Читать книгу Lexikon der Alpenheilpflanzen - Astrid Süßmuth - Страница 18

Nadelwälder

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Die Bedeutung des Bergwaldes wurde erst in den letzten Jahrzehnten umfänglich erkannt, sie beschränkt sich weitaus nicht auf die wirtschaftliche Nutzung. Vor allem ist der Bergwald ein bedeutsamer Schutzwald für Dörfer und Verkehrswege im Tal. In den kommenden Jahrzehnten wird ihm durch den Klimawandel als Schutz vor Naturkatastrophen wie Berg- und Felsstürzen, Lawinen, Stürmen und Hochwasser eine immer wichtigere Rolle zukommen.

Auch auf den Wald direkt wirken sich die steigenden Temperaturen aus. Gerade im Bergwald mit seinem hohen Fichtenanteil kann ein erhöhter Insektenbefall wie durch den Borkenkäfer große Schäden anrichten. Der Umbau der Bergwälder ist daher das vorrangige Ziel der nachhaltigen Forstwirtschaft in der montanen Stufe.

Lärche – Von lichtvollen Bergfräulein und gütigen Großmutterwesen

Larix decidua, Pinaceae

Lorche, Lärchtann, Lörbaum, Lorchbaum, Lörtanne, Schönholz, Lertschine, Lark (Bayern), Lötschina, Larsch (rätoromanisch), Larze, Méleze commun (französisch), Larch (englisch)

Vorkommen und Standort

Besonders gut gedeiht die Lärche dort, wo sich die Gletscher vor noch nicht allzu langer Zeit zurückgezogen haben, bevorzugt in der obermontanen bis subalpinen Stufe, bei guten Standortbedingungen mit viel Sonne und dauerfeuchtem Untergrund bis in Höhen von über 2000 Metern. Sie ist die erste Baumart, die postglazialen Blockschutt besiedelt. Die Lärche befestigt nicht nur das Gestein, mit ihren Nadeln schafft sie die Grundlage für weitere Vegetation. Besonders profitiert davon die Zirbe, es entstehen die in den Zentralalpen verbreiteten Zirben-Lärchenwälder. Die Zirben aber verhindern schließlich das Nachwachsen kleiner Lärchen (siehe »Zirbe«). Natürliche, reine Lärchenwälder stehen vor allem auf der Alpensüdseite (GEBUREK 2008).

Als echte Pionierpflanze ist die Lärche extrem lichthungrig. Sie reckt und streckt sich zur Sonne, als könne sie gar nicht schnell genug in ihre Nähe gelangen.

Die Lärche hat keine besonderen Vorlieben in Bezug auf den Untergrund und kommt mit Kalk-, Quarz- oder auch mit Silikatgestein bestens zurecht, solange nur eine ausreichende Wasserversorgung sichergestellt ist.

Sie gehört zu den Strahlensuchern unter den Pflanzen. Dort wo sie bevorzugt wächst, ist kein Lebensraum für den Menschen. Wer außer gewinnorientierten Immobilienmaklern und Tourismusmanagern würde schon auf die Idee kommen, Neubauten auf Lawinenstrichen und in Zonen dynamischer Landschaftsveränderung zu errichten? Pflanzlichen Strahlensuchern, wie auch Holunder (Sambucus niger) oder Tollkirsche (Atropea belladonna) ist häufig eine große Heilkraft inne.


Alte Wetterfichten können eindrucksvolle Gestalten sein


Dort, wohin noch vor wenigen Jahrzehnten der Fee-Gletscher seine eisigen Finger ausstreckte, wachsen nun junge Lärchen heran.

Das tief reichende Wurzelwerk befestigt den Untergrund bis zu einer Hangneigung von 40 Grad so optimal, dass diese Flächen als Weiden genutzt oder gemäht werden können. Dabei laugt der Baum den Boden nicht aus, sondern düngt ihn durch die im Herbst abfallenden Nadeln. Durch die lichten Lärchenkronen fällt genug Sonne auf den Boden, um eine üppige Vegetation zuzulassen. Gleichzeitig schützen sie den Unterwuchs vor übermäßiger Sonneneinstrahlung und Austrocknung.

Aufgrund ihrer enormen Artenvielfalt sind Lärchenwiesen besonders schützenswerte Naturräume, deren Erhaltung und Pflege im Rahmen verschiedener Förderprogramme unterstützt werden soll (AMT DER TIROLER LANDESREGIERUNG ABTEILUNG UMWELTSCHUTZ 2008).

Pflanzenbetrachtung

Das Herbstkleid der Lärche ist eine Schau. Ganze Berghänge erstrahlen golden im tief stehenden Schein der Sonne. Die Lärchen nehmen das letzte Sonnenlicht des Bergsommers bis zur Neige in sich auf.

Der anthroposophische Chemiker Wilhelm PELIKAN bezeichnet Harze als »stoffgewordenes Sonnenlicht« (1988). Damit deutet der Harzreichtum des Lärchenholzes auf eine enge Beziehung zur Sonne hin. All diese Sonnenkraft speichert die Lärche über den Winter hinweg, um ab März mit einem herzbewegend lebendigen Grün das neue Bergjahr und die wieder erstarkende Sonne zu begrüßen. Dann platzt ein leuchtendgrünes Feuerwerk heraus.

