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Kapitel 6
ОглавлениеZwei Monate später…
Es war Montag und Andreas hatte einen Termin beim Chefarzt wegen der Anstellung nach seiner Spezialisierung. Wie vereinbart öffnete er um 9:30 Uhr die Tür zu Dr. Schneiders Büro. Mit einiger Überraschung stellte er fest, dass dieser nicht alleine war und nicht gerade glücklich aussah. „Setzen sie sich Falk!“, forderte er Andreas auf. Andreas tat wie ihm geheißen. „Das ist Generaloberstabsarzt Braun“, sagte Dr. Schneider. Jetzt verstand Andreas gar nichts mehr. „Guten Tag“, sagte er nur. „Guten Tag!“, antwortete dieser Braun ziemlich einsilbig. „Falk, Generaloberstabsarzt Braun möchte ihnen gerne etwas mitteilen“, erklärte Dr. Schneider Andreas.
„Lieber Herr Falk“, begann Braun. Lieber, wenn er so Etwas schon hörte – das konnte nichts Gutes bedeuten, dachte Andreas. „Wir haben erfahren, dass sie einer der besten Nachwuchs-Chirurgen im Umkreis sind. Außerdem wissen wir, dass sie zu den abrufbaren Soldaten gehören, welche den Wehrdienst noch abgeleistet haben.“ Braun lächelte Andreas fast schon berechnend fies an und ließ sich Zeit, bevor er weiter sprach: „Herr Falk! Nachdem unser Land sich auf einen möglichen Krieg vorbereitet, werden derzeit alle Soldaten einberufen, die den gesetzlichen Wehrdienst noch pflichtgemäß abgeleistet haben. Gerade Ärzte fehlen in den Einsatzgebieten extrem.“ Während Braun sprach wurde es Andreas immer mulmiger zumute. Er wollte nicht glauben was er da hörte. Einberufung. Das war nicht deren Ernst! Und er musste an seinen Vater denken. Durch seine Gedanken hindurch hörte er Braun weitersprechen. „Deswegen Falk, bin ich angehalten sie einzuberufen und zwar nicht nur als Soldat sondern vor allem als Arzt!“, endete Braun nun. Wie bitte? Hatte er sich etwa verhört? Sie wollten IHN einberufen? „Ich glaube ich habe mich verhört, Generaloberstabsarzt Braun. Sie wollen mich einberufen?“, fragte er deswegen in der Hoffnung sich wirklich getäuscht zu haben.
„Ja allerdings Falk! Ich will sie einberufen!“, kam die prompte Antwort von Braun, welcher mit einer eigenartigen Zufriedenheit zurückgelehnt im Stuhl saß. „Können sie das denn einfach so von mir verlangen?“, fragte Andreas. „Ja Herr Falk das kann ich durchaus“, antwortete Braun. „Wenn ich sie einberufe, sind sie verpflichtet meinem Befehl Folge zu leisten!“, führte Braun weiter aus. „Was wenn ich mich verweigere?“ „Dann werden sie, für die Zeit, für die sie einberufen werden sollten, unter Arrest gestellt – kurz, sie gehen ins Gefängnis – wegen Befehlsverweigerung!“, antwortete im Braun nun knallhart. Andreas wusste nicht wie ihm geschah. Er - einberufen. Was sollte er denn im Krieg? Eben weil die Bundeswehr nichts für ihn war, hatte er sich doch einen anderen Lebensweg gewählt. Und was war mit seiner Arbeit hier im Krankenhaus? Er wollte doch noch so viel lernen? Außerdem hatte er doch endlich vor, ein normales Leben zu beginnen – mit Freundin und Familie. Er schluckte und sprach Braun dann direkt an „Wofür werde ich einberufen? Ich meine für welchen Einsatz? Wo?“ „Dr. Schneider darf ich sie bitten den Raum zu verlassen oder uns einen anderen geheimeren Raum zur Verfügung zu stellen?“, richtete Braun seine Frage an den Chefarzt, welcher jetzt selber sehr blass war. „Ich werde sie beide hier alleine lassen“, antwortete er und verließ sein Büro.
