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Kapitel 10
Оглавление3 Monate später…..
„Oberstabsarzt Falk“, sagte Generalleutnant Klingler. „Ja, Generalleutnant?“, erwiderte Andreas. „Auf ein Wort!“, befahl der Generalleutnant. Er führte Andreas in einen kleinen Minicontainer, den er alleine zur Benutzung hatte. „Falk, sie und ihr Team leisten hier sehr gute Arbeit! Eigentlich wollen wir sie nicht gehen lassen, aber der Befehl lautet, dass keiner länger als max. sechs Monate im Auslandseinsatz sein darf, ohne Urlaub zu haben. Nachdem sie, solange sie hier sind, eigentlich immer im Dienst sind – also auch an den Wochenenden – haben sich bei ihnen eine Menge Urlaubstage angesammelt. Deshalb müssen wir sie und ihr Team - also Feldwebel Baumgärtner, Leutnant Kofler, sowie die Sanitätsoffiziere Moll und Schneider - ab nächster Woche für sechs Wochen beurlauben. Ihr Flug geht Freitagmorgen um drei Uhr. Den Tag vorher werden sie und ihr Team noch einmal den Aufklärungstrupp von Major Wolf begleiten! Haben sie alles verstanden Oberstabsarzt?“, endete nun der Generalleutnant. „Ja, Generalleutnant!“, antwortete Andreas ein wenig perplex. Eigentlich wusste er gar nicht wie ihm geschah. Urlaub! Er durfte nach Hause – endlich! Er würde seine Familie wieder sehen und Susanne. Eine Rückkehr in die Zivilisation. Er würde endlich wieder ein richtiges Bad nehmen können. Etwas gutes Essen. Aber vor Allem würde er alle wiedersehen, die er liebte. Bei diesem Gedanken konnte er Susanne vor seinem geistigen Auge sehen. Er war aufgeregt wie ein kleines Kind vor Weihnachten. Er würde sie wiedersehen. Sie in den Arm nehmen. Sie küssen. Er konnte es kaum erwarten. Selbst der bevorstehende Einsatz, konnte ihm diese Vorfreude nicht trüben.
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Donnerstagmorgen, eine Woche später……
Heute sollten Andreas und sein Team den Aufklärungstrupp von Major Wolf begleiten. Mit vier Fahrzeugen waren sie losgefahren.
Andreas und Tobias saßen im zweiten Fahrzeug.
Der Aufklärungstrupp war zwölf Mann stark. Sie hatten Hinweise über ein Rebellenlager, dass ganz in der Nähe sein sollte. So fuhren sie in die genannte Richtung und tatsächlich, von weitem konnte man Rauch aufziehen sehen. Es musste sich dort also jemand befinden. Um nicht gesehen zu werden, parkten sie die Fahrzeuge abseits. Die Teams der Fahrzeuge drei und vier blieben dort, falls ein schneller Rückzug notwendig wurde. Die restlichen arbeiteten sich zu Fuß, in Richtung des feindlichen Lagers, vor.
Mat war im gleichen Fahrzeug wie Andreas und Tobias mitgefahren. Phil und Chris im Fahrzeug vor ihnen. So gingen sie jetzt alle fünf zu Fuß. Auf einmal sah Andreas etwas aufblitzen. Matthias hatte es auch gesehen, packte Andreas am Arm und riss ihn zu Boden. Es fielen Schüsse. Sie waren in einen Hinterhalt geraten und standen nun unter Beschuss. Matthias zog Andreas mit sich hinter eine Sanddüne, um einen Schutzwall zu haben. Tobias folgte ihnen. Dann entsicherten sie ihre Waffen und eröffneten das Gegenfeuer. Zwei ihrer Kameraden waren getroffen worden und lagen direkt vor ihnen auf dem Boden. Andreas wollte zu ihnen um sie in Sicherheit zu bringen. Matthias hielt ihn zurück. „Es ist zu gefährlich!“, ermahnte er ihn. Die Rebellen kamen jetzt immer näher. Sie waren in der Überzahl. „Rückzug, Rückzug!!“, hörte Andreas Major Wolf rufen. Alle versuchten sie schnellstmöglich zu den Fahrzeugen zu gelangen. Matthias riss Andreas mit, dieser zog ihn in Richtung der beiden verletzten Kameraden. Sie hoben die beiden auf und schleiften sie rennend mit in Richtung der Fahrzeuge. Die Rebellen folgten ihnen. Sie rannten bis sie eines der Fahrzeuge erreicht hatten.
Walter, der Soldat, der das zweite Fahrzeug gefahren hatte, war einer der beiden angeschossenen Soldaten, die sie mit sich schleiften. Andreas griff sich den Autoschlüssel und startete den Motor. Da sah er neben sich Matthias zusammensacken. Er und Sven, der Soldat, den Matthias mit sich geschleift hatte, lagen nun beide verletzt am Boden. Matthias war in die rechte Schulter getroffen worden und blutete stark. Andreas packte ihn und zerrte ihn in den Wagen. Tobias, der ihnen Rückendeckung gegeben und den Wagen jetzt auch erreicht hatte, half ihm bei der Bergung. Neben ihnen kam der dritte Wagen zu stehen. Die Kameraden halfen sofort mit, die Verletzten in das Fahrzeug zu befördern. Auch Phil erreichte das Fahrzeug und half mit. Einer der Offiziere aus dem dritten Fahrzeug setzte sich auf den Fahrersitz und fuhr los. Unterdessen packten Tobias und Andreas ihre Erste-Hilfe-Ausrüstung aus und fingen an, sich um die verletzten Kameraden zu kümmern.
„Ihr müsst schießen! Am besten auf die Reifen! Wir müssen dafür sorgen, dass sie uns nicht folgen können“, forderte Offizier Hopf sie auf, während er das Fahrzeug lenkte.
Andreas sah aus dem Wagenfenster und in der Tat die Angreifer folgten ihnen. Die Straße war sehr holprig und sie hatten noch nicht viel Abstand zwischen sich und die Rebellen gebracht. Andreas und Phil lehnten sich nun aus dem Fenster und zielten auf die gegnerischen Fahrzeuge, während Tobias sich weiter um die Verletzten kümmerte. Einen Reifen hatte Andreas mehr zufällig als geplant bereits getroffen und so ein Rebellenfahrzeug ausgeschaltet. Gleichzeitig sah er wie eine Kugel Phil am Arm traf. Er zog ihn hinein und schoss dann weiter. Er schaute sich nach seinen eigenen Leuten um. Auch die anderen Kameraden schienen alle noch rechtzeitig die Fahrzeuge erreicht zu haben und zielten nun ebenfalls auf die gegnerischen Fahrzeuge. Es waren ihnen jetzt noch vier von fünf Rebellenfahrzeugen auf den Fersen. Eines dieser Fahrzeuge drehte sich und kam zum Stehen – einer der anderen Soldaten hatte diesmal den Reifen getroffen. Das Nachfolgende fuhr direkt auf und überschlug sich, so dass ihnen jetzt nur noch zwei folgten. Andreas sah, wie Major Wolf aus dem hinter ihnen fahrenden Fahrzeug, nun eine Handgranate warf. Diese schaltete das vorletzte Fahrzeug der Rebellen aus. Eines folgte ihnen nun noch. Ihr Fahrzeug war dem am Nächsten. Andreas beugte sich noch einmal aus dem Fenster und zielte auf den Reifen, just in diesem Moment fuhren sie über eine Bodenwelle und er traf den Fahrer des Fahrzeuges. Sofort kam nun auch das letzte Fahrzeug ins Schleudern.
Endlich hatten sie sie abgehängt. Aber die Fahrt zurück ins Lager dauerte noch über eine Stunde. Andreas hatte zuerst Phils Arm verbunden. Er und Tobias kümmerten sich nun um die Verletzten.
Zurück im Lager mobilisierte Andreas alle medizinischen Kräfte. Sie hatten zwei Schwer- und vier Leichtverletzte. Alle mit Schussverletzungen, die operiert werden mussten. Sven hatte es am Schlimmsten erwischt, er war von mindestens drei Kugeln getroffen worden. Andreas stabilisierte vorher noch Walter der am zweitschlimmsten verletzt war und hoffte, dass dieser so lange aushalten würde. Matthias und Philipp fielen beide verletzt aus, so dass ihm nun nur noch Christoph, Tobias und Stabsärztin Maurer assistierten. Sie brauchten drei Stunden für die Operation. Am Ende waren es vier Kugeln. Jetzt hatten sie Sven intensivmedizinisch versorgt. Andreas hoffte, dass er es schaffen würde. Er wusste, dass Sven nächsten Monat heiraten wollte.
Anschließend bereitete er Walter für die Operation vor. Dieser hatte ganz gut durchgehalten und war einigermaßen stabil. Eine Kugel hatte ihn auf der Rückseite seines Oberschenkels getroffen und er hatte noch einen Streifschuss am Becken abbekommen. Die Wunde am Oberschenkel blutete stark, als Andreas den Druckverband löste. Zwei Stunden später konnte auch Walter auf Intensiv. In Walters Jacke hatte Andreas das Bild einer Frau mit zwei Kindern gefunden. Er hoffte inständig, dass alles gut gehen würde für ihn.
Alle anderen waren durch die medizinischen Behelf-Teams schon gut versorgt worden. Die Kugel aus Matthias Wunde hatte der Zahnarzt unter der Anweisung von Matthias höchstpersönlich entfernt. Bei Philipp war es glücklicherweise nur ein Streifschuss, so dass er schon friedlich auf seinem Feldbett lag und schlief, als Andreas mit Matthias, Tobias und Christoph dort ankam. Es war jetzt ein Uhr dreißig. Abflug war um drei. Es lohnte nicht wirklich, noch zu schlafen. Aber Andreas war dermaßen erledigt, dass er sich trotzdem noch ein wenig hinlegte. Matthias, durch die Operation geschwächt, tat es ihm nach. Ebenso wie die anderen beiden.
Das Dumme war nur, Andreas konnte nicht schlafen. Das Geschehene beschäftigte ihn. Er hatte einen Menschen getötet. Er – der doch geschworen hatte Menschenleben zu retten. Sicher er wusste, dass entweder er oder dieser Rebelle gestorben wäre. Aber trotzdem war er jetzt -. Er wagte nicht das Wort zu denken, geschweige denn auszusprechen.
Eine Stunde später klingelte dann sein Wecker. Langsam stand er auf und weckte die anderen. Zusammen gingen sie zu den Fahrzeugen, welche sie zum Abflugpunkt bringen sollten. Und dann war es soweit.
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Drei Stunden später landeten sie am Stützpunkt in Frankfurt. Es war jetzt sechs Uhr morgens. Sie wurden von zwei Kameraden in Empfang genommen, welche sie gleich in ein großes Büro führten. Dann kam Generalstabsarzt Bischoff.
„Guten Tag meine Herren. Wie ich gehört habe, haben sie wahre Wunder vollbracht, dort unten. Vor allem von ihnen hört man nur Gutes Falk! Weiter so! Aber jetzt, machen sie erst mal ihren verdienten Urlaub. Oberfeldwebel Fischer wird ihnen den Ablauf vor Verlassen des Stützpunktes erklären“ mit diesen Worten verschwand Bischoff.
Oberfeldwebel Fischer betrat den Raum und erklärte Ihnen: „Bitte räumen sie Ihre Rucksäcke aus. Die persönlichen Dinge dürfen sie behalten. Der Rest muss leider hier bleiben. Hier habe ich ihnen Ausgehuniformen hingelegt. Ich darf sie bitten sich umzuziehen und ihre Einsatzuniform hier zu lassen. Sie wird dann bis zu ihrer Rückkehr gereinigt. Ansonsten bleibt mir nur noch, ihnen einen schönen Urlaub zu wünschen. Bitte melden sie sich bei der Anmeldung ab“, mit diesen Worten verschwand er wieder und die fünf zogen sich um und verließen das Gebäude. Sie liefen geradewegs zur Anmeldung um sich abzumelden.
Draußen stand schon Martin um Andreas in Empfang zu nehmen. „Hey! Schön dich zu sehen!“, mit diesen Worten kam Martin gleich auf ihn zugelaufen und umarmte ihn. „Du siehst müde aus“, stellte er fest. „Das bin ich auch. Ich hab nicht geschlafen seit gestern Morgen“, erwiderte Andreas müde. „Spring rein!“, deutete ihm Martin und Andreas setzte sich auf den Beifahrersitz. „Übrigens Martin, auch schön dich zu sehen.“
Die beiden hatten nun eine fast dreistündige Fahrt vor sich. „Sag, wie geht´s dir mein Freund?“, fragte Martin ernst. „Es, geht mir gut“, antwortete Andreas nur knapp und nahm eine bequemere Sitzposition ein. Bis sie aus Frankfurt heraus gefahren waren, war Andreas bereits eingeschlafen. Es war einfach zu viel gewesen. Martin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Schläft wie ein Baby, dachte er. Dann sah er sich seinen besten Freund genauer an. Braun war er geworden und irgendwie muskulöser. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Und es hatten sich kleine Fältchen in seinem Gesicht gebildet – ja irgendwie war er gealtert.