Die kraftvolle Wildheit, die die Lärche zu Beginn der neuen Vegetationsperiode ausstrahlt, weicht unter dem zunehmenden Gewicht des Nadelkleides im Bergsommer einer kraftvoll-ruhigen Ausstrahlung. Wer sich in die Aura einer alten Lärche begibt, erfährt die beruhigende Wirkung gütiger Weisheit. Das Rauschen der Äste gibt den sanften Rhythmus vor, mit dem die Hektik des Alltags einer tiefen Ruhe weichen kann. Völlig anders ist es dagegen, sich mit einer Lärche mitten in ihrer Sturm- und Drangphase zu verbinden. Die Energie, mit der sie in die Höhe schnellt, geht unweigerlich auf einen über. Die junge Lärche lädt ein, sich bei ihr mit Energie zu versorgen.

Für Heilzwecke wird das Harz reiferer Bäume verwendet. Der letzte Kärntner Pechzieher Franz Wernig wählt nur Stämme mit über 30 Zentimeter Brustdurchmesser (SCHNABL 2001).

Auffallend ist die enorme Regenerationskraft der Lärchen. Nicht nur der Stamm zeigt eine hohe Ausheilungskraft nach Steinschlägen, auch die wesentlich empfindlicheren Wurzeln. Windfahnen, wie in der Abbildung zu erkennen, weisen den Weg ins Tal, Säbelwuchs zeugt von der unnachgiebigen Kraft, mit der die Bäume sich den Schneemassen entgegenstellen.

Spitze Baumnadeln werden tendenziell als männliches Attribut gedeutet, die Lärche ist aber kein männlich-harter Baum. Ihre Nadeln behalten den ganzen Sommer über eine freundliche, hellgrüne Farbe, sie bleiben zudem bis zum Herbst ganz weich. Es ist nichts Martialisches an ihnen, es sind die Blätter eines ganz und gar weiblichen Baumes.


Nicht nur im Karwendelgebirge sorgen Lärchen für einen wahrhaft »Goldenen Herbst«.


Alte, gezwieselte Lärchen wie dieser Baum oberhalb von Saas-Fee galten schon immer als besonders heilig.


Als tief wurzelnde Baumart ist ihre Standhaftigkeit gegenüber Stürmen besonders hoch, wenn auch der jahrelange Kampf seine Spuren hinterlässt.

Pier Hänni bezeichnet alte, vom rauen Leben in den Bergen gezeichnete Lärchenbäume als Großmutterlärchen (HÄNNI/BRUNNER 2010). Es ist eine weise Großmutter, die jedes Jahr aufs Neue vom Gesetz des Vergehens und Wiederentstehens berichten kann. Sie weiß, dass sie loslassen muss, um einen neuen Lebenszyklus beginnen zu können. Der Name der Lärche leitet sich vermutlich vom lateinischen lacrima, »Träne«, ab, bezogen auf die tränenartigen Harzabsonderungen an den Zapfen (GENAUST 1996). Ein Baum, der weint, bevor er seine Kinder ins Leben schickt? Oder weint die Lärche über die Welt, die ihre Kinder erleben werden?

Die Lärche ist weibliche Lebenskraft in Baumform. Trotz des Wissens um die Gefahren der Welt schickt sie ihre Nachkommen in die Welt hinaus und bereitet ihnen ein weiches Bett aus Rohhumusboden, der durch die jährlich zu Boden fallenden Nadeln entsteht.

Nach der Blütezeit zwischen April und Juni bilden sich kleine Zapfen, die auch nach der Fruchtreife im Herbst desselben Jahres mehrere Jahre lang am Baum hängen bleiben. Der Vergleich zu »rumhängenden« Heranwachsenden, die überlange in ihrem Elternhaus bleiben, drängt sich auf. Sie müssen sich erst dazu überwinden, auszuziehen und für sich selbst verantwortlich zu werden. Oftmals leiden diese jungen Menschen unter mangelhaftem Selbstvertrauen, ein Zustand, bei dem die Bach-Blütentherapie auf Larch, die Lärche als Heilmittel, verweist.

Brauchtum, Überlieferungen und Mythen

Es heißt, die Saligen, Bergfeen und Gletscherfräulein, leben in den Lärchen. Manchmal zeigen sie sich als hellstrahlende Elfenwesen. Begegnet man ihnen mit Achtung und Respekt, erweisen sie sich als ausgesprochen gütig und hilfsbereit. Ihre besondere Hingabe gilt Liebenden, Müttern und Kindern (HÄNNI/BRUNNER 2010).

Manch verirrtem Wanderer waren die Saligen schon Retterinnen in der Not und brachten ihn auf den rechten Weg zurück. Hierauf lässt sich der alte Ratschlag zurückführen, ein Verirrter solle nachts sein Lager bei einer Lärche aufschlagen, und das obwohl Lärchen als blitzanziehend gelten.


Verwunschene Lärchenwiese am Senggboden bei Saas-Fee. Beobachten wir vielleicht gerade ein Gletscherfräulein beim Tanz?

Der Bergbevölkerung erschienen die Saligen als wunderschöne Frauen. Sie verhalfen zu gesunden Schwangerschaften und standen den Frauen als mystische Hebammen bei, wenn es bei der Geburt zu Komplikationen kam (STORL ET AL. 1998). Die Saligen scheinen die Menschen zu mögen. Sie sind wohl unbelehrbare Optimistinnen …

Im Alpenraum ist die Lärche ein beliebter Hausbaum. Ein solcher galt immer als Wohnsitz vom Hüter des Hauses, der das Haus beschützt und Segen bringt. Als Strahlensucher schafft die Lärche um sich herum ein messbares Energiefeld, in dem die elektrische Spannung gegenüber der Umgebung leicht erhöht ist. Deshalb schlägt an solchen Plätzen häufiger der Blitz ein. Als Hausbaum ist die Lärche damit ein guter Blitzableiter, derselbe Effekt ist auch bei Gewittern anderer Art zu erwarten …

Ein Glücklicher, der ein Haus mit Lärche sein Eigen nennen konnte! Es hieß, die Ahninnen würden sich in diesen Bäumen versammeln, um ihre Nachkommenschaft zu bewachen. Ohnehin steht die Lärche als Symbol für reichen Kindersegen. Im Zuge der Christianisierung wurden diese Ahninnenbäume häufig zu Marienheiligtümern umdeklariert.

