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Macht über andere gewinnen aus christlichen Motiven

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Machtmissbrauch in christlichen Gemeinden ist ein dunkles und sehr schmerzvolles Thema für viele Christinnen und Christen geworden. Manche Leiterinnen und Leiter versuchen, sich mit frommen Aussagen andere gefügig zu machen. Aussagen der Bibel werden aus dem Kontext gerissen und dazu benutzt, Menschen zu manipulieren und ihren guten Willen zu missbrauchen.

Wenn ich in der Beratung mit Menschen zu tun bekomme, die unter solch einem Machtmissbrauch leiden mussten, dann sitzen vor mir oft zerstörte und sehr enttäuschte Leute, die nur langsam wieder auf die Beine kommen und deren Grundvertrauen ins Leben, in Gott und in die Wirklichkeit echter christlicher Gemeinschaft zutiefst erschüttert wurde. Es dauert oft Jahre, bis diese negativen Auswirkungen im eigenen Leben überwunden sind und sich dann jemand wieder neu Gott und einer Gemeinde anvertraut.

Wir alle, die wir Menschen begleiten, beraten und in guter Weise führen wollen, müssen uns fragen, ob wir nicht selbst manchmal in der Gefahr stehen, die Aussagen der Bibel zu verwenden, um unsere persönliche Sicht der Dinge unters Volk zu bringen. Wir brauchen die ehrliche Reflexion unseres Tuns und dürfen niemals aufhören, uns diesbezüglich kritisch zu hinterfragen.

Eine gesunde Mündigkeit und der Blick über den Tellerrand sollten jedem Christen mitgegeben werden, der in eine enge christliche Gemeinschaft hineinkommt. Das eigene Bauchgefühl und durchaus immer wieder auch ein Hinterfragen von Leiterinnen und Leitern sollten zur Grundausstattung werden. Die Einladung lautet: Mach dir selbst ein Bild, lies deine Bibel und hole dir Rat von Menschen, die außerhalb deiner Gemeinde oder Gemeinschaft stehen, wenn du Bedenken im Blick auf bestimmte Vorgehensweisen von Leiterinnen und Leitern hast.

Um in den Genuss der positiven Auswirkungen des christlichen Glaubens auf unser Leben und unsere Persönlichkeit zu kommen, ist es wichtig, sich immer wieder in die Rolle eines Suchenden zu begeben. Orte der Stille und Selbstreflexion, Zeiten für Gebet und Meditation, echte, fragende Gemeinschaft mit anderen Christen und die beständige Bitte um den heilsamen und guten Geist Gottes dienen uns dabei als Unterstützung. Christlicher Glaube ist dabei niemals Selbstzweck, sondern hat das Ziel, eine lebendige Beziehung mit Gott zu leben und Gott als Herrn und Schöpfer anzuerkennen.

1 Hans-Joachim Eckstein: Gesund im Glauben. SCM Hännsler Verlag, Holzgerlingen 2011.

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