Andreas wachte erst auf, als sie das Tor des Anwesens passierten. Sie fuhren eine lange Auffahrt, links und rechts gesäumt von Eichen, entlang. Dann sah er es. Das Herrenhaus. In zartem gelb gehalten die Ecken weiß abgesetzt. Es wirkte riesig mit seinen zwei Seitenflügeln und der fünfstufigen Mitteltreppe zum Haupteingang. Martin kam links von der Treppe zum Stehen. „So wir sind zu Hause!“, sagte er so laut als wollte er Andreas aufwecken. „Ja, ich sehe es!“, antwortete dieser und Martin zuckte zusammen, weil er so eine prompte Antwort nicht erwartet hatte. „Wie lang bist du schon wach?“, fragte er deswegen. „Seit gerade eben, hab wohl gespürt, dass ich zu Hause bin“, entgegnete Andreas noch ein bisschen müde. Er stieg aus und streckte sich erst einmal. „Frische Luft, das tut gut!“, sagte er.
Martin machte sich indes daran den Kofferraum zu öffnen. Er wollte Andreas Militärrucksack heraus nehmen. „Ist da dein ganzes Hab und Gut drin?“, fragte er scherzhaft. „Schön wäre es. Es fehlen noch 40 kg Restausrüstung, die ich am Stützpunkt zurückgelassen habe“, sagte Andreas lachend. „Willst du den wirklich tragen?“, fragte er Martin wohl wissend, dass der Rucksack nun immer noch rund 50 kg schwer war. Ganz von sich überzeugt, erwiderte Martin „Ja klar, für dich mach ich das!“, und wollte den Rucksack aus dem Auto hieven. „Lass mich mal“, sagte Andreas grinsend und nahm das seinem Freund ab, als dieser den Rucksack kaum hochheben konnte. „Das ist ja Wahnsinn, was der wiegt!“ „Ich weiß“, erwiderte Andreas müde. So stiegen sie beide die Stufen zum Haupteingang hinauf. Martin schloss auf.
Es ist alles ruhig – wie ausgestorben, dachte Andreas bei sich. Da konnte er plötzlich ganz deutlich schnelle Schritte hören. „Andi!“, Sophie lief ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. Andreas stellte seinen Rucksack auf den Boden und nahm seine kleine Schwester in den Arm. „Bin ich froh dich wohlbehalten wieder hier zu haben Bruderherz!“, mit diesen Worten drückte Sophie ihn ganz fest. „Lass dich anschauen“, sie löste sich aus der Umarmung und trat einen Schritt zurück. „Du siehst müde aus“, stellte sie fest. „Seid ihr verheiratet?“ sagte Andreas deshalb scherzhaft. „Aber du hast Recht ich bin auch müde – ich habe noch nicht besonders viel geschlafen seit gestern.“ „Bis auf die drei Stunden, die wir bis hierher gebraucht haben“, warf Martin scherzend ein. „Weißt du, geliebtes Weib, dein Bruder hielt es für besser mir die ganze Fahrt etwas vorzuschnarchen, als zu kommunizieren!“, witzelte Martin lachend. „Ha, ha“, kommentierte Andreas nun.
„Leider muss ich zur Arbeit Andreas“, informierte ihn nun Sophie. „Ist schon gut, wir sehen uns bestimmt noch – ich bin ja sechs Wochen hier. Außerdem werde ich mich jetzt sowieso erst mal aufs Ohr hauen.“ „Wir haben den rechten Flügel für dich herrichten lassen“, sagte Sophie. „Was? Mir hätte auch mein Zimmer gereicht, ich brauch doch nicht viel“, erklärte Andreas. „Nein, nein, du bist jetzt erwachsen und brauchst mehr als ein Zimmer. Außerdem kannst du dich gleich daran gewöhnen, ich gehe davon aus, dass du, wenn du erstmal wieder zu Hause bist – endlich deinen Platz als Nachfolger von Papa hier einnimmst. Du bist irgendwann das Familienoberhaupt hier und musst unseren Namen würdig fortführen Brüderlein.“
Oh ja die Linie der Falks durfte nicht aussterben - daran konnte Andreas im Augenblick keinen Gedanken verschwenden.
„Also Tschüss meine zwei Männer – benehmt euch!“, mit diesen Worten verließ Sophie das Haus.
„Und du Martin musst du nicht ins Krankenhaus?“, fragte Andreas. „Nein, ich hab die nächsten vier Tage frei. Meine Eltern kommen heute noch zu Besuch übers Wochenende“, erwiderte Martin. „Oh, du hörst dich aber nicht gerade motiviert und begeistert an“, brachte Andreas grinsend hervor. „Du kennst sie doch, dass wird wieder anstrengend“, entgegnete Martin. Ja, Andreas kannte Martins Eltern. Sie waren ziemlich exzentrisch und eigenwillig. Nicht einfach zu haben. Aber er, Andreas, hatte einen guten Draht zu den beiden und wusste mit ihnen umzugehen. „Sind meine Eltern da?“, fragte er nun Martin. „Dein Vater ja, aber er wird noch schlafen. Deine Mutter ist arbeiten“, sagte Martin. Andreas Mutter arbeitete bei einem großen Verlagshaus als Cheflektorin. „Muss Vater nicht arbeiten?“, fragte Andreas. „Nein ihm ging es nicht so gut seit du weg warst. Es macht ihm sehr zu schaffen. Ich habe ihn untersucht, die Adern sind wieder drauf und dran zuzugehen. Und um einen weiteren Schlaganfall zu vermeiden, habe ich die Dosis der Blutverdünner erhöht und ihm erst mal weniger Stress verordnet. Du weißt ja, wie er immer in Rage ist, wenn es um Entscheidungen des Ministeriums geht. Und gerade seit du weg bist, kann es ihm keiner mehr Recht machen. Er beschäftigt sich nun mit jedem noch so kleinen Detail“, klärte ihn Martin auf.
Andreas kannte seinen Vater und wusste dass Martin absolut richtig gehandelt hatte. Er hätte es genauso gemacht und das sagte er Martin auch. „Wenn du nichts dagegen hast Martin, würde ich jetzt gerne duschen gehen und dann ein wenig schlafen.“ „Ja klar, schlaf dich aus. Heute Nachmittag zum Kaffee kannst du immer noch allen, Hallo sagen. Kann ich noch irgendetwas für dich tun Andreas?“ „Nein danke ich komm klar!“, antwortete dieser und stieg die Treppe hoch bevor er zum rechten Flügel des Herrenhauses abbog.
Dort angekommen stellte er seinen Rucksack in das erste Schlafzimmer. Dorthin hatten sie auch schon seine alten Zivilklamotten gebracht. Ordentlich hingen sie an Bügeln oder lagen gebügelt im Schrank. Auch Handtücher hatten sie ihm bereitgelegt. Zusammen mit seinem Duschgel, Handtuch und einer Boxershorts spazierte er ins Bad. Endlich eine richtige Dusche, dachte er bei sich. Irgendwann würde er auch noch ein Vollbad nehmen, nahm er sich jetzt vor als er die Wanne im vorbeigehen sah. Die Jahreszeit passte perfekt. Aber für den Anfang reichte auch die Dusche und dann ab ins Bett.
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Friedrich Falk wollte gerade in den Salon um zu Frühstücken, als er es aus dem rechten Flügel des Hauses rauschen hörte. Das war eigenartig. Dem Geräusch musste er nachgehen. Nicht dass sie einen Wasserrohrbruch oder Ähnliches hatten. Also fuhr er mit seinem Rollstuhl in Richtung des Geräuschs. Das Wasserrauschen kam aus dem Hauptbad des rechten Flügels. Er fuhr in den Vorraum des Bades und sah dort ein Handtuch und eine Boxershorts liegen.
Nein, das konnte nicht wahr sein. Er rollte weiter Richtung Tür und öffnete sie. Da sah er jemanden unter der Dusche. Er konnte nicht genau erkennen wer es war, weil durch den Wasserdampf die Scheiben beschlagen waren. Er rollte zurück und wartete draußen auf den Eindringling. Jetzt hatte das Geräusch aufgehört. Und jemand tapste barfuß über die Fliesen. „Mist“, hörte er diesen jemand sagen. Andreas hatte dummerweise sein Handtuch nicht mit ins Bad genommen, sondern im Vorraum vergessen. So musste er jetzt nackt und pitschnass hinaus schlüpfen. Er öffnete die Tür und da - stand ein Rollstuhl. Sein Vater schaute zu ihm auf und schien genauso überrascht wie er selbst. „Andreas! Wo kommst du denn her?“, sagte sein Vater nun erschrocken. „Hallo Vater!“, Andreas beugte sich hinunter und gab ihm einen Kuss auf die linke Wange, bevor er sich nun das Handtuch griff und um die Taille wickelte. „Martin hat mich heute Morgen um halb sechs in Frankfurt abgeholt. Ich wollte euch überraschen“, erklärte Andreas nun seinem Vater. „Aber, was machst du hier?“ „Ich hab Urlaub!“ „Verstehe! Für wie lange?“ „Sechs Wochen!“, antwortete ihm sein Sohn euphorisch. „Ich freue mich sehr, dich wieder hier zu haben Junge!“ Friedrich streckte seine Arme aus und Andreas ließ sich von seinem Vater umarmen. „Was hast du jetzt vor Andreas? Frühstück?“, fragte Friedrich nun. „Nein Vater, ich hab seit gestern nicht mehr geschlafen und bin hundemüde. Eigentlich wollte ich mich erst ein wenig schlafen legen.“ „Ist gut, du hast Recht. Dann sehen wir uns heute Nachmittag?“ Andreas nickte. „Ich freue mich! Und jetzt leg dich hin!“, mit diesen Worten rollte sein Vater wieder nach draußen.
Inzwischen war Andreas auch ohne abtrocknen trocken und konnte gleich direkt ins Bett. Er zog die Vorhänge vor und ließ sich in das frisch bezogene Doppelbett plumpsen. Das war Luxus! Es dauerte nicht lange und er war eingeschlafen. Um zwei Uhr wachte er wieder auf und fühlte sich zum ersten Mal seit einem halben Jahr wieder ausgeschlafen. Er stand auf und zog die Vorhänge zurück. Von hier aus konnte man auf den See schauen. Nichts hatte sich verändert. Er ging zum Schrank und nahm sich eine Jeans und ein schwarzes Poloshirt heraus. Dazu Turnschuhe. Wie leicht sie waren. Viel leichter als seine Stiefel, welche er die letzten sechs Monate getragen hatte. Er sah noch kurz in den Spiegel und schlug nun die Richtung zum Salon ein. Als er die Tür öffnete, saßen da schon Martin und seine Eltern, sein Vater und seine Mutter Marianne. Seine Mutter schaute überrascht zur Tür. Sie hatte niemanden erwartet. Da stand er plötzlich - ihr Andreas „Andreas! Wo kommst du denn her?“, sagte sie, schlug die Hände vor den Mund und sprang gleichzeitig auf. „Ich hab Urlaub Mutter und wollte euch überraschen!“ Mit Tränen in den Augen lief sie ihm entgegen und nahm ihn die Arme, was er erwiderte. „Oh! Ich bin so froh, dass du hier bist und dazu noch gesund! Du musst hungrig sein mein Sohn – setz dich!“, sagte sie dann zu ihm. Er begrüßte noch Martins Eltern Kerstin und Felix Dahlmeier. Dann setzte er sich. Es gab Käsekuchen, Windbeutel und Kaffee. „Iss Andreas!“, forderte seine Mutter ihn auf. „Mutter, eigentlich habe ich gar keinen Hunger“, antwortete er. Irgendwie brachte er es nur schwer fertig seinen Magen wieder auf feste Mahlzeiten umzustellen. Und er wollte schon gar nicht mit Kuchen anfangen. „Aber Kaffee nimmst du?“ „Ja Kaffee nehme ich!“
„Wie ist es dir ergangen Andreas? Wo warst du stationiert?“, fragte nun Herr Dahlmeier. „Leider darf ich ihnen nicht sagen wo ich war. Aber wie es mir ergangen ist schon. Zum Teil. Es ist eine ganz schöne Umstellung. Allein schon das Klima ist komplett anders als hier. Es regnet nur selten und die Vegetation ist eher trocken, fast so als wäre man in der Wüste“, erzählte Andreas. „Und wie könnt ihr euch dann waschen, mit so wenig Wasser?“, fragte nun Frau Dahlmeier. „Das Basislager ist ausgerüstet mit Wassertanks. Diese werden in regelmäßigen Abständen durch Flugzeuge aufgetankt. Pro Tag können aber immer nur eine bestimmte Anzahl Männer duschen. Ansonsten wäscht man sich nur. Die hygienischen Verhältnisse kann man mit denen hier in Deutschland nicht vergleichen“, erklärte Andreas. „Und Essen, was bekommt ihr zu essen?“, fragte nun seine Mutter. „Was wir zu essen bekommen, können wir mit dem Löffel essen. Es wird mit Wasser essbar gemacht. Diese Mahlzeiten haben aber einen sehr hohen Energiegehalt und halten für längere Zeit an, so sind sie auch für mehrtägige Einsätze geeignet.“ „Und warst du auch schon draußen mit im Einsatz Junior?“, wollte sein Vater wissen. „Vater, ich darf dir das nicht erzählen“, erwiderte Andreas nur kurz. „Also ja!“, sagte sein Vater deshalb. „Und warst du dann unter Beschuss?“, bohrte sein Vater weiter. In Anbetracht der gestrigen Ereignisse, traf das Andreas wie ein Schlag und er wirkte nervös und wurde blass. „Auch das darf ich dir nicht erzählen Vater“, antwortete er mit stockender Stimme. „Wir als deine Eltern werden doch wohl wissen dürfen, wenn du dich in Gefahr begibst oder?“, regte sich seine Mutter nun auf. „Mutter, ich bin in einem Krisengebiet, was denkst du wohl?“, erklärte er nun matt. Andreas war jetzt genervt. Er wollte das alles eigentlich für die Zeit seines Urlaubs hinter sich lassen. Es würde ihn früh genug wieder einholen. „Könnten wir jetzt bitte über etwas Anderes sprechen?“, warf Martin nun ein, der seinem Freund ansah, was in ihm vorging. Andreas sah dankbar zu ihm hinüber.