Die Errichtung der Tiroler Wallfahrtskapelle Maria Larch geht auf ein altes Baumheiligtum mit Quelle zurück, auch das Kloster Maria Waldrast bei Matrei am Brenner nebst angeschlossener Heilquelle steht auf altem heiligem Boden. Dort soll im Jahre 1392 aus einem Lärchenstamm ein Marienbildnis erwachsen sein (GRIMM ET AL. 1914).

Ein anderes Baumheiligtum stand bis ins 19. Jahrhundert am noch heute so genannten Heiligbaumboden oberhalb von Nauders am Reschenpass. Es muss eine echte Großmutterlärche gewesen sein, von Wind und Wetter gezeichnet. Einst soll sich darunter ein steinerner Altar der alten Götter befunden haben.

Unweit des Baumheiligtums ist der Sage nach einst ein Schloss samt unermesslicher Schätze im Boden versunken. Drei verwünschte Fräulein, eine zur Hälfte weiß, die zweite halb rot und die dritte halb schwarz, sollen den Schatz bewachen. Nächtliche Wanderer könnten die drei Fräulein zu bestimmten Zeiten sehen. Eines der Bergfräulein erschien während eines Sonnwendfestes einem der anwesenden jungen Männer. Sie erklärte ihm, dass sie als Schlange erscheinen und dreimal an ihm hoch- und wieder hinunterklettern würde. Damit wäre sie erlöst, sein Lohn sei der verborgene Schatz. Leider hatte der junge Mann zu schwache Nerven (ALPENBURG 1861).

Beim Hausputz vor den Raunächten reinigt Lärchenöl im Putzwasser das Haus energetisch und baut ein Schutzschild für die dunkelsten Tage des Jahres auf. Nach dem Hausputz wurde oft zusätzlich mit Lärchenharz geräuchert. Dazu ist es wichtig, gut getrocknetes Harz zu verwenden (und die Batterie aus dem Feuermelder zu nehmen). Lärchenharz entfaltet einen leicht herben und balsamischen Waldgeruch mit zitroniger Note. Getrocknetes Holz und Lärchennadeln können ebenfalls geräuchert werden, sind aber etwas schwächer in der Wirkung als das Harz.

Dem Lärchenharz wurde auch eine geisterbannende Wirkung nachgesagt. Räume und Orte, an denen sich vermehrt unheilvolle Geschehnisse ereignet hatten, wurden damit gereinigt. Häuften sich in Häusern Unglücksfälle, war es für die weisen Frauen ein klares Zeichen, dort die Atmosphäre mit einer Lärchenharzräucherung zu klären. Auch hier geht es eigentlich darum, einen alten Zyklus sanft zu verabschieden, um einer neuen Zeit Raum geben zu können.

Als Möbelholz ist Lärche durch seine große Härte zwar geeignet, bedarf durch die große Reißneigung aber einer sehr sorgfältigen Trocknung. Traditionell wird die Lärche deshalb bei abnehmendem Mond gefällt. Auch die Verwendung von Lärche als Möbelholz hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erfahren. Vermutlich aufgrund des hohen Harzanteils im Holz sind Wandtäfelungen aus Lärchenholz Abschirmung gegen hochfrequente Strahlung wie Mobilfunk (PAULI/MOLDAN 2008).

Ein profaner, aber äußerst delikater Gebrauch der Lärche ist die Bereicherung von Mischsalaten mit feingeschnittenen jungen Lärchennadeln. Sie verleihen eine frisch säuerliche Geschmacksnote. In Notzeiten wurde die innere Rinde getrocknet und zu Mehl für Brot vermahlen. Die äußere Rinde war als Gerbstoff in Gebrauch, Leder erhält damit eine tiefschwarze Färbung.

Phytotherapie und Heilwirkung

Nadeln, Harz, Rinde – fast alle Teile der Lärche haben eine heilsame Wirkung. Der italienische Arzt Mattioli weist auf die unterschiedliche Wirkung der verschiedenen Baumteile wie folgt hin: »Die Bletter und Rinden desz Lerchenbaums ziehen zusammen, wie die Thannen. Sein Hartz weycht, wermet, zertheilt und sâubert« (MATTIOLI/CAMERARIUS 1590).

Wichtigstes Heilmittel aus der Lärche, nicht nur in der Volksmedizin, ist das Harz, auch Lärchenpech genannt. Die Handelsmetropole Venedig war weltweiter Hauptumschlagplatz für das zum Großteil aus den Südtiroler Bergen stammende Harz, das deshalb die Bezeichnung »Venezianisches Terpentin« erhielt.

Die Einnahme von Lärchenharz wirkt anregend auf Niere und Darmperistaltik (UNTERHOFER 2010), führt aber häufig zu unangenehmen Nebenwirkungen. Gut verträglich scheint der volksmedizinische Ratschlag, zur Anregung der Nierentätigkeit regelmäßig an Lärchenharz zu lecken.

