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Bericht eines Nasenbären

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Ich bin ein Nasenbär von der edelsten Sorte und die von mir unterjochten Lebewesen sind Legion. Abgesehen von Fischen, Leguanen, Schlangen und dergleichen Kreppzeug wären da zu nennen: ein Uhu, ein Stinktier, zwei widerliche hundeartige Haarbüschel und meine persönliche Sklavin, die Menschin Lena Brauer. Über Intelligenz und Bildungsgrad des Schuppengesindels will ich mich gar nicht äußern. Was sich aber der Uhu an Peinlichkeiten leistet, muss unbedingt geschildert werden. Seine ganze Flugkunst besteht darin, dass er seine Flügel abwechselnd ausbreitet und nach unten klappt. Wenn er nun durch eine offene Türe fliegt und die Flügel sind abwärts geklappt, kommt er durch, sind sie ausgebreitet, bleibt er am Türstock hängen und fällt krächzend zu Boden. Dieser Trottel von einem Vogel ist nicht imstande, das zu begreifen und entsprechende Flügelschlagberechnungen anzustellen. Das Stinktier sollte eigentlich Tier ohne Stink heißen, denn seine Stinkdrüsen, die das einzig Bemerkenswerte an ihm waren, wurden ihm entfernt. Die beiden widerlichen Haarbüschel werden manchmal frech und müssen von mir regelmäßig und prophylaktisch gebissen werden. Mit der Menschin gab es zu Beginn sogar einen kleinen Machtkampf um die Vorherrschaft im Haus, der natürlich von mir gewonnen wurde. Zur Sicherheit beiße ich sie ab und zu in die Hand, wenn sie mich füttert oder streichelt. Es empfiehlt sich immer, Sklaven an ihre untergeordnete Position zu erinnern. Im Verhältnis zu anderen Menschen beweist diese meine Untergebene aber ein recht gutes Durchsetzungsvermögen, und wenn sie sich mit ihrem Nachbarn streitet, der wegen eines ausgelaufenen Aquariums viel Wirbel macht, bin ich so richtig stolz auf sie.

Die Farben meines Lebens

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