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Altersunabhängige Großmäuligkeit

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Großmäuler gibt es wahrlich genügend: Großmaulantennenwelse, Großmaulmakrelen, Großmaulhaie, Großmaulkampffische. Auch Krokodile, Schlangen, Flusspferde, Löwen und Co. zeigen beim Aufreißen ihrer Mäuler Respekt einflößende Großmäuligkeit. Sie tritt selbst beim Homo sapiens auf, der dieses Attribut aber nicht wegen der beachtlichen Größe seines Mundes zuerkannt bekommt. Zweifelsfrei gehört auch der Airedale zu den Großmäulern. Er hat ein beachtlich großes Maul und zuweilen riskiert er auch ein solches! Gezeigt hat mir mein King seine bewundernswerte Großmäuligkeit bereits im zarten Welpenalter.

Kaum habe ich den Kleinen in mein Auto gepackt, mit einem extralangen Ochsenziemer ausgestattet, um ihm die mehrstündige Urlaubsfahrt zu versüßen, ertönt aus dem mit einem großen Handtuch gepolsterten Fußraum vor dem Beifahrersitz eine alarmierende Mischung aus Ächzen, Stöhnen und Würgen. Eine Vollbremsung ist die Folge meines kurzen Seitenblicks in den Fußraum. Der Ochsenziemer ist bis auf ein kleines Stück vollständig in meinem Welpen verschwunden. Ein mindestens 30 Zentimeter langes, spitzes Exemplar in meinem Miniatur-Airedale! Grausige Bilder laufen vor meinem inneren Auge ab, während ich hektisch um den Wagen herum zur Beifahrerseite renne. Schwer verletzt muss er sein, mein Kleiner, vielleicht unrettbar verloren wegen Perforationen von Magen und Darm.

Keine Hilfe in Sicht, Landschaft, so weit das Auge reicht, und eine schnurgerade Straße, auf der nur ich unterwegs zu sein scheine. Die Beifahrertür aufreißen, King schnappen und den Ochsenziemer herausziehen, geschieht beinahe instinktiv und dann harre ich der Dinge, die da kommen müssen. Es kommen aber keine, jedenfalls keine, die mich in weitere Ängste versetzen. King stellt sein Würgen ein, die Rute wird wieder fröhlich getragen und er hüpft vor meinen Füßen hin und her und bettelt darum, den Ochsenziemer zurückzubekommen. Ich dagegen bin immer noch fassungslos, schaue ratlos Ochsenziemer und meinen Welpen an und gebe dann seufzend auf herauszufinden, wie King es geschafft hat, das lange Ding zu 90 Prozent in sich hineinzuwürgen. King verhilft die Kunst des Ochsenziemerschluckens glücklicherweise nur dazu, dass ich ihm nie wieder einen zum Kauen gönnen werde. Bei den zukünftigen Ausmaßen meines Hundes bliebe noch nicht einmal ein winziger Rest sichtbar, an dem ich zwecks Sofortrettung ziehen könnte, da bin ich sicher.

Am Ziel angekommen, nimmt der Winzling spornstreichs sein neues Revier in Augenschein. Unerschrocken marschiert er auf noch kurzen, stämmigen Beinchen mit überdimensionalen Pfoten durch den Garten des Ferienhauses. Ganz verzückt schauen zwei Kuvasz-Hündinnen vom Nachbargrundstück durch den Zaun und jeder ihrer Blicke sagt: »Ein Baby, wie niedlich! Komm her, kleiner Mann, wir adoptieren dich!« Das Baby ist jedoch keineswegs auf der Suche nach Müttern, zumal es der seinen vor nicht allzu langer Zeit entronnen ist und bereits weiß, wie sich Erziehung auf Hundeart anfühlt! Also wächst mein kleiner König über sich hinaus, indem er seine Vorderpfoten auf einen Blumenkübel setzt, starrt die großen Weißen herausfordernd an und bringt den gestandenen Hündinnen wütend seine helle Welpen-Stimme zu Gehör. David gegen zwei Goliaths, so etwas nenne ich Selbstbewusstsein und Schneid. In Anbetracht des stabilen Zaunes vielleicht auch Großmäuligkeit!

Könige zum Anfassen

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