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Unsachlichkeit und Schwarz-Weiß-Denken
ОглавлениеFehlende Objektivität im Denken und fehlender kühler Verstand bzw. Emotionen behindern viele Menschen dabei, zu den richtigen Schlüssen zu gelangen und ziehen sie in Extreme. Oft führt das Bedürfnis, sich immer auf eine Seite schlagen, zu diesen Problemen. Diese Menschen verteidigen ihre Konfliktseite mit allen Mitteln, anstatt sich weg von den Fronten zu bewegen und die Situation von außen unparteiisch zu beurteilen. Der eigenen Konfliktseite (das kann z. B. eine politische Partei sein) widersprechen sie nie, ihre Argumente bewerten sie über. Gegenargumente aber werden ignoriert oder geleugnet, und wenn das nicht mehr geht, werden sie heruntergespielt (Konformitätsdruck; wer sich nicht anpasst, bekommt Ärger). Durch diese parteiische Einstellung entsteht ein verzerrtes, einseitiges Bild. Es wird mit zweierlei Maß gemessen, man könnte es einfach Doppelmoral nennen. Oft ist so eine Gruppenzugehörigkeit stark emotional gefärbt, weil sich ihre Mitglieder mit der Gruppe identifizieren, sie also Teil ihrer selbst wird. Einen Angriff gegen das eigene Lager empfinden sie schnell als persönlichen Angriff, was eine sachliche Auseinandersetzung massiv erschwert (leider empfinden Menschen nachweislich sogar politische Meinungen an sich als Teil der eigenen Identität). Mediale Hetze gegen bestimmte Menschengruppen verstärkt bzw. ermöglicht oft erst die geistige Frontenbildung, die nichts anderes als „Teile und herrsche“ bedeutet. Ich rate, auf emotionale Distanz zu sozialen Gruppen zu gehen und die Sachlage nüchtern von außen zu betrachten.
Völlig irrational wird es, wenn Emotionen die gesamte Urteilsbildung übernehmen und persönliche Empfindungen über gesicherte Erkenntnisse und Logik gestellt werden. Bestimmt hat jeder einmal Sätze gehört wie „Ja, das mag sein, aber ich denke trotzdem, dass es anders ist“. Die Antiintellektuellen hören lieber auf ein diffuses inneres Gefühl, z. B. Angst, Besorgnis, Sympathie oder eine latente Abneigung. Eine Borniertheit auf emotionaler Ebene sozusagen - die aber durch Suche nach bestätigenden Informationen rationalisiert werden kann. Gefährlich wird es, wenn jemand hassgeladen ist, z. B. wegen schockierenden Bildern, Hetze etc. Dann schaltet sich der Verstand komplett ab und dann ist der Mensch auch zu allem fähig, bis hin zu Mord und Terror.
Eine weitere Form von Unsachlichkeit ist Schwarz-Weiß-Denken, also das Einteilen in zwei gegensätzliche Kategorien. Das Schwarz-Weiß-Denken spielt oft eine zentrale Rolle bei unmündigen Menschen. Es gibt nur noch gut oder böse, richtig oder falsch, moralisch oder verwerflich, einwandfrei oder mangelhaft, alles oder nichts. Abstufungen dazwischen werden nicht oder kaum wahrgenommen. Diese Alternativenblindheit bzw. Entweder-oder-Logik vereinfacht die Welt ungemein und erspart mühsames Differenzieren. Man hat sozusagen eine These und Antithese, kommt aber nie zu einer Synthese. Die daraus entstehende Vorstellung von der Welt, die aus Verallgemeinerungen besteht, hat allerdings nur wenig mit der realen zu tun. Die moderne Psychologie erklärt dieses Phänomen damit, dass Menschen widersprüchliche Informationen nur schwer ertragen können (kognitive Dissonanz). Um Unstimmigkeiten zu vermeiden, passt die Wahrnehmung neue Informationen den schon bestehenden Auffassungen einfach an - bis sie mit diesen übereinstimmen. Konkret bedeutet das, „unstimmige“ Informationen werden schlicht ignoriert, geleugnet, heruntergespielt oder umgedeutet. Das ist der Grund, warum viele Menschen verschiedene Sichtweisen oder widersprüchliche Fakten zu einem Thema nicht akzeptieren wollen. Die Realität ist leider facettenreich, widersprüchlich, nie ganz eindeutig - und das sollten wir dann doch akzeptieren. Tipp: Goldene Mitte statt dunkler Rand.