Читать книгу Lexikon der Alpenheilpflanzen - Astrid Süßmuth - Страница 13

Faszination Alpenwelt

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Ich weiß nicht, wie es zugeht,

dass durch diese unbegreiflichen Höhen

das Gemüt erschüttert und hingerissen wird …

(Conrad Gesner)

Auch nach 500 Jahren haben die Worte des Schweizer Universalgelehrten Conrad Gesner nichts von ihrem Wahrheitsgehalt eingebüßt. Für Gesner ist das Bergsteigen ein Mittel, um das Zusammenwirken von Körper, Geist und Seele zu stärken (PESCOLLER 2001). Zudem war es ihm eine Herzensangelegenheit, die bis dato unbekannte Alpenflora zu erforschen.

So majestätisch sich die Berge über den Tälern erheben, so unwirtlich sind die Gipfel für Mensch und Blume. Noch in der frühen Neuzeit sahen die Menschen mit großer Scheu hinauf. Ihnen grauste vor den schroffen Wänden und eisbedeckten Felsen, die ihnen keinerlei Lebensraum boten, aber allerlei Gefahren in Form von Lawinen oder Muren bereithielten. Alpenüberquerungen waren beschwerlich ob der unkalkulierbaren Gefahren. Handelshäuser wie die Augsburger Fugger verdienten durch ihre Bereitschaft, sich den Gefahren des Italienhandels auszusetzen, ein Vermögen. Die Menschen aus den Bergen wurden von den Tiefländern mit großem Argwohn und Furcht betrachtet – wer getraut sich schon in dieser gefährlichen Umgebung zu leben?!


Während der Drachensee (Mieminger Berge, oben) auf den ersten Blick recht friedlich wirkt, obwohl darin ein furchterregender Drache hausen soll, tost es in der Höllentalklamm (Wettersteingebirge, rechts) wahrhaft höllisch!


Der Alpenraum, aus Meyers Konversationslexikon 1894.

Die Alpenbewohner selbst gingen im Hochgebirge auf die Jagd und trieben im Sommer ihr Vieh auf die Hochalmen. Gletschern und Gipfeln blieben sie aber lieber fern. Die hohen Berge galten als das Reich der Naturgeister, mit denen man es sich besser nicht verscherzte und denen man sich respektvoll zu nähern hatte. Ansonsten bräche deren Zorn über einen herein. Drachen, Hexen und sonstiges »Gelichter« trieben hier ihr unheilvolles Wesen. Vor allem auf Pässen und Jöchern sollte Spuk der gefährlichsten Sorte anzutreffen seien.

Pflegte man mit diesen Naturwesen einen ehrerbietigen Umgang, waren sie huldvoll und freundlich. Doch ihre Strafe bei Fehlverhalten konnte furchtbar sein. Viele Alpensagen sind in diesem Kontext überliefert. Während der Drachensee in den Mieminger Bergen auf den ersten Blick recht friedlich wirkt, obwohl darin ein furchterregender Drache hausen soll, tost es in der Höllentalklamm im Wettersteingebirge wahrhaft höllisch!

1786 begann mit der Erstbesteigung des Mont Blanc das Zeitalter des Alpinismus. Geradezu revolutionär war in diesem Zusammenhang die erste Übernachtung am Gletscher. Bis dato hatte man es nicht für möglich gehalten, dass irgendjemand in diesem Umfeld überleben könne. Nun aber hatte der Mensch damit begonnen, sich die Berge untertan zu machen. Inzwischen haben Fremdenverkehr, Energiewirtschaft und Verkehrserschließung überall im Alpenraum ihre Spuren hinterlassen. Nur noch ein kleiner Teil des Alpenraums ist heute die wilde, unberührte Naturlandschaft, von der so mancher Bergsteiger träumt.

Lexikon der Alpenheilpflanzen

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