„Was gibt es bei euch Neues?“, fragte er deshalb um ein anderes Thema anzuschlagen. Seine Mutter sah ihn an. „Deine erste Freundin Franziska ist nun schon zum zweiten Mal Mutter geworden. Frau Behringer ist also schon zum zweiten Mal Oma!“, erzählte sie schon fast vorwurfsvoll. „Aber meine Kinder tun ja beide nicht dazu. Ich würde auch gerne Oma werden. Aber Sophie macht Karriere als Architektin und mein Sohn, ja mein Sohn treibt sich im Ausland rum“, bemerkte sie, den Blick auf Andreas gerichtet. „Als wäre ich freiwillig dort!“, sagte Andreas vor sich hin, so als würde er es zu sich selbst sagen. Es reichte ihm jetzt, er war wütend, genervt und irgendwie überfordert. Er brauchte dringend frische Luft. Ruckartig stand er auf „Entschuldigt mich bitte!“, mit diesen Worten verließ er den Raum. Martin sah ihm nach und wusste, dass er ihn jetzt alleine lassen musste. „Mutter, du bist zu weit gegangen“, sagte nun Andreas Vater.
Andreas lief zum See. Schweigend stand er auf dem Steg. Der gestrige Tag war nun wieder da. Er hatte ihn so gut verdrängt. Sie hatten ihn, in ihm wieder in Erinnerung gerufen. Die Bilder liefen vor seinem geistigen Auge ab. Als sie weggerannt waren hatte er nur gedacht, hoffentlich geht es schnell wenn sie mich kriegen. Über kurze Phasen hatte er schon mit seinem Leben abgeschlossen. Und – er hatte wahrscheinlich einen Menschen erschossen.
Er schaute hinüber in den Wald. Wie oft waren er und Sophie früher dorthin geschwommen. Sie hatten dann immer ein Lager gebaut. Manchmal waren sie sogar mit Vater dort Zelten. Es waren schöne Zeiten gewesen, sie hatten sich um nichts gesorgt und einfach ihr Leben genossen.
Jetzt war erst ein halbes Jahr vorüber. Wie sollte er das noch dreieinhalb aushalten? Er hatte das Gefühl, dass die Lage dort unten sich von Tag zu Tag zuspitzte und das bereitete ihm Sorgen. Er setzte sich auf den Steg. Die frische Luft tat ihm gut. Vor allem war es hier eine andere Luft als in Syrien – klarer – nicht so stickig und warm. Er liebte Winterluft. Plötzlich verspürte er den starken Wunsch, hier bleiben zu können.
Nach einer halben Stunde wurde es kalt und er ging zurück zum Haus. Der Salon war nun leer. Er schaute in die Bibliothek. Sein Vater saß im Rollstuhl und las. Ohne sich umzudrehen sagte er: „Na mein Sohn, hat dir die frische Luft gut getan?“ „Ja Vater, hat sie. Wo sind die Anderen?“ „Marianne und Kerstin sind in der Küche und Felix wollte mit Martin eine Runde spazieren gehen.“ Da öffnete sich die Tür zur Bibliothek. „Ah, das trifft sich gut mein Junge, dass du auch gerade da bist. Es tut mir leid, ich bin gerade zu weit gegangen. Weil ich solche Sorge um dich habe und über die ganze Situation so wütend bin, projiziere ich nun auch noch meine Wut auf dich, wo du doch gar nichts dafür kannst“, erklärte seine Mutter nun entschuldigend. „Ist schon in Ordnung Mutter. Ich würde mich auch lieber um die Familienplanung kümmern, das kannst du mir glauben.“ „Ich weiß mein Junge, ich weiß“, sagte Marianne und tätschelte ihm verständnisvoll den Arm. „Am liebsten würde ich nicht mehr zurück“, verlieh Andreas nun zum ersten Mal seinen Gefühlen Ausdruck. „Wisst ihr, ich hab kein gutes Gefühl dort! Wirklich!“ Sein Vater kam angerollt. „Ich weiß! Ich würde dir das so gerne abnehmen mein Sohn!“, sagte er traurig. „Mir ist die Lage dort unten durchaus bekannt. Ich kriege die Meldungen jeden Tag mit im Büro. Und es spitzt sich zu, das wirst du auch schon gemerkt haben!“ „Ja, ich habe es bemerkt. Deswegen wünsche ich mir, dass wir während meines Urlaubs hier, nicht mehr davon sprechen. Ich muss noch früh genug dorthin zurück“, bat nun Andreas. „Einverstanden“, sagten nun seine Eltern gleichzeitig.
Seine Mutter ging auf ihn zu und strich ihm liebevoll über den Arm „Was möchtest du heute Abend essen?“, fragte sie. „Ich hab keinen besonderen Wunsch Mutter. Ich freu mich über Alles!“, gab er ihr zur Antwort. „Ich habe heute Abend nach dem Essen eine kleine Romme-Runde. Du bist doch auch da, oder?“, fragte sie ihn nun. „Nein Mutter, nach dem Abendessen werde ich nicht da sein!“, erklärte Andreas nun kurz. Enttäuscht fragte seine Mutter: „Du willst zu ihr? Zu Susanne?“ „Ja!“, gab er zu. „Sie wird dich mir wegnehmen!“, sagte sie leise. „Was?“, fragte Andreas nun erschüttert. „Ja sie wird dich mir wegnehmen – entweder dieser Krieg – oder sie“, erwiderte seine Mutter matt. „Unsinn, du weißt, du wirst immer meine Mutter bleiben! Außerdem wenn du Oma werden willst, wird es sich nicht verhindern lassen, dass ich flügge werde“, sagte er nun und legte den Arm um ihre Schulter. „Du hast ja Recht Andreas. Aber es fällt mir so schwer dich loszulassen und ich bin einfach durcheinander. Ich liebe dich mein Sohn!“ „Ich weiß! Ich liebe euch auch, beide! Bitte vergesst das nie!“
Nach dem Abendessen machte Andreas sich auf den Weg nach München.
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Susanne war heute zu ihrem fünften Gerichtstermin. Sie hatten den Prozess gewonnen und ihr Senior-Chef war bester Laune. „Sie denken an das Essen heute Abend mit unserem neuen Großklienten, Frau Weber? Ich möchte, dass er sie gleich kennenlernt, weil sie ihn in Zukunft betreuen werden“ wies er sie hin. „Mein Sohn wird heute Abend auch zugegen sein. Der Tisch ist auf neunzehn Uhr im Ratskeller reserviert.“ „Ja ich weiß, ich werde pünktlich sein“, erwiderte Susanne.
Es blieben ihr nur noch zwei Stunden. Daheim angekommen, kochte sie zuerst etwas für Mia und Stefan, der heute mal wieder den Babysitter gab. Was würde sie nur ohne ihren großen Bruder machen? Dann schaute sie Mias Hausaufgaben durch und verschwand anschließend in die Dusche. Ein wenig später klingelte es. Susanne öffnete die Tür und ihr Bruder spazierte herein. „Hast du nicht einen Schlüssel?“, fragte sie ihn. „Ja schon, aber wenn du da bist kann ich doch klingeln, oder?“, konterte er. „Onkel Stefan!!!“, rennend kam Mia auf ihn zu, „Ich habe ein neues Spiel – das müssen wir unbedingt ausprobieren. Und Mama hat gekocht für uns beide.“ Wieder mal sprach sie ohne Punkt und Komma. Susanne kam in die Küche gelaufen. Sie hatte ihren blauen Hosenanzug, eine weiße Bluse und High Heels an. „Na, wie sehe ich aus? Kann ich so gehen?“, fragte sie die beiden. „Mami du siehst wunderhübsch aus!!!“, sagte Mia aufgeregt. „Ja, dem kann ich nur beipflichten Schwesterlein. Alle Achtung. Wenn der Klient da nicht zusagt!“, gab nun auch Stefan aufrichtig zu. „Overdressed?“, fragte sie ihn. „Nein, genau richtig!“ Susanne sah auf die Uhr. „Ich muss los! Bitte sei brav und hör auf Onkel Stefan, Mia! Wenn irgendetwas ist, dann ruf mich an Stefan ja?“ „Ja, aber wir kommen schon klar Sanne – ist ja nicht das erste Mal!“ „Tschüss!“, mit diesen Worten verließ sie die Wohnung.
Stefan und Mia machten sich jetzt ans Essen. Da klingelte es. Mia sprang schon Richtung Türe. „Warte Mia, wir wissen nicht wer das ist, lass mich zu Tür!“, bremste sie ihr Onkel. „Aber vielleicht hat Mami was vergessen!“ „Du wartest!“, mahnte ihr Pate. „Okay!“, antwortete sie beleidigt.
Stefan öffnete. Und da stand er – dieser Andreas. Susanne hatte ihm, Stefan, alles anvertraut. Eigentlich sollte er doch in Syrien sein. Komisch. „Hallo Andreas!“ „Hallo! Stefan, richtig?“ Stefan nickte. „Sie ist nicht da, oder?“ „Nein. Aber komm doch rein!“, mit diesen Worten ging er einen Schritt zurück, machte ein einladende Geste und Andreas trat ein. „DOC!!!!“, diese Stimme kannte Andreas. Mia! Irgendwie freute er sich sie zu sehen. Sie rannte auf ihn zu und sprang hoch. Er konnte sie gerade noch auffangen. „Mia, lass doch Andreas erst mal reinkommen und seine Jacke ausziehen“, mahnte Stefan. „Komm mit in die Küche wir essen gerade. Möchtest du auch was?“, plapperte sie ohne auf ihren Paten zu hören. „Danke! Ich hab schon gegessen. Esst ihr nur!“ „Wann kommt Susanne denn wieder?“, fragte Andreas Stefan. „Du hast sie nur knapp verpasst. Sie ist zu einem Geschäftsessen. Ich erwarte sie nicht vor elf. Entweder du musst mit uns beiden hier vorlieb nehmen, oder du kommst einfach wieder“, erklärte Stefan scherzhaft. „Nein, ich bleibe natürlich gerne bei euch beiden, wenn es euch nicht stört.“ „Nicht die Bohne! Dann kannst du mit uns, mein neues Spiel spielen Doc“, freute sich Mia. Und so spielten sie nach dem Abendessen noch fast zwei Stunden Mias neues Spiel, was sich als gar nicht so einfach entpuppte. Komischerweise, gewann Mia jedes Mal. Um zehn brachte Stefan sie dann ins Bett. Danach unterhielten er und Andreas sich ziemlich angeregt. Sie verstanden sich sofort. So erfuhr Andreas, dass Stefan seinen Beruf als Polizist sehr gerne ausübte, auch wenn die derzeitige Lage, das nicht immer leicht machte.
Stefan dachte bei sich – dass seine Schwester gar nicht mal einen so schlechten Geschmack hatte. Aber zugeben durfte er das als Bruder natürlich nicht. Da war erst Mal keiner gut genug – wobei Andreas dem wirklich sehr nahe kam. Er kannte auch andere Ärzte, aber diese waren nur selten so bodenständig wie Andreas. Bei diesen Göttern in Weiß wehte einem eher Arroganz als Freundlichkeit entgegen.