„So Falk. Ich kann verstehen, dass sie darauf nicht vorbereitet waren. Aber ich tue nur meine Pflicht. Sie sind einer der Besten, dazu noch ehemaliger Wehrdienstleistender und im richtigen Alter. Es fehlen sehr viele Ärzte in den Einsatzgebieten. Weil wir davon ausgehen, dass sie den Einsatz und die Tätigkeit als Arzt, Gefängnismauern vorziehen werden, haben wir bereits einen Einsatzplan für sie ausgearbeitet. Ihr Zielgebiet wird zu 90 % Syrien sein. Wenn sie heute zustimmen, werden sie die nächsten zwei Monate auf ihren Einsatz vorbereitet. Sowohl physisch als auch psychisch. Es wird auf beiden Ebenen eine enorme Belastung sein. Vor Ort werden sie die eingesetzten Bodentruppen begleiten und mit ebendiesen ein Lager im Krisengebiet als Arzt betreuen.“
Spätestens jetzt, war Andreas schlecht – das war der blanke Horror! Er wollte das nicht, wollte nicht dorthin. Was sollte er nur tun? Wie sollte er sich entscheiden, was konnte er tun? Aber hatte er überhaupt eine Wahl? Er musste an seine Familie und an Susanne und Mia denken. Das war ein Albtraum, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen!
„Wie lange“, fragte er schwach, „ich meine, für wie lange?“, mehr brachte er nicht heraus. „Wir werden sie für mindestens vier Jahre verpflichten!“, teilte ihm Braun nun mit. Das gab Andreas den Rest „Ich kann nicht – ich kann doch nicht für vier Jahre von hier weg!“, rief er nun verzweifelt aus. „Ich hab noch Dinge zu lernen und möchte mich als Arzt noch weiterentwickeln. Wichtiger noch, ich wollte mir gerade ein Leben aufbauen“, stammelte Andreas jetzt. „Hören sie Falk, im Grunde genommen haben sie keine Wahl und egal was sie jetzt auch sagen – ich erfülle hier nur meinen Auftrag. Sollten sie diesem nicht Folge leisten – werden sie morgen von Bundessoldaten abgeholt und für vier Jahre ins Gefängnis gebracht. Dort können sie dann gar nicht als Arzt praktizieren. Sehen sie - es ist auch möglich, dass sie sich im Kriegsgebiet weiter qualifizieren. Sogar den Doktortitel können sie erwerben“, versuchte Braun ihn nun doch noch zu besänftigen.
„Habe ich auch irgendwelche Rechte?“, fragte Andreas nun wütend. „In diesem Fall steht unser Land und dessen Sicherheit an oberster Stelle – nein, Herr Falk, sie haben hier keine Rechte!“ Andreas saß da, als hätte man ihm jegliche Energie aus dem Körper gesaugt und sein Kopf war wie leer. „Kann ich mit jemandem darüber reden, bevor ich meine Entscheidung treffe?“ „Sicher, solange sie keine Details ausplaudern. Der Ort ist top secret! Ich bitte sie aber, das heute im Laufe des Tages noch zu erledigen. Falls ich bis heute Abend um fünf keine Nachricht von ihnen habe, werde ich die Bundessoldaten schicken Herr Falk! Hier ist meine Karte – ich erwarte ihren Anruf!“, damit verließ er den Raum und Andreas blieb allein zurück.
Er fühlte sich, als hätte ihm jemand ins Gesicht geschlagen. Es war alles so surreal – er konnte nicht glauben was eben passiert war. Vornüber gebeugt saß er auf einem Stuhl und hatte sein Gesicht in die Hände gelegt, als sich die Tür öffnete und jemand eintrat. Andreas wollte gar nicht wissen wer es war. Aber er konnte den bekannten Röntgenblick fühlen. Martin! „Andreas, was ist los?“, fragte dieser. Andreas schwieg. Er konnte nichts sagen. Kein Wort würde seine Lippen verlassen. Martin legte seine Hand auf Andreas Schulter, so hatte er seinen Freund noch nie erlebt. Es gab eigentlich nichts, was Andreas erschüttern, nichts was ihn so aus der Bahn werfen konnte, oder doch? Oberarzt Miller war zu ihm gekommen und hatte ihm gesagt, dass sein bester Freund ihn heute vielleicht mehr denn je brauchen könne. Mehr hatte er ihm aber nicht gesagt. Auch der Chefarzt war mit einer total versteinerten Miene umhergelaufen. Was um Himmels Willen war denn nur passiert? Erst wusste er nicht wo er Andreas finden konnte. Im OP-Plan hatte man ihn entfernt. Aber wo war er? Dann sah er ihn sitzen, allein, im Büro des Chefarztes. Es war, als wäre er total abwesend. „Andreas – rede mit mir! Was ist passiert?“ Martin konnte nur ein kurzes Schnauben hören, so als wäre alles aussichtslos. „Mensch – jetzt rede schon mit mir!“, probierte er es weiter, um seinen Freund zum Reden zu bewegen. „Hey ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht mit mir sprichst!“, sagte er nun. „Mir kann keiner helfen Martin! Besser du gehst jetzt!“ Jetzt auch noch die Mauertaktik, dachte Martin. Aber nicht mit mir Freundchen – mich schickst du nicht weg. Und mit diesen Gedanken setzte er sich neben Andreas auf einen Stuhl und wartete. Sein Freund konnte ja nicht ewig so sitzen bleiben. Ungefähr zwanzig Minuten später, hob Andreas den Kopf. „Was willst du noch hier?“ „Ich bin dein Freund und ich werde dich nicht allein lassen, bevor ich nicht weiß, was hier vor sich geht!“, sagte Martin mit Nachdruck. „Du willst es wissen? Ja? Wirklich?“ So sarkastisch kannte er Andreas nicht und so langsam wurde selbst ihm mulmig zumute. Plötzlich stand Andreas auf „Ich muss jetzt meinen Vater anrufen“, sagte er und stapfte nach draußen zu den Telefonen.