Die äußerlichen Anwendungsmöglichkeiten des Lärchenharzes sind demgegenüber sehr beeindruckend. Da Lärchenharz schnell hart wird, ist es bei der Verarbeitung zu Salben wichtig, immer genügend streichfähige Komponenten dazuzumischen. Schweinefett oder Honig kann dafür verwendet werden. Honig unterstützt die antiseptische Wirkung des Harzes. Diese hat die Kommission E in ihrer Positivmonografie von Therebinthina Laricina bestätigt. Entsprechend der Zubereitungsart wird Lärchenharzsalbe bei offenen Wunden, als Zugsalbe, als Heilpflaster bei Hauterkrankungen, Brustwickel bei Bronchitis und drohender Lungenentzündung oder als Umschlag bei Verrenkungen, Verstauchungen und Hexenschuss eingesetzt. Für kosmetische Rezepturen, beispielsweise um das Ausfallen der Augenbrauen zu verhindern, wird Lärchenharz mit Rosenöl angerührt.

Lärchenharz-Wundsalben wird oftmals das antibakterielle und entzündungshemmende Propolis beigemischt. Diese Zubereitungsform eignet sich bei eiternden Geschwüren und nässenden Flechten. Mit der Rezeptur ihrer beliebten Heilsalbe scheint die Firma Weleda auf den Rat Mattiolis zurückzugreifen, der für Geschwüre und Entzündungen der Haut eine Zubereitung aus Lärche, Silberglett und weiteren Harzen empfiehlt.


Die Lärche lehrt den weiblichen Lebenszyklus. In ihrer Jugend ist sie ein anmutiges Mädchen, im Alter dann vom Leben gezeichnet. Sie hat aber nichts von ihrer Würde, ihrer Standkraft und ihrer Lebensfreude eingebüßt.

Imponierend schnell zeigt sich die herausragende Heilkraft des Lärchenharzes bei Entzündungen der Mundschleimhaut. Ein über mindestens eine Stunde aufgelegtes Harzstück, das direkt vom Baum geerntet werden kann, nimmt den Schmerz, desinfiziert die offene Stelle und fördert die Heilung. Auch zur Nabelpflege bei Neugeborenen (auch beim Milchvieh) wurde gern auf Lärchensalbe zurückgegriffen.

Für entzündete Wunden eignet sich ein Breiumschlag aus frischen Lärchennadeln, eine probate Anwendung in der Outdoor-Apotheke. Eitrige Entzündungen der Haut wie Abszesse und Karbunkel, Hautinfektionen, Hautreizungen nach dem Rasieren und Ekzeme werden traditionell mit Lärchenharzsalbe behandelt. Sogar Hautpilz kann die Lärche heilen (KELLER 2004). Bei Hautpilz von Kindern nach Antibiotikagaben hat sich die Bademilch Resina laricis von Wala bewährt.

Sonnendurchflutet wie ein Lärchenhain sollte auch das Atmungssystem sein, das ist ein Abbild seines idealen Zustands, und es macht die Lärche aus Sicht der Signaturenlehre zu einem Heilmittel bei chronischen Erkältungskrankheiten. Lärchenharz, in trockenem Zustand optisch unangenehmen Schnupfenverkrustungen nicht unähnlich, trägt die erwärmende Sonnenkraft in sich (PELIKAN 1988). Bei Inhalation wirkt Lärchenharz keimtötend und fördert die Sekretabsonderung der Bronchien. Zur Inhalation können auch einige Tropfen ätherischen Lärchenöls in heißem Wasser verwendet werden.

Eine Bronchitis, die auf Lärchenharz gut reagiert, wird zumeist von übel riechendem Auswurf begleitet.

Obwohl es sich empfiehlt, bei Atemwegserkrankungen, Husten und Nebenhöhlenentzündungen sehr zurückhaltend mit Räucherungen umzugehen, kann eine leichte Lärchenharzräucherung entkrampfen und fest sitzenden Schleim lösen.

Neben dem Lärchenharz werden volksmedizinisch besonders die Nadeln geschätzt, aus jungen Trieben wird ein Schnaps für Atemwegserkrankungen hergestellt (HÖNEGGER 2008). Eine besondere Spezialität ist der Lärchengeist, der in einem aufwendigen Verfahren aus dem Harz destilliert und ausgezogen wird: ein alpenländisches Hausmittel, um in Grippenzeiten die Abwehrkräfte zu steigern.

Bei Nervenschmerzen, rheumatischen Beschwerden und Hexenschuss haben viele Generationen von Sennerinnen auf ihre – selbstverständlich nach überliefertem Geheimrezept – selbst zubereiteten Lärchenharzsalben geschworen. Auf stumpfen Gelenksverletzungen wirken Lärchenharzpflaster schmerzlindernd und abschwellend. Manch ein Bergsteiger konnte mittels eilig weich gekautem Lärchenharz, mit einem Schnupftuch um den verstauchten Knöchel gebunden, doch noch aus eigener Kraft den Abstieg bewältigen.


Lärchenharzsalbe für Ekzeme, Neurodermitis und andere Hautreizungen

Lärchenharz50 g
Bienenwachs20 g
Rosenöl, Lunasol20 ml
Amethyst D15 (Ampullen), Wala10 ml
Sanicula europaea D110 ml
Argentum metallicum praep. D6 (Ampullen), Weleda8 ml

Die ersten drei Zutaten unter ständigem Rühren im Wasserbad schmelzen. Vom Herd nehmen und kaltrühren. Kurz bevor die Masse eine feste Konsistenz hat, alles Weitere unterziehen und in Salbentiegel abfüllen. Morgens und abends großzügig auf die betroffenen Stellen auftragen. Im Kühlschrank ist die Salbe mehrere Monate lang haltbar.

Rezept bei altersbedingter Verdauungsschwäche

Absinthum, Urtinktur20 ml
Resina laricis Dil. D320 ml
Tanacetum Dil. D410 ml

Vermischen und zweimal täglich 10 Tropfen einnehmen.