Es war schon nach elf als Andreas hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Sein Herz begann schneller zu klopfen. Stefan sah den Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht und musste lächeln. Die beiden hatten auf dem Sofa gesessen. Susanne rief von weitem: „Ich bin wieder da! Hat alles geklappt Stefan?“ Als sie ins Wohnzimmer kam, stand Stefan als erstes auf und verdeckte so Andreas unabsichtlich. Susanne konnte sehen, dass da noch jemand war.
Jetzt erhob sich auch Andreas. Einen Moment war es Susanne, als würde sie keine Luft mehr kriegen. Ihre Tasche fiel ihr wie automatisch aus der Hand. Andreas! Dachte sie. Sie merkte noch, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Nur ein Flüstern brachte sie über ihre Lippen „Andreas!“ dann gaben ihre Beine nach und sie sackte zusammen. Stefan, der ihr am nächsten stand, konnte sie gerade noch auffangen. „Hey, Schwesterherz!“, er nahm sie hoch und legte sie aufs Sofa. Andreas war vor Schreck kreidebleich geworden und sah sie besorgt an. Er kniete neben dem Sofa nieder und legte ihr die Beine nach oben. „Bin ich denn so umwerfend?“, versuchte er zu scherzen und sah ihr in die Augen, während er ihr leicht über die Wange strich um die Tränen zu entfernen. Dann kam Stefan mit einem Glas Wasser aus der Küche zurück. Andreas legte ihr seinen Arm in den Nacken und half ihr hoch, so dass sie leichter trinken konnte. „Besser?“, fragte er immer noch besorgt. „Ja, mir geht es gut“, flüsterte sie und sah ihn an als wäre er nicht wirklich da. „Leg dich wieder hin“, befahl er. „Nein, ist schon gut, es ist wirklich alles in Ordnung.“ „Leg dich trotzdem wieder hin!“, sagte er nun und sie wusste, dass er keinen Widerspruch duldete. „Es ist alles in Ordnung Andreas. Ich hab - nur nicht mit dir gerechnet!“ „Freust du dich denn gar nicht?“, fragte Andreas mit vorgespielter Enttäuschtheit. „Doch, doch natürlich!“ Erklärend fügte sie hinzu: „Weißt du Andreas, jeden Tag hab ich mir gewünscht du wärst hier, so wie jetzt“, sie zitterte leicht. „Immer hab ich mir vorgestellt, wie du wieder da bist und mich in den Arm nimmst, mich küsst. Und - dann - war da wieder, die Angst um dich!“, sie erschauderte. „Ich habe solch eine Angst um dich, andauernd.“, jetzt liefen die Tränen richtig. „Und jetzt bist du hier!“, brachte sie stockend hervor. Er hielt jetzt ihre Hand und schaute sie nur an. „Beruhige dich. Es ist alles gut!“, sagte er liebevoll.
Stefan zog sich leise zurück in die Küche und rief Eva an. „Graf!“, hörte er die Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hallo Eva, hier ist Stefan.“ „Hallo Stefan! Was gibt es? Ist etwas passiert?“ „Nein Eva. Ich wollte nur sagen - ER ist da!“ „Was? Wer ist da?“, fragte Eva verständnislos. „Na Andreas!“, erklärte Stefan nun. „WAS? Ist das dein Ernst oder nimmst du mich auf den Arm?“ „So Etwas würde ich doch nie tun Eva“, scherzte Stefan, „Ich dachte mir, ich gebe dir Bescheid, weil du doch samstags immer zum Frühstück kommst. Vielleicht solltest du morgen ein bisschen mehr Brötchen kaufen? Außerdem wollte ich dich fragen, ob du morgen nicht eine Möglichkeit hast, Mia mit zu dir zu nehmen. Sandra und ich müssen auf eine Hochzeit, sonst hätte ich das gemacht. Ich meine die beiden haben sich so lange nicht gesehen. Wenn du verstehst was ich meine.“ „Ich denke das ließe sich einrichten Stefan, und ich finde du hast Recht, das ist eine gute Idee.“, fand nun auch Eva. „Danke für deinen Anruf Stefan!“ „Ehrensache!“ Dann lief er noch einmal ins Wohnzimmer. Die beiden saßen noch immer schweigend da und schauten sich an. Er räusperte sich. „Ich werde jetzt gehen!“ „Danke Stefan!“, erwiderte Susanne und sah ihm nach.
Nun waren sie alleine. Andreas rückte näher und nahm ihren Kopf mit beiden Händen, während er ihr tief und aufrichtig in die Augen schaute. Dann küsste er sie. Ganz zärtlich und langsam. Sein Atem beschleunigte sich und auch er hatte nun einen Kloß im Hals. Wie lange hatte er darauf gewartet. Sich danach gesehnt sie wieder in den Armen halten und küssen zu können. Sie zu spüren.
Susanne war total perplex und konnte nicht denken. Sie wusste nur, dass er da war hier bei ihr und sie jetzt im Arm hielt und küsste. Alles drehte sich um sie. Seine Küsse wurden jetzt immer fordernder und intensiver. Auch ihr Atem beschleunigte sich und sie konnte ihr Herz klopfen hören.
Nur schwer brachte er es fertig sich wieder von ihr zu lösen um Luft zu holen. „Was machst du hier? Ich meine wie kommst du hierher?“, fragte sie ihn leise. „Ich habe Urlaub!“ „Urlaub- aber warum hast du nicht Bescheid gesagt?“ „Ich wollte dich überraschen, was mir ja wohl auch gelungen ist“, gab er grinsend zu. „Ja, das stimmt!“, sagte sie nun ebenfalls grinsend. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte sie nun. „Nein“, hauchte er nur und fing an, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Ein lustvoller Schauer durchzog sie und sie stöhnte leise auf. Dann glitt er hinunter zu ihrem Hals um sie zu küssen. Sie legte ihren Kopf in den Nacken. Er kehrte zurück zu ihren Lippen, welche er nur leicht berührte um sie abwartend zurückzulassen. Dann fuhr er mit seinem Mund ihren Hals entlang, schob ihr die Bluse von der Schulter und küsste sie dort, bevor er über ihr Dekolletee zur anderen Seite wanderte.
Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals und sie konnte ihre Atmung nicht kontrollieren. Alles in ihr sehnte sich nach ihm. Er hatte die Augen geschlossen während er sie küsste. Susanne löste sich aus dem Kuss und fing an, seine Lider zu küssen, und fuhr dann mit ihren Lippen über seine Schläfen zu seinem Hals, direkt zur Mitte, wo sein Kehlkopfknochen zu sehen war. Mit ihrer Zunge streifte sie seinen Hals auf ihrem Weg zurück zu seinem Mund. Sie küssten sich voller Verlangen, schwer atmend. Auf einmal stand er auf und hielt ihr seine Hand hin, die sie sogleich ergriff. Dann zog er sie zu sich und drückte sie gegen die Wand, während er ihr nun unter Küssen die Bluse ungeduldig aufknöpfte. Sie krallte sich am Türrahmen fest. In diesem Augenblick nahm er ihre Hände an den Handgelenken und drückte sie nach oben. Ihre Bluse war zwischenzeitlich ganz geöffnet. Er fing an, ihre Brüste zu küssen und nestelte nebenbei mit der anderen Hand am Verschluss ihrer Hose um diese zu öffnen. Sein Atem ging stoßweise und sie spürte wie sein Herz klopfte. Ihre Hose war jetzt offen und er fuhr mit seinen Fingern hinunter um sie zu stimulieren. Ihr ganzer Körper fühlte sich an, als stünde er in Flammen. Sie konnte nichts tun, als es mit sich geschehen lassen, weil er mit der anderen Hand immer noch ihre Handgelenke festhielt. Plötzlich wanderte er mit seinen Lippen wieder nach oben zu ihren Lippen, küsste sie fordernd und presste seinen ganzen Körper an sie. Sie konnte seine Erregung spüren. Dann ließ er ihre Handgelenke los, packte sie an der Hüfte und schob sie entlang der Wand hoch. Sie spreizte ihre Beine so, dass ihn nun auf jeder Seite eines umschlang. Die Arme hatte sie um seinen Hals gelegt. Unter Küssen trug er sie so ins Schlafzimmer und warf sie auf das Bett. Er zog ihr nun die geöffnete Hose mitsamt Slip herunter. Dann entledigte er sich ebenfalls seines T-Shirts und der Jeans. Jetzt kniete er über ihr auf dem Bett, ein Bein auf jeder Seite, und zog ihr die Bluse und den BH aus. Ganz nackt lag sie nun unter ihm. Auch er war inzwischen nackt. Wieder nahm er ihre Hände an den Handgelenken und drückte sie ihr über den Kopf nach oben. Langsam schob er ihre Beine auseinander, bevor er mit einer harten und intensiven Bewegung in sie eindrang. Es war ihr als würde sie explodieren. Sie war voller Lust. Ganz langsam bewegte er sich in ihr, sie spürte seinen Atem neben ihrem Ohr. Auch ihr Atem ging jetzt stoßweise, und ihr war bei jeder Bewegung, als würde sie innerlich verbrennen. Sie fühlte seinen muskulösen Körper auf sich. Tränen des Glücks und der Erlösung rannen ihr über das Gesicht. Sie drückte sich wie automatisiert in seine Richtung. Immer noch bewegte er sich in ihr und sie begann nun, sich ebenso im gleichen Rhythmus zu bewegen. Ihr Stöhnen konnte sie nun nicht mehr unterdrücken. Und dann spürte sie wie er kam. Schnell atmend sank er über ihr zusammen. So lagen sie eine Zeitlang eng umschlungen, bevor er sich neben sie auf den Rücken legte. Seinen Kopf hatte er in ihre Richtung gedreht.
Sie hatte die gleiche Position eingenommen und sah ihn an. Eine ganze Zeit später drehte sie sich auf die Seite und legte ihren Kopf auf seine Brust, während sie mit ihrer Hand zärtlich über seinen Oberkörper strich.
„Du hast mir gefehlt“, brach sie das Schweigen. Er atmete tief ein „Ich weiß. Auch du hast mir gefehlt“, gab er leise zu. „Geht es dir gut Andreas?“, fragte sie besorgt. „Ja“, erwiderte er sanft, und es versetzte ihm einen Stich. Er konnte ihr nicht sagen, wie es wirklich in ihm aussah. Dann schliefen sie beide ein.
Susanne erwachte, als Andreas seinen Kopf hin und her wälzte, so als würde er etwas Schlimmes träumen. Er atmete schnell und aufgeregt. Sie strich ihm zärtlich über die Schläfe, was ihn vorübergehend etwas ruhiger werden ließ. Sie war gerade wieder am einschlafen, als er auf einmal hoch schreckte, so dass sie neben ihm erschrocken die Augen öffnete. Er war schweißgebadet. Wieder liegend hatte er die Augen geschlossen und wälzte sich weiter, wie in einem Fiebertraum. Sie versuchte ihn zu beruhigen, strich ihm noch einmal über die Schläfe und flüsterte: „Es ist alles gut, ich bin ja da!“ Auch jetzt wurde er wieder ruhiger. Dann schlüpfte sie zu ihm unter seine Decke und wollte ihm gerade seinen Arm zur Seite schieben um sich wieder mit dem Kopf auf seine Brust zu legen, als er ihren Arm wie im Affekt packte. Er hielt in ziemlich fest – so dass sie sich nicht aus diesem Griff befreien konnte. Er wachte auf und registrierte was gerade passierte. Abrupt ließ er sie los, setzte sich auf und drehte seine Beine aus dem Bett. „Entschuldige, es tut mir leid, ich wollte dir nicht weh tun“, sagte er schuldbewusst und legte dann den Kopf in die Innenseite seiner Hände. Inzwischen hatte sie sich auch aufgesetzt und ihre Hand beruhigend auf seinen Rücken gelegt. „Was war los?“, wollte sie wissen. „Ich hab geträumt“, erklärte er, „Ich wollte dir wirklich nicht wehtun, das ist einfach automatisch passiert.“ „Ist schon gut!“, beruhigte sie ihn. „Weißt du, ich bin immer auf Hab-Acht-Stellung. In meinem Traum war ich nicht hier bei dir, sondern dort“, gab er ihr entschuldigend zu verstehen. „Andreas wirklich es ist schon gut!“, sagte sie und malte sich aus wie das wohl für ihn sein musste immer auf der Hut sein zu müssen, sich nie sicher zu fühlen. Schrecklich! Sie legte nun beide Hände von hinten auf seine Oberarme und ihren Kopf auf seine linke Schulter. „Hey, mach dir keine Gedanken bitte. Du hast mir nicht wehgetan.“ Langsam hob er den Kopf aus seinen Händen und schaute sie an. Sie sah Hilflosigkeit in seinem Blick. Er tat ihr so leid! Sie wollte ihm so gerne helfen. Sie drehte seine Schultern in ihre Richtung und schaute ihn an. Dann streichelte sie ihm über die Wange und sah Tränen in seinen Augen. „So schlimm?“, fragte sie nun. Er atmete schwer und nickte fast unmerklich, so als wäre diese Geste nur für ihn selbst. „Andreas hör zu! Hier bist du in Sicherheit! Du musst keine Angst haben!“, mit diesen Worten kam sie noch näher zu ihm, so dass sie sich jetzt direkt in die Augen schauten. Andreas ergriff mit beiden Händen ihren Kopf und küsste sie. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und setzte sich auf seinen Schoß. Irgendwann später hatten sie sich wieder ins Bett gelegt. „Versuche jetzt zu schlafen – ich passe auf dich auf Andreas!“, flüsterte sie.
