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Metamorphose

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Eine verschwenderische Fülle von Farben und Düften, die Wiesenteppiche voller Miniatursonnen, die sich zu filigranen Fallschirmsternen wandeln, um Millionen neuer Sonnen hervorzubringen, Äste, überschäumt mit weiß-rosa Blüten: ein Frühlingserwachen, das berauscht!

King drängt es dann hinaus in sein Revier, mehr noch als sonst, als wolle er alles auf einmal in sich aufnehmen, was er in den kalten Monaten entbehren musste. Stundenlang streift er mit mir durch die frisch belebte Natur, erkundet sein Revier so, als müsse er es neu kennenlernen. Jede Information nimmt er mit allen Sinnen auf, jeder Bewegung spürt er nach, jede Wandlung überprüft er und beäugt sie kritisch. Selbst die frisch gestrichene, fröhlich lachende Erdbeere, die seit gestern den Wegrand bevölkert und auf die bald nahende Erntezeit aufmerksam macht, wird nach beeindruckenden Drohgebärden beschnüffelt und schließlich beinahe verächtlich auf Hundeart als sein Eigentum gekennzeichnet. Er nimmt es sichtlich übel, wenn jemand sein Reich verändert.

Während unserer Wanderung durch offene Wiesenlandschaften und dichte Wälder wechselt er stets die Gangart zwischen kraftvoll-dynamischem, raumgreifendem Dahinfliegen und locker-elegantem, fast schwerelosem Trab und mit Freude betrachte ich das Spiel der Muskeln in der kräftigen Hinterhand. Immer wieder zwischendurch tanzt er ausgelassen um mich herum, fordert mich zum Spielen auf und dann wirbelt er begeistert mit glänzenden Augen und flatternden Ohren unermüdlich hinter seinem Spielzeug her über das frische Grün.

Von Zeit zu Zeit aber erstarrt King in Sekundenbruchteilen mit erhobener Pfote am Waldrand. Dann ist jede Faser seines Körpers gespannt und sein Blick konzentriert auf die Stelle, an der er etwas wahrgenommen hat, eine Bewegung vielleicht, einen Geruch oder ein Geräusch und ich weiß, dass jetzt der Jäger in ihm erwacht. Das ist der Moment, in dem ich mit einem scharfen »Hier« sein wölfisches Erbe stoppen muss und ich bin jedes Mal erleichtert, wenn er meinem Ruf Folge leistet. Die Jagdbeute aus meiner Jackentasche ist ihm dann sicher, das weiß er.

Haben wir den Höhenrücken erreicht, ist es nicht mehr weit bis zu unserer Bank, die einen traumhaften Blick über die Landschaft ermöglicht, und wir beide genießen die Sonne und die Stille abseits der Wanderwege. King sitzt vor mir am Wegrand, die Nase, im Wind, und lässt den Blick über sein Revier schweifen, wandelt sich vom spielbegeisterten Wirbelwind zu einem territorialen König, der sein Reich von diesem erhöhten Aussichtsplatz überwacht. Jederzeit ist er bereit, es mit Menschen, Hündinnen und ehrerbietigen Rüden zu teilen. »Alles meins!« gilt bei ihm ausschließlich bei unverschämt dominanten Lümmeln, die wohlmöglich auch noch größer sind als er! Die treffen wir in seinem Revier glücklicherweise nur selten, in sehr geringer Anzahl und sie spazieren immer gut leinengesichert! King allerdings dann auch!

Könige zum Anfassen

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