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Zeichen der Zeit

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Ich erlaube mir eine kleine, spontane Schau in die aktuellen Berichterstattungen.

22.09.2020, Schweizer Rundfunk (SRF)

Klimaaktivisten räumen Bundesplatz nur teilweise

Spontan und überraschend hat eine Gruppe von Klima-AktivistInnen den Bundesplatz in Bern besetzt und vom Parlament eine ernsthafte Bezugnahme auf Klimafragen gefordert. Das kollidiert nicht nur mit den Bestimmungen rund um Kundgebungen während der Parlamentssitzungen, sondern auch mit dem dienstäglichen Markttreiben.

In den Kommentaren empfehlen viele Menschen, diesen jungen Leuten erst einmal Demokratie beizubringen.

22.09.2020, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)

Chinesischer Botschafter warnt vor erhobenem Zeigefinger

Der Botschafter beklagt Doppelmoral in Deutschland und vergleicht das umstrittene Hongkonger Sicherheitsgesetz mit dem deutschen Strafgesetzbuch. Jedes Land solle sich um seine eigenen Probleme kümmern, so Wu Ken.

Auf der geopolitischen Bühne sind Fragen rund um Führung und Organisation von nationalen und internationalen Tribünen an der Tagesordnung. Mehr oder weniger gelenkte, mehr oder weniger direkte Demokratieformen, Autokratien, Militärdiktaturen, Monarchien – alles findet sich im Spiel der Kräfte. Im vorpolitischen Raum wird Widerstand, Revolution oder auch Soziokratie geübt, Demokratie diskutiert und nach Formen der politischen Teilhabe gesucht.

22.09.2020, Der Standard, Österreichische Tageszeitung

Klimaschädliche Reisen: Verletzt der Staat die Schutzpflicht gegenüber Bürgern? Diese heikle Frage beschäftigt derzeit das Höchstgericht. Der Mindestflugticketpreis lässt auf sich warten.

Während sich also das österreichische Höchstgericht mit dieser Schutzpflichtfrage auseinandersetzen muss, die ja unmittelbar mit ökonomischen Fragen verbunden ist, baut die Lufthansa-Gruppe mehr als 22.000 Arbeitsstellen ab und mottet 150 große Flugzeuge ein.

21.09.2020, Berliner Zeitung

Wildschweinjagd im Wohngebiet: Jäger wehren sich gegen Kritik

In Teltow hatte die Jagd vergangene Woche für große Aufregung gesorgt.

In diesem Beitrag erläutern die beiden Jäger den Hergang eines Abschusses von Wildschweinen, der durch einen Schnappschuss der erlegten Tiere, welche sie offenbar kurz am Bürgersteig zwischenlagern mussten, empört durch die sozialen Medien ging. Im Kern geht es um die Frage, die alles Zusammenleben immer wieder stellt: Wer darf wo sein, wie und wie lange, und was oder wer wird oder hat dadurch mehr oder weniger?

Soweit zur spontanen Auswahl aktueller Berichterstattungen, in der die dominanten Themen vom Herbst 2020 bewusst ausgelassen sind: Corona-Maßnahmen, Trump, Flüchtlingskrise und Finanzmärkte, Belarus und internationales Säbelrasseln. Nach diesem Gemisch von unterdurchschnittlich brisanten Nachrichten können wir uns die Fragen stellen: Was sind die Zeichen der Zeit? Wovon erzählen uns diese Berichte? Womit sind heutzutage viele Menschen, Länder und ihre Kommunikationskanäle beschäftigt? Was fragen sich Menschen heute, sofern ihnen das Fragen überhaupt gestattet ist?

Es lassen sich zwei große Felder ausmachen:

Seit einiger Zeit beschäftigt viele Menschen, ob wir in der großen und wachsenden Menschenzahl, die wir sind, mit den global geltenden ökonomischen Paradigmen, die auf Extraktion nicht-menschlicher und Ausbeutung menschlicher Ressourcen angewiesen sind, für unsere irdische Nische und somit auch für unsere Spezies verträglich sind. Viele Menschen gelangen zum Schluss, dass das nicht der Fall ist, sondern dass wir unsere ökologische Zugehörigkeit aufs Spiel setzen, sofern wir nicht andere soziale und ökonomische Lebensmodelle entwickeln.

Ebenso sind viele Menschen dringlich besorgt um das, was wir gemeinhin unter demokratischen Strukturen und Werten verstehen. Diese Sorge richtet sich sowohl nach innen in die jeweiligen Nationen, aber auch auf das internationale Zusammenspiel. Fake News, gesteuerte Information, künstliche Intelligenz, Manipulation, Verschwörungstheorien u.v.m. nähren ein Klima des zwischenmenschlichen Misstrauens, das offene und nötige Dialoge erschwert.

Viele Menschen fragen sich also, auf welche Weise konstruktive Mitgestaltung ihrer Lebenswelt heute stattfinden kann.

Wenn diese Annahmen manche der entzündeten Nerven unserer Zeit treffen, dann hat Arbeit an Gesundheit mehr mit Lernen zu tun als mit Behandlung im klassischen Sinn. Es ruft nach Wegen der Verlebendigung, der Verständigung und Verantwortung.

Eine Rückverbindung zur lebendigen Welt, eine Entdeckung vertrauensvoller Dialoge mit sich und anderen, und freudvollen Mut, dort zu handeln, wo man sich aufhält. Das hat nichts mit Erlösung zu tun, auch nicht mit finaler Heilung, aber mit Beiträgen dazu, in erschütterten Welten und inmitten gewaltvoller Widersprüche nach Formen zu suchen, die gutes oder auch nur besseres Leben ermöglichen.22

Natur-Dialoge

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