Er tat wie ihm geheißen und schloss die Augen. Bald konnte sie seinen ruhigen und gleichmäßigen Atem hören. Er war eingeschlafen. Auch sie wollte nun versuchen zu schlafen und legte sich zu ihm und schlief ebenso schnell ein wie er.
Als es schon ganz leicht dämmerte, bemerkte sie, dass er nicht mehr neben ihr lag. Sie stand auf, um nach ihm zu sehen und fand ihn im Wohnzimmer. Er stand dort und schaute nachdenklich aus dem Fenster. Sie schlich sich von hinten an und schlang dann die Arme um seinen Rücken. Er erschrak und drehte sich um. „Ich habe dich gesucht!“, flüsterte sie. „Ich konnte nicht schlafen“, sagte er und wandte sich wieder dem Fenster zu, so als wäre er abwesend. „Bitte Andreas, komm wieder mit ins Bett!“, bettelte sie und küsste ihn auf die Schulter. „Hier ist es kalt.“ Er drehte sich um zu ihr und nahm sie in die Arme um sie zu wärmen. „Du bist wirklich kalt. Lass uns gehen.“ Sie liefen zurück ins Schlafzimmer und legten sich hin.
Beide hatten sie tief und fest geschlafen, als man plötzlich kleine Füßchen trappeln hören konnte. Andreas erwachte als Erster und sah Mia ins Schlafzimmer kommen. Schnell griff er seinen Slip und zog ihn an. Dann tastete er nach seinem Shirt und fand es am Boden liegend. Auch das zog er sich schnell über. „Mama, Guten Morgen!“, konnte er den kleinen Wildfang schon von weitem hören. Susanne schreckte hoch und erinnerte sich ebenfalls in diesem Moment, dass sie nichts anhatte. Schnell vergrub sie sich unter der Bettdecke. „Mama, darf ich ….“, da entdeckte sie Andreas, „DOC! Du bist ja noch da! Hast du heute hier geschlafen?“, sagte sie aufgeregt. „Ja habe ich Mia, guten Morgen!“, sagte Andreas nun verschlafen. Plötzlich fühlte er, wie Susanne auf seine Seite tastete, und als sie merkte, dass er angezogen war, erleichtert aufatmete. „Mama, darf ich zu euch kuscheln kommen?“, stellte Mia nun auch schon die Frage. „Ja gleich Mia, hol doch erst noch Mr. Hase!“, forderte Susanne ihre Tochter nun auf. „Okay!“, mit diesen Worten trabte Mia aus dem Zimmer. Schnell schlug Susanne die Decke zurück und begann ihre Klamotten zu suchen. Andreas lag amüsiert auf der Seite und stützte seinen Kopf auf seine Hand. Seine Lippen kräuselten sich leicht. Nach und nach fand Susanne Alles was sie gesucht hatte. Slip, BH - ein T-Shirt zog sie sich aus dem Schrank. Dann schlüpfte sie schnell wieder unter die Decke. Andreas schaute sie immer noch in der gleichen Position liegend an. „Du hättest mir ruhig beim Suchen helfen können“, stieß sie ihn an. „Warum meine exzellente Sicht aufgeben?“, neckte er sie. Sie warf ein Kissen nach ihm. „Duuu!“, sagte sie mit gespielter Entrüstung. Da packte er sie, hielt sie fest und fing an sie zu küssen, während er -schon wieder- seinen Körper auf den ihren presste, was bei ihr einen heißen Schauer auf der Haut auslöste.
Dann konnte er Mia wieder kommen hören und zog sich deshalb zurück. „Mama, da bin ich, mit Mr. Hase!“, sagte sie und hüpfte ins Bett. „Darf ich zwischen euch beide?“, fragte sie. Andreas schlang ganz fest seine Decke um sich. „Ja Mia!“, sagte Susanne. Also stieg Mia über ihre Mutter in die Mitte des Betts und kuschelte sich zu Susanne unter die Decke. „Doc hast du gut geschlafen in unserem Bett?“, wollte sie wissen. „Ja, ausgezeichnet!“ „Du hättest auch bei mir im Bett schlafen dürfen“, sagte sie nun sehr großherzig. „Danke! Das ist sehr lieb von dir. Aber ich hab auch hier sehr gut geschlafen Mia.“ „Doc?“ „Ja?“ „Kommst du jetzt öfter zu uns?“ „Mia!“, raunte Susanne. „Möchtest du das denn?“, fragte nun Andreas. „Ich fände das total toll!“, entgegnete Mia, „Weißt du Doc, ich möchte doch so gerne einen Papa haben und er soll so sein wie du!“ Bei diesen Worten schaute Andreas zu Susanne hinüber und sah Gerührtheit in ihren Augen. Auch er hatte die Kleine nach der kurzen Zeit schon ins Herz geschlossen. „Und wer ist das?“, fragte Andreas und zeigte auf Mr. Hase. „Das ist Mr. Hase – er passt immer auf mich auf!“ „Das ist gut Mia.“ „Mama, wir müssen jetzt aufstehen! Tante Eva, Kathrin, Christian und Julia kommen doch gleich!“, erinnerte Mia Susanne. „Ja mein Mäuschen ich weiß – wir gehen jetzt ins Bad! Hol du schon mal deine Anziehsachen und ich komm auch gleich“ Zu Andreas gewandt sagte sie: „Für dich, lege ich eine Zahnbürste hin. Handtücher sind dort im Schrank.“ Als Mia verschwunden war küsste sie ihn und wollte aufstehen. Er hielt sie zurück um ihren Kuss zu erwidern. Dann gab er sie widerstrebend frei.
Er legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Wenn er nur hier bleiben könnte.
Plötzlich kam ein Kissen geflogen. Mia! „Doc, du Schlafmütze. Aufstehen! Wir sind im Bad schon fertig!“, rief sie lachend. „Na warte!“, warnte Andreas sie, nahm ein Kissen und warf es nach ihr. Er hörte ihr quirliges Lachen. Dann kam wieder ein Kissen geflogen. Jetzt, war er auf Knien im Bett und warf schon das nächste Kissen nach ihr. Mia hatte einen Heidenspaß und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Andreas griff sich wieder ein Kissen und warf es in Mias Richtung, als Susanne im Türrahmen erschien. Er traf sie statt Mia. Da mussten sie beide, er und Mia aus vollem Halse lachen. „Was ist denn hier los?“, fragte Susanne gespielt streng. „Ihr zwei, scheint euch ja prima zu amüsieren“, stellte sie fest. „Aber ich, lass mich auch nicht so einfach abschießen, Herr Falk!“, drohte sie ihm und bis er sich versah traf ihn ein Kissen. Er funkelte sie mit dunklen Augen an und setzte sein charmantestes Lächeln auf, bevor er zum Gegenangriff ausholte. Nach zehn Minuten munterer Kissenschlacht sagte Susanne: „Jetzt ist genug Mia. Du bist schon ganz heiß. Wir müssen außerdem den Tisch decken, Eva kommt gleich und Andreas möchte bestimmt vorher noch ins Bad!“, mit diesen Worten nahm sie Mia mit in die Essküche und Andreas blieb allein im Schlafzimmer zurück. Er stand auf, sammelte die Kissen zusammen und machte das Bett. Dann schnappte er sich das Handtuch und seine Klamotten und verschwand ins Bad.
Es klingelte. Mia sprang gleich Richtung Tür und öffnete. „Hallo Tante Eva!“, freute sie sich. Eva kam gefolgt von, Kathrin und Christian, mit Julia auf dem Arm, herein. „Kann ich Julia mal nehmen?“, fragte Mia. „Nein jetzt nicht Mia, sie schläft.“ Zu Susanne gewandt sagte sie: „Kann ich sie ins Schlafzimmer legen?“ Susanne erschrak. „Warte kurz“, sagte sie und lief Richtung Schlafzimmer. Wow, Andreas hatte alles aufgeräumt keine Spuren mehr. Nicht von der letzten Nacht und auch nicht von der Kissenschlacht. Sie hörte das Wasser im Bad rauschen – er war wohl gerade unter der Dusche.
Aus der Küche drang Christians Stimme „Ich muss mal aufs Klo Mami!“ „Du weißt doch wo es ist Christian, geh halt einfach!“, sagte nun Eva. Schnell eilte Susanne in die Küche. „Christian du musst noch kurz warten das Bad ist gerade besetzt!“, erklärte sie. Wissend, mit ihrem Freundinnen-Röntgen-Blick, sah Eva Susanne an. Irgendwie schien sie heute durch den Wind, was Eva ein dickes Grinsen aufs Gesicht zauberte. „Eva, du kannst Julia ins Schlafzimmer legen“, sagte Susanne. Eva stand auf und lief Richtung Schlafzimmer. Andreas war gerade im Bad fertig. Als er die Tür öffnete stieß er fast mit Eva zusammen. „Nicht so stürmisch junger Mann“, sagte sie grinsend.
„Entschuldigung“, murmelte er erschrocken. Dann legte Eva Julia ins Schlafzimmer. Andreas lief nun Richtung Küche. Es roch nach frischem Kaffee.
Nach ihm betrat Eva den Raum. „Willst du mich nicht vorstellen Susanne?“, fragte diese. „Doch natürlich!“ „Eva, das ist Andreas“, stellte sie ihn vor. „Andreas das ist meine beste Freundin Eva“, erklärte sie ihm. „Freut mich Eva“, sagte Andreas und reichte ihr die Hand. „Freut mich auch Andreas, dass ich dich endlich kennenlerne. Ich hab nämlich nicht ganz, an deine Existenz geglaubt.“ „Ach nein? Warum nicht?“, wollte er wissen. „Na ja, ich dachte, Susanne wollte sich nur wieder vor meinen Kuppelversuchen drücken“, klärte sie ihn auf. „Ah Kuppelversuche“, er zog die Augenbrauen hoch und schaute grinsend in Susannes Richtung
So frühstückten sie alle gemeinsam, hatten viel Spaß und unterhielten sich. Zu Mia gewandt sagte Eva: „Mia, wir gehen heute ins Kino und morgen backen wir mit den beiden Omas Plätzchen. Hast du nicht Lust dieses Wochenende Ferien bei uns zu machen?“ Ganz zur Überraschung von Susanne. Eva schaute Susanne vielsagend an. „Au ja gerne“, antwortete Mia. „Darf ich Mama? Bitte!“ „Wenn es Eva nicht zu viel wird?“, gab ihr nun Susanne zu verstehen und blickte fragend zu Eva. „Dann hätte ich ja nicht gefragt!“ „Ja, von mir aus, kannst du mit zu Eva gehen, Mia.“ Mia sprang auf ihre Mutter zu und gab ihr einen Kuss. „Danke Mama!“
Nach dem Frühstück packten sie eine Tasche. Dann verließ Eva mit Mia und ihren drei Kindern die Wohnung. „Bis morgen Mama!“, rief Mia noch. „Bis morgen mein Mäuschen!“, sagte Susanne und gab ihrer Tochter noch einen Kuss.