Rezept für große Schmerzen beim Zahnen

Resina laricis Dil. D30, Weleda20 ml
Succinum C3020 ml
Opium D6010 ml

Die Tropfenmischung in der Apotheke auf Globuli aufziehen lassen.

Bei akuten Zahnungsschmerzen 7 Globuli im Mund zergehen lassen, maximal stündlich wiederholen, bis zu fünfmal pro Tag.

Handelsprodukte (Auswahl)

 Arnica/Symphytum comp. Salbe, Weleda

 Echinacea/Viscum comp. Gelatum, Wala

 Heilsalbe, Weleda

 Plantago-Bronchialbalsam, Wala

 Juniperus/Berberis comp. Kapseln, Wala

 Rheumasalbe M, Weleda

 Resina laricis Bademilch, Wala

 Flores sambuci comp Dil. (Ampullen), Weleda

 Resina laricis comp., Weleda

 Absinthium/Resina laricis, Weleda

 Arvasan, Montasana

 Wund- und Brandgel, Wala

 Chelidonium comp. Augentropfen, Wala

 Citrus/Quarz comp. (Ampullen), Weleda

 Terebinthina laricina, Urtinktur = D1, Herbamed

Anwendungsbeschränkungen

Bei bestehender Nierenschädigung sollte Lärchenharz nicht innerlich angewendet werden. Hohe Dosen sind generell zu meiden, da diese zu gesteigerter Gallensekretion mit Leberschädigung, Nierenschmerzen, Bauchkrämpfen und zu Psychosen führen können. In der Schwangerschaft ist die Einnahme von Lärchenharz (Terebinthina laricina) kontraindiziert. Ätherische Öle können Haut- und Schleimhautreizungen hervorrufen und sollten nicht innerlich angewendet werden. Kinder sind von ätherischen Ölen fernzuhalten. Bei akuten Entzündungen der Atmungsorgane sollte auf das Inhalieren des ätherischen Öls verzichtet werden, da die Reizwirkung zu stark ist.


Lärche, Wermut und Rainfarn – ein Rezept bei altersbedingten Verdauungsschwäche (siehe »Rezepte«).

Das aus den Nadeln gewonnene ätherische Öl ist für eine direkte Anwendung auf der Haut zu aggressiv, in einer Duftlampe aber ein wunderschönes Mittel, um Heiterkeit und Zuversicht hervorzulocken (LUBINIC 2004). Es ist, als ob damit die wohlmeinende Großmutter herbeigerufen wird. Besonders wohltuend ist dieser Duft zur Unterstützung von klugen Entscheidungen in unklaren Situationen. Die von den Nadeln im Hochsommer ausgeschiedene weißliche Flüssigkeit, das Lärchenmanna, wurde als sanftes Abführmittel eingesetzt (LÉMERY 1721).

Ein altes Mittel gegen den im Alpenraum aufgrund des natürlichen Jodmangelgebietes häufig vorkommenden Kropf war es, in einer Neumondnacht ringsherum die Rinde einer jungen Lärche direkt abzubeißen (HOFFMANN-KRAYER/BAECHTOLD-STAEUBLI 1974). Wenn der Baum abstirbt, wird der Kropf verschwunden sein. Auch das archaische Heilritual des Verbohrens wurde mit der Lärche durchgeführt. Wurde ein ausgefallener Zahn auf der Schattenseite einer Lärche in ein Loch gesteckt und dieses verschlossen, sollte man nie wieder Zahnweh bekommen (HOFFMANN-KRAYER/BAECHTOLD-STAEUBLI 1974).

Vielleicht hat die Lärche durch ihre ungewöhnlich starke Lichtbeziehung (SCHRAMM 2009) der anthroposophischen Medizin den Impuls gegeben, in ihr ein Heilmittel für degenerative Augenerkrankungen mit Verhärtungstendenzen zu entdecken.

Das Besondere an der Therapie mit der Lärche ist die Verbindung der stofflich-therapeutischen Wirkung mit der aufhellenden seelischen Komponente der Lärche als weises, großmütterliches Wesen. Die Südtirolerin Elisabeth UNTERHOFER (2010) berichtet von einem kriegsversehrten Patienten, der durch regelmäßige Anwendung mit Lärchenharzsalbe eine deutliche Verbesserung seiner körperlichen Befindlichkeit erfuhr und dessen psychischer Zustand sich unter der Behandlung ebenfalls wesentlich verbesserte. Als Therapeutikum heilt die Lärche nicht nur rein stofflich den Körper, der wohlmeinende Baumgeist schenkt auch einen Raum der Geborgenheit. Darin kann der angegriffene menschliche Körper die Energie aufbringen, seine Selbstheilungskräfte zu mobilisieren.

Die Homöopathie verwendet destilliertes Lärchenharz in potenzierter Form vor allem bei Erkrankungen, die mit Schleimhautblutungen einhergehen. Zahnfleischbluten, schwere chronische Bronchitis mit blutigen Schleimhäuten, Uterus- oder Darmblutungen zählen dazu. Einen besonderen Bezug hat Terebinthina, so die Bezeichnung der homöopathischen Zubereitung, zu den Nieren. Es ist ein Heilmittel bei Wassersucht und Nephritis mit Albuminurie (VONARBURG 2005b).

