen um vorzuschlafen für seine 72-Stunden-Schicht.
Daheim angekommen war eine Party im Gange. Markus hatte ein paar Mädels und auch drei Mitstudenten mitgebracht. Tom war zu Miriam gefahren, er musste erst am nächsten Montag, in einer auf Dermatologie spezialisierten Klinik, anfangen. Martin war zu Hause bei seinen Eltern.
Von wegen vorschlafen, dachte Andreas bei sich. Also beschloss er erst mal eine Runde joggen zu gehen, um den Kopf frei zu kriegen. Danach wollte er einfach nur noch schlafen. Am nächsten Tag um zwölf Uhr ging seine nächste Schicht los.
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Die nächsten Tage und Wochen…..
Der nächste Tag war auch Martins erster Arbeitstag. Er hatte ebenfalls bei derselben Uniklinik wie Andreas angefangen und wollte sich auf die Innere Medizin spezialisieren. Als Belohnung dafür hatte er wesentlich nettere Arbeitszeiten als Andreas. Außerdem war Martin nie alleine sondern hatte anfangs immer noch einen anderen Arzt an seiner Seite.
Bei Andreas verhielt sich das schon anders. Dr. Friedrichs schien seinem neuen Kollegen zu vertrauen – er ließ ihn des Öfteren alleine – kein Mensch wusste, wo er in dieser Zeit steckte. Es wurde aber gemunkelt, dass er nicht nur mit einer Schwester was am Laufen hatte. Wenn während der letzten drei Tage ein Notfall kam, blieb Dr. Friedrichs immer schön liegen und ließ Andreas den Vortritt. Dieser war nach dieser ersten Drei-Tage-Schicht total erledigt. Aber es machte ihm Spaß und bisher hatte er noch keinen Fall gehabt, bei dem er nicht weiter wusste. Wahrscheinlich bemerkte das auch Dr. Friedrichs.
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Susanne saß bei Mia am Bett. Sie war jetzt wieder zu Hause. Andreas hatte mit seiner Diagnose völlig richtig gelegen und die Ärzte hatten gesagt, dass sein schnelles überlegtes Handeln, Schlimmeres verhindert hatte.
Sie musste immer wieder an den Abend zurück denken. Als er den Arm um sie gelegt hatte, hatte sich das so gut angefühlt. Und im Krankenhaus, als er dann kurz ihre Hand gehalten hatte. Und dann war er einfach verschwunden. Einmal hatte er wohl noch vorbei geschaut bei Mia, weil sie ständig von einem Doktor sprach, der Andreas hieß. Susanne hingegen hatte ihn seit dem Abend im Krankenhaus nicht mehr gesehen. Sie hoffte auf ihren nächsten Arbeitstag in der Bar. Dann konnte sie sich auch noch einmal bedanken. Leider wartete sie vergebens. Er kam nicht mehr in die Bar. Und auch die anderen seiner Clique ließen sich nicht mehr blicken. Susanne hatte für einen kurzen Moment das Gefühl gehabt, dass da mehr zwischen ihnen wäre. Und sie war sich so sicher gewesen, sich nicht zu täuschen. Aber wahrscheinlich hatte es ihn abgeschreckt, dass sie ein Kind hatte. Das kannte sie schon. Viele Männer waren nicht bereit eine Beziehung zu führen mit einer Frau, die sie teilen mussten. Außerdem wollten sie sich nicht um ein Kind kümmern müssen, welches nicht ihres war. Trotzdem hatte Susanne auch noch paar Mal versucht ihn in der Uniklinik zu erwischen, aber immer war er im OP oder bei einem Patienten.
Nach vier Monaten machte Susanne sich dann selbst klar, dass sie sich damit abfinden musste. Auch wenn in ihr immer noch der Wunsch und die Hoffnung brannten, ihn wieder zu sehen. Sie hatte so etwas, wie mit ihm noch nie zuvor gefühlt. Immer wenn sie sich angesehen hatten, war es ihr gewesen, als würde eine unsichtbare Macht sie verbinden, so als gehörten sie zusammen.
Aber warum Trübsal blasen, dachte sie. Sie würde auch wie bisher schon, ohne Mann klar kommen. Ja gut, manchmal fühlte sie sich sehr einsam. Und eigentlich war sie auch noch zu jung, um ständig alleine zu sein. Aber im Grunde genommen hatte sie, solange sie noch studierte und Mia noch so klein war, sowieso keine Zeit für eine Beziehung.
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