Als Susanne zurück in die Küche kam, hatte Andreas diese schon aufgeräumt, was sie lächelnd zur Kenntnis nahm. „Und was willst du mit dem angefangenen Wochenende machen?“ „Ich würde gerne in die Münchner City schauen. Ich war schon so lange nicht mehr dort. Und zum Englischen Garten. Danach könnten wir ja runter in die Bar was essen?“
Sein Telefon klingelte „Falk!“ „Hallo Andreas – wo steckst du?“, fragte seine Schwester am anderen Ende. „Ich bin noch in München, warum?“ „Na ja, jetzt bist du endlich wieder in Deutschland und gleich über Nacht weg“, sagte sie nun vorwurfsvoll. „Tja ich bin erwachsen oder?“, gab er zurück. „Ist nicht meinetwegen, ich sehe dich nächste Woche noch. Und außerdem wäre ich an deiner Stelle auch noch nicht zu Hause. Aber Mutter ist total enttäuscht. Und ich glaube Vater vermisst dich auch schon“, erklärte sie ihm. „Ich verstehe! Ich werde sehen, was ich tun kann. Wenn ich komme, dann auf alle Fälle nicht alleine!“
Andreas sah Susanne an. „Planänderung. Ich sollte mich zu Hause blicken lassen - die Stimmung ist etwas angespannt weil ich so lang weg war und jetzt auch gleich wieder nicht da bin. Wäre es für dich in Ordnung, wenn wir dort das Wochenende verbringen würden?“, fragte er, „Natürlich nur, wenn du Lust hast?“ „Ja, wenn es für deine Eltern in Ordnung ist?“ „Schatz, ich liebe dich! Und du gehörst zu mir! Es ist in Ordnung!“
Daraufhin packte Susanne ein paar Sachen zusammen und dann fuhren sie los. „Nettes Auto!“, sagte sie. „Nett, hat noch keiner zu meinem Bentley gesagt!“, erwiderte er lachend. Sie fuhren über Land, Andreas meinte, er hätte das alles so sehr vermisst. Als sie ungefähr die Hälfte der Fahrtstrecke schweigend genossen hatten, fragte Susanne Andreas: „Wie lange hast du eigentlich Urlaub?“ Das böse Wort Urlaub erinnerte ihn daran, dass er wieder weg musste. „Sechs Wochen!“, antwortete er nur knapp. „Dann können wir ja Weihnachten und Silvester zusammen feiern! Und wir können auf den Weihnachtsmarkt gehen. Darauf freue ich mich!“, sagte Susanne euphorisch und er merkte deutlich dass sie Mias Mutter war. „Und hast du nicht auch im Dezember Geburtstag?“, fragte sie ihn. „Ja, woher weißt du das?“ „Na ja, ihr habt ihn mal in der Bar gefeiert!“, sagte sie und wurde rot, was Andreas ein Lächeln auf die Lippen zauberte. „Also wann hast du?“ „Am 29. Dezember.“
Eine Stunde später waren sie bei Andreas Elternhaus angekommen. So riesig hatte Susanne das alles gar nicht in Erinnerung. Bei der Hochzeit hatte alles irgendwie kleiner gewirkt. Aber stattdessen, war alleine die Fahrt vom Tor zum Haus unglaublich weitläufig.
Andreas parkte den Wagen hinter einem roten Audi. Er stieg aus und nahm ihre Tasche aus dem Kofferraum. Zusammen stiegen sie die Treppe zum Haupttor hinauf. Dann führte Andreas sie die große Freitreppe weiter nach oben in den nächsten Stock. Dort bogen sie rechts ab und kamen dann an ein weiteres Tor. Susanne vermutete, dass sie jetzt den rechten Flügel betraten? „Das ist der rechte Flügel. Ich hab ihn zur Nutzung so lange ich hier bin“, erklärte er ihr. „Hier ist mein Schlafzimmer.“
Sie betraten einen Raum ca. 22 qm groß. Gleich anschließend befand sich noch eine Tür. Sie konnte erkennen, dass sich dahinter ein Bad befand.
Bei ihrem letzten Besuch hatte Susanne das obere Stockwerk nicht betreten. Es war alles riesig hier. „Haben deine Vorfahren das Gebäude errichtet?“ „Ja mein Ur-Ur-Urgroßvater war mit dem Erzherzog von Bayern verwandt“ „Seid ihr dann Adelig?“ „Irgendwie schon, aber wir führen keinen Titel mehr im Namen.“ „So? Wie war den eurer Titel? Ich meine, kann man den denn einfach so ablegen?“ Andreas musste grinsen aufgrund ihrer vielen Fragen. „Mein Vater ist der Graf von Falkenstein und ich der Erbgraf. Zu offiziellen Anlässen dürfen wir die Titel nicht weglassen, aber im gewöhnlichen Leben schon.“ „Dann bin ich also mit einem echten Blaublüter liiert?“, stellte sie fest. Andreas grinste und nahm sie in den Arm „Wenn du das so sehen willst, ja!“, er küsste sie.
Dann gingen sie weiter „Also bist du der nächste in der Erbfolge hier?“ „Ja, sofern ich wiederkomme“, rutschte es ihm jetzt heraus. „Was soll das heißen, falls du wieder kommst?“, fragte sie ihn entsetzt. „Du weißt, was ich meine, Susanne!“ „Aber….“, begann sie. „Bitte, lass uns jetzt nicht darüber reden“, unterbrach er sie und verschloss ihren Mund mit einem Kuss.
Sie stellten ihr Gepäck ab und liefen dann wieder hinunter ins Erdgeschoss. Andreas klopfte an eine Tür, die ziemlich zentral lag. Dann öffnete er. Susanne konnte sehen, dass es sich wohl um eine Art Speisesaal oder Salon handeln musste, und dass mehrere Leute darin saßen. Andreas winkte sie zu sich. „Hallo alle zusammen! Ihr kennt ja alle Susanne bereits.“ „Hallo“, sagte Susanne ein wenig schüchtern und gab allen die Hand, während ihr Herz vor Aufregung bis zum Hals schlug. Andreas Mutter war zwischenzeitlich aufgestanden um sie zu begrüßen. „Hallo Susanne, herzlich willkommen! Setzen sie sich doch!“ Andreas und Susanne setzten sich neben Martin und Sophie.
Maria, die Hausdame schenkte, den beiden gleich Kaffee ein. Es gab Stollen und Andreas freute sich ganz besonders über die Weihnachtsplätzchen seiner Mutter. Er hatte sie als Kind schon geliebt.
Immer wieder trafen sich Andreas und Susannes Augen und er lächelte sie verschmitzt an. Martin beobachtete das wohlwollend. Die beiden hatte es richtig erwischt. So hatte selbst er seinen Freund noch nicht erlebt. Bisher hatte er nie eine ernstzunehmende Beziehung gehabt. Nie hatte er eine seiner „Freundinnen“ seinen Eltern vorgestellt. Das war heute eine Premiere.
Nach dem Kaffee zeigte Andreas Susanne den Rest des Hauses. Von der Bibliothek war sie ganz besonders angetan. Diese erschloss sich über zwei Stockwerke. So viele Bücher hatte sie noch nie auf einmal gesehen. Andreas gefiel ihre Begeisterung. Vor dem Abendessen machten die beiden dann noch einen Spaziergang. Andreas hielt Susannes Hand ohne sie auch nur einmal loszulassen. Er genoss ihre Nähe und das Zusammensein mit ihr. Er mochte ihre Gespräche und er fühlte sich in diesem Moment sehr glücklich.
Zum Abendessen versammelten sich dann alle wieder im Salon. Es wurde ein sehr gesprächiger und schöner Abend. Andreas und Martins Eltern spielten Karten. Martin, Sophie, Andreas und Susanne unterhielten sich. Sophie und Susanne mochten sich. Die beiden redeten und redeten, und zwar so, dass sie die Anwesenheit der anderen zeitweise gar nicht mehr bemerkten. Andreas grinste ab und zu erleichtert zu ihnen hinüber und war froh, dass seine kleine Schwester Susanne auch zu mögen schien. Auch er und Martin unterhielten sich, so erfuhr er die aktuellsten News aus der Uniklinik. Irgendwann klärte Martin Susanne dann über Andreas auf – so als bester Freund. Er ließ nach und nach alle ihre Erlebnisse vom Stapel. Immer wieder warf Andreas ihm einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu. Soviel wie heute hatte er lange nicht mehr gelacht.
Dann verabschiedeten sich die Senioren ins Bett. Und auch Sophie und Martin gingen schlafen. Andreas und Susanne blieben allein zurück. Nachdenklich schaute Andreas hinaus in den Park. Susanne umarmte ihn von hinten. „Deine Familie ist nett“, stellte sie fest. Andreas drehte sich um und nahm sie in den Arm „So findest du?“, hauchte er ihr ins Ohr und fing an sie dort zu küssen. „Ja, ich fühle mich schon richtig aufgenommen.“ „Ach wirklich?“, er küsste weiter ihr Ohr. Von dort aus arbeitete er sich über ihren Hals und ihre Schultern zu ihren Lippen vor. Sie entzog sich dem Kuss. „Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?“, fragte sie, gleichzeitig spürte sie schon wieder dieses Verlangen in sich hochsteigen. „Ja, natürlich!“, hauchte er wieder. Er zog eine Stelle ihres Halses fest zwischen seine Lippen ein, was sie leicht aufstöhnen ließ. „Lass uns hochgehen“, raunte er nun.
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Am nächsten Morgen frühstückten sie alle zusammen. Danach nahm Andreas Susanne mit zu einer ausgedehnten Führung auf dem Gut. Er zeigte ihr, den Ort an dem er aufgewachsen war nun genauer. Irgendwie war es ihm wichtig, das Alles mit ihr zu teilen. Der Park war so gepflegt mit vielen Buchsbäumen, da gab es eine Ecke mit Rosen der verschiedensten Art, die jetzt alle kleine weiße Schneehäubchen hatten. Weiter hinten war eine riesige Eiche an deren Ast eine Schaukel hing. Mitten im Park konnte man immer wieder, kleine Steinstufen hinuntersteigen. Unten war ein schmaler Weg angelegt, wie eine Promenade. Noch weiter unten gab es eine große Grünfläche, die jetzt ebenfalls weiß vom Schnee war, umsäumt von Bäumen. Sie liefen weiter und kamen zum See. Gegenüber konnte man den angrenzenden Wald sehen. Andreas erzählte ihr, wie sie oft dort drüben übernachtet hatten. Dann gingen sie zu den Stallungen, wenn Susanne richtig gezählt hatte, standen sieben Pferde darin. Leider hatte sie nie gelernt zu reiten. Andreas versprach, es ihr beizubringen, wenn er wieder hier war. Er freute sich auch schon, das alles Mia zu zeigen.
Nachmittags brachte Andreas Susanne dann zurück nach Hause. Kurz nachdem sie angekommen waren, kam auch Mia. Gemeinsam aßen die drei zu Abend. Mia wünschte sich, dass Andreas sie heute zu Bett brachte. Er musste ihr noch eine Geschichte vorlesen, wobei er versuchte das ganze abzukürzen, was sie aber immer sofort merkte. „Du kennst wohl die Geschichte schon auswendig?“, fragte er sie, was sie mit einem klaren Nein beantwortete.
Nachdem er die Türe zu Mias Zimmer geschlossen hatte, wirkte er nachdenklich. Mia hatte ihn gefragt, ob er sie am nächsten Tag zur Schule bringen würde und war der Überzeugung, alle würden dann denken, dass er ihr Vater wäre. - Er hatte zugestimmt.
In Gedanken ging er voraus ins Wohnzimmer und holte Weingläser aus dem Schrank. Susanne folgte ihm nach mit einer Flasche Rotwein. „Andreas, sie denkt irgendwann, dass du wirklich ihr Vater bist. Wenn es soweit ist, dann musst du die Verantwortung tragen. Willst du das wirklich?“, fragte sie ihn als sie sich gesetzt hatten.
Er sagte erst gar nichts und antwortete dann: „Ich würde sehr gerne die Verantwortung übernehmen. Aber in meiner momentanen Lage kann ich das nicht, das weißt du.“ „Dann darfst du ihr nicht weiter Hoffnungen machen, verstehst du das?“ „Ja, ich weiß was du meinst. Und du hast Recht. Ich hab sie eben gern!“
Nach einer Weile sagte er nachdenklich: „Es wäre schön, Vater von so einer Tochter zu sein! Ich hab mir immer Kinder gewünscht. Und Mia ist ein tolles Kind.“ Er presste die Lippen traurig zusammen und dachte bei sich, alle meine Pläne sind dahin.
Susanne rückte nun näher zu ihm und legte ihren Kopf auf seine Schulter und den Arm um seinen Rücken. Sie strich langsam seinen Rücken, wie tröstend, auf und ab.
Andreas drehte seinen Kopf zu ihr und sie küssten sich.
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Am nächsten Tag, nachdem er Mia zur Schule gebracht hatte, fuhr Andreas wieder zurück zum Herrenhaus. Er fand seinen Vater, wie immer in der Bibliothek.
Susanne hatte ihn wieder an die Familiengeschichte denken lassen und so nahm er sich ebenfalls ein Buch in dem der Stammbaum enthalten war. Ganz schön viele Vorfahren hatte er. Sie waren verwandt mit sämtlichen europäischen Adelshäusern. So wirklich hatte ihn das früher nie interessiert. Das Einzige was ihn an seinen Stand erinnerte, war die jährliche Geburtstagskarte aus Großbritannien von der Queen, weil sie seine Patentante war. Soweit er wusste, waren sein Vater und der Sohn der Queen Kronprinz Philipp, Cousins. So dass wohl die Queen die Tante seines Vaters sein musste.