In der Bach-Blütentherapie stellt Larch, die Essenz aus der Lärchenblüte, eines der zentralen Mittel dar. Gemäß der Signaturenlehre ist die Lärche ein Musterbeispiel, wie ein Baum durch sein starkes, lichthelles Wesen Selbstvertrauen schenkt. Sie fördert in feinstofflicher Zubereitung die Entwicklung von Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und tröstet bei Schwermut. Als besonders wirkungsvoll gilt die tägliche Anwendung als Einreibung auf dem Herzchakra. Als lebenskräftiger Baum des Jahreszeitenwechsels ist die Lärche ein Begleiter bei Übergängen, besonders für Frauen (FORSTER 2010). Als Heilmittel bei klimakterischen Blutungen kann sie die Frauenseele unterstützen, ihr neues Lebensalter anzunehmen. Die Lärche macht es vor: Was bedeutet schon ein junglärchen-knackiges Aussehen, wenn man den Lebenssommer vor sich hat? So schmerzhaft der Lernprozess, die neue Situation anzunehmen, auch sein mag. Wir wissen nicht, inwiefern es die Lärche schmerzt, mit dem Verlust ihrer Nadeln einen Lebenszyklus zu verabschieden. Doch sie tut es jedes Jahr wieder.


Wie ein duftender Wasserfall ergießt sich der Alpenbuchs über die alte Wurzel.

Alpenbuchs – Winterduftblütenblume

Polygala chamaebuxus (Chamaebuxus alpestris), Polygalaceae

Buchsblättrige Kreuzblume, Buchsblättriges Kreuzblümchen, Buchs-Kreuzblume, Immergrüne Kreuzblume, Wintergrün, Alpen-Zwergbuchs, Wilder Buchs, Waldmyrte, Wilde Myrte, Frauenschühle, Mausköpflen, Marienvögele, Bitterling, Mirto salvaje, Scarpete de la Madonna (italienisch), Zapatitos de doncella (spanisch), Shrubby milkwort, Alpine milkwort (englisch)

Vorkommen und Standort

Der Alpenbuchs ist ein immergrüner, verholzender Kleinstrauch mit Hauptverbreitungsgebiet im montan-subalpinen Laub- und lichten Nadelwaldgebiet der europäischen Hochgebirge. Er schätzt Kalk- und insbesondere Dolomitgestein, auf dem er über die Waldgrenze hinaus bis in Höhen von 2500 Metern steigen kann. Dort wird er selten höher als 5 Zentimeter, während er in tiefen Lagen bis zu 30 Zentimeter erreicht.

Da die Samen des Alpenbuchs bis zu drei Wochen im Wasser überdauern können, konnte sich der Alpenbuchs als Schwemmling weit in die Voralpenlandschaft hinein ausbreiten. Alpenferne Standorte in Bayern sind die Pupplinger Au an der Isar oder der Augsburger Stadtwald am Lech.

Pflanzenbetrachtung

Trotz des starken, kleinknorrigen Astwerks zeigt sich im Pflanzenwuchs ein anmutiger Schwung. Der Alpenbuchs schmiegt sich eng an den Untergrund, er kuschelt richtiggehend mit der Erde. Stellen sich seinem Wuchs Wurzeln oder Steine in den Weg, stockt er nicht davor, sondern fließt darüber hinweg. Der Alpenbuchs macht vor, wie man Erdung aufnimmt, ohne sich in die Erdenschwere hineinziehen zu lassen.

Nach dem Bergsommer hat er die neuen Blütenknospen bereits vollständig angelegt. Bei milder Witterung oder vorübergehendem Ausapern an günstigen Standorten kann noch im Spätherbst oder sogar im Hochwinter der Flor der Vorblüte einsetzen. Aus dem Jahr 1904 ist für den Heiligen Abend eine vollblühende Pflanze aus der Gegend von Davos belegt (EBERLE 1954). Die eigentliche Zeit der Vollblüte liegt zwischen April und Juni und sogar noch ein zweites Mal von September bis November.

Winterblüher sind ganz besondere Pflanzen. Genau zu der Zeit, wenn die Welt rundum erstarrt, zeigen sie ihre Blüten – und was für welche! Aus der Christrose (Helleborus niger) leuchtet die Wintersonne, und das Alpenveilchen (Cyclamen europaea) zeichnet scharlachrote Blutstropfen in den Schnee. Der Alpenbuchs überrascht mit einem unglaublichen Pfirsichduft, mitten in der erstarrten Winterwelt.

Die Vegetationsgeister, so heißt es, ziehen sich im Winter in die immergrünen Pflanzen zurück. Wer einmal an einem kalten, aber sonnigen Wintertag den Duft des Alpenbuchs erleben durfte, versteht, wie dieser Satz gemeint ist. Er begreift die unglaubliche Vitalität, die in den Immergrünen steckt.

Die duftenden, schiffchenförmigen Blüten des Alpenbuchs haben seine Betrachter schon immer zu einer Vielzahl aussagekräftiger Namen angeregt. »Frauenschühle«, »Marienvögele«, »Scarpete de la Madonna« (italienisch, »Madonnenschuhe«) und »Zapatitos de Doncella« (spanisch, »Schuhe der Jungfrau«) beziehen sich auf die Blütenform und lassen erkennen, dass der Alpenbuchs eine Marienpflanze ist. Diese sind häufig laktationsfördernd und unterstützen die Milchbildung und das Stillen. Damit passt der Alpenbuchs gut in die Familie der Polygalaceae, was lapidar mit »Vielmilchgewächse« übersetzt werden kann. Bei den Almbauern ist er deshalb beliebt, er verbessert den Milchertrag des Almviehs. In die englische Sprache hat die milchfördernde Wirkung des Alpenbuchs mit der Benennung »Shrubby« oder »Alpine milkwort« Eingang gefunden.