Andreas wählte die Nummer und konnte es läuten hören. „Falk“, ertönte eine Frauenstimme auf der anderen Seite. „Hallo Mutter“ „Mein Junge, das ist aber nett, dass du anrufst!“ „Mutter gib mir bitte Vater!“, sagte Andreas ungeduldig, während er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Seine Mutter schien das gemerkt zu haben, weil der Hörer direkt weitergereicht wurde. „Falk“, ertönte nun die männliche Stimme auf die Andreas gewartet hatte. „Vater?“ „Mein Junge, schön dass du anrufst. Ist alles in Ordnung?“ Er erhielt keine Antwort. „Andreas! Ist alles in Ordnung?“, wieder erhielt er keine Antwort. „Andreas was ist los?“ Andreas atmete schwer. „Vater sie haben mich einberufen!“, sagte er nun verzweifelt. „Ich soll mitten ins Krisengebiet! Als Arzt. Und das auch noch für vier Jahre!“ Andreas hörte nichts als die unerträgliche Stille auf der anderen Seite. „Oh mein Gott, mein Junge – nicht das!“, sagte nun sein Vater. „Ich kann nichts tun Vater – ich habe überhaupt keine Wahl, sonst stecken sie mich für vier Jahre ins Gefängnis!“, stammelte Andreas. „Ich weiß Junge, ich weiß.“ „Was soll ich nur tun Vater – sie wollen bis heute Abend eine Entscheidung von mir“, sagte er nun. „Mein lieber Sohn, du hast keine Wahl! Sie lassen dich nicht aus. Du musst da durch!“, erklärte sein Vater schwach. Andreas war still und schluckte nur schwer. „Junge du musst jetzt tapfer sein! Aber ich weiß du kannst das schaffen!“, versuchte sein Vater ihn aufzubauen. Andreas sagte gar nichts. Nach einer Weile holte er tief Luft, so als hätte er sich nun in sein Schicksal gefügt und bat seinen Vater: „Sag bitte Mutter nichts – noch nicht.“ „Werd ich nicht mein Junge! Ich liebe dich!“ Andreas konnte darauf jetzt nicht antworten und legte wortlos auf.