Die Woche über sprach er viel mit seinem Vater über die Organisation des Besitzes und dieser erklärte ihm alle Abläufe. Oft schob er ihn auch spazieren, was seinem Vater sichtlich gut zu tun schien. Abends saßen sie dann immer alle gemütlich zusammen. Es war Mittwoch, Andreas und sein Vater waren gerade wieder in der Bibliothek, als seine Mutter herein kam. Sie fing an wie wild sämtliche Schubladen der Vitrine auszusuchen. „Was suchst du Mutter?“, fragte Friedrich. „Unser altes Nikolausgewand!“ „Wofür brauchst du das denn?“, wollte er wissen. „Oh Vater, morgen ist Nikolaus. Und die Diakonie stellt doch immer ehrenamtliche Nikoläuse zur Verfügung, da wollte ich eben was Gutes tun und das Gewand zur Verfügung stellen. Es muss hier irgendwo sein.“ Andreas schluckte ein wenig. Er und Thomas hatten das Gewand damals aus Spaß einmal an Nikolaus angezogen um die Mädels zu beeindrucken. Er konnte sich aber nicht mehr erinnern, wo sie es damals hin getan hatten. Oder doch? Aber ja. „Warte Mutter, ich glaube ich weiß, wo du es findest. Gib mir fünf Minuten“, informierte er sie. Fünf Minuten später kam er zurück – mit Gewand. Sie hatten es damals reinigen lassen und er hatte es dann in der großen Truhe auf dem Dachboden verstaut. „Gott sei Dank! Ich dachte schon, es wäre verschwunden. Ich habe doch schon zugesagt, dass die Diakonie es ausleihen kann“, erleichtert atmete Andreas Mutter durch.
Dann fiel es Andreas erst auf. Morgen war Nikolaus. Mia! Er musste mit Susanne telefonieren. „Susanne?“, sagte er am Telefon. „Hallo Andreas! Ist alles klar bei dir?“, fragte sie ihn. „Ja, warum soll nicht alles klar sein? Etwa, weil ich dich anrufe? Ich hatte eben Sehnsucht!“, stieß er sie an. „Verstehe!“, erwiderte sie grinsend. „Und hast du dich erholt die Woche?“ „Ja hab ich! Sanne, warum ich eigentlich anrufe…“, fing er nun an. „Aha – wusste ich es doch!“, unterbrach sie ihn gespielt wissend. „Was wusstest du?“ „Na ja, dass ich und die Sehnsucht nach mir, nicht der Grund deines Anrufes sind!“ „Was soll das heißen? Vielleicht, dass ich kein Interesse an dir habe?“, ließ er sich auf das Spielchen ein. „Haben wir denn nicht jeden Abend bis jetzt telefoniert, solange ich hier bin?“ erwiderte er gespielt trotzig. „Andreas, ich mach doch nur Spaß!“, versuchte sie nun das Ganze wieder unter Kontrolle zur kriegen, nicht dass er das noch ernst nahm. Aber er hatte bereits aufgelegt. Mist! Jetzt hatte sie wohl eine Dummheit gemacht.
„Ich muss noch mal weg!“, informierte Andreas seine Eltern. „Mutter, ist da eventuell. noch ein Termin frei für Morgen? Ich meine, können wir noch einen Nikolausbesuch buchen?“, fragte er, bevor er ging. „Ich denke schon. Warum?“ „Erklär ich dir morgen früh. Wartet nicht auf mich!“, mit diesen Worten verschwand er.
Susanne hatte noch einmal versucht Andreas anzurufen. Aber er hob nicht ab. Dass er aber auch so schnell beleidigt war, wo sie doch nur einen Spaß gemacht hatte. Dann klingelte es an der Tür. Auch das noch! Sie öffnete und da stand – Andreas! Ohne ein Wort zu sagen, schob er sie mit dem Rücken zur Wand. Seine Augen funkelten dunkel. Links und rechts von ihr hatte er seine Hände an die Wand gelegt, so dass sie wie gefangen war. Sie sah ihn an und er sah sie an. Sie konnte den Ansatz eines Grinsens erkennen. Er kam näher. Sie spürte, wie ihr Herz anfing aufgeregt zu pochen. Ihr Atem beschleunigte sich. Er senkte seinen Kopf, so dass seine Lippen nun die ihren trafen. Er küsste sie. Aber nicht zärtlich, sondern verlangend und herausfordernd. Dabei presste er seinen Körper an ihren. Mit einer Hand hielt er ihren Kopf fest. Ihre Beine fingen an zu zittern. Er spürte, wie erregt sie war. Dann raunte er ihr ins Ohr: „Von wegen keine Sehnsucht nach dir!“ Er fing an, an ihrem Ohr zu knabbern. Sie konnte nicht umhin zu stöhnen, was er mit einem noch breiteren Grinsen kommentierte. Seinen Körper so dicht an ihrem zu spüren, sein Verlangen, seine Berührungen versetzten sie in absolute Ekstase. Sie merkte nur noch wie ihre Beine nachgaben und dass er sie auffing. Er hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. Dort legte er sie auf das Bett. Kniend war er über ihr, und küsste sie weiter am Ohr. Von dort aus arbeitete er sich über ihren Hals zuerst seitlich, dann in die Mitte vor. Immer wieder berührte sie ihn mit ihren Händen. Er zog ihr, ihr T-Shirt aus und öffnete mit einer Hand ihren BH. Küssend arbeitete er sich weiter nach unten. Er machte den Knopf und den Reißverschluss ihrer Jeans auf. Sie atmete laut ein. Langsam schob er ihre Jeans nach unten, nahm ihren Schal und band ihr damit die Hände über dem Kopf zusammen. Den Schal, befestigte er am Bettrahmen. Sie war zutiefst angespannt. Langsam zog er sich selbst aus, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Sie schaute ihn erwartend und aufgeregt an. Immer wieder versuchte sie ihre Hände nach unten zu ziehen. Dann kniete er wieder über ihr und küsste jetzt den Bereich zwischen ihrem Becken und den Beinen. Ihr Oberkörper bäumte sich auf und sie stöhnte. Küssend bewegte er sich weiter nach unten um dort fortzufahren. Sie wand sich vor Erregung. Dann bewegte er sich wieder nach oben, und sie konnte seinen warmen Körper auf sich spüren. Ihre Lippen fanden sich. Er sah ihr tief in die Augen.
Dann stand er auf und ließ sie so zurück. Er ging in die Küche. Als er zurückkam, hatte er irgendetwas hinter dem Rücken. Kniend war er wieder über ihr. „Schließ die Augen“, forderte er sie auf. Er nahm eine Traube in den Mund und stupste ihre Lippen damit an. Wie automatisch öffnete sie sie und biss ab. Das machten sie so lange, bis sich ihre Lippen trafen. „Lass deine Augen geschlossen“, verlangte er jetzt. Er nahm erneut eine Traube. Auch diese aßen sie, wie schon zuvor. Plötzlich, sie war völlig unvorbereitet, drang er kraftvoll in sie ein und sie fühlte sich, als würde sie in tausend Teile zerspringen. Er bewegte sich in ihr –verlangend und stark. Sie versuchte ihre Arme nach unten zu ziehen, aber sie hatte keine Chance. Immer und immer wieder glitt er heraus und drang abermals in sie ein. So erregt, war sie nie zuvor gewesen. Ihr ganzer Körper prickelte, gleichzeitig war ihr heiß und doch fror sie. Sie wollte ihn halten – sich bewegen – aber sie war immer noch angebunden. Mehrere Male fühlte sie sich als würden viele kleine Stromschläge durch ihren Körper fließen. Sie stöhnte bei jeder seiner Bewegungen. Alles erregte sie, das Geräusch seines Atems neben ihrem Ohr, seine Haut auf ihrer, seine Muskeln. Sie wollte dass das niemals aufhörte.
Irgendwann später sackte er über ihr zusammen. Als er wieder Atem geschöpft hatte, machte er sie los und nahm ihr den Schal ab. Dann legte er sich neben sie und sah sie an. Erschöpft drehte sie sich zu ihm um. Er nahm sie in den Arm und küsste sie zärtlich. „Sag nie wieder, ich hätte keine Sehnsucht nach dir!“, verlangte er. „Nie mehr!“, flüsterte sie und sah ihn glücklich an. Dann schliefen sie gemeinsam Arm in Arm, friedlich ein.
Nach dem ersten Abend bei Susanne hatte er wohl unbewusst Vertrauen gefasst. Immer, wenn er seitdem bei ihr schlief, hatte Andreas keine Albträume. Das Zusammensein mit ihr tat ihm gut und die Ereignisse in Syrien verblassten zunehmend.
Am nächsten Morgen hörte er wieder das bekannte Fußgetrappel. Schnell suchte er seinen Slip, der lag zusammen mit seiner Jeans auf dem Boden. Diesmal griff er auch nach ihrer Unterwäsche, ihrem Shirt und der Hose und schob sie ihr unter der Bettdecke hinüber. Er ließ sie aber schlafen. „MAMAA!!!“, rief Mia von weitem. Susanne schreckte hoch. Sie suchte mit ihrer Hand das Bett nach ihrer Kleidung ab, fand sie zum Glück gleich und zog sich an. „Mama! Ich bin wach!“, hörte man Mia rufen. „DOC! Wo kommst du denn her?“, freute sie sich, „Darf ich zu dir kuscheln kommen?“ Andreas schaute Susanne an, die ihm zunickte. „Ja Mia, komm her“, erlaubte er es ihr. Also krabbelte sie über ihre Mutter hinüber zu Andreas und schlüpfte unter seine Decke. „Ich muss jetzt dann zur Schule Doc“, erzählte Mia. „Ich weiß schon. Welche Fächer hast du denn heute?“, fragte er sie. „Hm“, überlegte sie. „Sport, Handarbeit-Werken, Rechnen und Lesen!“, antwortete Mia. „Und welches Fach magst du am liebsten?“ „Lesen!“ „Oh! Ich dachte schon Werken“, sagte Andreas und grinste. „Aber nein! Das ist doch was für Jungs!“ „Ach so?“, antwortete er lachend.
Als sie alle aufgestanden waren, nahm Andreas Susanne zur Seite. „Warum ich gestern auch angerufen habe – heute Abend ist doch Nikolaus! Hast du schon einen, der zu euch kommt?“, flüsterte er. „Nein, gibt’s denn so was?“ „Ja, meine Mutter ist mit in so einem Orga-Team, soll ich was organisieren?“ „Au ja, das wäre super!“ Susanne fand seine Idee richtig gut. „Frag doch auch noch Eva, dann laden wir ein paar Leute ein und machen uns einen gemütlichen Abend!“ „Andreas dass ist echt eine super Idee! Ich bin dabei!“ „Gut, dann kümmere ich mich!“ „Du bist ein Schatz!“, mit diesen Worten küsste sie ihn auf die Wange. „Dann bis heute Abend!“, sagte er und küsste sie noch einmal ausgedehnt. „Tschüss Mia!“, rief er und verließ dann die Wohnung. „Tschüss!“, drang es aus der Küche.
Am Abend war er um 18 Uhr bei Susanne und Mia. Er hatte auch seine Eltern mitgebracht, die beide schon sehr neugierig auf den Nikolaus waren. Sophie kam mit Martin dazu.
Mia war total aufgeregt. Da klingelte es an der Tür. Und die sonst so mutige und vorlaute Mia, versteckte sich hinter ihrer Mutter. „Mia, was soll dass, ich muss die Türe aufmachen gehen“, schimpfte Susanne sanft. Deswegen versteckte sich Mia, als Susanne unterwegs zur Tür war, hinter Andreas. „Was hast du denn Mia?“, fragte er, wohl wissend. „Weißt du Doc, vielleicht ist es der Nikolaus!“, dann winkte sie ihn zu sich herunter. „Ich war doch nicht immer brav!“, gestand sie ihm ganz leise. „Mach dir keine Sorgen, ich bin ja auch noch da. Ich pass schon auf dich auf“, erklärte er ihr grinsend. „Ehrlich Doc?“ „Ja, natürlich!“ Dann spazierten Eva, Alexander, Kathrin und Christian herein. Alexander trug Julia im Maxicosi. Es klingelte erneut. Susanne und Andreas warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Bevor der Nikolaus dann in die Wohnküche kam, drückte Susanne ihm die Zettel mit den Informationen über die Kinder in die Hand.
Jetzt war es soweit! Mia versteckte sich immer noch hinter Andreas. Sie hielt ihn an der Hand fest und drückte immer fester zu. Erst sprach der Nikolaus über Christian, den er ziemlich schimpfte, weil er so ein Lausbub war. Dann kam Kathrin an die Reihe, die sich hinter der Küchentüre versteckte. Anschließend hörte Mia den Nikolaus sagen: „Und nun zu Mia. Wo ist sie denn?“ Suchend schaute er sich um. Andreas ging in die Hocke und schob Mia langsam vor sich. Sie ließ seine Hand nicht los. „Aha du bist also Mia, richtig?“, fragte der Nikolaus. Mia rückte noch näher zu Andreas und nickte leicht. „Warst du denn auch artig dieses Jahr?“ Mia nickte wieder leicht und drückte fest Andreas Hand. „Da werde ich doch mal im Buch nachsehen, ob das auch wirklich stimmt!“, meinte der Nikolaus gespielt geschäftig „Also, du hast deine Mami ganz toll überrascht und ihr eine Party zur bestandenen Prüfung organisiert? Und dann steht da noch, dass du ganz brav zur Schule gehst und immer deine Hausaufgaben machst“, der Nikolaus nickte wohlwollend, „Nur mit dem ins Bett gehen hast du es nicht so und versuchst immer ein bisschen die Zeit hinaus zu zögern! Und das Zimmer aufräumen lässt ein wenig zu wünschen übrig!“, sagte der Nikolaus und zog die Augenbrauen hoch. Mia schlang jetzt die Arme um Andreas. „Das muss besser werden nächstes Jahr!“, sagte der Nikolaus und hob den Zeigefinger. „Aber ansonsten bist du immer folgsam steht da. Außerdem hast du einen neuen Freund gefunden, den du sehr gerne hast, lese ich hier! Kannst du mir sagen, wer das ist?“ Andreas drückte ihre Hand und nickte ihr aufmunternd zu. „Der Doc!“, flüsterte Mia.