Die Zugehörigkeit des Alpenbuchs zur Familie der Kreuzblumen erscheint bei näherer Betrachtung seltsam. Das mit den Kreuzblumen ist ohnehin so eine Sache. Von einer Kreuzblume erwartet man eigentlich einen klaren Blütenbau mit vier ordentlichen Blütenblättern. Haben sie nicht. Na gut, dann zumindest schön aufgereihte kreuzgegenständige Laubblätter. Auch nicht. Seltsam! Sehr komplizierter Blütenbau statt strukturierter Kreuzform, Blätter sonstwie verschiedentlich angeordnet … Wie kommen diese Pflanzen zu ihrem Namen?

Der Grund ist ihre Blütezeit. Die Gewöhnliche Kreuzblume (Polygala vulgaris) setzt mit ihrer Blüte in der Kreuzwoche ein, in den Tagen vor und nach Christi Himmelfahrt. Diese Woche wird im Jahreslauf variabel zwischen Mai und Juni begangen, der Blühbeginn der Gemeinen Kreuzblume fällt aber trotzdem stets in diesen Zeitraum (EBERLE 1954). Der Alpenbuchs allerdings weicht davon ab, und er ist als verholzender Zwergstrauch dazu noch einmal mehr eine Ausnahme in dieser krautigen Spezies.

Brauchtum, Überlieferungen und Mythen

Als immergrüne Pflanze wohnt dem Alpenbuchs wie dem Gewöhnlichen Buchs die vielschichtige Symbolik von Dauerhaftigkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit inne. Im Gegensatz zu den meisten anderen Immergrünen aber erfreut der Alpenbuchs seine Betrachter mit wunderschönen, duftenden Blüten. Damit wird er vor allem zum Symbol der ewigen Liebe.

Als Liebes- und Ewigkeitssymbol wurde der Alpenbuchs im Alpenraum als heimischer Ersatz für die mediterrane Myrte (Myrtus communis) als Brautschmuck verwendet. Der Gebrauch der Myrte geht dabei auf antike Vorstellungen zurück, wonach Ehe und Myrtenbaum selbst unter dem Schutz der Liebesgöttin Venus standen. Anders als die Echte Myrte entspricht die zum Kranz geflochtene Waldmyrte in ihrer Symbolik nicht unbedingt dem voreheliche Keuschheit anzeigenden Jungfernkranz. »Sind die Blumen auch dahin /Die ich brach im jungen Leben … Doch die wilde Myrte sprießt /Immergrün an Weg und Stegen«, dichtet Paul HEYSE (1903). Die Waldmyrte weist auf die Beständigkeit des ehelichen Bundes hin, der ein Leben lang halten soll und dem sie in kalten Zeiten Harmonie und Freundlichkeit verleihen kann.

In der Herbalmagie wird dem immergrünen Alpenbuchs eine dämonenbannende Wirkung und Schutz vor dem bösen Blick nachgesagt. Das kann eine glückliche Braut immer brauchen!

Phytotherapie und Heilwirkung

In der Volksheilkunde wurde der Alpenbuchs als schleimlösendes und kräftigendes Mittel bei Erkrankungen der Atmungsorgane eingesetzt (EBERLE 1954), seine Verwendung ist allerdings in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht vielleicht.

Aus dem Alpenbuchs konnte eine beachtenswerte Mischung von sekundären Pflanzenstoffen wie Rutin (Antioxydans, immunstimulierend und durchblutungsfördernd), Syringen (Adaptogen, Antipyreticum, Kräftigungsmittel, bei Abwehrschwäche), Coniferin (Insektizid und Pestizid) und Ferulasäure isoliert werden (HAMBURGER/HOSTETTMANN 1985). Letztere hat in den vergangenen Jahren wegen ihrer antioxidativen, antikarzinogenen und antiinflammatorischen Wirkung für Aufsehen gesorgt (OSTERHUES 2007).



Auch wenn sich die immergrünen Blätter von Alpenbuchs (oben) und Gewöhnlichem Buchs (Buxus sempervivens, unten) sehr ähneln, sind beide nicht verwandt.


Auf dem Hohen Kranzberg im Wettersteingebirge gehört der Alpenbuchs zu den ersten wie zu den letzten Blütenpflanzen des Jahres.


Antimon als Mittel gegen kalte Erstarrung nach Paracelsus

Nach Paracelsus kann der krankhafte Zustand kalter Erstarrung durch das Heilmittel Antimon in sanftes Wohlbefinden transformiert werden. Zur Beschreibung der beiden entgegengesetzten Zustände verwendet er die Metaphern der Planetenkräfte von Saturn (Erkaltung) und Venus (Wohlbefinden). Antimon (Spießglanz, Stibium metallicum) baut dazwischen eine heilende Brücke. Der Paracelsuskenner und Heilpraktiker Olaf RIPPE (2011) weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Antimon zu den wichtigsten Heilmitteln des Menschen gehört.

Der Alpenbuchs blüht sinnlich duftend inmitten einer erstarrten Kälte und trägt immunstimulierende und entzündungswidrige Wirkstoffe in sich. Ist er vielleicht ein Heilmittel, dessen wahrer Wert noch nicht erkannt wurde? Wir erwarten gespannt weitere Forschungsergebnisse zur Wirkungsweise unseres kleinen Alpenstrauchs!

Als extrafrüher Frühlingsblüher wurde der Alpenbuchs aufgrund seiner blutreinigenden Wirkung zumindest schon zur Unterstützung einer stoffwechselanregenden Frühjahrskur verwendet (GÄMSE/OZEDA, 1963).