Martin war mit aus dem Büro Richtung Telefone gelaufen und hatte nun alles mit angehört. Er war kreidebleich und flüsterte nur: „Andreas. – sag dass das nicht wahr ist.“ Andreas schaute ihn direkt an – mit einem Blick aus dem jegliches Lachen und jeglicher Wille dagegen anzukämpfen, entfernt worden waren. Er konnte nur noch Wut und Aussichtslosigkeit in seinen Augen sehen. „Wann?“, flüsterte Martin, „Ich meine ab wann?“ „Juni“, gab Andreas knapp zurück. „Für wie lange?“ „Vier Jahre“, antwortete Andreas gebrochen. „Und du hast keine andere Wahl?“ „Nein, die Alternative wäre Arrest, für vier Jahre“, wiederholte Andreas. „Das darf einfach nicht wahr sein! Man muss doch irgendetwas tun können!“, regte sich Martin nun auf. „Vergiss es Martin. Ich habe keine Rechte. Das Interesse des Landes steht im Vordergrund!“ Sie gingen nach draußen und Martin kickte wütend eine Dose Richtung Mülleimer. „Verdammt!“, sagte er immer wieder, „Was wenn du abhaust?“ Im gleichen Moment wurde ihm klar, dass das eine total hirnverbrannte Idee war. „Martin“, sagte Andreas nur ruhig, „Ich muss mich fügen – hab keine Wahl!“
Anschließend gingen sie wieder hinein und setzten sich in die Aula. „Weißt du was komisch ist?“, fragte Andreas Martin nach einer Weile, in der sie schweigend dagesessen hatten. „Vor zwei Monaten, als ich zu meinen Eltern nach Hause gefahren bin, hab ich auf der Hinfahrt in der Tram Susanne und Mia wiedergesehen. Wir haben besprochen, dass ich mal vorbei komme. Ich habe sie angesehen, wie damals an dem Abend in der Bar. Und Martin ich schwöre dir – da war auch jetzt noch was da. Ich hatte mir so fest vorgenommen dass ich mich nach der Spezialisierung endlich auf eine Beziehung einlassen werde. – Und jetzt? Jetzt, hat sich das wieder erledigt! Ich wollte doch auch endlich ein normales Leben führen“, gab Andreas jetzt zu. „Unsinn, Nichts hat sich erledigt! Du musst mit ihr reden, musst ihr die Wahrheit über den Einsatz und vor allem über deine Gefühle sagen. Vielleicht wartet sie ja auf dich?“ „Wer wartet denn schon vier Jahre? Außerdem hat sie eine kleine Tochter. Ich kann sie nicht so durcheinander bringen! Und außerdem hat sie schon lang genug gewartet“, wehrte Andreas ab. „Wenn sie dich liebt, wartet sie weiter, weil sie dann gar niemand anderen will!“, antwortete Martin.
„Herr Dahlmeier sie werden in OP 1 gebraucht! Herr Falk, Oberarzt Miller bittet sie zu dem Patienten in der zwölf.“ Damit hatte sie vorläufig beide der Alltag wieder eingeholt.
Um fünf rief Andreas bei Braun an um ihm seine Entscheidung mitzuteilen. Der Kommentar von Braun war: „Das wusste ich doch, freut mich sie im Team begrüßen zu dürfen! Ich werde ihnen morgen jemanden schicken, der sich um alles Weitere, sowie auch um ihre Ausbildung kümmert.“
Am nächsten Tag kam tatsächlich ein von Braun beauftragter - General Müller. Er vereinbarte mit der Klinikleitung, dass Andreas ab sofort nur noch Teilzeit – sprich einen halben Tag – in der Klinik arbeitete. Den restlichen Tag wurde er freigestellt um sich auf seinen Einsatz vorbereiten zu können.
Andreas lernte also ab jetzt nachmittags den Umgang mit Schusswaffen und wurde im Nahkampf ausgebildet. Außerdem erfuhr er im Fach Psychologische Kriegsführung, dass in Gefahrensituationen jeder für die Kameraden mit verantwortlich war. Keiner sollte zurückgelassen werden. Er hoffte inständig solche Erfahrungen nicht machen zu müssen. Wusste aber instinktiv, dass sein Wunsch vergebens sein würde. So rückte der Tag der Abreise immer näher.
Am letzten Wochenende war er noch einmal zu Besuch bei seiner Familie. Bei der Hochzeit seiner kleinen Schwester und Martin würde er schon nicht mehr dabei sein können. Sie hatten noch versucht einen anderen Termin zu wählen. Leider war das aber wegen der Kurzfristigkeit nicht mehr möglich.
Mit Susanne hatte er keinen Kontakt mehr aufgenommen. Er dachte es wäre nicht fair ihr das anzutun. Und vor allem nicht Mia. Aber wenigstens verabschieden wollte er sich von den beiden. Sie noch einmal sehen. Aber er überlegte es sich dann doch wieder anders. Warum die beiden durcheinander bringen? Es war besser sie vergaßen ihn.
Martin, Markus und Tom wollten den letzten Abend unbedingt mit ihm ins Luna´s. Martin überredete ihn dann doch, hoch zur Wohnung zu gehen und Tschüss zu sagen, einfach damit Susanne wusste, dass er an sie dachte, aber sich nicht meldete, weil er schlichtweg nicht konnte. Also nahm Andreas seinen ganzen Mut zusammen und klingelte. Da stand plötzlich ein Mann im Schlafanzug vor ihm.