„Ich habe dich nicht verstanden Mia, du warst so leise, kannst du das denn wiederholen?“, sagte der Nikolaus jetzt ganz ruhig. „Der DOC!!“, sagte Mia nun lauter. „Aha, mit ihm hast du immer sehr viel Spaß, wenn er da ist, steht hier geschrieben?“ „Ja! Und ich hab ihn sehr lieb!“, sie drückte sich wieder näher an Andreas, der sie am liebsten ganz fest in den Arm genommen hätte. „Ich bin zufrieden mit dir Mia! Wenn du noch ein bisschen besser dein Zimmer aufräumst und ins Bett gehst, habe ich vielleicht nächstes Jahr gar nichts mehr auszusetzen. Für heute, gibt es auch für dich ein kleines Geschenk!“ „Na komm her!“, forderte er sie auf und machte mit seiner Hand eine einladende Bewegung. Mia zog Andreas mit sich, alleine traute sie sich nicht. Immer wieder drückte sie ganz fest seine Hand. Der Nikolaus öffnete seinen Sack und zog ein in rot verpacktes Päckchen mit Schleife heraus um es Mia zu geben. Mit großen Augen nahm sie das Geschenk entgegen. „So, jetzt muss ich weiter zu den anderen Kindern! Denkt daran, was ich euch gesagt habe und bessert euch für nächstes Jahr!“, mit diesen Worten verließ der Nikolaus die Wohnung.
Mia hielt noch immer Andreas Hand. In der anderen hatte sie ihr Geschenk. Andreas ging wieder in die Knie „Willst du nicht nachsehen, was drinnen ist Mia?“ Sie schaute ihn an, so als könnte er ihr sagen, ob es in Ordnung geht. Er nickte ihr aufmunternd zu.
Dann ließ sie seine Hand los und fing eifrig an das Geschenk zu öffnen.
Eine Weile später spielten die Kinder in Mias Zimmer und die Erwachsenen saßen zusammen in der Wohnküche. Eva, die neben Susanne saß sagte zu ihr: „Mein Gott, war das emotional, als Mia so gar nicht mehr von Andreas Seite gewichen ist. Wie Vater und Tochter. Er ist toll Susanne, ich kann dich verstehen. Ich hoffe, dass für euch alles gut wird!“ Und Susanne spürte, wie ernst es ihrer besten Freundin damit war.
Martin saß neben Andreas und stieß seinen besten Freund jetzt an. „Bei der Kleinen hast du einen ziemlich großen Stein im Brett. Du hast sie gern nicht wahr?“ „Ja, das hab ich. Sogar sehr!“, gab Andreas zu. „Das heute war schon fast so, als wäre sie deine Tochter – eine richtig kleine Familie ihr drei!“ Wie zu sich selbst, sagte Andreas „Ich wünschte es wäre so!“, dann verspürte er wieder diesen altbekannten, stechenden Schmerz in seiner Brustgegend, weil er gleichzeitig daran dachte, dass er die beiden ja wieder alleine lassen musste. Und da konnte er ihn wieder fühlen, Martins Röntgenblick. Er wollte kurz alleine sein und stand auf um eine Rauchen zu gehen. Draußen auf der Dachterrasse schaute er in den Himmel. Sternenklar! Die Nacht war kalt. Es ärgerte ihn, dass er immer wieder, daran denken musste, wieder gehen zu müssen. Und immer wünschte er sich, es wäre nicht so. Er rauchte zu Ende und ging dann wieder zurück zu den Anderen.
Eva und Alexander verabschiedeten sich gerade, die Kinder mussten ja morgen alle zur Schule. Auch seine Eltern waren müde und machten sich auf den Weg nach Hause, Martin und Sophie begleiteten sie. So blieb die „kleine Familie“ allein zurück. Mia schien auch ziemlich müde zu sein, sie zickte wegen jeder Kleinigkeit herum. Susanne zitierte sie deshalb ins Bad und brachte sie dann ins Bett. Auch er gab ihr noch einen Gute-Nacht-Kuss.
Andreas fiel auf, dass Susanne müde aussah, deswegen schlug er vor, dass sie auch gleich schlafen gingen. Dankend nahm Susanne an. Als sie im Bett lagen kuschelte sie sich ganz fest an ihn und war sofort eingeschlafen. Er hörte ihren gleichmäßigen Atem und schlief darüber auch ein.
Am nächsten Morgen klingelte unerbittlich Susannes Wecker. Sie stand auf und weckte Mia, bevor sie eine Dusche nahm. Andreas konnte Mia ins Bad stapfen hören. Dann schlief er noch mal ein. Erst als Susanne kam, um sich zu verabschieden, wachte er wieder auf. „Tschüss Andreas, wir sind dann weg. Schlaf ruhig noch. Ich habe einen Schlüssel für dich auf den Küchentisch gelegt. Den kannst du behalten! Ich hab so gegen fünf Feierabend und hol dann Mia“, mit diesen Worten gab sie ihm noch einen Kuss und dann hörte er nur noch die Eingangstür.
Andreas war noch einmal eingeschlafen und wachte erst um elf Uhr wieder auf. Er hatte bereits eine Tasche mit Kleidung bei Susanne deponiert. Es war fast schon so, als hätte er zwei Zuhause. Erst beseitigte er die restlichen Ausläufer des Vortages. Am Nachmittag dann joggte er durch den englischen Garten und genoss die frische Winterluft. Um fünf kamen Susanne und Mia wieder nach Hause.
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Übers Wochenende hatte Stefan, Susannes Bruder, angeboten, sein Patenkind zu sich zu holen, so dass Andreas und Susanne, in diesen sechs Wochen, soviel Zeit wie möglich für sich hatten. Mia freute sich schon! Um sechs holte er sie ab und Susanne blieb mit Andreas allein zurück.
„Und was machen wir jetzt mit unserer freien Zeit?“, fragte er. „Was hältst du von Weihnachtsmarkt? In Haidhausen, soll ein schöner sein!“, schlug sie vor. „Sehr gerne!“, stimmte Andreas zu. Sie liefen Arm in Arm zur U-Bahn-Station und fuhren nach Haidhausen. Martin und Sophie hatten sie übers Handy geschrieben, wohin sie wollten, falls diese noch Lust hatten, nachzukommen. Der Weihnachtsmarkt, war wirklich sehr schön. Nicht so überlaufen, wie in der City. Einfach gemütlich. Gemeinsam schlenderten sie durch die kleinen Gängchen. Inmitten des Marktes blieben sie dann stehen und tranken einen Weihnachtspunsch. Es war dunkel und überall leuchtete es. Hier und da konnte man Kinder mit ihren Eltern sehen. Viele von den Kindern quengelten und wollten in Anbetracht der Uhrzeit, nach Hause. Andere wiederum wollten unbedingt Karussell fahren und man konnte ihre Augen glücklich strahlen sehen. Andreas und Susanne beobachteten schweigend das Treiben.
Irgendwann trafen sich ihre Augen und verbanden sich, wie schon immer, unlösbar. Langsam bewegte Andreas seinen Kopf auf Susanne zu und küsste sie zärtlich. Auch Susanne kam jetzt näher auf Andreas zu. Sie hielten sich fest umschlungen und küssten sich innig. Wie lange, sie so gestanden hatten, wussten sie nicht.
Irgendwann konnte Andreas fühlen, wie ihm jemand auf die rechte Schulter tippte und schreckte aus dem Kuss hoch. „Es tut mir leid, wenn ich eure Umarmung störe. Aber Sophie und ich stehen jetzt bestimmt schon „zehn“ Minuten hier und ihr nehmt keinerlei Notiz von uns! Ich hab schon den ersten Glühwein leer“, konnte Andreas nun Martin gespielt vorwurfsvoll mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, sagen hören. „Oder wollt ihr etwa den Weltrekord im Küssen knacken?“ Schlagartig lösten sie sich auch aus der Umarmung. Andreas schaute seinen Freund ebenfalls grinsend an. Als Martin in Andreas Augen sah, konnte er die Liebe sehen, welche dieser für Susanne empfand. Er spürte das unsichtbare Band, das diese beiden Menschen, zu verbinden schien. Sophie stand lächelnd neben Martin, so hatte sie ihren großen Bruder noch nie erlebt. Ihn hatte es total erwischt.
Martin und Andreas beschlossen dann, noch eine Runde Glühwein, bzw. Punsch zu holen. Sophie trank Kinderpunsch, sie war der Fahrer. Es wurde ein richtig gemütlicher Abend. Nach dem dritten Punsch spürte Susanne, wie die Wirkung desselben einsetzte. Und sie hatte noch nichts gegessen heute, außer Salat, am Mittag. Also beschlossen sie, sich nach etwas Essbarem umzuschauen.
Vom Weihnachtsmarkt wechselten sie anschließend in das Cafe, mit dem ortsgleichen Namen. Es war ungefähr zwei, als sich die vier voneinander verabschiedeten. Susanne war ziemlich beschwipst und froh, dass Andreas sie stütze. Dieser konnte sich ob ihrer Laune und neugewonnenen Offenheit, ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie gefiel ihm so, war richtig lustig und nahm nun kein Blatt mehr vor den Mund. Er merkte, dass je länger der Weg nach Hause dauerte, sie immer müder wurde. Immer wenn sie warten mussten oder in der U-Bahn standen hielt er sie fest umschlungen. Dann waren sie endlich in der Wohnung. Susanne lief schnurstracks ins Bad. Bis er dorthin kam, war sie schon fertig im Schlafoberteil und mit blank geschrubbten Zähnen. Als er ins Schlafzimmer kam, lag sie bereits schlafend in ihrem Bett. Andreas legte sich zu ihr und sah sie an, wie sie friedlich, fast schon engelsgleich schlief. Dann löschte er das Licht und schlief ebenfalls gleich ein.
Am nächsten Morgen erwachte Andreas um zehn Uhr und er hatte wieder keine Albträume gehabt. Susanne lag noch tief schlafend neben ihm. Er stand auf und machte Kaffee. Als er aus dem Bad kam, konnte er es in der Küche schon klappern hören. Susanne deckte gerade den Tisch und machte Toast. „Guten Morgen!“, sagte sie als er im Türrahmen erschien. „Guten Morgen!“, antwortete er, lief in ihre Richtung und gab ihr zärtlich einen Kuss. „Hast du gut geschlafen?“ „Wie ein Baby!“ „Das glaube ich nicht, Babys schnarchen weniger!“, scherzte er. „Das kann nicht sein, dass ich geschnarcht habe!“, widersprach sie ihm. „Is eh klar!“, erwiderte er grinsend. Dann umarmte er sie von hinten und fing an, ihren Hals zu küssen. Sie fühlte wie ein Schauer der Lust durch ihren Körper lief. Er hörte nicht auf und sie war nicht mehr in der Lage das Geschirr, welches sie eigentlich auf den Tisch stellen wollte, festzuhalten. Es wäre ihr hinuntergefallen, hätte sie es nicht augenblicklich wieder hingestellt. Langsam drehte sie sich um, so dass sie sich jetzt gegenüber standen. Er fand ihren Mund und küsste sie langsam und verlangend. Immer wieder, unterbrach er, das Prozedere. Sie verging fast vor Lust. Er strich ihr unter Küssen langsam den Rücken entlang, so als würde er nach und nach jede Pore ihres Körpers öffnen. Ein Seufzer entrang sich ihrer Kehle.
Dann klingelte das Telefon. „Geh nicht ran!“, raunte er ihr erregt ins Ohr, merkte aber gleichzeitig, wie sie sich versteifte und ließ von ihr ab. Sie lief zum Telefon. „Weber!“
„Guten Morgen Mama!“, hörte sie die Stimme ihrer Tochter. „Guten Morgen Mia!“, antwortete Susanne und versuchte langsam ihren Körper wieder herunterzufahren um am Telefon eine festere Stimme zu haben. Andreas hatte sich zwischenzeitlich enttäuscht auf das Sofa fallen lassen und versuchte seinerseits die Erregung in den Griff zu kriegen. Was machte diese Frau nur mit ihm? Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er hatte Mühe seine Atmung ruhiger werden zu lassen.
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