Handelsprodukte (Auswahl)

 Polygala chamaebuxus, Herba

Bergveilchen – Unscheinbarer Allrounder

Viola biflora, Violaceae

Gelbes Veilchen, Gelbveigerl, Zweiblütiges Veilchen, Schnuräli (Walserdeutsch), Schwiegerli, Gelbe Bergviole, Pensée à deux fleurs (französisch), Viola montana gialla (italienisch), Twoflower violet (englisch)

Vorkommen und Standort

Das Bergveilchen gehört zu den häufigsten Alpenpflanzen, es wächst von der montanen Stufe der Bergwälder bis hinauf zur alpinen Stufe in 3000 Meter Höhe. Oft wird es als Charakterart der Hochstaudenfluren aufgeführt, obwohl es mit einer maximalen Größe von 20 Zentimetern wirklich nicht zu den hohen Stauden zählt. Es schätzt aber deren Gesellschaft, ihren lichten Schatten und die schützende Abdeckung bei sommerlichen Wintereinbrüchen mit Schnee – ideale Standortbedingungen. Steht das Bergveilchen in der prallen Sonne, verwelkt es auch auf feuchtem Boden, da seine Wurzeln nur eine geringe Saugkraft haben.

Pflanzenbetrachtung

Wirklich zweiblütig, wie es sein lateinischer Name verspricht, ist das Bergveilchen nur an einem optimalen Standort. Bei zu wenig Sonnenlicht erscheint nur eine Blüte. Die zweite ist in der Anlage vorhanden und öffnet sich nicht. Das muss sie aber auch nicht, die Pflanze kann diese Blüten kleistogam, bei geschlossener Knospe, selbst befruchten.

Wie viele Alpenpflanzen ist das Bergveilchen immergrün, ein Hinweis auf die Lebenskraft, die es als Heilpflanze spenden kann.

Brauchtum, Überlieferungen und Mythen

In mehreren abgelegenen Bergtälern der Ostalpen wird das Bergveilchen noch in der Küche verwendet. Die Blätter werden als Salat oder Gemüse gegessen oder als Eindickungsmittel für Saucen verwendet. Aus den Blüten bereitet man Kräuteressig zu. Weit verbreitet ist das Ausräuchern der Kleiderkammern mit getrocknetem Kraut gegen Ungezieferbefall.


Typischer Standort des Bergveilchens: feuchtschattige Ecken.


Illustration aus dem »Atlas der Alpenflora« (HARTINGER/DALLA TORRE 1884).

Phytotherapie und Heilwirkung

Tabernaemontanus beschreibt in seinem »Neuw Kreuterbuch« von 1588 einige Heilwirkungen des Bergveilchens. Er empfiehlt es bei heftigem, trockenem Husten, um Schleimhäute und Lunge feucht zu halten. Eine Indikation, die bereits der Wuchsort der Pflanze vorgibt. Man stelle sich vor, nur einen Tag lang mit nassen Füßen im Schatten zu stehen!

Das Bergveilchen zählt zu den klassischen Verlusten der Phytotherapie, selbst in der Volksheilkunde ist es nicht mehr präsent. Trotz der leuchtend gelben Blüten integriert sich die Pflanze vollkommen unauffällig im Unterwuchs des Bergwaldes. Wurde diese Heilpflanze »vergessen«, weil sie so leicht übersehen wird? Es sind immer ganz ruhige Ecken, in denen das Bergveilchen wächst. Oft ist es an schattigen Wegesrändern zu finden, Forststraßen mit lautem Kraftfahrzeugverkehr meidet es. Im homöopathischen Arzneimittelbild des nahe verwandten Wohlriechenden Veilchens (Viola odorata) ist auch eine Verschlimmerung der Symptome durch Geräusche und Lärm zu verzeichnen (Metzger 2007).

Doch sicherlich hätten sich die großen Gelehrten an den aktuellen Forschungen der Universität Uppsala erfreut. Dort wurde das Bergveilchen als eine der reichsten Quellen von Cyclotiden, Eiweißverbindungen, die von Pflanzen als Schutzsubstanz gegen äußere Einflüsse gebildet werden, ermittelt (HERRMANN 2007). Im Laborversuch entfalten diese Eiweißverbindungen ein schier unglaubliches Wirkspektrum. Sie wirken nicht nur insektizid, antibakteriell und antiviral, sondern auch als Neurotensin-Antagonisten. Im Gehirn entfalten sie eine anti-psychotische Wirkung und können die Pathogenese von Schizophrenie hemmen. Und das alles bei einer hohen Beständigkeit gegenüber Verdauungsenzymen und erhöhten Temperaturen, sodass die Wirkstoffe oral zugeführt werden können.

Als Schattenpflanze kann das Bergveilchen im feinstofflichen Bereich besonders das Unterbewusstsein, von C. G. Jung als Schattenseite des Lebens bezeichnet, beeinflussen (UNTERRAINER 2010). Die Blütenessenz unterstützt, angstfrei seine Position innerhalb von zwei Extremen einnehmen zu können.


Hustensirup nach Tabernaemontanus bei trockenem Husten

2 Teile Bergveilchen, blühendes Kraut

2 Teile Malvenblüten, frisch geerntet

1 Teil Ysop, blühendes Kraut

1 Teil Rosinen

Frischpflanzen mit der gleichen Menge Zucker und der doppelten Menge Wasser aufkochen, 15 Minuten sieden lassen und noch heiß in kleine Braunglasfläschchen (150 ml) abfüllen. Gekühlt ist der Sirup mehrere Monate haltbar, angebrochene Fläschchen innerhalb weniger Tage aufbrauchen.

Mehrmals täglich 1 Esslöffel Sirup einnehmen.

Handelsprodukte (Auswahl)

 Viola biflora, Herba

 Yellow Violet, Alascan Flower Essences

Lexikon der Alpenheilpflanzen

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