Sie hat einen Anderen, war sein erster Gedanke. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn. Jetzt hatte er nichts mehr zu verlieren, nichts mehr was ihn in Sachen Liebe hier hielt. Traurig gestand er sich ein, dass er nicht hätte herkommen sollen. „Hallo“, sagte der Mann. „Hallo“ „Sie wollen bestimmt zu Susanne, oder?“ „Ja - das heißt, nein – hat sich erledigt.“ „Sie ist leider nicht da, aber sie kommt übermorgen wieder“, beeilte sich der andere Mann zu sagen. „Übermorgen“, Übermorgen überlegte Andreas um zu antworten. „Übermorgen – da - ist es zu spät“, stammelte er bedrückt. „Kann ich ihr irgendetwas ausrichten?“, fragte nun der Andere. „Nein danke, wahrscheinlich ist es besser so!“, antwortete Andreas im Umdrehen und wollte die Treppen zur Bar hinunter. „Halt warten sie! Wissen sie, ich bin Susannes Bruder Stefan und passe auf Mia auf, während sie ihre mündlichen Prüfungen hat.“
Susannes Bruder hatte das Gefühl, dass er diesen Mann nicht einfach so gehen lassen durfte. „Ich kann ihr wirklich gerne etwas ausrichten!“, wiederholte Stefan nun.
Ihr Bruder! - dachte Andreas. Aber trotzdem „Nein, nein danke, es ist einfach zu spät. Ich hätte schon längst und viel früher mit ihr sprechen sollen. Trotzdem vielen Dank für ihre Mühe! Auf Wiedersehen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um als plötzlich ein Schrei aus dem inneren der Wohnung kam.
„DOC!!!!“ Mia! Andreas drehte sich noch einmal um und sah das kleine Mädchen im Schlafanzug auf sich zu rennen. Sie streckte ihm die Arme entgegen und er hob sie hoch. Sie legte ihre kleinen Ärmchen um seinen Hals und drückte ihn. „Mensch Doc! Schön dass du da bist. Schade, dass du Mami verpasst hast – sie hätte sich so gefreut!“, sagte Mia voller Feuereifer. „Solltest du nicht schon schlafen junge Dame?“, sagte ihr Onkel in gespielter Strenge. Andreas drückte Mia, sah sie an und antwortete ihr: „Das glaube ich – ich finde es auch schade.“ „Dann komm doch einfach übermorgen wieder Doc. Da ist sie wieder da!“, sprudelte es aus Mia heraus. Andreas setzte die Kleine wieder auf dem Boden ab. „Das würde ich gerne tun Mia, aber ich kann nicht. Ich bin gekommen um mich zu verabschieden!“ „Aber warum?“, wollte Mia traurig wissen. „Ich muss für eine lange Zeit weg.“ „Das ist gemein! Ich will nicht dass du weggehst!“, erwiderte Mia trotzig. „Leider kann ich da nichts machen, Mia. Tut mir leid. Pass gut auf dich und deine Mami auf, ja?“, sagte Andreas und merkte, wie alles in ihm sich zusammenzog. „Ich will nicht, dass du gehst Doc!!!“ Mia war den Tränen nahe und Andreas ging es nicht anders. „Es tut mir leid Mia. Pass auf dich auf! Machs gut!“, mit diesen Worten drehte er sich nun erneut um und ging, nachdem er Mia noch einen kleinen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, zurück in die Bar, wo er sich von seinen Freunden verabschiedete. Kurz und schmerzlos. Er wollte jetzt nur noch nach Hause.
Martin begleitete ihn noch vor die Tür. „Andreas, ich möchte dass du weißt, dass ich immer da bin für dich! Lass mich wissen, wie es dir geht, ja? Ich werde dir schreiben und hoffe, dass du antwortest!“, sagte Martin, so als würde er ihm ins Gewissen reden müssen.
„Ist schon gut Martin. Wir beide wissen doch, dass du mir, dort wo ich hingehe, nicht helfen kannst. Mir ist schon geholfen, wenn du auf meine Eltern und auf Sophie aufpasst. Dann muss ich mir nicht so viele Sorgen machen. Wenn ich kann, werde ich euch schreiben“
„Versprich - dass du schreibst Andreas!“, forderte Martin ihn auf, der seinen Freund nur zu gut kannte.
Andreas ließ sich Zeit mit der Antwort, obwohl er wusste dass es keinen Sinn hatte Martin jetzt zu widersprechen „Gut, ich verspreche es!“
Martin nahm ihn noch mal in die Arme und klopfte ihm auf den Rücken. Schnell bevor das hier zu emotional wurde, drehte sich Andreas um und ging.
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