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Johanna - WG gesucht?

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Dusan wird in sechs Wochen ausziehen und ich muss mich um einen Nachmieter kümmern. Ich brauche das Geld und außerdem ist es schön, jemanden im Haus zu haben. Mit Dusan klappt das wunderbar. Manchmal sehen wir uns für ein paar Tage überhaupt nicht, an anderen Tagen kochen wir zusammen oder plaudern ein bisschen über das Leben. Er ist nicht ganz glücklich als Gitarrenlehrer und jammert manchmal, wenn er sich erst den Liebeskummer seiner pubertierenden Schülerinnen anhören muss, bevor es mit dem Unterricht losgehen kann. Aber irgendwo muss die Kohle herkommen. Wie schon bei meiner ersten Vermietung versuche ich mein Glück im Internet und schreibe dieses Mal zwei Kandidaten an. Einmal eine Frau in den Dreißigern, die sich selbst als unkonventionell beschreibt und gerne bastelt. Das andere ist ein Mann, der hier einen Job im sozialen Bereich in Aussicht hat und nur vorübergehend eine Bleibe sucht. Für den Fall, dass ihm die Arbeit gefiele, würde seine Frau nachkommen und dann nähmen sie sich eine gemeinsame Wohnung. Das hört sich wieder nach einem guten Arrangement an und das käme mir im Grunde meines Herzens auch sehr entgegen. Ich habe Angst, dass jemand, der unbefristet bei mir wohnt, sich auch entsprechend ausbreiten würde. Sie antworten beide, dass sie Interesse haben. Sabine kommt Freitag zur Besichtigung, Tom Sonntagnachmittag, und ich bin schon neugierig, wie sie in Natura sein werden.

Sabine scheidet auf den ersten Blick aus. Ich hätte mir eigentlich denken können, dass bei dieser Selbstdarstellung die Gefahr sehr groß ist, dass eine esoterische Handarbeitslehrerin kommt. Pseudoliberal mit klaren Regeln, wie lange die Musik am Abend laufen darf. Sie kritisiert mein schönes Haus, das Zimmer ist zu klein, das Bad zu groß und in meinem Garten möchte sie sich verwirklichen. Ich bin sehr freundlich und sehr froh, als sie zur Tür raus ist. Aber was habe ich mir da wieder eingebrockt? Warum habe ich ihr das nicht gleich gesagt? Unangenehme Nachrichten zu überbringen, ist einfach nicht meine Stärke, vollkommen egal, ob ich mein Gegenüber kenne oder nicht. Ich warte meinen zweiten Besichtigungstermin ab. Tom kommt in Begleitung seiner Frau und die zwei sind mir auf Anhieb sympathisch. Es gibt Menschen, die sieht man zum ersten Mal und ist sofort im Gespräch. Da muss nicht erst abgetastet und langsam hingeführt werden, es passt einfach. Wir sind uns einig. Tom will noch seinen Arbeitsvertrag abwarten und dann würde er gerne bei mir fix zusagen. Ich fasse mir ein Herz und schreibe Sabine, dass ich glaube, dass wir nicht so gut harmonieren würden und bin sehr stolz auf mich, dass ich mir keine Ausrede hab einfallen lassen, sondern einfach schreibe, na ja, zumindest fast, was Sache ist. Ist gar nicht so schwer.

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