Читать книгу Stationen einer Liebe - Anna-Sophie Wagner - Страница 4

Kapitel 1

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Professor Marks schaute in den voll besetzten Hörsaal. Ja, heute waren sie alle da. Auch die nicht so zuverlässigen Teilnehmer seiner Vorlesungen. Heute, am letzten Prüfungstag.

Ein paar seiner Medizinstudenten waren vielversprechende Talente.

Vor allem dieser Andreas Falk…..Gerade er hatte enorm viel gearbeitet. Ein paar andere konnte er, wie jedes Jahr, gefühlsmäßig schon von vorn herein ausschließen. Er wusste dieses Studium war trotz der hohen Zugangsvoraussetzungen sehr beliebt und deshalb überlaufen. Nur eine Handvoll Studenten hatte gewöhnlich nach seinen Erfahrungen auch wirklich Erfolg. Nun gut, dachte sich der Professor, sehen wir einmal wie viele meiner Prüflinge es dieses Semester schaffen. Die Zeit für die Prüfung war fast vorbei. Er räusperte sich und ließ seine Studenten wissen, dass sie nur noch fünf Minuten Zeit hatten. Ein allgemeines Raunen ging durch den Raum.

Andreas hatte wie wild darauf los geschrieben – alles war wie von alleine auf sein Blatt gekommen. Ja, gut Aufgabe drei war ein bisschen schwieriger, aber im Großen und Ganzen hatte er ein erstaunlich gutes Gefühl. Die letzten Jahre hatte er nur gelernt und jede Gelegenheit genutzt um Wissen aufzusaugen. Er wollte diesen Beruf unbedingt ausüben. Das war immer schon sein Traum gewesen. Jetzt las er sich noch einmal Alles durch. Ergänzte an manchen Stellen seine Ansätze und ließ es dann aber gut sein. Mit einem Blick auf seine Freunde verfiel Andreas in Gedanken über ebendiese.

Er sah, dass Thomas, kurz Tom genannt, neben ihm ziemlich angespannt und hektisch wirkte. Hoffentlich hatte er sich die Stoffsammlung zur Neurologie noch einmal angeschaut. Thomas war zwar nicht schlecht, musste sich aber im Gegensatz zu ihm, sehr viel erarbeiten. Und Andreas wusste, dass er auch nicht immer konsequent genug gewesen war und bei Weitem nicht so viel, wie er – Andreas - selbst gelernt hatte. Vor allem nicht seit er eine Freundin hatte.

Thomas war Andreas Freund aus Kindertagen. Tom und er hatten zwar irgendwie zufällig immer die gleiche Richtung eingeschlagen. So wie jetzt das Medizinstudium. Wobei aber jeder der beiden das Studium aus anderen Beweggründen heraus begonnen hatte. Andreas, weil er eine Leidenschaft für die Medizin hatte und alles daran hochinteressant fand. Außerdem wollte er Menschen helfen und dazu beitragen dass auch Patienten mit schlechten Heilungsprognosen doch noch eine Chance hatten. Thomas hatte einmal gesagt „Was du studierst Medizin? Das könnte ich eigentlich auch machen!“ Das also waren dessen Beweggründe. Andreas wusste, dass Tom intelligent genug war um das Studium zu schaffen zu können, aber ihm fehlte die Lust an der Materie. Infolgedessen tat er sich dementsprechend schwerer beim Lernen. Was für Andreas purer Spaß und Wille war, war für Thomas eher ein Muss. Andreas mochte Thomas keine Frage, wenn er auch nicht sein bester Freund war.

Martin, Andreas bester Freund, saß zwei Bänke vor ihm. Auch er schien bereits fertig zu sein. Die beiden kannten sich seit dem Gymnasium. Es war als würden sie sich schon ewig kennen. Anders wie Tom, hatte Martin ebenso eine große Leidenschaft für die Medizin. Und was Andreas ganz besonders gefiel er hatte eine eigene Meinung, welche er auch vertrat. Und er und Martin hatten die gleichen Ziele und Wertvorstellungen. Andreas wusste, dass Martin förmlich in ihn hineinschauen konnte. Es war ihm unmöglich etwas vor ihm zu verheimlichen. Was oft dazu führte, dass ihm dieser gehörig den Kopf wusch. Der ideale beste Freund also. „Martin mit seiner Röntgenbrille“, wie Andreas scherzhaft zu sagen pflegte. Martin war groß, schlank und hatte blonde, kurze Haare. Ihm haftete eine ziemlich konzentrierte, ruhige Art an. Das war allerdings anders, wenn sie unterwegs waren.

Professor Marks stand auf, um den Prüflingen mitzuteilen, dass jetzt die Zeit um war und sie nun abzugeben hatten. Er wusste, jetzt fing seine schlimmste Arbeit als Professor an. Das Korrigieren. Oftmals war die Schrift unleserlich, dann wiederum konnte man die Abläufe entweder gar nicht erkennen oder sie waren einfach in der falschen Reihenfolge. Manche Patienten würden auf jeden Fall nicht überleben, wenn seine Schützlinge die Behandlung in der Praxis auch so durchführen würden.

