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ICH BIN SO, WIE ICH BIN!

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Zuschreibungen prägen Rollen, bestimmen Verhaltensmuster und irgendwann richtet man sich darin mehr oder minder frustriert ein.

FALLGESCHICHTE

Der sechsjährige Michi versucht, eine Glühbirne einzudrehen. Sie entgleitet seinen Händen und zerplatzt. Seine Mutter sieht das und kommentiert das: »Michi, du und deine linken Hände. Ganz wie der Papa!«

Aus Michi ist irgendwann ein Michael geworden, er hat zwei Kinder und eine wunderbare Frau. Eines Tages versucht er sich wieder an einer Glühbirne, die ihm – verdammt noch mal! – aus seinen Fingern gleitet. Wieder steht eine Frau hinter ihm, aber die hat er sich diesmal selbst ausgesucht. Wieder zersplittert das Ding. Da kommt ein Satz, der ihm bekannt vorkommt: »Schatz, du und deine linken Hände. Wie dein Papa!« Als er das hört, schaut er seine Hände an: »Da ist eine rechte, da ist eine linke!« Und er denkt zugleich: »Jetzt haltet mal alle die Klappe!«

Da ist die sechsjährige Paula, die älteste von zwei jüngeren Schwestern, die gerne rumblödelt, verspielt ist und die von ihrer Mutter häufig den Satz hört – mit einer Mischung aus Ermahnung, Vorwurf und Ernst: »Paula! Du bist doch Mamas Vernünftige, oder?! Ich kann mich doch auf dich verlassen, oder?!«

Auch Paula ist mittlerweile Mutter von Töchtern, sie hat einen tollen Mann. Es läuft gut, doch manchmal, wenn sie ausflippen und sie Mann und Töchter auf den Mond schießen möchte, dann hört sie ihre Mutter sagen: »Paula! Du bist doch Mamas Vernünftige! Ich kann mich doch auf dich verlassen, oder?!« Dann wird sie schnell wieder brav und ruhig – und brodelt innerlich weiter.

So große Gefühle!

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