Er dachte an die letzten Jahre in denen er korrigiert hatte. Immer wenn es zu schlimm wurde und seine Enttäuschung über das was seine Studenten anscheinend nicht gelernt hatten zu groß war, genehmigte er sich meistens ein bis zwei Glas Wein. Dann war es erträglicher für ihn, sich die Arbeiten durchzusehen.

Noch einmal ließ er seinen Blick über die Studentenschar schweifen. Wieder blieb er bei Falk hängen. Dieser Junge, faszinierte ihn. Er hatte bereits erfahrene Dozenten in den Schatten gestellt. Bei ihm konnte man wirklich das Interesse und die Freude an der Materie spüren. Aber vor allem die Begabung sehen.

Andreas war total erledigt – ganz so, als wäre all der Druck von ihm abgefallen, als hätte er sich einfach frei geschrieben. Er war aufgestanden und aus dem Prüfungssaal in die Aula gelaufen. Er musste jetzt einfach stehen nach diesen fünf Stunden Prüfung. Er sah Tom an, der jetzt ebenfalls aus dem Saal stapfte. Irgendwie sah dieser geknickt aus, immer noch angespannt, deswegen fragte ihn Andreas: „Tom, was ist los?“

„Ach ich weiß nicht – aber ich hab ein mieses Gefühl - diese Aufgabe Nummer drei!” „Ich hatte dir doch gesagt, du sollst dir den Stoff zur Neurologie noch mal anschauen”, erinnerte ihn Andreas. „Ach Mist ja, ich konnte einfach nicht mehr. Mein Kopf war nicht mehr aufnahmefähig.“, gab Thomas jetzt zu. „Jetzt warte doch erst mal ab, vielleicht ist es gar nicht so übel gelaufen?“, versuchte Andreas ihn wieder runter zu holen. „Ja wäre schön, wenn ich das denken könnte.“

Martin kam um die Ecke „Geschafft – die Prüfungen sind vorbei und so auch die Zeiten aller Abstinenz“, sagte er und fuchtelte wie wild vor Andreas Gesicht herum „He Andreas, aufwachen – auftauchen aus der Welt der Medizin – übergleiten in die Welt des Spaßes und der wohlverdienten Party.“ Mit Blick auf Tom sagte er: „Komm Kopf hoch Tom – wir haben schon bestanden – mach dir keine Gedanken. Du denkst sowieso immer zu schlecht von dir! Bestimmt hast du überall etwas gewusst und hingeschrieben?“ „Ja hab ich!“, antwortete Thomas. „Na also, siehst du. Was glaubst du, wie viele noch nicht mal das haben? Kommt lasst uns unser Küken an der Uni aufsammeln!“, beruhigte ihn nun Martin und warf Andreas eine vielsagenden Blick zu.

Mit Küken meinten sie Markus. Andreas, Thomas, Martin und Markus hatten in München zusammen eine WG. Der Männer-Haushalt funktionierte gut, solange jeder seine Aufgaben erledigte. Markus, das Küken, war der Jüngste in der Gruppe. BWL-Student. Im Augenblick wusste er nicht so ganz, wohin sein Weg ihn führen würde oder was genau er machen wollte. Er ließ sich die Entscheidungen in diese Richtung noch offen. Eigentlich wollte er lieber die Studiumszeit genießen. Und das in vollen Zügen. So ließ er keine Party aus. Markus der „Womanizer“ wie ihn Andreas scherzhaft nannte. Er war nur 1,65 m groß, sportlich und hatte dunkle Haare. Andreas konnte die Anzahl der Damen, die er bisher mit in die WG gebracht hatte schon gar nicht mehr zählen.

Er selbst, Andreas, war mit siebenundzwanzig der Älteste in der WG. Er hatte sein Studium erst später beginnen können, weil er noch wehrpflichtig war und somit seinen Dienst bei der Bundeswehr vor dem Studium noch abgeleistet hatte. Die Anderen waren ausgemustert worden. Sicher, er hätte auch über die Bundeswehr studieren können, aber das war Nichts für ihn. Er war nur allein deswegen zur Bundeswehr gegangen, weil sein Vater beim Bundesverteidigungsministerium arbeitete. Außerdem stammte seine Familie aus einem alten deutschen Adelsgeschlecht. Es wurde also vom Grund her von ihm als Erbgraf erwartet, dass er den Wehrdienst ableistete. Andernfalls hätte er einen Affront heraufbeschworen. Also hatte er sich gefügt und diesen eben abgeleistet. Mehr war er aber nicht bereit in diese Richtung zu tun. Anschließend hatte er im Studium dann härter gearbeitet als die Anderen und aufgeholt. Deshalb konnte er nun gemeinsam mit seinen Freunden die Abschlussprüfung schreiben. Andreas war mittelgroß, sportlich und muskulös, hatte braun-grüne Augen, dunkelbraune kurze Haare und lange dunkle Wimpern. Dazu noch einen Drei-Tage-Bart. Eigentlich eine Mischung aus Model und Hollywoodstar, sagte Markus immer zu ihm. Er selbst gab darauf Nichts.

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